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Veröffentlicht am 24.01.2019

Gelungener Auftakt der Doggerland-Trilogie

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Doggerland liegt zwischen Großbritannien und Dänemark und ist eigentlich schon vor 8000 Jahren in der Nordsee versunken.
Die schwedische Autorin Maria Adolfsson holt diese Inselgruppe bei ihmen Krimidebüt ...

Doggerland liegt zwischen Großbritannien und Dänemark und ist eigentlich schon vor 8000 Jahren in der Nordsee versunken.
Die schwedische Autorin Maria Adolfsson holt diese Inselgruppe bei ihmen Krimidebüt nun zurück an die Oberfläche, verschafft ihr eine stimmige Hintergrundgeschichte und bevölkert sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Charaktere.

Da die Reihe als Trilogie angelegt ist, ergibt sich bei diesem Auftaktband nun die besondere Schwierigkeit, das die Autorin einerseits natürlich eine spannende Geschichte abliefern sollte, die die Leser gut unterhält und neugierig auf die weiteren Bände macht, und zugleich die Inselgruppe mit Land und Leuten sorgfältig einführen muss, so das dieser Hintergrund die Geschichte auch über die weiteren Bände trägt.
Diesen Spagat absolviert die Autorin insgesamt sehr gut, auch wenn dabei die eine oder andere Länge, insbesondere in der ersten Hälfte des Buches, nicht immer zu vermeiden ist. Das furiose Finale mit der verblüffenden Auflösung entschädigt dafür umso mehr.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Kommissarin Karen Eiken Hornby, die vor nicht allzu lanhger Zeit nach einem persönlichen Schicksalsschlag von Großbritannien nach Doggerland zurückgekehrt ist. Als die Ex-Frau ihres direkten Vorgesetzten Jounas Smeed tot aufgefunden wird, bekommt sie nun ihre erste eigene Mordermitttlung, bei der sie von ihren Kollegen und Vorgesetzten auch besonders aufmerksam beäugt wird. Das sie die Nacht vor dem Mord mit Jounas im Bett verbracht hat, macht die Sache für sie nicht wirklich einfacher.

Mit ihrem packenden Schreibstil konnte mich die Autorin schnell in den Bann ihrer gut aufgebauten Geschichte ziehen. Trotz einiger geschickt eingestreuter Hinweise habe ich doch recht lange gebraucht, um zu merken, in welche Richtung sich das Geschehen entwickelt.
Die Hauptfigur gibt sich am Anfang noch etwas spröde und unnahbar, so das sie es uns Lesern nicht gerade leicht macht, sie zu mögen. Dies ändert sich angesichts der Entwicklung, die sie im Laufe der Geschichte durchläuft, aber doch recht schnell. Am Ende habe ich dann doch ziemlich mit ihr mitgefiebert und bin nun schon sehr gespannt, wie es mit Karen und ihren Mitstreitern in den nächsten Bänden weitergeht.

Mein erster Besuch auf Doggerland wird mit Sicherheit nicht mein letzter bleiben.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Spannender Roman, der sich auf intelligente Art und Weise mit dem Thema Extremismus auseinandersetzt

Im Maulwurfstunnel
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Der Autor Thomas Kastning setzt sich in seinem Romandebüt auf intelligente Art und Weise mit dem Thema Extremismus auseinander und konnte mich dabei nicht nur gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken ...

Der Autor Thomas Kastning setzt sich in seinem Romandebüt auf intelligente Art und Weise mit dem Thema Extremismus auseinander und konnte mich dabei nicht nur gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen.

Konstantin, der Ich-Erzähler der Geschichte, führt eigentlich ein ziemlich ereignisloses Leben, bis er über seine Nachbarin Leyla, in die er heimlich verliebt ist, in Kontakt zur linksextremen Szene kommt und dabei sogar ein wenig Gefallen an deren Ansichten findet.
Als das Land wenig später durch einige Anschläge erschüttert wird und Konstantin mehr unfreiwillig in die Angelegenheit verwickelt wird, gerät er ins Visier des ermittelnden Hauptkommissars Dr. Priester, der unter starkem Druck der Öffentlichkeit und auch der Politik ermittelt.
Kann Konstantin seinen Kopf noch aus der Schlinge ziehen oder wird er hier zum Bauernopfer ?

