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Veröffentlicht am 31.12.2020

Die Spannung vom Anfang konnte nicht gehalten werden

Miss Bensons Reise
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"Als Margery zehn war, verliebte sich sich in einen Käfer." Mit diesem Satz beginnt das Buch und ich war ganz fasziniert, denn dieser Satz versprach soviel. Die Leseprobe gefiel mir auch, so dass ich das ...

"Als Margery zehn war, verliebte sich sich in einen Käfer." Mit diesem Satz beginnt das Buch und ich war ganz fasziniert, denn dieser Satz versprach soviel. Die Leseprobe gefiel mir auch, so dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.

Die erste Hälfte des Buchs konnte meiner Erwartungshaltung auch gerecht werden und ich habe mit Spannung verfolgt, wie die Charaktere und die Geschichte aufgebaut wurden. Die beiden Hauptpersonen ergänzen sich durch ihre Gegensätzlichkeit und auch der geheimnisvolle Mr. Mundic sorgt schon durch sein Verhalten für erste Spannung. Die beiden unterschiedlichen Frauen lernen sich auf der gemeinsamen Reise besser kennen und legen den ersten Grundstein für ihre ungewöhnliche Freundschaft.

Doch irgendwie gelingt es Rachel Joyce dann im zweiten Teil nicht, die Figuren weiter auszuarbeiten, so dass sie auf mich sehr stereotyp wirken. Auf der einen Seite wirkt Margery auf mich wie jemand, der aus der Zeit gefallen ist, eine typische „alte Jungfer“ und völlig lebensfremd. Auch bei Enid Pretty wird ein Klischee bedient, dass der leicht naiven Blondine, obwohl sie eine wirklich handfeste Person ist, die mitten im Leben steht. Die Geschichte fließt so vor sich hin und es geht auf Käfersuche, kann mich aber nicht in den Bann ziehen, obwohl viel Potential dafür da ist. Am Ende wirkt es auf mich so, als ob noch einmal alles hineingepackt wurde, was ging und es ist mir zu überladen.

Nachdem ich den ersten Satz gelesen hatte, hatte ich mir viel mehr von dieser Geschichte versprochen, aber zum Ende hin konnte „Miss Bensons Reise“ dieser Erwartung nicht gerecht werden. Nichtsdestotrotz ist es ist ein deutliches Plädoyer für die Kraft der Freundschaft und dafür, an seinen Lebensträumen festzuhalten, um sich nicht selbst zu verlieren. Es ist ein Buch, das gut zwischendurch gelesen werden kann, wenn der Kopf mal wieder ein etwas leichteres Buch gebrauchen kann, aber es ist für mich kein Buch, in das ich eintauchen konnte.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Spannender Sci-Fi Thriller in der Gamer Szene

88 Namen
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Das Buch spielt in einer nahen Zukunft und handelt von John Chu, der seinen Lebensunterhalt als Sherpa verdient, d.h. er führt Kunden mit wenig Zeit und dem nötigen Kleingeld durch Online-Rollenspiele, ...

Das Buch spielt in einer nahen Zukunft und handelt von John Chu, der seinen Lebensunterhalt als Sherpa verdient, d.h. er führt Kunden mit wenig Zeit und dem nötigen Kleingeld durch Online-Rollenspiele, so dass diese nicht den ganz harten Weg von Level 1 bis zu den höheren und interessanten Level gehen müssen, da für diese Kunden Zeit Geld ist. John macht dies nicht allein, er hat eine erfahrene Crew, die ihn bei seinen Einsätzen unterstützt. Und leider hat er bei der Auswahl seines letzten Crewmitglieds ein nicht so glückliches Händchen gehabt und es gibt private Verstrickungen, verletzte Eitelkeiten und Streit und er hat ein Crewmitglied weniger, seine Exfreundin Darla, die so richtig sauer auf ihn ist und Rache geschworen hat.

