Albrecht Dürer trifft einen Fan
VENUS ADVenus AD, geschrieben von Gabriele Borgmann, erschienen PalmArtPress Berlin
Nele lebt für alte Gemälde und seit vielen Jahren schlägt ihr Herz für Albrecht Dürer. Dieser landet im Hier und Jetzt, vor den ...
Venus AD, geschrieben von Gabriele Borgmann, erschienen PalmArtPress Berlin
Nele lebt für alte Gemälde und seit vielen Jahren schlägt ihr Herz für Albrecht Dürer. Dieser landet im Hier und Jetzt, vor den Füßen der Doktorantin, mitten in Berlin. Gereist ist er, durch Zeit und Raum, weil ein unsagbar, infarmes Ereignis ihn erregt und zutiefst gekränkt hat. Lucas Cranach raubte seine Venus-Skizze und blendet nun mit ihrer Schönheit und adretten Nacktheit die Gönner und Liebhaber der Kunst. Das darf einfach nicht sein! Düreres einmaliges Monogramm muss auf das Kunstwerk der Venus mit dem kleinen Amor eingeritzt werden. Der Künstler landet 2019 in der Hauptstadt und will sich zurück holen, was rechtmäßig ihm gehöhrt. ...
Kein Mystery-Roman und auch kein Fantasy-Abenteuer schreibt Gabriele Borgmann hier nieder. Auf 183 Seiten erzählt die Autorin eine moderne Geschichte auf zwei Zeitebenen. Die Worte lese sich poetisch und gleichzeitig skurril. Die Nacht in Berlin wirkt wie ein zeitloserTraum. Nele bietet sich die Möglichkeit ihren allgegenwärtigen, liebsten Maler hautnah zu spüren, ihm Fragen zu stellen und ganz nah bei ihm zu sein. Ungeahnte Möglichkeiten ergeben sich aus diesem surrealen Zusammentreffen. Am Ende findet sich eine eindringliche Erkenntnis, die Albrecht Dürers Gemüt beruhigt und Neles klarer und doch voll von Fragen zurück lässt. Die Vergangenheit und Zeit Cranachs und Dürers wirkt intensiv und lebendig. Sie steht der zeitlich aktuellen Seite in nichts nach. Ausdrucksstark, fast lyrisch erzählt die Autorin ein gegenwartsnahes literarisches Stück Zeitgeschichte. Die Rangeleien und Autoritäten der kulturpolitischen Eitelkeiten kommen dabei nicht zu kurz.
Fazit: Gut gefallen hat mir die Abbildung des Bildes der Venus mit Amor von Lucas Cranach dem Älteren (1509) am Anfang des Buches. Das unscheinbare Cover passt zur Geschichte, doch hebt es deren Einmaligkeit nicht hervor. Die kurzweilige Lektüre um Venus AD habe ich unheimlich gern gelesen. Die Zeilen sind anspruchsvoll und ergeben eine abgerundete, liebevolle Erzählung. Spannend und interessant zu lesen und unbedingt empfehlenswert!