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Veröffentlicht am 16.07.2020

Schrei nach Frieden und Freiheit

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Eine Liebe zwischen den Fronten ein historischer Roman von Maria W. Peter (Lübbe Verlag)

"...Welch grausame Ironie des Schicksals!... So nah bei Madeleine und zugleich unendlich weit von ihr entfernt. ...

Eine Liebe zwischen den Fronten ein historischer Roman von Maria W. Peter (Lübbe Verlag)

"...Welch grausame Ironie des Schicksals!... So nah bei Madeleine und zugleich unendlich weit von ihr entfernt. Getrennt von einem über Jahrzehnte angestauten Hass zwischen ihren Ländern, der sich jetzt in aller nur erdenkbaren Grausamkeit entlud." Paul S.151

Juli 1870:
Eine ungünstige Zeit haben sich Paul, ein preußischer Arzt und die Französin Madeleine für ihre Verlobungsfeierlichkeiten ausgesucht. Napoleon III hat Preußen den Krieg erklärt. Bismarck hat es erwirkt und Paul wird als Stabsarzt des preußischen Heeres im Kampf gegen Frankreich einberufen. Die Wege der Liebenden trennen sich und Madeleine kehrt zurück in ihre Heimat, Metz. ...

Vor diesem Hintergrund zeichnet die Autorin ein Abbild des Deutsch-Französischen Krieges. Anhand von Einzelschicksalen und detaillierten Einblicken in die zeitgemäßen Geschehnisse von 1870 bis 1872 bekommt diese Geschichte eine wahrhaftige Tiefe mit äußerst aufwühlenden Passagen. Das ein oder andere Mal stimmen die Geschehnisse traurig. Doch dank des einfühlsamen Schreibstils der Autorin fügen sich warme Momente, ermutigende Begegnungen, hoffnungsvolle und lehrreiche Erkenntnissen in die komplexe Handlung ein. Der Drang nach Freiheit, der Wille zu Überleben und die Macht der Liebe sind in diesem atmosphärisch dichten Roman zu spüren. Neben historischen Persönlichkeiten agieren ganz unterschiedliche, fiktive, charakterstarke Figuren. Gerade Paul hat mich mit seiner besonnen Art begeistern können. Und auch Clement, Madeleines Bruder, eine ganz toll geschriebene Figur im Buch! Die unterschiedlichen Handlungsorte wie Coblenz, Saarbrücken, Metz oder Paris bestechen durch authentische Beschreibungen und lebhafte Bilder. Die Lokalitäten, Hintergründe und historischen Details sind sehr gut herausgearbeitet und bieten neben dem uneingeschränkten Lesegenuss einen großen Informationsgewinn.
Dank der den Kapiteln vorangestellten Orts-und Zeitangaben findet man sich sehr gut in der Geschichte zurecht. Im Nachwort beleuchtet der Autorin historische und persönliche Hintergründe. Eine Karte von 1870, ein Glossar, französische Übersetzungen und ein Personenverzeichnis runden den Roman ab.

Fazit: Die Autorin verpackt die Geschichte zweier Nationen in einen bewegendes Historiendrama. Dieser ergreifende Roman ist ein Zeitabriss deutsch-französischer Rivalitäten, eine Liebesgeschichte und zugleich ein Lehrbuch der Geschichte unter dem wachsamen Blick der eigenen Familiengeschichte der Autorin Maria W. Peters. Die umkämpfte Grenzregion Elsass und Lothringens wurden im Laufe der Zeit immer wieder zwischen den Mächten hin-und hergerissen. Die Verpackung für diese Auseinandersetzungen, Spannungen und zukünftige Hoffnungen ist der Autorin richtig gut gelungen. Hochinteressant und unterhaltsam auf hohem schriftstellerischen Niveau konnte sie mich wieder einmal restlos begeistern!

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  • Geschichte
  • Thema
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 25.08.2020

Keineswegs lustig!

Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau
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Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau ein Roman von Marie-Renee Lavoie

"Draußen warf ich alle Kissen auf den frisch gemähten Rasen. Dann ging ich in den Keller und holte einen Vorschlaghammer. ...

Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau ein Roman von Marie-Renee Lavoie

"Draußen warf ich alle Kissen auf den frisch gemähten Rasen. Dann ging ich in den Keller und holte einen Vorschlaghammer. Mit der letzten mir verbliebenen Energie zertrümmerte ich das Sofa und schlug dabei versehentlich ein großes Loch in die Wand. Es fühlte sich gut an. ...S.14
Dieses Loch in der Wand sollte noch eine bedeutende Rolle spielen!

Diane, 48 Jahre alt, Mutter, Betrogene steht kurz vor ihrer Silbernen Hochzeit und macht sich auf die Suche nach den Fehlern, die sie in ihrer langjährigen Ehe begangen hat. Auf ihrem Weg, welcher von Wutausbrüchen, Weinkrämpfen, Zusammenbrüchen, Selbstzweifeln und kämpferischen, zumeist ehrlichen Aktionen gezeichnet ist, begleitet sie ihre Freundin Claudine. Die Moral und die Wirkung der Geschichte und welche Schlussfolgerungen Diane bei der ganzen Sache zieht, sind Interpretationssache und bleiben jeden Leser selbst überlassen, diese zu beurteilen.
Dieses Buch ruft eine gewisse Ambivalenz in mir hervor. Einerseits finde ich Dianes spontanen Reaktionismus und ihre Schuldgefühlen abschreckend. Andererseits wirken die Entwicklung von Diane, dieser ganz andere Schreibstil der Autorin und die Art der Dialoge spannend. Ich kann diese Lektüre weder verteufeln, noch für unheimlich gut befinden, eben genau wie Dianes Stimmungsschwankungen.

Besonders gut haben mir die Untertitel zu den einzelnen Kapiteln gefallen.: Kapitel 2 in dem ich langsam untergehe, hinabgezogen durch mein eigenes Gewicht oder Kapitel 5 in dem ich meinen sechsten Zeh preisgebe. Dies hat mich zum Weiterlesen animiert. Und doch finden sich einige Ungereimtheiten, gerade in Bezug auf die Besitzverhältnisse des gemeinsamen Eigentums, einseitige Betrachtungen der hiesigen Umstände und der gesamten Ehe. Man bekommt hinreichend Futter und Einblicke in Dianes Leben, doch ihr Mann Jacques kommt wenig, nur zu Anfang und dann klischeehaft, einseitig zu Wort. "Ich habe mich in eine andere Frau verliebt." ,"Diane ...ich wollte das nicht ...es liegt nicht an dir, aber..." und "Diane, ich gehe." Das die Geliebte wesentlich jünger ist als Diane, bedient ein weitere Üblichkeit und ist mittlerweile nichts Besonderes mehr.

Ein wenig geärgert hat mich Kapitel 1 in dem ich erkläre, was ich von der Ehe halte. Dies beschreibt, wie sich Diane auf ihrer Ehe ausgeruht und ihren Ring am Finger als Sicherheit betrachtet hat. Eigentlich haben wir da schon die Antwort auf die Ausführungen im Buch. Vielleicht darf man nicht glücklich verheiratet sein, um diese Lektüre verstehen zu können!?

Fazit: Überraschend anders, aber nicht überraschend gut und keineswegs lustig, zwiegespalten und ein wenig unzufrieden lässt mich die Lektüre der furchtbar langweiligen Ehefrau zurück. Die Fortsetzung werde ich mir ersparen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2023

Rasant und informativ!

Die Mission des Goldwäschers
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Die Mission des Goldwäschers ein Roman von Ralf H. Dorweiler

„Es handelt sich bei diesem Buch um meinen rechtmäßigen Besitz. Aber ich kann die Randbemerkungen nicht entziffern. Wir sollten gemeinsam vorgehen. ...