Und plötzlich gibt es einen fetten Job eines mysteriösen Auftraggebers und John sieht seine Geldsorgen verschwinden, vermutet allerdings auch, dass sein Kunde Kim Jong-un persönlich ist. Im weiteren Verlauf der Geschichte versucht er herauszufinden, ob dies den Tatsachen entspricht oder ob es doch ein ganz anderer Auftraggeber ist. Die Geschichte wird für John immer gefährlicher und er weiß nicht, ob er heil aus der Nummer herauskommt.

Matt Ruff nimmt die Leser:innen mit in eine nahe Zukunft und zeigt, wie verwoben die Welt der Online-Spiele und die vernetzte Welt miteinander sind. Die Rollenspiele sind noch realistischer geworden und man kann sich im virtuellen Raum auf jegliche Art austoben. Namen sind Schall und Rauch und Identitäten können weiterhin gefälscht werden. Dadurch, dass es am Ende des Buches ein Glossar mit Fachbegriffen gibt und am Anfang eines jeden Kapitels ein bestimmter Begriff erklärt wird, ist es auch für Nicht-Gamer möglich, die Nerdinhalte zu verstehen.

Ruff hat eine spannende Geschichte angelegt, das Ganze mit Politik und einer unberechenbaren und sehr jähzornigen Exfreundin gewürzt. Zwischendurch wird auch immer wieder erklärt, wie die einzelnen Spiele funktionieren und wie sie sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt haben. Es ist ein gute erzählter Science Fiction Roman, der über viele Seiten fesselt und ein interessantes Ende hat.

Dieses Ende überrascht auf der einen Seite, auf der anderen Seite bin ich nicht ganz zufrieden damit, denn es war irgendwann doch zu erwarten und ich hatte irgendwie noch „den“ Knaller erwartet. Deshalb finde ich das Buch gut, aber es fehlt noch diese eine Kleinigkeit für ein „sehr gut“. Gute Unterhaltung ist es in jedem Fall und ich denke, dass ich mir die anderen Werke Matt Ruffs auch mal anschauen werde.

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Veröffentlicht am 25.12.2020

Leichte Lektüre für die Vorweihnachtszeit

Der Weihnachtshund
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Max möchte dem Weihnachtstrubel entfliehen und bucht eine Reise auf die Malediven. Soweit, so gut. Er hat allerdings noch ein kleines Problem in Form von Kurt, ein Deutsch-Drahthaar-Mix. Also sucht er ...

Max möchte dem Weihnachtstrubel entfliehen und bucht eine Reise auf die Malediven. Soweit, so gut. Er hat allerdings noch ein kleines Problem in Form von Kurt, ein Deutsch-Drahthaar-Mix. Also sucht er einen Hundesitter. Der Hundesitter ist weiblich, heißt Katrin und möchte an Heiligabend, der zufälligerweise ihr Geburtstag ist, den Fragen ihrer Eltern nach zukünftigem Ehemann und zukünftigen Enkelkindern entfliehen und ein Hund käme ihr da gerade recht. Katrins Vater hasst Hunde.

Im wahren Leben wäre die Geschichte hier zu Ende. Da es ein typisches Vorweihnachtsbuch ist, geht die Geschichte hier erst richtig los. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Max und Katrin sich irgendwie ganz nett finden. Max hatte allerdings bislang recht wenig Glück in Beziehungen, da er ein kleines Problem hat, das immer wieder zu größeren Schwierigkeiten geführt hat. Es gibt also noch ein paar Missverständnisse und auch der Hund Kurt, hat ein Geheimnis, das erst sehr spät gelüftet wird.

Alles in allem ist "Der Weihnachtshund" ein unterhaltsames Weihnachtsbuch mit nicht allzu viel Tiefgang, was aber für mich in der Weihnachtszeit genau das Richtige ist. Der Kopf ist voll mit Jahresendgeschäft, Weihnachtsvorbereitungen und Gedanken darüber, dass das Jahr schon wieder an einem vorbeigezogen ist und da kommt mir eine leichtere Lektüre gerade recht, zumal sie recht witzig geschrieben ist. Gerade Kurt, der Deutsch-Drahthaar-Mix, gefällt mir in diesem Kontext besonders gut. Wer auf der Suche nach einer schnellen, unterhaltsamen Lektüre ist und keine allzu überraschenden Wendungen erwartet, wird hier fündig.

