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Veröffentlicht am 19.10.2025

Starke Frauen in der Politik

Die Frau der Stunde
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„Die Frau der Stunde“ ist der Debüroman der Historikerin Heike Specht. Erzählt wird die Geschichte der Politikerin Catharina Cornelius, eine fiktive Figur. Der Roman spielt in Bonn, Ende der 70er Jahre. ...

„Die Frau der Stunde“ ist der Debüroman der Historikerin Heike Specht. Erzählt wird die Geschichte der Politikerin Catharina Cornelius, eine fiktive Figur. Der Roman spielt in Bonn, Ende der 70er Jahre. Völlig überraschend wird sie zur Außenministerin und Vizekanzlerin, ihre männlichen Kollegen sind fassungslos. Als sich die Ereignisse von Bonn bis Therean überschlagen, steht Catharina Cornelius vor größeren Herausforderungen als gedacht ...

Hm, eigentlich dachte ich, thematisch wäre das Buch genau mein Ding, aber leider konnte mich der Roman nicht so begeistern wie erwartet.
Sehr gut dargestellt fand ich die politische Situation der damaligen Zeit, was die Frauen in der Politik angeht. Hier zwar mit fiktiven Figuren, aber meiner Meinung nach sehr realistisch dargestellt.
Auch die Freundschaft der drei Frauen Catharina, Suzanne und Azadeh fand ich sehr beeindruckend.
Sprachlich ist der Roman gelungen, vieles sehr treffend formuliert:

„‘Du musst dich nicht entschuldigen, Helga.‘ Catharina winkte ab. ‚Wenn wir Frauen jetzt noch anfangen, die Schuld für den Chauvinismus der Männer auf uns zu nehmen...‘“

„Catharina fragte sich, warum Männer ab einem gewissen Alter dazu neigten, immer wieder die gleichen Witze zu reißen. War das genetisch? Irgendein unumkehrbarer biochemischer Prozess im Hirn, der mit Anfang vierzig einsetzte?“

„Das, meine Liebe, war eine entfesselte Männerhorde - Bundestags-Edition.“

Doch ansonsten fand ich das Buch über weite Strecken recht zäh und langatmig. Bei den vielen fiktiven Figuren und Namen kann man leicht den Überblick verlieren; streckenweise verliert sich die Autorin in zu vielen Nebensächlichkeiten. Ich hatte also leider nicht das erwartete Lesevergnügen, sondern musste wirklich aufpassen, dass ich bei dem Roman durchhalte.

Mein Fazit. Ein interessanter Roman mit starken Frauenfiguren, der mich jedoch nicht komplett abholen konnte. Dennoch würde ich gerne mal ein Sachbuch von Heike Specht lesen; ich denke, dass mir das bei diesem Thema mehr liegen könnte.

Hier vergebe ich 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.10.2025

Tolles Mitmachbuch für kreative und neugierige Kinder ab 5

Dudu forscht. Von A bis Z
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„Dudu forscht: Von A bis Z: Rätsel, Experimente, Bastelspaß“ ist ein wirklich tolles Mitmachbuch für Kinder ab ca. 5 Jahren.

Auf ca. 80 Seiten gibt es jede Menge Wissen, spannende Rätsel, dazu tolle und ...

„Dudu forscht: Von A bis Z: Rätsel, Experimente, Bastelspaß“ ist ein wirklich tolles Mitmachbuch für Kinder ab ca. 5 Jahren.

Auf ca. 80 Seiten gibt es jede Menge Wissen, spannende Rätsel, dazu tolle und kreative Bastelideen und Malprojekte sowie einfache Experimente, die auch schon die Kleinen gut machen können.
Die tollen Bastelarbeiten und Stickerbogen sind meiner Meinung nach das größte Highlight.

Dieses interaktive Mitmachbuch ist perfekt gegen Langeweile und man kann dabei noch viel lernen. Dabei werden die Kinder unterhaltsam begleitet vom Roboter Dudu und dem Hund Schnüffel.

Sehr empfehlenswertes und vielseitiges Wissens- und Mitmachbuch!

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Veröffentlicht am 17.10.2025

Wenn Familie zerbricht, macht es kein Geräusch: Vererbte Kriegstraumata

Blinde Geister
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„Blinde Geister“ von Lina Schwenk war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2025 und thematisch hatte mich der Roman stark angesprochen.

Vorab bedanke ich mich herzlich beim Beck-Verlag für die Bereitstellung ...

„Blinde Geister“ von Lina Schwenk war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2025 und thematisch hatte mich der Roman stark angesprochen.

Vorab bedanke ich mich herzlich beim Beck-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley. Die hier geäußerte Meinung zum Buch ist meine eigene.

Die Protagonistin Olivia wächst mit einem vom Krieg schwer traumatisierten Vater auf. Nach wie vor hat er Angst vor dem Krieg, dass die Russen wieder kommen könnten. Regelmäßig verbringt Olivia ganze Tage und Nächte mit ihrer Schwester und den Eltern im Keller.

