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Veröffentlicht am 04.12.2025

Zum Frieden gibt es keine Alternative

Trotzdem sprechen
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"Trotzdem sprechen" ist ein Sammelband, herausgegeben von Lena Gorelik, Miryam Schellbach und Mirjam Zadoff, der sich in verschiedenen Essays mit den schwierigen politischen und gesellschaftlichen Debatten ...


"Trotzdem sprechen" ist ein Sammelband, herausgegeben von Lena Gorelik, Miryam Schellbach und Mirjam Zadoff, der sich in verschiedenen Essays mit den schwierigen politischen und gesellschaftlichen Debatten nach dem Terroranschlag der Hamas am 7.10.2023 und dem darauf folgenden Krieg in Gaza beschäftigt. Unter anderem mit Beiträgen von Carolin Emcke, Lena Gorelik, Nazih Musharbash, Maryam Zaree, Kathrin Röggla und vielen anderen.

„Seit dem Hamas-Massaker des 7. Oktobers, der Geiselnahme und dem darauf folgenden Gaza-Krieg, der in seiner menschenrechtsverletzenden Kriegsführung unzählige zivile Opfer fordert, Menschen zur Flucht, in Armut, Hunger und Unterversorgung zwingt, beobachten wir mit großer Sorge eine drastische Polarisierung im deutschen Diskurs. Die Aufarbeitung der Geschehnisse sowie die fortlaufende Kommentierung des Kriegsgeschehens in den sozialen Medien, in Meinungsartikeln und in Talkshows sind von stetig wachsenden Grabenkämpfen geprägt: Wer steht auf welcher Seite? Wer spricht mit und für wen? Wer ist dementsprechend, scheinbar, nicht mehr tragbar im Diskurs?
Diese Stellvertreterdebatten erreichen eine bisher unbekannte Note der Endgültigkeit, die den zwingend notwendig schmerzvollen Versuch unmöglich macht, ungeachtet der Meinungsverschiedenheiten am Gespräch festzuhalten: an einem Gespräch, das Zuhören beinhaltet, den Wunsch zu verstehen oder doch zumindest eine Bereitschaft, die andere Position auszuhalten.

Es kommen verschiedene Perspektiven, darunter die von Israelis und Palästinensern, zu Wort, um einen Dialog zu ermöglichen. Es mag wie eine Utopie klingen, aber in der Hoffnung, diese greifbar zu machen.

„Was wäre, wenn Meinungsverschiedenheiten nicht zu Misstrauen, sondern zu einem Lern- und Verständnisprozess führten, wenn dadurch das gegenseitige Vertrauen bestärkt würde? Wenn wir gemeinsam für eine offene, pluralistische Gesellschaft einstehen, in der unterschiedliche Biografien, Lebenswelten, Narrative nebeneinander Platz finden? Ein Vertrauen darin entwickeln, dass es nicht leicht ist, immer zu einer verbindenden Resolution zu kommen, aber dass gleichzeitig das gemeinsame Ziel nicht infrage gestellt wird?“

„Juden und Jüdinnen, muslimische Menschen, Israelis und Palästinenser:innen kennen die Komplexität des Hasses, der in alle Richtungen geht. Es gibt für mich deshalb keine Hierarchie des Leids, sondern nur ein geteiltes. Dazu braucht es eine sich selbst zugewandte Haltung der Selbstkritik, ein Mit-Fühlen mit den anderen, womit ich keine Nächstenliebe meine oder Mitleid. Ich meine ein Mit-Gefühl, das auf eine Verbindung zu meinem Gegenüber in Beziehung zu mir selbst setzt. Das eigene Schicksal und die Perspektive des anderen in sich erkennen, ein Gleichgewicht herstellen und einen Schulterschluss – gegen die Polarisierung von zwei marginalisierten Gruppen, die auf unterschiedlichen Ebenen gegeneinander ausgespielt werden, während die Zahl antisemitischer und antimuslimisch motivierter Taten drastisch zunimmt.
Ob wir es schaffen, zusammen zu sein, -zuhalten und -zubleiben, hängt also davon ab, inwiefern wir als Gesellschaft bereit sind, unsere Unterschiede und Vergangenheiten zu akzeptieren – auch diejenigen, die wir familiär geprägt in uns tragen. Niemand in diesem Land ist neutral oder unbeteiligt an dem, was gerade mit uns passiert. Wir sind alle gesellschaftlich positioniert, und unser Handeln hat genauso Konsequenzen wie unser Nichtstun. Betrachten wir unsere Gegenwart von der Zukunft aus und hoffen, dass wir das verstanden haben werden. Dass wir mehr als der Kampf der einen gegen die anderen sind, der über uns erzählt wird.“