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Ein Roadtrip der besonderen Art

Rückwärtswalzer
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Nach dem Tod von Onkel Willi steht die verbliebene Familie Prischinger vor einem kleinen Problem. Der letzte Wunsch des Verstorbenen ist, die letzte Ruhestätte in seinem Heimatland Montenegro zu finden. ...

Nach dem Tod von Onkel Willi steht die verbliebene Familie Prischinger vor einem kleinen Problem. Der letzte Wunsch des Verstorbenen ist, die letzte Ruhestätte in seinem Heimatland Montenegro zu finden. Dafür hatte er auch einen Beerdigungsgroschen angespart. Leider wurde das Geld kurzfristig anders angelegt, so dass seine Lebensgefährtin Hedi und ihre immer präsenten Schwestern einen anderen Weg wählen, seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Onkel Willi wird per Auto von Wien nach Montenegro transportiert und da die drei Damen zwar einen Führerschein besitzen, aber nicht selbst fahren, wird als Fahrer der Neffe Lorenz auserwählt. Lorenz lebt gerade sowieso bei seinen Tanten, da er seine Wohnung aus finanzieller Not untervermieten musste. Und so beginnt ein Roadtrip der etwas ungewöhnlicheren Art.


Dies ist die vordergründige Handlung des Romans. Im Hintergrund spielt sich noch eine ganz andere Geschichte ab, die Vea Kaiser in verschiedenen Rückblicken zusammenführt und so am Ende klar wird, warum sich alles so entwickelte, wie es es ist. Dieser Buch erzählt eine mit feinem Wortwitz gesponnene Geschichte einer nicht alltäglichen Leichenüberführung und eine komplizierte Familiengeschichte mit einem traurigen Geheimnis. Das für mich Besondere ist die wunderschöne Art Vea Kaisers, mit Worten zu spielen und die Geschichte zu erzählen. Für mich war es ein Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Wie Hoffnung entsteht

Weihnachtshaus
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Zwei Freundinnen, die beide ein ordentliches Päckchen vom Leben aufgebürdet bekommen haben,haben zusammen ein Café in Frankfurt und haben sich gemeinsam ein mehr als reparaturbedürftiges Haus im Odenwald ...

Zwei Freundinnen, die beide ein ordentliches Päckchen vom Leben aufgebürdet bekommen haben,haben zusammen ein Café in Frankfurt und haben sich gemeinsam ein mehr als reparaturbedürftiges Haus im Odenwald gekauft. Die eine ist viel zu früh Witwe geworden und hadert gerade in der Weihnachtszeit damit, die andere ist früh Mutter geworden und hat dies mit Bravour gemeistert, obwohl auch sonst in ihrem Leben nicht immer alles rosig lief. Beide geben einander Halt durch ihre ungewöhnlich intensive Freundschaft.

Und Freundschaft ist auch das, was dieses Buch so sehr besonders macht. Es ist nicht die Geschichte, sondern der Wert der Freundschaft, die Hoffnung, die diese Freundschaft gibt. Das Ganze eingehüllt in die Sprache von Zsusza Bánk, der es immer wieder gelinkt, aus einem Buch ein Fest für Sprachverliebte zu machen und Stimmungen dadurch besonders intensiv auszudrücken. Es ist ein leises Buch, das berührt und zum Andenken anregt. Gerade in die Weihnachtszeit wird sehr viel gelegt und es ist für viele Menschen eine schwierige Zeit. Diesem Buch gelingt es, Hoffnung zu verbreiten und den Wert der Freundschaft noch einmal ganz besonders zu schätzen.

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