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Veröffentlicht am 29.01.2024

Die Büste der Königin Nofretete

Das Lächeln der Königin
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In zwei Teilen wird nicht nur die jüdische Familie James Simon in Berlin ab 1912 beleuchtet, sondern auch das politische Zeitgeschehen in Deutschland und die archäologischen Aktivitäten in Tell el-Amarna, ...

In zwei Teilen wird nicht nur die jüdische Familie James Simon in Berlin ab 1912 beleuchtet, sondern auch das politische Zeitgeschehen in Deutschland und die archäologischen Aktivitäten in Tell el-Amarna, Ägypten. Über den bedeutenden Fund der Nofretete durch den jüdischen Archäologen und Freund Ludwig Borchardt leitet der Roman im zweiten Teil über zur Bürde durch diesen Fund. Denn durch die politischen Wirren des 1. Weltkriegs verliert der einstige sehr vermögende Berliner und Baumwollfabrikant James Simon nicht nur seinen Besitz, sondern auch seinen bisherigen großen Einfluss als Kunstmäzen. Gezeichnet wird von ihm ein sehr sympathisches, mitmenschliches Charakterbild. Auch als kulturell sehr interessierter Mensch sticht er hervor. Die Beschreibungen des bürgerlichen Judentums in Berlin, der harschen Lebensbedingungen der Bevölkerung überzeugen ebenso wie die Einflechtung nationalistischer und antisemitischer Aktivitäten. Als ein Gründervater der Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) ist der Berliner Textilgroßhändler, Kunstliebhaber und Mäzen James Simon mit seinen Beziehungen zu Wirtschaft, Bankensektor und Industrie in die deutsche Geschichte eingegangen. Ein aufschlussreicher, sehr überzeugender Beitrag über die Büste der Königin Nofretete, die immer noch das bekannteste Exponat der Berliner Museumsinsel ist.

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Ein sehr mörderisches Island – ein komplexer Fall.

Verborgen
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Das Cover von Band 3 hat Wiedererkennungswert in seiner Gesamtgestaltung in Schrifttyp und passendem Landschaftsbild. Im gesamten Verlauf der Aufklärung von zwei Morden an jungen Opfern imponieren die ...

Das Cover von Band 3 hat Wiedererkennungswert in seiner Gesamtgestaltung in Schrifttyp und passendem Landschaftsbild. Im gesamten Verlauf der Aufklärung von zwei Morden an jungen Opfern imponieren die detaillierten, polizeilichen Recherchen, scheibchenweise mit viel Feingefühl aufgeblättert und nachvollziehbar beschrieben. In Akranes und Reykjavik bauen sich die zwischenmenschlichen Spannungsfelder auf – nicht nur in der oberflächlich intakten Familie mit drei Kindern und holländischem Au-pair-Mädchen, sondern auch zwischen den sympathischen Ermittlern. Die große Bandbreite der eingebundenen Charaktere überzeugt in ihrer Diversität, realistisch porträtiert. Während es im ersten Teil des Krimis um die Aufklärung des Mordes an einem jungen Mann inclusive Hausbrand geht, enthüllt der zweite Teil erst die ganze Komplexität nach Auffindung einer zweiten jungen Leiche – mit überraschendem, aber überzeugend konzipiertem Aufklärungsgeschehen. Ein Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Eine moderne Beziehungstat – zum Nachdenken!

Geordnete Verhältnisse
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Das Cover mit großblättrigen Zimmerpflanzen nimmt Bezug auf Philipps Eigentumswohnung, in schwarz-weiß und mit vielen Pflanzen in Grün gehalten – passend. Die Szenerie spielt in Gelsenkirchen und Berlin. ...

Das Cover mit großblättrigen Zimmerpflanzen nimmt Bezug auf Philipps Eigentumswohnung, in schwarz-weiß und mit vielen Pflanzen in Grün gehalten – passend. Die Szenerie spielt in Gelsenkirchen und Berlin. Hauptfiguren sind Philipp und Feina, die abwechselnd zu Wort kommen in dieser dramatischen, eigenartigen Beziehung. Aus der sehnlichst erwünschten Freundschaft in Schulzeiten erwächst ein krankhaftes bis tödliches Trauma für beide Charaktere, die bereits während ihrer Kindheit schwer geschädigt wurden durch das jeweilige Elternhaus. Wie sich aus vermeintlicher Liebe, Ehrlichkeit und Vertrauen schlussendlich Hass, Kontrollwahn, Lügerei und häusliche bzw. psychische Gewalt entwickeln kann, wird eindrucksvoll und realistisch beschrieben. Beider Streben als Co-Parents nach geordneten Verhältnissen und einer normalen Beziehung in Bezug auf Feinas Kind scheitert jedoch schließlich an Philipps Aggressionsproblem und Feinas bipolarer Störung und Depression. Der Schreibstil ist eindringlich, umreißt diese moderne Paarbeziehung spannungsvoll und kreativ. Die manchmal eher flapsige Ausdrucksweise von Philipp unterscheidet sich deutlich von der Feinas, passend zur jeweiligen Persönlichkeit.
Zitiertes Fazit: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Aber manchmal sieht das Auge Dinge, die das dumme Herz nicht sehen kann.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Ein intensiver, einfühlsamer Schreibstil

