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Veröffentlicht am 29.08.2024

Das Mittelalter rund um Edward III. wird lebendig erzählt.

Winterwölfe
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Das Cover zeigt einen Löwen aus dem königlich-englischen Wappen Edwards III. aus dem Hause Anjou-Plantagenêt, der französischstämmigen Herrschaftsdynastie – ein passendes Symbol zum Buchinhalt. In diesem ...

Das Cover zeigt einen Löwen aus dem königlich-englischen Wappen Edwards III. aus dem Hause Anjou-Plantagenêt, der französischstämmigen Herrschaftsdynastie – ein passendes Symbol zum Buchinhalt. In diesem zweiten Band der Essex Dogs Trilogie geht es nach dem englischen Sieg bei Crècy gegen die Franzosen im hundertjährigen Krieg um die elfmonatige Belagerung von Calais 1346/47. Bisher ohne Bezahlung und trotz des Verlustes zweier Söldnermitglieder ihrer Truppe harren sie aus in Villeneuve. Lebendig beschrieben wird der abenteuerliche Belagerungszustand sowohl für die englische Seite als auch für die Zivilbevölkerung der reichen Hafenstadt Calais und der dörflichen Umgebung. Verwoben mit historischen Fakten geht es um Abenteuer verschiedenster Charakterfiguren wie z.B. den jungen Bogenschützen Romford, der flämischen Söldnerin Hircent oder den Piraten Marant. Der rätselhafte Captain verbindet als Krüppel das Geschäftliche mit diesem Krieg, allein auf sein Überleben konzentriert, während die tiefe Freundschaft der verbliebenen Essex Dogs den rauen, brutalen Kriegszustand besser ertragen hilft. Die extremen Marotten und unmenschlichen Eigenheiten der im Kriegsgeschehen involvierten Adeligen sind ebenso lebhaft herausgestellt in vielen Details. Insgesamt ein lehrreiches und dennoch spannendes Buch.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Rumänien - nicht nur für politisch Interessierte lesenswert

Vaterländer
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In drei Teilen geht es um mehr als nur um die rumänisch-ungarische Familiengeschichte dreier Generationen von Vätern. Auch das Alltagsleben in Rumänien während des Ceauceșcu-Regimes mit all ihren Entbehrungen ...

In drei Teilen geht es um mehr als nur um die rumänisch-ungarische Familiengeschichte dreier Generationen von Vätern. Auch das Alltagsleben in Rumänien während des Ceauceșcu-Regimes mit all ihren Entbehrungen wird besonders im zweiten Teil beschrieben, wo der Großvater Horea Sava als junger Mann ab 1949 in die politischen Intrigen dieses gnadenlosen Systems unverschuldet gerät. Die Lebensgeschichte von Sabins Vater Bela Tambrea erfährt mit seiner Entscheidung im Jahre 1985 eine wichtige Wende: Während einer Konzertreise in Frankreich flieht er mit einem Freund nach Deutschland, holt nach zwei Jahren voller Einsamkeit und Entbehrungen im Rahmen der Familienzusammenführung Ehefrau und Kinder nach. Ab vier Jahren bis zu seinem Stimmbruch erzählt der Autor Sabin Tambrea, 1984 in Rumänien geboren, über sein Familienleben in Marl. Sowohl der politische Wandel in Rumänien während dieser Zeit wird detailliert beschrieben, als auch die Sehnsucht nach Freiheit, nach Selbstbestimmung wird herausgestellt. Der Familienzusammenhalt insgesamt über einen langen Zeitraum und über einige Ländergrenzen hinweg ist beeindruckend. Die Schilderung der romantischen Liebesgeschichte von Sabins Eltern bringt positive, menschliche Momente in diese Beschreibung des doch politisch harschen Systems Rumäniens ohne Hoffnung auf Liberalisierung. Die frühe Vergangenheit Rumäniens wird auch angerissen. Das angehängte Familienverzeichnis ist besonders im ersten Teil hilfreich. Mit großer Willensstärke, mit Disziplin und langem Durchhaltevermögen – so werden die Hauptpersonen porträtiert. Der Schreibstil gefällt.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Liebe mit einem Verfallsdatum

Wir sehen uns am Meer
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Die problematische Liebesgeschichte zwischen einer Israelin und einem Palästinenser beginnt 2003 in New York, zwei Jahre nach 9/11. In drei Teilen entsprechend den Jahreszeiten Herbst bis Frühling beschreibt ...

