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Veröffentlicht am 13.12.2025

Eine reiche, vielschichtige bis zuletzt spannende Geschichte

Savannah – Hoffnung auf eine neue Freiheit
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Das Cover versprüht das sommerliche Ambiente von einladender, üppiger Natur rund um den Savannah-River mit Blaureiher und blühenden Ranken. Sehr interessante Charaktere agieren in diesem Band, verflochten ...

Das Cover versprüht das sommerliche Ambiente von einladender, üppiger Natur rund um den Savannah-River mit Blaureiher und blühenden Ranken. Sehr interessante Charaktere agieren in diesem Band, verflochten mit ihren juristischen und historischen Bezügen. Paulines Sohn Leland z.B., Yamacraw und Two-Spirit, der die soziale Rolle von Frauen eingenommen hat, gekleidet in traditionelle Kleidung und Haartracht nicht Gender-spezifisch, mit besonderen Beziehungen zur Welt des Übernatürlichen, kennt sich aus mit heilenden Kräften und hält eine besondere Stellung in seiner indianischen Gesellschaft zumindest im 18. Jahrhundert. Interessant ist auch die Figur der Tallulah Woodpecker, Witwe des Farmers, der das Erbe der Plantage als kinderlose Witwe verwehrt bleibt nach damaliger Rechtsprechung in der Kolonie Geogia. Als Nellies üble Gegenspielerin sorgt sie für viel Spannung, Dramatik und Gewalt, deutet aber auch deren Vereinsamung und Härte im Kampf ums Überleben an. Neben dem Drang um verbessertes Erbrecht für Frauen geht es aber auch um verstärkte Spannungen zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung. Mit dem fatalen Schicksal von Noble Ireland, Freeman (Freier), Sohn des ehemaligen Sklaven Grover, seiner Verbindung zum Sklavenaufstand und zu Karoline werden die widrigen, beängstigenden Lebensumstände ohne Möglichkeit auf rechtlichen Schutz klar dargestellt. Georgia wurde ja letztendlich ein Sklavenstaat wie alle anderen, ohne die Gleichheit unter den Menschen herauf beschwören zu können. Dass auch die Kolonisten – meist Handwerker - sich als Bürger mit Rechten sahen, zeigt die Gründung der Gewerkschaft Union Boys.
Diese Romanreihe bewahrt die „herrschenden Gedanken einer Epoche“, aber auch die Gedanken der herrschenden Klasse.

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Veröffentlicht am 10.12.2025

Das Leben von acht Frauen in Rom ab 1934 – ein interessantes Gruppenporträt

Was vor uns liegt
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Verschiedenen sozialen Schichten entwachsen folgen 8 junge Frauen einem Studium an der Universität in Rom oder Ähnlichem über vier Jahre, in einem katholischen Konvikt mit strengen Regeln lebend. Trotz ...

Verschiedenen sozialen Schichten entwachsen folgen 8 junge Frauen einem Studium an der Universität in Rom oder Ähnlichem über vier Jahre, in einem katholischen Konvikt mit strengen Regeln lebend. Trotz vieler gemeinsamen Hoffnungen und Träumen von Selbstbestimmung in Freiheit, befreit von Traditionen, geltenden Moralvorstellungen und patriarchischen Entscheidungen, hegen sie auch ihre Geheimnisse, verfallen in Lügen. Die althergebrachte Rolle der Frau neben Ehemann und Kindern wird von ihnen in der Stadt Rom in Frage gestellt, so weit weg von Eltern, dem Dorf, dem gewohnten Freundeskreis. Neben der gemeinsamen Bildungserfahrung teilen sie auch ihre Ängste und ihre Sehnsüchte rund um das Thema Liebe. Welche Bedeutung das Thema Geld auf das Leben von Frauen besonders in prekären Verhältnissen haben kann, wird breit dargestellt. Das Erwachsenwerden und die Unabhängigkeit der unverheirateten Frau, auch mit Kind, wird geistreich neben die Frau im häuslichen Kontext gestellt. Durch die Einbeziehung des Spanischen Bürgerkriegs ab 1936 wird auch Politisches und Historisches im Roman verarbeitet. Der Schreibstil überzeugt besonders in den realistischen Dialogen um Freundschaft und moralische Werte.

Ein interessanter Gesellschaftsroman über Zeitgenossinnen der Autorin.

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Veröffentlicht am 06.12.2025

Hausfrau im Geheimdienst-Thriller – etwas unrealistisch

Down Cemetery Road
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In sieben Kapiteln entwickelt sich aus einer ungewöhnlichen Dinner-Szene mit nachbarlicher Explosion im verstaubten Oxford ein Geheimdienst-Plot mit ungemütlichen und für tot erklärten Kandidaten auf ...