Das Buch bietet reichlich Stoff zum Nachdenken. Dass einen dabei, wie in einer Anthologie üblich, nicht alle Beiträge gleichermaßen ansprechen, ist natürlich; dennoch kann ich dieses kluge Buch unbedingt empfehlen.

„Die öffentlichen Erwartungen, sich auf eine Seite zu stellen, sich von diesem oder jenem zu distanzieren, führen zugleich zum Verschwinden oder Abtauchen von Positionen und Perspektiven statt der ernsthaften Durcharbeitung ebendieser. Für Trauer, ein Gefühl, das als kollektiver Prozess entstehen könnte oder müsste, als gemeinschaftsstiftende Emotion, bleibt keine Zeit und findet sich kein Raum. Diese Trauer wird ins Private und in eine Sphäre der Heimlichkeit verlegt. Von all diesen Prozessen profitieren währenddessen vor allem diejenigen, die an die Macht streben, uns unser aller Freiheitsrechte beschneiden und die Demokratie aushebeln wollen: die rechtsextremen Bewegungen.“

Zum Abschluss noch ein paar der meiner Meinung nach wichtigsten Aussagen:

„Wir alle müssen wieder lernen, uns mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen und ihnen mit Argumenten zu begegnen, ja sogar aus ihnen zu lernen.“

„Ich stimme der inzwischen 102-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer zu, die einst sagte: ‚Es gibt kein jüdisches, kein christliches und kein islamisches Blut.‘ Wir sind alle Menschen. Das Blutvergießen muss beendet werden. Zum Frieden gibt es keine Alternative.“

Vielen Dank an den Ullstein Verlag und an NetGalley für dieses Rezensionsexemplar! 📚💚

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Veröffentlicht am 03.12.2025

Koala in Not: Tierisch süßes Kinderbuch

Kawasaki hält alle in Atem
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Als Fans der Kinder- und Jugendbücher von Lena Hach haben wir auch mit Begeisterung "Kawasaki hält alle in Atem" gelesen. Wir lernen hier Hubertus Nussbaum kennen, einen Mann, der sich in seinem eher ruhigen ...

Als Fans der Kinder- und Jugendbücher von Lena Hach haben wir auch mit Begeisterung "Kawasaki hält alle in Atem" gelesen. Wir lernen hier Hubertus Nussbaum kennen, einen Mann, der sich in seinem eher ruhigen Leben recht wohl fühlt. Er ist schüchtern, ein Einzelgänger und arbeitet in einer Bibliothek. Seine größte Leidenschaft ist aber das Kochen von Marmelade – wie passend, dass er in einer alten Marmeladenfabrik arbeitet!
Als ihm eines Tages seine Zwillingsschwester Sasa einen Koala unterjubelt mit der Bitte, sich nur ein paar Tage auf den kleinen „Kawasaki“ aufzupassen, gerät Hubertus Nussbaums Leben ziemlich durcheinander. Als sich die Ereignisse überschlagen und Kawasaki in Gefahr ist, kommt Hubertus zum Glück das Nachbarsmädchen Elli zu Hilfe. Schaffen die beiden es, Kawasaki zu retten?

Der Titel ist meiner Meinung nach nicht ganz passend zur Geschichte, aber ansonsten hat uns diese unterhaltsame und lustige Geschichte gut unterhalten. Die schwarz-weißen Illustrationen von Marie Geissler haben uns gut gefallen, besonders Kawasaki ist einfach zuckersüß!