„Der Keller, der Keller, der Keller. Unser geliebter Bunker. In den wir immer mitmussten, alle zusammen, während all der fernen Kriege. Es ist ständig irgendwo Krieg. Bloß stört das die meisten nicht. Für uns hieß das Familienzeit, die Füße in dicken Strümpfen, ohne Tageslicht zusammenhocken, nächtelang. Das erste Mal erinnere ich 1962, während der Kubakrise. Aber auch ’64, ’65, ’66, wir waren immer wieder unten. Karl wärmte Dosenravioli für uns auf, blieb in der Nähe des Radios und drehte sich durchs Rauschen. An den Wänden bröckelte der Putz. Wir lehnten uns oft so lange und fest dagegen, dass es juckende Abdrücke am Rücken gab. Martha und ich kratzten uns gegenseitig. Es war stickig und roch nach toten Ratten. Wir wollten wieder hoch. Aber Rita hob die Hand und sagte: „Als Familie bleiben wir zusammen.‘“

Es ist kaum verwunderlich, dass Olivia als Erwachsene selbst eine Angststörung entwickelt, viel Zeit in der Psychiatrie verbringt. Besser geht es ihr erst, als sie Paul kennenlernt und mit ihm eine Familie gründet.

„Trotzdem gibt es Dinge, die habe ich ihm nicht erzählt. Dass man einen Keller braucht. Dass es nicht falsch ist, eine gepackte Tasche im Schrank zu haben, mit Büchern und Batterien. Dass es mit Kind schwieriger wird, sich zu verstecken.“

Erst jetzt versteht Olivia richtig, wie das Trauma über Generationen hinweg vererbt wurde. Ihre Tochter Ava wächst frei von diesen Ängsten auf.

„‘Ich musste in der Schule keine russischen Flüsse auswendig lernen. Ich musste keine Schützengräben im Sportunterricht bauen. Mich auf Ellbogen zur nächsten Turnmatte ziehen. Meine Angst hält sich in Grenzen.‘
Sie klingt sarkastisch.
Ich habe ihr zu oft efrzählt, wie blau meine Arme damals waren, dass ich mich im Bett nicht ohne Schmerzen drehen konnte. Ich hatte lange geglaubt, es auszusprechen, würde es irgendwann aus meinem Kopf lösen, würde Ava eine Angst nehmen, die sie noch gar nicht kannte. Doch trotz all der Jahre, in denen ich das Vergessen geübt hatte, fließen sie weiter durch meinen Kopf: Jenissei, Ob, Wolga, Amur, Ural, Irtysch, Kolyma, Don.“

Obwohl ich das Thema wie gesagt sehr interessant finde, konnte mich der Roman nicht so begeistert wie erhofft. Sprachlich fand ich das Geschriebene größtenteils gelungen, das generationenübergreifende Kriegstrauma authentisch dargestellt.

„Wie sollte sie sonst alles zusammenhalten? Wenn Familie zerbricht, macht es kein Geräusch. Es ist, als würden Wolken sich trennen.“

Doch leider fand ich das Buch wirklich schwer zugänglich. Die Kapitel sprunghaft aneinandergereiht, die Charaktere konnten mir auf den wenigen Seiten leider nicht wirklich nahekommen. Obwohl wir quasi Olivia von der Kindheit bis ins Alter begleiten, gibt es viele Lücken. Daher konnte mich dieses bewegende Thema in dieser Umsetzung leider nicht so begeistern und berühren, wie ich gehofft hatte.

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Veröffentlicht am 16.10.2025

Absolutes Highlight: Herzerwärmender, leiser Roman, der glücklich macht

Lass uns noch bleiben
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"Lass uns noch bleiben" von Saskia Luka ist schon jetzt eines meiner diesjährigen Buch-Highlights!

Vorab vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley.
Das ...

"Lass uns noch bleiben" von Saskia Luka ist schon jetzt eines meiner diesjährigen Buch-Highlights!

Vorab vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley.
Das Buch werde ich mir defitiniv noch als Hardcover holen, das MUSS in meinem Bücherregal stehen!

Zum Buch:
Anna hat einen kleinen Pflanzenladen mitten in Berlin. Seit ihre Freundin Vinnka ohne Abschied aus ihrem Leben verschwunden ist, zieht sie sich immer mehr zurück. Nur ihrem Geschäfts-Nachbarn, dem liebenswerten Antiquar Henning, bringt sie täglich einen Kaffee vorbei; ansonsten lebt sie isoliert.

"Anna mochte alle Pflanzen. Vielleicht besonders die, die secondhand oder in alten Töpfen zu ihr kamen und schon ein Leben und eine Geschichte hatten. Manche waren schön, manche so traurig, dass sie eingingen, manche blühten auf. Und alle waren still."

„Es gab Leute, die sich davor fürchteten, einen Samstagabend allein zu Hause zu verbringen, sie fürchtete sich davor, es nicht zu tun."


Eines Tages steht plötzlich Alex in Annas Laden, er sucht verzweifelt so schnell wie möglich eine Wohnung. Eigentlich möchte Anna das nicht, doch sie nimmt ihn als Mitbewohner bei sich auf. Dadurch ändert sich nach und nach alles in Annas Leben. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Annas verschwundener Freundin. Diese Reise wird alles ändern, bis sie wieder nach Berlin zurückkommen.