Mit einem packenden Schreibstil konnte mich der Autor schnell in den Bann der gut aufgebauten Geschichte ziehen. Dabei lässt er uns Leser auch immer wieder tief in die Gedankengänge und Entscheidungsfindungsprozesse der gut gezeichneten Protagonisten eindringen. So baut er auch ohne große Actioneinlagen schnell Spannung auf und hält sie über die gesamte Länge des Buches.
Das Ende war für mich persönlich etwas unbefriedigend (ohne hier etwas vorwegnehmen zu wollen), auch wenn es vom Grundsatz her durchaus schlüssig und nachvollziehbar ausfällt. Nach meinem Geschmack hat hier aber für ein rundes Ende einfach etwas gefehlt.

Aber auch so fällt das Gesamtfazit insgesamt absolut positiv aus.
Wer sich für das Thema Extremismus interessiert, wird hier bestens bedient und unterhalten, zudem erhält er reichlich Stoff zum Nachdenken.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Eindringlicher und erschreckender Bericht über die Schattenseiten des Volkssportes Nr. 1 in Deutschland

Football Leaks
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Als die Enthüllungsplattform Football Leaks im Jahre 2015 eine ganze Reihe von geheimen Dokumenten und Verträgen aus der großen bunten Welt des Fußballs veröffentlicht hat, führte dies zu einem weltweiten ...

Als die Enthüllungsplattform Football Leaks im Jahre 2015 eine ganze Reihe von geheimen Dokumenten und Verträgen aus der großen bunten Welt des Fußballs veröffentlicht hat, führte dies zu einem weltweiten Aufschrei in der gesamten Fußballwelt.
Seitdem interessieren sich auch unzählige Staatsanwaltschaften und Gerichte für die Dokumente, es wurden in der Zwischenzeit schon zahlreiche Prozesse geführt, die in erster Linie auf diesen Unterlagen beruhen und teilweise zu spektakulären Urteilen geführt haben.

Der Spiegel-Journalist Rafael Buschmann war fast von Beginn an bei dieser Entwicklung an vorderster Front beteiligt und stand an der Spitze eines Rechercheverbundes, der die Unterlagen ausgewertet, geprüft und anschließend auch veröffentlicht hat
Zudem stand er immer wieder in direktem Kontakt zu John, dem geheimnisvollen Verbindungsmann der Plattform, dessen wahre Identität bis zum heutigen Tage unbekannt ist.
Ebenfalls unklar ist, wie Football Leaks in Besitz der unzähligen Unterlagen gekommen ist, deren Echtheit aber bislang unbestritten ist. Alle Versuche, die Hintermänner von Football Leaks zu diskreditieren oder ihre Identität zu enthüllen, sind bis zum heutigen Tag gescheitert.

In diesem Buch hat Rafael Buschmann nun die spannendsten und spektakulärsten Enthüllungen zusammengestellt. So lernen wir unter anderem die fast schon legendäre "Geldrutsche" des Christiano Ronaldo, auch bekannt als CR7, kennen, deren hauptsächliches Ziel es war, möglichst viele der Einnahmen des Fußballers an der Steuer vorbei auf Konten in den so genannten Steueroasen zu schaffen.
Zudem bietet das Buch tiefe Einblicke in die Anfangszeit der Enthüllungen, beschreibt die Treffen zwischen John und dem Journalisten und auch die technischen und logistischen Schwierigkeiten, die sich aus der Fülle der Dateien ergeben haben.

Der deutsche Fußball und die Bundesliga kommen hier sogar überraschend gut weg und stehen nur selten im Mittelpunkt der Geschichten. Ein Grund zur Beruhigung ist das aber wohl nicht, nur scheinen die Ligen in England, Spanien und Italien scheinbar noch bessere Bedingungen für Spieler, Berater und Klubverantwortliche zu bieten, ihre Machenschaften und die zugehörigen geheimen und teilweise auch sittenwidrige Verträge umzusetzen.

Ein Sachbuch, das sich liest wie ein Thriller und dennoch nur einen ersten Einblick in den gesamten Komplex bieten kann.
Für dieses Jahr ist aber schon ein weiteres Buch mit weiteren Geschichten und Enthüllungen angekündigt, auf das ich schon sehr gespannt bin.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Spannender Krimi zum Thema sexueller Mißbrauch in kirchlichen Einrichtungen und seine Folgen

Tödlicher Rosenkranz
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Der Autor Wolfgang Brosche legt mit diesem Buch einen spannenden und überzeugenden Roman zum Thema des sexuellem Mißbrauchs in kirchlichen Einrichtungen und seinen Folgen vor, der als Krimi aber doch ein ...

