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Veröffentlicht am 16.03.2020

In Hannover an der Leine, Rote Reihe Nummer 8, wohnt der Massenmörder Haarmann, der schon manchen umgebracht ...

Haarmann
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Im Unterschied zu vielen anderen Rezensenten, bin ich begeistert von diesem Buch. Der mir bis dahin unbekannte Journalist und Autor Dirk Kurbjuweit hat es meiner Meinung nach ganz wunderbar geschafft, ...

Im Unterschied zu vielen anderen Rezensenten, bin ich begeistert von diesem Buch. Der mir bis dahin unbekannte Journalist und Autor Dirk Kurbjuweit hat es meiner Meinung nach ganz wunderbar geschafft, die Atmosphäre im Hannover der 1920er Jahre einzufangen und auf Papier zu bannen. Es war bestimmt keine einfache Zeit. Der verlorene Erste Weltkrieg hatte seine Spuren bei der Bevölkerung hinterlassen. Hunger und Armut sind omnipräsent und verleiteten so manchen dazu, auch mal vom Pfad der Tugend abzukommen und in eine andere Welt einzutauchen. Eine Welt, in der man sich ein wenig Liebe und Obdach erhoffte. Und genau das riss auch einige der mindestens 24 Jungs und junge Männer in den Tod, denn sie fielen dem dem sogenannten „Werwolf von Hannover“ zum Opfer. Akribisch und mit viel Beharrlichkeit versucht der fiktive Ermittler Robert Lahnstein Haarmann auf die Spur zu kommen. Sogar in den eigenen Reihen stößt er dabei nicht immer auf Gegenliebe. Doch er gibt nicht auf und bringt den Schlächter schließlich zu Fall und damit auf’s Schafott. Von 1918 bis 1924 trieb Haarmann sein Unwesen in Hannover. Sieben lange Jahre verbreitete er Angst und Schrecken bis er endlich geschnappt wurde und die Stadt wieder aufatmen konnte …

Für die Aufklärung gebraucht der Autor einen eher trockenen Schreibstil, der mich aber faszinierte und an manchen Stellen regelrecht zum Gruseln brachte. Als einziges Manko möchte ich die fehlenden Anführungszeichen in der direkten Rede anbringen, doch die rechtfertigen für mich keinen Sterneabzug. Von mir gibt es volle fünf von fünf Sternen und einen Dank an den Autor für spannende und schaudervolle Lesestunden!

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Veröffentlicht am 06.03.2020

"Ich möchte Maria sein. Aber da ist auch die Callas, der ich gerecht werden muss ..."

Die Diva
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In dieser Buchreihe um „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ wurden schon so einige großartige Geschichten erzählt und „Die Diva“ ist definitiv eine davon. Michelle Marly, hinter deren Namen sich die ...

In dieser Buchreihe um „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ wurden schon so einige großartige Geschichten erzählt und „Die Diva“ ist definitiv eine davon. Michelle Marly, hinter deren Namen sich die bekannte Autorin Micaela Jary verbirgt, hat es geschafft mich zu faszinieren von der Welt der Reichen, Schönen und Traurigen.

Dieser autobiografische Roman um die berühmte Opernsängerin Maria Callas beleuchtet nicht ihr ganzes Leben, sondern pendelt zwischen den späten 50er und den späten 60er Jahren hin und her. Er lässt uns teilhaben daran wie Maria die Liebe ihres Lebens, den reichen griechischen Reeder Aristoteles Onassis, kennenlernt aber auch daran, wie sie ihn wieder verliert. Immer wieder blitzen auch Kindheits- und Jugenderinnerungen der Diva zwischen den Zeilen auf und erzählen von einem Vater, der die Familie verlässt und einer Mutter, die an Grausamkeit schwer zu überbieten ist. Was habe ich mitgefiebert und oft mitgelitten mit einer Frau, die ihr ganzes Leben lang getrieben war. Getrieben erst von der immer fordernden Mutter Evangelica, schließlich von ihrem eifersüchtigen und geldhungrigen Mann Meneghini und vom Leben und der Liebe an sich. “Da sind zwei Leute in mir, Maria und Die Callas…”, erklärte die große Maria Callas einst in einem von vielen Interviews. Wahre Worte, denn sie verkörperte so viel Leidenschaft, Liebe aber auch Trauer und Hass, dass es viel zu viel für ein kleines Herz wäre.