Die Mission des Goldwäschers ein Roman von Ralf H. Dorweiler

„Es handelt sich bei diesem Buch um meinen rechtmäßigen Besitz. Aber ich kann die Randbemerkungen nicht entziffern. Wir sollten gemeinsam vorgehen. Hochwürdiger Vater Abt, wie bieten Euch die Hälfte dessen, was wir finden. Finden wir nichts, sind wir Euch nichts schuldig.“ S.45

Der Autor präsentiert einen spannenden Abenteuerroman. Auf der Suche nach dem legendären Schatz der Nibelungen gilt es für alle Beteiligten einige Hindernisse zu überwinden. Die Zahl der Schatzsucher nimmt stetig zu und so findet man gegen Ende eine bunt zusammengewürfelte Truppe unterschiedlichster Charaktere, die sich so manchem Gegner stellen muss. Das Zeit-Fenster ist knapp bemessen, denn laut Voraussage muss der Fund an einem bestimmten Tag gehoben werden. Das greift der Autor auf und überspannt die jeweiligen Kapitel mit einer Orts-und Zeitangabe. Dies ist hilfreich bei der Orientierung und erhöht die Spannung. Dergleichen nützlich ist das vorangestellte Personenverzeichnis mit historisch belegten und fiktiven Figuren.

Der Weg entlang des Rheins ist gepflastert mit Rätseln. Eleonore, Frieder und Co. begeben sich dazu an historisch relevante Örtlichkeiten, die im Roman eindrucksvoll und detailliert beschrieben werden. Jede Figur trägt etwas zur Lösung der Rätsel bei. Ebenso Johann Wolfgang Goethe, der neben weiteren historischen Figuren mit seinen Versen und Ideenreichtum glänzt.

Allabendlich lauschen alle den Worten Bruder Melchiors gern und schlummern ihren eigenen Gedanken nachsinnend ein. Durch die Erzählung des mitreisenden Bruders vom Kloster St. Gallen wird dem Leser die Sage der Nibelungen ins Gedächtnis gerufen. Ich finde es erfrischend, wenn eine Geschichte zum Nachrecherchieren anregt. Ein nochmaliges Lesen der Sage um Siegfried, Brünhild, Gunther, Kriemhild und Co. habe ich mir fest vorgenommen.

Neben den körperlichen Strapazen wirbelt diese Reise auch die Gefühlswelt der Figuren durcheinander. Es ist nicht nur eine Suche nach dem materiellen Schatz, sondern die Erkenntnis der wahren Werte im Leben.

Fazit: Dieser wendungsreiche Roman hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Erläuterungen rund um den historischen Beruf des Goldwäschers sind sehr interessant. Danke für das erläuternde Nachwort, das noch einmal Licht in die Hintergründe und die Beweggründe des Autors zu dieser Geschichte liefern.
Die sehr gut recherchierten Einzelheiten und die Zusammenhänge der damaligen Gesellschaft mit ihren Standesunterschieden kommen gut zur Geltung.

Ralf H. Dorweiler schreibt bildhaft, so dass sich jede Seite spannungsreich liest und man hautnah dabei sein kann.
Eine erfrischende Geschichte!

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 10.09.2023

Ein wirklich schöner Roman!

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte von Lucca Müller ( Lübbe Verlag)

Diese offenen, klaren Augen musterten sie nun freundlich. „Wie heißt du?“ „Adele, und du?“ Das schöne Mädchen streckte die ...

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte von Lucca Müller ( Lübbe Verlag)

Diese offenen, klaren Augen musterten sie nun freundlich. „Wie heißt du?“ „Adele, und du?“ Das schöne Mädchen streckte die Hand aus. „Ottilie, sehr erfreut.“ Ihre Hand war eiskalt und zitterte. „Wollen wir etwas spielen?“, fragte Adele. „Gerne.“ S.47/48

Der Roman beginnt 1805 als Adeles Vater stirbt in Hamburg. Das Mädchen ist knapp 10 Jahre alt, als Johanna, ihre Mutter mit ihr nach Weimar zieht. Johanna weiß, wie man sich einen Namen macht und läd zu exklusiven Teegesellschaften und intellektuellen Zusammenkünften ein. Auch Goethe ist mit von der Partie sowie andere Geistesgrößen. Adele tun die kreativen Zusammenkünfte gut und sie entwickelt ein Talent für filigrane Scherenschnitte und kleinere Dichtungen. Trotzdem fehlt ihr die Gesellschaft von Gleichaltrigen. So ist es mehr als wundervoll, als Ottilie eines Tages in ihr Leben tritt. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die prägend für Adeles Gefühlswelt ist.