Krummes Holz
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Das Cover zeigt eine sommerliche, leicht verdorrte Graslandschaft mit Weitblick und farbig bewölktem Himmel – insgesamt deutet kein Hinweis auf diesen Buchtitel hin. Wie in einem Interview mit der Autorin ...

Das Cover zeigt eine sommerliche, leicht verdorrte Graslandschaft mit Weitblick und farbig bewölktem Himmel – insgesamt deutet kein Hinweis auf diesen Buchtitel hin. Wie in einem Interview mit der Autorin erwähnt, hilft hier vielleicht das Zitat von Immanuel Kant: »Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.« Deuten könnte man diese Worte mit Schwarzer Pädagogik, mit lieblosen Erziehungsmethoden verbunden mit Strafen, Kontrolle, Gewalt, Demütigungen oder Einschüchterungen während einer verwundbaren Kindheit wie hier bei Jirka, seiner 4 Jahre älteren Schwester Malene und Leander, dem Sohn des letzten Verwalters. Thematisiert werden Traumata besonders bei Jirka, die sich allmählich gegenüber Leander verwandeln in zaghafte Zuneigung – empfindsam und nachvollziehbar beschrieben. Gefühle von Angst und Begehren, aber auch Leere und Ziellosigkeit in immer noch lieblos geprägter Umgebung herrschen vor. Harkemei, ein Erntedank-Brauch stellenweise noch z.B. in Westfalen gefeiert, lassen auf den traditionellen, bäuerlichen Hintergrund schließen. Mit der erwähnten Psychiatrie-Enquete, fertiggestellt im September 1975, werden den Buchfiguren der Mutter und der von Lottchen nur kurz beleuchtet. Während die Rolle der jetzt dementen Agnes breit beschrieben ist, wird der hartgesottene Vater aus dem Leben aller mehr als verdrängt. Die Hoffnung auf Verständnis, Gehör oder Hilfe bereits lange aufgegeben, vereint die Geschwister in ihrer Not und Einsamkeit – sehr gut heraus gearbeitet.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Der einsame Weg zur Selbstbestimmung.

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Das Cover tangiert nicht direkt erkennbar den Inhalt des Buches über eine ultra-orthodoxe jüdische Gemeinde und ihre strengen Regeln. Die spannenden Szenerien spielen sich in drei Städten ab: London, Tel ...

Das Cover tangiert nicht direkt erkennbar den Inhalt des Buches über eine ultra-orthodoxe jüdische Gemeinde und ihre strengen Regeln. Die spannenden Szenerien spielen sich in drei Städten ab: London, Tel Aviv und Jerusalem. Wie jeweils sehr verschieden sich das religiöse Leben besonders für die Zweifler und Aussteiger gestaltet, wird eindrücklich am Beispiel von Chani, Rivka und ihrem ältesten Sohn Avromi beschrieben, verbunden mit Ausgrenzung, schlechtem Gewissen, Einsamkeit, Orientierungslosigkeit, sogar mit körperlicher Verletzung. Sehr erschreckend ist die Macht von Männern in dieser streng von Geboten geregelten Lebensweise und ihrer Sinnhaftigkeit, keinen Freiraum für individuelle Selbstverwirklichung bietend. Am Beispiel von Chanis Unwissenheit über den eigenen weiblichen Körper zwecks Befruchtung laufen die religiösen Regeln und die moderne Londoner Kinderwunschklinik klar auf einen schroffen Konfrontationskurs zu. Die Beschränkung der Frau auf die Rolle als Gebärmaschine, ohne klare Mitspracherechte ist einfühlsam beschrieben. Durch das Einfließen von jüdischen Begriffen und Bräuchen wirkt das Buch sehr authentisch, macht aber oft ein Nachschlagen notwendig und behindert natürlich den Lesefluss. Ein interessantes Leseerlebnis im Spannungsfeld zwischen jüdisch-orthodoxer Tradition und Moderne.

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