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Veröffentlicht am 14.11.2019

Der große traurige Abschied ...

Der Kinderzug
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Ab und zu hat man manchmal so ein Buch, das einen WOW Effekt auslöst. Um genau so ein Buch handelt es sich bei „Der Kinderzug“ von der Autorin Michaela Küpper, das mich tief bewegt und sehr aufgewühlt ...

Ab und zu hat man manchmal so ein Buch, das einen WOW Effekt auslöst. Um genau so ein Buch handelt es sich bei „Der Kinderzug“ von der Autorin Michaela Küpper, das mich tief bewegt und sehr aufgewühlt zurückgelassen hat. Sie beschreibt aus der Sichtweise verschiedener Protagonisten was Kinderlandverschickung ist und was sie, besonders für die Betroffenen, für eine Bedeutung gehabt haben muss. Basierend auf wahren Tatsachen haben wir es hier mit einer Konstellation zu tun, in der keiner der Charaktere glücklich mit der Situation ist. Was zunächst als dreimonatige „Erholungsreise“ geplant ist, entpuppt sich schnell als Odyssee mit ungewissem Ausgang. Die junge Lehrerin Barbara Salzmann, die von Anfang an leicht überfordert mit ihren Aufgaben ist, stößt recht schnell an ihre Grenzen. Als sich die Lage schließlich kriegsbedingt zuspitzt, scheint das Unterfangen dem Untergang geweiht …

Bis heute war mir nie richtig bewusst, was sich hinter diesen Verschickungen verbarg. Auch die zwei alteren Geschwister meiner Mutter mussten sich auf eine solche Reise mit unbekanntem Ausgang begeben und nun schaudert mich bei dem Gedanken daran, was sie wohl so erleiden mussten in der Fremde und welche Sorgen meine Großmutter ausgestanden haben muss.

Ich bewundere die Recherchearbeit der Autorin und auch den Schreibstil, mit dem sie uns Lesern das Erfahrene übermittelt hat. Ich klebte förmlich an den Seiten und musste immer wieder schockiert lesen, welche Qual viele Kinder und Jugendliche erleiden mussten. Eine gehörige Portion Gehirnwäsche half hier wahrscheinlich, diese zu ertragen!

Wer sich selbst ein Bild zu diesem Thema machen möchte, dem möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Es ist keine leichte Lektüre doch bei mir hat es eine viel zu lange offen gewesene Wissenslücke geschlossen. „Nie wieder Krieg!“ kann auf diesen Roman die einzig richtige Aussage sein.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Schuld und Sühne ...

Das späte Geständnis des Tristan Sadler
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Eine schwere Aufgabe hat der junge Tristan Sadler da vor sich. Doch könnte man meinen, nicht nur Tristan selbst ist mit seinem Geständnis, zu dem an dieser Stelle natürlich keine Details genannt werden ...

Eine schwere Aufgabe hat der junge Tristan Sadler da vor sich. Doch könnte man meinen, nicht nur Tristan selbst ist mit seinem Geständnis, zu dem an dieser Stelle natürlich keine Details genannt werden können, überfordert. Auch die Schwester reagiert verstört und macht es ihm nicht leicht.
Tristan hat eine fürchterliche Schuld auf sich geladen, doch wie trennt man in einem solch grausamen Krieg Schuld und Unschuld? Wer ist der Gute und wer der Böse? Immer wieder merke ich beim Lesen solcher Bücher was für eine Sünde die Obrigkeit begangen hat, in dem sie diesen Krieg anzettelte. Wenn man dann jedoch als junger Mensch dazu noch merkt, dass man anders als die anderen ist, einen Gleichgesinnten findet und dies schließlich ans Tageslicht kommt, liegen Freud und Leid wohl sehr nah beieinander …
Der irische Autor John Boyne hat mir über die Jahre schon so manche schöne und oft auch nachdenkliche Lesestunde verschafft und sich langsam, aber sicher auf die Liste meiner Lieblingsautoren gearbeitet. Wunderbare Bücher wie „Das Haus zur besonderen Verwendung“ und „Cyril Avery“ gehören dazu und auch dieser Roman steht ziemlich weit oben auf der Liste, wenn ich hier auch für ein paar Längen ein kleines Sternchen abziehe.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Was? Wäre? Wenn?

Eine Billion Dollar
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Auf einen Schlag alle Geldsorgen loszuhaben … ist das nicht der Traum eines jeden von uns? Und genau dieses Glück scheint den jungen John Fontanelli, der sich gerade mehr schlecht als recht als Pizzafahrer ...