Der Autor Wolfgang Brosche legt mit diesem Buch einen spannenden und überzeugenden Roman zum Thema des sexuellem Mißbrauchs in kirchlichen Einrichtungen und seinen Folgen vor, der als Krimi aber doch ein wenig zu vorhersehbar gerät.

Kommissar Thomas Grund hat sich nach einigen alkoholbedingten Vorkommnissen gerade erst von Hamburg in seine Heimatstadt Paderborn versetzen lassen, als er dort direkt mit einem brutalen Mord konfrontiert wird. Und dann entpuppt sich das Opfer auch noch als sein ehemaliger Mitschüler, mit dem ihn einige unangenehme und mehr schlecht als recht verdrängte Erinnerungen verbinden.
Die Ermittlungen führen Thomas Grund dann auch tief in die eigene Vergangenheit zurück und reißen nicht nur bei ihm alte Wunden wieder auf.

Der Autor beschäftigt sich als freier Hörfunk- und Fernsehautor schon seit einiger Zeit besonders mit dem fanatischen Kampf gegen Homosexuelle, den Gruppen wie die „besorgten Eltern“ und andere, zumeist christlich geprägte Organisationen führen. Dieses Wissen lässt er auf überzeugende Art und Weise in seinen gut aufgebauten Roman einfließen und schafft so ein bedrückendes Szenario, das einen beim Lesen immer wieder mit dem Kopf schütteln lässt. Er erzählt seine Geschichte dabei mit einem eindringlichen und dadurch bisweilen auch harten Schreibstil, der allerdings in seiner Deutlichkeit in einigen Passagen nur schwer zu ertragen ist.
Auch in Sachen Figurenzeichnung weiß er dabei zu überzeugen, hier ist besonders die Entwicklung hervorzuheben, die die Hauptfigur Thomas Grund im Laufe der Geschichte durchläuft.

Am Ende deutet sich an, das Thomas Grund und der Journalist Roman Teckel, der ihn bei seinen Ermittlungen unterstützt, weiter ermitteln sollen.
Potential für weitere Geschichten ist in den Figuren meiner Meinung nach durchaus vorhanden. In Sachen Krimiplot gibt es aber auf jeden Fall noch ein wenig Steigerungspotential.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Gelungener Thriller um eine Formel für eine gerechtere Welt, der trotz leichter Schwächen überzeugt

Das Erwachen der Formel
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Wer träumt nicht davon, unsere Welt ein Stück weit besser und gerechter machen zu können ?
Der Autor Julius van Caspar entwickelt aus dieser Frage einen Thriller, der mich trotz leichter Schwächen insgesamt ...

Wer träumt nicht davon, unsere Welt ein Stück weit besser und gerechter machen zu können ?
Der Autor Julius van Caspar entwickelt aus dieser Frage einen Thriller, der mich trotz leichter Schwächen insgesamt doch überzeugen konnte.

Als der Videoblogger Felix Ballhorn vor laufender Kamera ermordet wird, findet die Polizei in seinen Händen ein Manifest, in dem es um die Formel für den perfekten Staat mit einer globalen Ordnung über das Internet geht.
Derweil will Hanne Bergstrom, die Autorin dieses Manifestes, mit einer Gruppe von Hackern die Voraussetzungen für die Umsetzung dieser Formel schaffen und baut das Ganze dabei nach und nach zu einer gewaltigen Bewegung aus.
Doch ist sie oder jemand aus ihrem Team für diese Formel vielleicht sogar zum Mörder geworden ?

Mit einem packenden Schreibstil und viel Liebe zum Detail entwirft der Autor hier ein faszinierendes Szenario und reichert es mit einer Riege von vielschichtig angelegten und gut gezeichneten Charakteren an. Echte Sympathieträger sucht man dabei aber lange Zeit vergebens, allerdings funktioniert die Geschichte auch so ganz hervorragend und konnte mich daher schnell in ihren Bann ziehen.
Dabei braucht es aber doch ein wenig, bis endlich echte Thrillerspannung aufkommt, auch wenn auch vorher zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Langeweile aufkommt, da der Autor immer wieder mit überraschenden Wendungen und Einfällen zu überzeugen weiß.
Das Ende ist dann konsequent, wirkt aber auch ein wenig abgehackt, manches wird dabei etwas zu schnell abgehandelt, auch wenn am Ende keine wesentlichen Fragen offen bleiben.

Insgesamt ein gelungener Thriller mit einer interessanten Grundidee, aus der man aber meiner Meinung nach dennoch sogar noch etwas mehr hätte machen können.