„‘Wusstest du, dass es Pflanzen gibt, die nur an einem ganz bestimmten Ort wachsen, unter ganz speziellen Bedingungen?‘ Anna hatte die Schuhe ausgezogen und saß im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz. ‚In einem bestimmten Gebirge zum Beispiel. Egal wie weit der Wind die Samen trägt, sie wachsen ausschließlich dort. Manchmal denke ich, ich bin so eine Pflanze. Ich versuche zu wachsen, aber am falschen Ort.‘
‚Dann musst du doch nur herausfinden, welche Bedingungen du brauchst.‘
‚Und wo es sie gibt.‘
‚Wer weiß, vielleicht liegen sie am Weg dieser Reise.‘“

Was für ein wunderschöner Roman - wie ein Sonnenstrahl an einem grauen Tag!
Es ist ein sehr ruhiges Buch, aber ich habe es geliebt!
Es ist ein wahres Kunststück, wie Saskia Luka es schafft, auf nur 192 Seiten so viel Liebe und Leben in ihre Charaktere zu schreiben. Die leisen Töne haben mein Herz sehr berührt.

"'Ich glaube, dass man einfach ins Leben zurückkommen muss', sagte Alex.
Als Anna schwieg, fuhr er fort.
'Nicht verschwinden.'"

Ich vergebe hier 5 Sterne und meine absolute Leseempfehlung für diesen feinfühligen, wunderschönen Roman über Liebe, Verlust, das Leben und Neubeginn.

Absolutes Highlight!

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Veröffentlicht am 16.10.2025

Groteske Geschichte einer toxischen Mutter-Tochter-Beziehung

Vielleicht ist die Liebe so
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„Vielleicht ist die Liebe so“ von Katja Früh hatte mich aufgrund des schräg und gleichzeitig interessant klingenden Klappentextes sehr angesprochen, zumal aus dem diogenes-Verlag viele tolle Bücher kommen.

Erzählt ...

„Vielleicht ist die Liebe so“ von Katja Früh hatte mich aufgrund des schräg und gleichzeitig interessant klingenden Klappentextes sehr angesprochen, zumal aus dem diogenes-Verlag viele tolle Bücher kommen.

Erzählt wird die Geschichte von Anja, Mitte 40, deren Mutter ihr gleich zu Beginn des Romans ihren geplanten Todestermin mitteilt. Anja ist geschockt. Zwar stand sie ihrer Mutter nie nah, ihre Beziehung war und ist schwierig. Ihre sehr narzistische Mutter hatte immer hohe Erwartungen an sie, nie konnte Anja es ihr recht machen, echte Nähe gab es nicht zwischen ihnen. Seitdem Anja ihren Beruf als Schauspielerin aufgegeben hatte und als Barkeeperin arbeitet und ihr Freund Carlos von ihr getrennt hatte, ist das Mutter-Tochter-Verhältnis nicht besser geworden.
Doch nun erwartet ihre Mutter Verständnis für ihr geplantes Ableben mit Sterbehilfe und fordert Anjas Unterstützung bei den Formalitäten rund um Beerdigung; und für ihren geliebten Hund bittet sie um etwas, was Anja nicht leisten will.
Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten, um nicht zu spoilern.

Das toxische Verhältnis zwischen Mutter und Tochter war sehr gut dargestellt, vor allem gegen Ende hin konnte man Anja gut verstehen:

„Benjamin denkt bestimmt, dass ich über den Verlust meiner Mutter weine. Ich weine aber um einen ganz anderen Verlust.
Falls man etwas, das nie da gewesen ist, einen Verlust nennen kann. Dieses Loch, das Menschen in sich fühlen, die ihr ganzes Leben einer Liebe, einer Geborgenheit hinterherrannten, die es einfach nicht gab, eine Jagd nach einem Phantom. Die heiße Liebe, die ich als Kind für meine Mutter empfand und die sich in tausend Versuchen, sie für mich einzunehmen, äußerte, ist mit den Jahren verschwunden. Das Loch aber bleibt für immer.“

Dennoch konnte mich der Roman leider nicht so abholen, wie ich gehofft hatte.
Die Charaktere blieben mir zu distanziert, ich konnte mich nur schwer in sie hineinversetzen. Vor allem Anjas Bericht über ihre Gründe, mit der Schauspielerei aufzuhören, waren für mich nicht authentisch dargestellt, mir fehlte hier die Tiefe bei ihrem Charakter.
Auch die anderen Protagonist*innen blieben für mich zu oberflächlich; das Thema Sterbehilfe hat mir in dieser Umsetzung nicht so zugesagt. Ich hatte höhere Erwartungen an den Roman. Zwischendurch hatte er einige Längen und konnte mich nicht wirklich fesseln.

Insgesamt eine ziemlich schräge Geschichte, die mich leider nicht so überzeugen konnte.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley.
Die geäußerte Meinung zum Buch ist meine eigene.

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