Auf einen Schlag alle Geldsorgen loszuhaben … ist das nicht der Traum eines jeden von uns? Und genau dieses Glück scheint den jungen John Fontanelli, der sich gerade mehr schlecht als recht als Pizzafahrer verdingt, ereilt zu haben. Doch ist es ein Fluch oder ein Segen? Wollen die Menschen um ihn herum seine Freunde um seiner selbst willen oder um sein Geld willen sein? Wem kann er noch trauen? Wie kann er verhindern, dass er alles verliert? Diese Fragen und noch viele mehr versucht der Autor Andreas Eschbach – bekannt für dicke Wälzer mit komplexen Problemen – zu beantworten. Und anfangs hat mich das Hörbuch auch noch richtig fasziniert, es ist nämlich gar nicht so einfach mit soviel Geld vernünftige Dinge zu tun. Doch hier muss ich sagen, weniger wäre mehr gewesen. Über dreißig Hörstunden zogen sich zum Ende hin wie Kaugummi. Mein Fazit: Eine tolle Idee, leider etwas langatmig umgesetzt. Ein großes Lob jedoch dem Sprecher Volker Niederfahrenhorst, der seine Sache großartig gemacht hat.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Nichts für zarte Seelchen ...

Der Näher
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Nicht zum ersten Mal „darf“ Martin Abel, der als Fallanalytiker des Stuttgart LKA arbeitet, einen Fall übernehmen, bei dem er sich nicht nur Freunde macht. Kein Wunder, wer lässt sich schon gerne auf die ...

Nicht zum ersten Mal „darf“ Martin Abel, der als Fallanalytiker des Stuttgart LKA arbeitet, einen Fall übernehmen, bei dem er sich nicht nur Freunde macht. Kein Wunder, wer lässt sich schon gerne auf die Finger schauen oder mag sich als nicht ganz kompetent für die Aufgabe fühlen? Doch Abel ist hart im Nehmen. Er will ihn stellen, den Mörder der schwangeren jungen Frauen, und beißt sich regelrecht fest in seiner Aufgabe. Doch die Aufklärung gestaltet sich schwierig und ein Wettrennen gegen die Zeit bricht an. Zwei der Frauen haben nur noch wenige Tage bis zum Entbindungstermin …
Wieder einmal hat der Autor einen Thriller geschrieben, der es in sich hat. Der Spannungsbogen bleibt hoch und die Grausamkeit, mit der der Täter vor sich geht, ist fast nicht zu überbieten. Und genau hier setze ich meinen kleinen Abzug an. Mir war es diesmal ein wenig zu grafisch, ein wenig zu blutig und barbarisch. Ich habe immer gerne noch ein wenig Spielraum für die Fantasie. Dennoch freue ich mich schon sehr auf den nächsten Band, den der Autor mir die Tage versprochen hat. Bin sehr gespannt …

Veröffentlicht am 31.10.2019

Leben und Lieben im kargen, kalten Norden Kanadas ...

The Other Side of the Bridge
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Achtung: Ich habe die ungekürzte Ausgabe mit dem Titel "Auf der anderen Seite des Flusses" gelesen und rezensiert.

Als ich dieses SUB Schätzchen dank einer Lesechallenge in die Hand nahm, war ich sehr ...

Achtung: Ich habe die ungekürzte Ausgabe mit dem Titel "Auf der anderen Seite des Flusses" gelesen und rezensiert.

Als ich dieses SUB Schätzchen dank einer Lesechallenge in die Hand nahm, war ich sehr neugierig. Konnte ich mich doch gar nicht mehr daran erinnern, was mich vor Jahren zur Anschaffung bewogen hatte. Der Anfang war schnell gemacht und ich begann das Buch beim Lesen bereits in die Kategorie „Ganz nett, mehr nicht“ einzuteilen. Umso überraschter war ich als ich feststellen musste, dass mich das Buch immer mehr faszinierte.

Die Geschichte spielt sich im hohen und einsamen Norden Kanadas auf zwei wechselnden Zeitebenen ab. Neben dem Hauptprotagonisten und meinem absoluten Lieblingsmenschen im Buch, Arthur, spielen sein Bruder Jake, der junge Landarztsohn Ian und natürlich die schöne Laura eine wichtige Rolle. Die erste Zeitschiene behandelt die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und damit auch – wenn auch eher am Rande – den Zweiten Weltkrieg in Europa. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass auch Kanada daran beteiligt war. Insgesamt dienten 1.159.000 kanadische Männer und Frauen während des Krieges freiwillig in den Streitkräften, 44.093 verloren dabei ihr Leben. Der zweite Erzählstrang bringt uns in die 60er Jahre. Arthur, Jake und Laura sind inzwischen erwachsen und Ian Christopherson ist dabei sich auf dem Weg dort hin selbst zu finden. Er bahnt sich einen Weg in das Leben der Dunns, hilft auf der Farm und verliebt sich unsterblich in Laura, die inzwischen Arthurs Frau geworden ist. Hier nimmt nun die Geschichte ihren tragischen Lauf …

Ich bin ganz begeistert mit welcher Kraft und Bildhaftigkeit die kanadische Autorin Mary Lawson nicht nur die karge, aber wunderschöne Landschaft beschreibt. Sie schafft es auch mit einer scheinbaren Leichtigkeit die Gefühle und Gedanken ihrer Bewohner einzufangen. Sie involviert ihre Leser und überträgt genau diese Gefühle in deren Köpfe. Mich konnte sie jedenfalls überzeugen. Ich hatte am Ende Gänsehaut und ein paar Tränchen in den Augen. Sehr schön gemacht, liebe Frau Lawson!