„Die Diva“ von Michelle Marly beinhaltet so viel Intensivität und Ausdrucksstärke, dass ich mich schwer tat, das Buch aus der Hand zu legen. Ich bin so begeistert von der Bereicherung, die er mir beschert hat, dass ich einen ganzen Sternenregen vergeben möchte. Vielen Dank an die Autorin für viele schöne Lesestunden.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Zospektakel und Mord im Kaiserreich ...

Völkerschau
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Was hatte ich für ein Glück, dass ich in einer Leserunde, die sogar von dem Autor persönlich mitbegleitet wurde, diesen wunderbaren Debütroman lesen durfte.

Gregor Müller entführte uns als Leser nach ...

Was hatte ich für ein Glück, dass ich in einer Leserunde, die sogar von dem Autor persönlich mitbegleitet wurde, diesen wunderbaren Debütroman lesen durfte.

Gregor Müller entführte uns als Leser nach Leipzig ins Jahr 1898. Wer nun aber glaubt, damals ging alles noch ein bisschen ruhiger und beschaulicher zu, der irrt gewaltig. Im Gegenteil! Der Ärger ist groß, als aus der im Leipziger Zoo angesiedelten Völkerschau ein Afrikaner entwischt. Und als dann kurz danach noch der Fabrikant Georgi ermordet am Charlottenhof aufgefunden wird, ist die Aufregung perfekt. Kriminalcommissar Kreiser wird auf den Mordfall angesetzt und ermittelt mit Staatsanwalt Möbius in alle Richtungen. Zur Ruhe kommt Kreiser immer erst abends, wenn er sich mit der blinden Hannah, bei der er ein Zimmer angemietet hat, über seinen Tag austauscht. Hannah fiebert auf die abendlichen Unterhaltungen nur so hin und auch bei ihr meldet sich langsam der kriminalistische Instinkt. Wird es gelingen, den Mörder dingfest zu machen und auch den Afrikaner wieder aufzuspüren?

Liebe Neugierige, mit diesem Kriminalroman können Sie definitiv nichts falsch machen. Der Autor schafft es mühelos eine Atmosphäre zu kreieren, die einen als Leser tatsächlich an die Seite von Fräulein Hannah, Kreiser und Möbius katapultiert. Ich liebte die leicht altmodische Sprache der damaligen Zeit sowie die Beschreibungen der Lokalitäten und Gebräuche. Der feine Spürsinn, den Hannah nicht zuletzt aufgrund des Verlusts ihrer Sehkraft entwickelt hatte, ließ auch mich die Geräusche der Straßenbahn hören, die Düfte des Markts einatmen und die Strahlen der Sonne spüren. Gerne hätte ich noch ein wenig länger in Leipzig verweilt und war fast traurig, als der Roman zu Ende war. Doch der Gregor Müller tröstete mich mit dem Versprechen, dass ich bald wiederkommen darf, denn „Völkerschau“ ist der Auftakt zu einer neuen Kriminalreihe. Ich freue mich also heute schon auf neue Abenteuer in Leipzig!

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Veröffentlicht am 21.02.2020

What could go wrong, did go wrong ...

Hausaufgaben
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Ganz großes Kino auf unter 200 Seiten! Es sollte ein entspanntes verlängertes Wochenende für Joachim Linde, den Deutschlehrer am Schiller Gymnasium, werden. Er wollte zum Wandern nach Brandenburg. Mal ...

Ganz großes Kino auf unter 200 Seiten! Es sollte ein entspanntes verlängertes Wochenende für Joachim Linde, den Deutschlehrer am Schiller Gymnasium, werden. Er wollte zum Wandern nach Brandenburg. Mal wieder frische Luft tanken, den Kopf freibekommen – so hatte er sich das vorgestellt. Die Reise war bereits in allen Details geplant und es ging nun nur noch darum, die letzte Schulstunde erfolgreich zu Ende zu bringen. Und genau da fingen seine Pläne an, sich in Luft aufzulösen. Fein säuberlich, einer nach dem anderen …