Als Unbeteiligte verlieren Johanna und Adele fast ihr gesamtes Vermögen und ihr Leben ändert sich. Die Mutter beginnt mit Erfolg zu schreiben und Adele versucht das knapp erwirtschaftete Geld beisammenzuhalten. Adeles Träume scheinen unerreichbar. Erschwerend legt sich das Band der Verpflichtung um die Mutter-Tochter-Beziehung.

Doch die Autorin erstarkt ihre Protagonistin und lässt sie mit jeder weiteren Herausforderung und jedem Rückschlag reifen. Die schwierige familiäre Beziehung zu ihrem Bruder und dessen Sichtweise auf das Frauenbild in der Gesellschaft erschweren die Entfaltung zusätzlich. Lucca Müller zeichnet mit Adele eine höchst sympathische Figur. Ihre Entfaltung vom begabten Kind zu einer gerechtigkeitsliebenden, empfindsamen Frau habe ich sehr gern mitverfolgt.

Im Roman mit autobiographischer Struktur begegnen dem Leser historische Persönlichkeiten, denen die Autorin auf spannende Weise Leben einhaucht. Ihr Schreibstil ist unaufgeregt und begeistert zugleich. Die konventionellen Gepflogenheiten und die Stellung der Frau um 1800 sind glänzend recherchiert und passen sich fließend in die Rahmenhandlung ein. Adele nimmt eine gewisse Sonderstellung ein. Dies beschreibt die Autorin im anschließenden interessanten Nachwort.

Fazit: Eine richtig gut geschriebener historischer Roman, der dem Leser das Leben der Familie Schopenhauer näher bringt. Adele, eine ungewöhnlich vorausdenkende Frau ihrer Zeit! Es war mir eine Ehre, ich freu mich auf weitere Lektüre von Lucca Müller.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Ich bin hin- und hergerissen...

Mordseeluft
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Mordseeluft ein Borkum-Krimi von Emmi Johannsen Bastei Lübbe Verlag

Caro Falk, gebeutelte und gehörnte Ehefrau, nimmt sich zusammen mit ihrem Sohn, Nils und de Hündin, Aila bei einer Mutter-Kind-Kur eine ...

Mordseeluft ein Borkum-Krimi von Emmi Johannsen Bastei Lübbe Verlag

Caro Falk, gebeutelte und gehörnte Ehefrau, nimmt sich zusammen mit ihrem Sohn, Nils und de Hündin, Aila bei einer Mutter-Kind-Kur eine Auszeit auf Borkum. Dort lebt ihr Schwiegervater, Hinnerk, ein Nordlicht mit Charme. Bei einem ihrer Spaziergänge am Borkumer Strand entdeckt Caro eine Leiche. Durch das scheinbar mangelnde Engagement der hiesigen Polizei nimmt die Kölnerin die Ermittlungen selbst in die Hand. Dabei beteiligt sie der Türsteher, Jan Akkermann. ...

Der Plot ist gut und vielversprechend. Der Kriminalfall und die Auflösung überraschend und durchdacht. Trotzdem bin ich mit den Figuren nicht warm geworden. Die Charaktere sind flach und an manchen stellen wenig überzeugend. Einzig Hinnerk konnte durch seine nordische Art punkten. Caros Kur rückt sehr weit in den Hintergrund, auch das fand ich schade.
Der Schreibstil scheint witzig, doch driftet das Gesagte des Öfteren in eine eindeutige Richtung ab und es geht um ein Thema. Das nervte mich und ich war versucht, das Buch nach 200 Seiten beiseite zu legen. Der letzte Abschnitt las sich überraschend gut und so beendete ich die Lektüre mit gemischten Gefühlen. Vielleicht ist Cosy Crime einfach nicht mein Ding und Bücher immerhin Geschmackssache. Vollends überzeugen konnte mich dieser Ausflug nach Borkum, trotz toller Landschaftsbeschreibungen und Wiedererkennen touristischer Lokalitäten, leider nicht. Manche Ungereimtheiten bezüglich Jan Akkermanns Vergangenheit hängen noch in der Luft. Schade, dass dies nicht aufgedeckt wurde. Vermutlich setzt hier Teil 2 von Mordseeluft an.

Fazit: Dank der gelungenen Aufmachung und des tollen Covers sowie des stimmigen Titels vergebe ich drei Punkte.

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