Klare Leseempfehlung für tierliebende Kinder und alle, die unterhaltsame und spannende Geschichten mögen.

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Veröffentlicht am 02.12.2025

Was ich wollte an Liebe, Wärme, Bildern, Erinnerungen, Fantasien, Sonaten

Luft zum Leben
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Helga Schubert hatte mich mit ihren Büchern „Vom Aufstehen“ und auch „Der heutige Tag“ sehr berührt und begeistert. Daher war ich sehr erfreut über ihre Neuveröffentlichung „Luft zum Leben“. In dieser ...

Helga Schubert hatte mich mit ihren Büchern „Vom Aufstehen“ und auch „Der heutige Tag“ sehr berührt und begeistert. Daher war ich sehr erfreut über ihre Neuveröffentlichung „Luft zum Leben“. In dieser Kurzgeschichtensammlung sind 29 verschiedene alte und neue Texte enthalten, die ihr ganzes Leben umfassen; manche der Geschichten sind bisher unveröffentlicht.

„Denn ich habe mir in meinem langen Leben alles einverleibt, was ich wollte an Liebe, Wärme, Bildern, Erinnerungen, Fantasien, Sonaten. Es ist alles in diesem Moment in mir. Und wenn ich ganz alt bin, vielleicht gelähmt und vielleicht blind, und vielleicht sehr hilfsbedürftig, dann wird das alles auch noch immer in mir sein. Das ist nämlich mein Schatz.“

Besonders beeindruckt haben mich in dieser Sammlung vor allem die bisher unveröffentlichte Geschichte „Das fast weggeworfene Kind“, der 1991 bereits erschienene Text „Als 51-jähriges eigentlich ungewolltes Kind“ sowie die Kurzgeschichte „Frauenwürde“ (ebenfalls bisher unveröffentlicht); hier zeigt sich ganz besonders Helga Schuberts großes Talent zum Schreiben!

„Das fast weggeworfene Kind
[...]
Er sammelt alles, wirft kaum etwas weg. Will alles retten und reparieren.
[...]
Einmal gab er mir die Lebenserinnerungen seiner Mutter zum Lesen. Sie hatte unter der Überschrift »In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über Dir Flügel bereitet« besonders die beschwerliche Flucht mit ihren Kindern im Zweiten Weltkrieg beschrieben.
Mit ihm war sie nach dem Krieg schwanger. Aber sie wusste nicht, dass sie Zwillinge in sich trug.
Als sie seinen Bruder geboren hatte, fühlte die Hebamme noch einen Rest im Bauch, und tatsächlich war da noch ein zweites Kind: er.
Die Hebamme holte diesen unvermuteten zusätzlichen Menschen in die Welt und schlug der Mutter vor, ihn wegzuwerfen. Es sei etwas nicht zusammengewachsen. Aber die Mutter, die schon ein Kind zu Hause hatte, sagte: Nein, ich will ihn sehen, mit nach Hause nehmen.

So überlebte er schon von Anfang an.
Und sieht in allem fast Weggeworfenen das Heile.“

Helga Schubert lässt uns teilhaben an ihrem schon langen Leben, nimmt uns mit in ihre persönlichen Gedanken und Erlebnisse, neuere und ältere aus der ehemaligen DDR:
„Ich habe für mein Geschriebenes weder im Gefängnis gesessen noch eine Geldstrafe zahlen müssen.
Ich wollte dieses System nämlich nicht ändern, sondern ich wollte es überhaupt nicht haben.
Ich glaube, das hat mich geschützt.“

Sprachlich ist das Buch eindeutig herausragend, wie von Helga Schubert gewohnt. Aber inhaltlich hatte ich hier wohl etwas anderes erwartet. Mich konnte das Buch leider emotional nicht so stark berühren wie z.B. „Vom Aufstehen“, vielleicht war meine Erwartungshaltung so gesehen zu hoch.
Ich konnte bis auf ein paar Highlights also leider nicht so viel wie erhofft mitnehmen aus dieser Geschichtensammlung, weshalb ich schweren Herzens leider nur 3 Sterne vergebe.
Dennoch hoffe ich, bald wieder etwas von Helga Schubert lesen zu dürfen!