In feiner Arjouni Manier beschreibt der Autor die nächsten Tage des genannten Joachim Linde, der sich ganz plötzlich akuten Situationen stellen muss, die er sich zuvor in seinen schlimmsten Träumen nicht ausmalen hätte können … da ist seine Frau Inge in der Psychiatrie, die auf einmal ungeheuerliche zerstörerische Energien entwickelt. Da steht auf einmal sein Sohn mit geballten Fäusten und der Freund der Tochter mit Umzugskartons vor ihm und ja, es kommt noch schlimmer … mehr sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Mit Scharfsinn und einer bewundernswerten Feinsinnigkeit beschreibt Arjouni jenen Linde, den die Leute bis dato als Vorbild für Eltern und Schüler gesehen hatten. Er zeichnet seine Verzweiflung und seinen Kummer so originalgetreu nach, dass man fast glaubt, ihn in den Arm nehmen zu müssen. Ihn, den Antihelden, der doch nur ein Wochenende im Grünen verbringen wollte!

Mit jedem Buch dieses wunderbaren Autors wird mir wieder schmerzhaft bewusst, dass Jakob Arjouni im Januar 2013 mit nur 48 Jahren viel zu früh verstarb. Was wohl noch für Ideen aus seiner Feder geflossen wären, werden wir leider nie erfahren …

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Wenn Castro tot ist, werden wir tanzen ...

Wir träumten von Kuba
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Wow, was für ein toller Nachfolger zu „Nächstes Jahr in Havanna“. Ich bin absolut beeindruckt! Wie auch schon der erste Band, der direkt auf Kuba in den 50er Jahren sowie in der Neuzeit spielte, befasst ...

Wow, was für ein toller Nachfolger zu „Nächstes Jahr in Havanna“. Ich bin absolut beeindruckt! Wie auch schon der erste Band, der direkt auf Kuba in den 50er Jahren sowie in der Neuzeit spielte, befasst sich dieses Werk wieder mit der Familie Perez, die schließlich vor der Gewaltherrschaft Fidel Castros fliehen musste. Sie flohen schweren Herzens während der kubanischen Revolution und mussten fast alles zurücklassen. Tief in ihrem Herzen aber sind sie Kubaner geblieben. Besonders Beatriz hat es schwer getroffen. Sie liebt und vermisst ihr Land sehr, aber sie verachtet auch Fidel, den sie für den Tod ihres Zwillingsbruders verantwortlich macht. Sie schmiedet Rachepläne und will ihn tot sehen.

Wir kennen Beatriz Perez aus Band eins als große Schwester Elisas, deren Asche Enkelin Marisol viele Jahre später auf Kuba verstreut. Damals war für die Geschwistermädchen aus reichem Hause in Havanna die Welt noch in Ordnung war. Doch selbst da schon war Beatriz nicht für die Versuche ihrer Mutter zu haben, sie möglichst schnell mit einer guten Partie zu verheiraten, mit einem Mann, der ihr ein Leben in Luxus bieten könnte. Sie wollte studieren und frei sein. Inzwischen als Exilantin in den USA lebend, ist sie getrieben von Hass, arbeitet mit gefährlichen Leuten zusammen und … verliebt sich in den falschen Mann! Ihr Herz schlägt für ihn aber auch für Kuba … kann es hier Gewinner geben?

Ich liebe den Schreibstil der begabten Autorin Chanel Cleeton, bei der man in jeder Zeile ihre eigene Liebe zu Kuba spürt. Gefühlvoll beschreibt sie den Leidensweg, den die in Miami angesiedelten Kubaner angetreten haben, da sie so viel verloren haben. Ihr Herz brennt für die Heimat und doch sind sie zwiegespalten, denn wann werden sie sie wiedersehen? Anschaulich beschreibt die Autorin den Umbruch auf Kuba, die Invasion an der Schweinebucht bis hin zur Ermordung des beliebten amerikanischen Präsidenten Kennedy. Im Vergleich können die meisten Geschichtslehrer einpacken!

Wenn ich auch die Handlungen der hübschen Protagonistin im roten Kleid nicht immer nachvollziehen kann, so kann ich doch mit ihr fühlen und bin voller Bewunderung für sie. Beatriz, die Frau mit der man bis zum heutigen Tag rechnen muss …

Unbedingt empfehlen würde ich, den ersten Band auch wirklich zuerst zu lesen. Dieser entflammte bei mir den Wunsch, dieses geheimnisvolle Land einmal selbst besuchen zu dürfen. Ein Wunsch, der sich mit „Wir träumten von Kuba“ weiter manifestiert hat. Von mir gibt es fünf volle Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

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