Die problematische Liebesgeschichte zwischen einer Israelin und einem Palästinenser beginnt 2003 in New York, zwei Jahre nach 9/11. In drei Teilen entsprechend den Jahreszeiten Herbst bis Frühling beschreibt die Israelin Liat ihr Leben in N.Y. mit Rückblenden zu ihrer Familie und ihrem bisherigen Leben in Tel Aviv. Ihr Visum läuft zum 20. Mai 2003 aus. Durch Zufall lernt sie den Maler Chimra aus Ramallah, Westjordanien kennen, der seit 1999 in N.Y. lebt. Die politische Brisanz zwischen diesen beiden Ländern wird mit simplen Methapern mit Symbolgehalt angerissen.
Im zweiten Teil zur sehr kalten, anhaltenden Winterzeit trösten sich beide ineinander geschmiegt und liebessatt gegen Kälte und Einsamkeit, ohne dass Eltern und Freunde im Heimatland in ihre politisch untersagte Beziehung eingeweiht werden. Beide genießen nicht nur Gefühle der Freiheit und Unabhängigkeit weit ab von der reglementierten Heimat, sondern auch z.B. in U-Bahnen unterwegs in N.Y. fehlt besonders Liat der Mut vor Israelis, zu ihrer Beziehung mit ihrem heimlichen, arabischen Geliebten zu stehen. Chilmi und seine Familie werden mit Rückblenden und mittels einer DVD vorgestellt. Sein älterer Bruder Wassim entfacht mit Liat einen politischen Streit um einen zukünftigen binationalen Staat.
Im dritten Teil fliegt Liat zurück nach Tel Aviv nach Ablauf ihres Visums. Auch Chimli kehrt für zwei Monate heim nach Ramallah. Per Telefon halten beide weiterhin Kontakt und richten sich getrennt neu ein. Doch schließlich passiert ein Unglück!
Der Sprachstil gefällt, auch wenn der Satzbau etwas ungewöhnlich ist durch Aneinanderreihung unvollständiger Sätze. Die bildliche Wortwahl und die detaillierte Erzählweise lassen die Atmosphäre an den jeweiligen Standorten lebendig werden. Die politische Brisanz in dieser persönlichen Liebesbeziehung ist klar heraus gearbeitet.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Wirkung wie bei einer unvollendeten Geschichte – leider.

Die Gräfin
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Das Cover zeigt einen Reiter in nebliger Wasserlandschaft zwischen den Gezeiten – sehr stimmungsvoll, passend zu den Landschaftsbeschreibungen im Buch. Über sechs Tage im August des Kriegsjahres 1944 ...

Das Cover zeigt einen Reiter in nebliger Wasserlandschaft zwischen den Gezeiten – sehr stimmungsvoll, passend zu den Landschaftsbeschreibungen im Buch. Über sechs Tage im August des Kriegsjahres 1944 erzählt der Roman vom Alltagsleben dreier Menschen und einigen Tieren auf der Hallig Südfall: Diana Henriette Adelaide Charlotte Gräfin von Reventlow-Criminil, ihre junge Haustochter Meta Olsen und Knut Maschmann, Allround-Handwerker unterwegs mit nordfriesischem Dialekt. Durch den Absturz des fabrikneuen einmotorigen Beobachtungsflugzeugs Taylorcraft Auster V mit dem ohnmächtigen Piloten John Philip Gunter, Officer der Royal Air Force, kommt Bewegung in das stille, malerische Inselleben. Während die Gräfin ihn nicht nur vor der Gestapo und ihren Spionen versteckt, erzählt sie diffus von diversen, chronologisch ungeordneten Erinnerungen aus ihrem interessanten Leben. Mittlerweile über achtzig Jahre alt, unterhält sie immer noch ein Netz von Fluchthelfern zusammen mit einigen Fischern, Knut, seinem Freund Sönke Sönksen, dem Briefträger und dem Arztehepaar Braack. Der Schreibstil gefällt besonders durch bildliche Landschaftsbeschreibungen. Die kantige Figur von Knut Maschmann in seinem Dialekt überzeugt charakterlich am meisten.
Leider endet mit dem sechsten Tag der Roman abrupt, wirkt unrund, mit offenem Ende. Schade!

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Möglichkeiten des Findens und der Selbstfindung

Taumeln
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Die zwei Jahre ältere Schwester von Luisa - Hannah Auerbach – wird immer noch vermisst. Ein harter Kern von sieben Personen sucht immer noch samstags mit Luisa im Wald, obwohl die Möglichkeit des Findens ...

Die zwei Jahre ältere Schwester von Luisa - Hannah Auerbach – wird immer noch vermisst. Ein harter Kern von sieben Personen sucht immer noch samstags mit Luisa im Wald, obwohl die Möglichkeit des Findens von Hannah sehr unrealistisch ist. Diese Kerngruppe mit vorhandenen Familienmitgliedern steht im Mittelpunkt mit ihren jeweils verschiedenen Problematiken von Einsamkeit, häuslicher Gewalt, im Leben verloren, Hoffnungslosigkeit, Broken-Heart-Syndrom etc. Die Rückblicke von Luisa, Frank und Inge schaffen eine besondere, emotionale Atmosphäre, während die weiteren Gruppenmitglieder unschärfer dargestellt werden, insgesamt in einem langen Satzbau, oft erweitert durch Halbsätze. Die vortreffliche Wortwahl ist oft bildlich, kreativ eingesetzt, der württembergische Dialekt wirkt auflockernd und authentisch dörfllch. Wie die Suchenden (aus verschiedener Motivation) doch langsam Mitverantwortung füreinander aufbauen, ist gut beschrieben – wie bunte Holzperlen an einer geschlossenen Kette. Doch schließlich bleibt eine einzelne Holzperle – Luisa – abseits von diesem Verbund. Mit einem abrupten offenen Finale endet dieser gesellschaftskritische Roman um Luisa und ihrem Hass auf ihre Schwester Hannah.

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