Herzlichen Dank an den dtv Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 01.12.2025

Wer könnte vergessen, schon einmal selbst über sich bestimmt zu haben?

Was vor uns liegt
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Rom im Jahr 1934. Acht junge Frauen leben und studieren gemeinsam am Grimaldi-Konvikt. Die Regeln der Nonnen sind streng. Obwohl alle Frauen aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen, haben sie eines ...

Rom im Jahr 1934. Acht junge Frauen leben und studieren gemeinsam am Grimaldi-Konvikt. Die Regeln der Nonnen sind streng. Obwohl alle Frauen aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen, haben sie eines gemeinsam: Den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben und nach Freiheit.

"Wer einmal die Freiheit gekostet hat, kehrt nicht mehr nach Hause zurück, und sei es nur die harmlose Freiheit, mit den Kommilitoninnen auszugehen, Vorlesungen zu besuchen und das züchtige und sorglose Leben des Grimaldi zu führen. Auch um jung zu sein und zu lachen, musste man frei sein."

Anna, Augusta, Emanuela, Milly, Silvia, Vantina, Vinca und Xenia: Jede der Frauen hat eine eingene Geschichte, oftmals auch ein Geheimnis. Eine von ihnen hat ein Kind aus einer früheren Liebesaffäre, das sie geheimhalten muss. Eine andere besteht ihre Prüfung nicht. Jede hat ihre eigenen Sorgen und Nöte. Doch sie alle wissen, dass es ein Privileg ist, hier studieren zu dürfen; und dass ihre Freiheit ein Ende haben wird, wenn sie heiraten werden - dieser Weg schien für Frauen in den damaligen Zeiten für alle schon vorbestimmt zu sein. Manche von ihnen wollten heiraten, doch andere schienen die traditionellen Erwartungen zu hinterfragen:

".... du freust dich auf deine Hochzeit. Du heiratest. Aber hast du je daran gedacht, dass du danach nicht mehr Herrin über dich selbst sein wirst? Selbst wenn du allein bist, ist da immer ein anderer Mensch, ein fremder Wille, eine Macht, die über dich bestimmt. Du darfst nicht Eigenes behalten, nicht einmal deinen Namen, du wirst einzig und allein Signor Lanzianis Frau sein; der wiederum ein Anrecht darauf hat, alles über dich zu wissen: was du tust und was du denkst, und wenn du ihm etwas verheimlichst, ist das Betrug. Selbst deine Kinder werden ihm gehören. Du bringst sie zwar zur Welt, doch laut Gesetz darf er nach Belieben über sie verfügen.“

Die Zeiten sind nicht einfach für Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen:
"Selbst wenn wir zurückkehren, werden wir doch immer schlechte Töchter und schlechte Ehefrauen sein. Wer könnte vergessen, schon einmal selbst über sich bestimmt zu haben? Und für die Leute auf dem Land ist doch eine Frau, die allein gelebt hat, eine verlorene Frau."

Alba de Céspedes Roman „Was vor uns liegt“ wurde 1940, zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung, von den faschistischen Behörden zensiert – noch ein Grund, weshalb ich mich über diese Neuübersetzung von Esther Hansen gefreut hatte.

„Was vor uns liegt“ ist ein leiser, langsamer Roman, der mir stellenweise etwas zu langatmig war; einige Charaktere blieben mir zu oberflächlich. Dennoch hat mir dieser feministische Klassiker insgesamt gut gefallen & ich vergebe 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.11.2025

Berühmtheit hat einen Preis, und den zahlt man jeden Tag aufs Neue - 4,5 ⭐️

Der Rache Glanz
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„Der Rache Glanz“ von Maud Ventura erzählt die Geschichte von Cléo Louvant. Schon als Kind wollte sie nur eines: Berümht sein. Um jeden Preis.

„Es ist viel vom Impostersyndrom die Rede. Man bildet sich ...

„Der Rache Glanz“ von Maud Ventura erzählt die Geschichte von Cléo Louvant. Schon als Kind wollte sie nur eines: Berümht sein. Um jeden Preis.