In sieben Kapiteln entwickelt sich aus einer ungewöhnlichen Dinner-Szene mit nachbarlicher Explosion im verstaubten Oxford ein Geheimdienst-Plot mit ungemütlichen und für tot erklärten Kandidaten auf einer unbenannten Insel vor Schottland. Die zunächst unscheinbare Hauptfigur Sarah Tucker, gelangweilte Hausfrau, kommt auf ihrer Suche nach dem 4-jährigen Mädchen Dinah recht unglaubwürdig daher. Ihr Agieren mit dem Privatdetektiv Joseph Silvermann erscheint unrealistisch, durchsetzt von Nebensächlichkeiten. Sarahs langsame Verwandlung in eine rationale, unerschrockene Person an der Seite des Soldaten Michael Downey wirkt glaubwürdiger. Der ruhige Vorort von Oxford versprüht leider nicht das besonders geheimnisvolle Ambiente einer altehrwürdigen Universitätsstadt, sorgt aber bis zu den stürmischen Vorkommnissen an der schottischen Küste am Ende des Plots für einen spannenderen Handlungsverlauf mit zunehmender Vehemenz. Zoë Boehm als Ermittlerin der Detektei Oxford Investigations JOSEPH SILVERMANN BA. taucht erst spät und wenig überzeugend in der Handlung an der Seite von Sarah auf. Das Netz der kaltblütigen Söldner, die im Auftrag der britischen Regierung aufräumen, wird teilweise zu langatmig beschrieben. Der Schreibstil gefällt in seiner humorigen bis sarkastischen Art.

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Veröffentlicht am 01.12.2025

Überzeugende Motive – Morde schlüssig enträtselt.

Die weiße Nacht
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Das Cover zeigt eine historische Schwarz-Weiß- Aufnahme des beschädigten Reichtaggebäudes in Berlin mit Erwachsenen auf einem fahrenden Kettenkarussell davor, festgehalten durch ein Objektiv. Der fehlende ...

Das Cover zeigt eine historische Schwarz-Weiß- Aufnahme des beschädigten Reichtaggebäudes in Berlin mit Erwachsenen auf einem fahrenden Kettenkarussell davor, festgehalten durch ein Objektiv. Der fehlende Schnee und die leichte Bekleidung der Personen lassen eher auf eine sommerliche Periode schließen. Der Buchtitel verrät jedoch schon den Schneezauber und die Kälte im Hungerwinter 1946/47. Mit Kriminalkommissar Alfred König und der Fotografin Lou Faber als Hauptfiguren werden nicht nur Mordfälle aufgeklärt, sondern auch deren tragische Vergangenheit mit ihren kaum zu verschleiernden Geheimnissen. Die bedrückende Atmosphäre voller Kälte, Hunger, Mangelwirtschaft und Improvisation in der 4-Sektorenstadt steht lebendig und überzeugend neben der glaubwürdigen Figurenzeichnung zwischen beklemmenden Nachkriegsruinen. Thematisiert werden Widerstandsbewegungen wie z.B. der Kreisauer Kreis, das Zuchthaus und die Sicherungsanstalt Brandenburg-Görden oder auch die Städtische Nervenklinik für Kinder und Jugendliche Wiesengrund. Dass viele führende Repräsentanten des NS-Staates schuldfrei aus den Nürnberger Prozessen davonkamen, fand verständlicherweise wenig positives Echo in der Bevölkerung, auch nicht bei dieser Mordkommission.
Eine gelungene Verknüpfung deutscher Geschichte mit einem atmosphärisch bedrückenden Nachkriegskrimi.

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Veröffentlicht am 01.12.2025

Ein hartes Krankheits-Schicksal in Mutter-Tochter-Beziehung

Elf ist eine gerade Zahl
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Auf zwei Erzählebenen verlaufen zeitlich parallel im Wechsel sehr verschiedene Abläufe: Zunächst geht es um eine spezielle Mutter-Tochter-Beziehung in nicht alltäglicher Situation rund um eine erneute, ...

Auf zwei Erzählebenen verlaufen zeitlich parallel im Wechsel sehr verschiedene Abläufe: Zunächst geht es um eine spezielle Mutter-Tochter-Beziehung in nicht alltäglicher Situation rund um eine erneute, schwerwiegend belastende Krankheit mit erneuter OP. Im Verlauf des kritischen Krankenhausaufenthalts der Tochter setzt die Erzählung der Mutter Katja Altenberg ein, um ihre kranke, angstvolle Tochter Paula zu beruhigen. Diese fantasievolle Geschichte, betitelt Der Fuchs und das Mädchen, nimmt zu viel Raum ein. Besonders die körperlichen und seelischen Belastungen der überfürsorglichen Mutter werden betont. Auch der normalerweise schon schwierige Umgang mit Teenagern wie Paula im Alter um 14 Jahre wird gut beschrieben. Die Belastung im Finden der richtigen Worte bis zum Aushalten von Schweigen bei allen Beteiligten rund um den einschneidenden Lungeneingriff bei Paula ist zwar spürbar, erfasst jedoch im Schreibstil emotional nicht tiefgehend.

Ein wichtiges Thema, doch ist der Roman insgesamt keine stimmige Einheit. 2,5 *

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