„Es ist viel vom Impostersyndrom die Rede. Man bildet sich ein, seinen Erfolg nicht verdient zu haben, einfach nur Glück gehabt, sich durchgewurschtelt zu haben und einer Person, die kompetenter ist als man selbst, den Platz zu stehlen. Ich meinerseits leide unter der gegensätzlichen, nicht einzugestehenden Angst: Ich bin der Meinung, dass ich ein wahnsinniges Talent habe, und frage mich, wann das endlich die ganze Welt merkt. Für mich wäre es der Gipfel der Ungerechtigkeit, sollte mein Genie unbemerkt bleiben. Ich bin außergewöhnlich, aber ich fürchte, dass es mir nie vergönnt sein wird, es eindrucksvoll unter Beweis zu stellen.“

Cléo setzt alles daran, den durchschnittlichen Verhältnissen ihrer Pariser Kindheit zu entkommen. Sie arbeitet hart daran, um eine berühmte Sängerin zu sein, formt ihren Körper, arbeitet an ihren Songs und ihrer Stimme, perfektioniert ihren Karriereplan. In New York kommt dann der große Durchbruch

Hautnah erlebt man mit, was es bedeutet, berühmt zu sein: Den Ruhm, aber auch die Schattenseiten davon: „Öffentlich würde ich es niemals zugeben, aber ich bin erschöpft. Ich war bereit, alle Schlachten zu schlagen, um berühmt zu werden, habe mir aber nicht vorstellen können, was ich alles tun müsste, um es auch zu bleiben.“

Maud Ventura zeigt auf bissige und unterhaltsame Weise, wie das Musikbusiness funktioniert, wie die Musiker*innen möglichst gewinnbringend vermarktet werden, wie die Inszenierung auf den sozialen Medien läuft und wie hoch der Preis der Berühmtheit ist.
„Ein Bild kommt mir immer wieder in den Kopf: das einer Orange, die man auspresst. Ich werde bald nichts mehr zu geben haben. Sie zahlen mir viel, aber sie nehmen mir alles.“

„Ich habe mich wieder in die Hölle manövriert, habe alles geopfert, um wieder ins Zentrum einer Maschinerie zu gelangen, die ich unerträglich finde. Ich bin natürlich nicht der erste Mensch, der in die Falle eines zweischneidigen Traumes tappt. Viele Eltern wünschen sich aus ganzem Herzen ein Kind; am Ende schütteln genau diese Eltern ihr Baby so heftig, dass sie seinem Gehirn irreversible Schäden zufügen, weil sie es leid sind, sich selbst so weit entfremdet zu sein, und für so lange Zeit. Ich verstehe sie nur zu gut. Schauen Sie, bei mir ist es nicht bloß ein kleines einzelnes Wesen, sondern es sind Millionen, die die Arme nach mir ausstrecken, die um meine Liebe und jedes Fitzelchen meiner Aufmerksamkeit betteln.“

Die Protagonistin ist narzistisch, arrogant und alles andere als sympathisch. Sie ist besessen vom Ruhm, will immer mehr, nichts ist mehr genug: „Meine größten Siege bereiten mir nur noch eine flüchtige Freude. Sie haben schon bald keinen Effekt mehr. Ich brauche immer mehr davon, um dieselbe Wirkung zu spüren. Das Hochgefühl hält nicht an, niemals.“

„Der enorme Ruhm hat die Bestie in mir befreit, erbarmungslos und grausam. Ich kann es auch gleich offen sagen: Ich habe mir die Hände schmutzig gemacht. Auf meinem Level haben alle Leichen im Keller. Wer das Gegenteil behauptet, lügt. Der Ruhm ist eine Kriegsbeute – niemand ist je bereit, ihm den Rücken zu kehren.“

Das Buch ist wirklich ein Highlight, spannend und unterhaltsam. Maud Venturas Schreibstil ist herrlich bissig und pointiert, ein echtes Lesevergnügen - und das Ende ist ein Knaller!

Ich vergebe 4,5 Sterne ⭐️ und bedanke mich beim Hoffmann und Campe Verlag und an NetGalley für das Rezensionsexemplar! 📚💚

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