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Veröffentlicht am 12.08.2022

Hallig bedeutet Salzland, da gibt es keine Deiche ...

Die Farbe des Nordwinds
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So richtig zu Hause war Ellen dank ihrer „wanderlustigen“ Mutter nie irgendwo und so fällt es ihr zunächst schwer nach einer gescheiterten Beziehung gekoppelt mit dem Verlust ihres Jobs einen Neustart ...

So richtig zu Hause war Ellen dank ihrer „wanderlustigen“ Mutter nie irgendwo und so fällt es ihr zunächst schwer nach einer gescheiterten Beziehung gekoppelt mit dem Verlust ihres Jobs einen Neustart zu wagen. Doch dann traut sie sich an einen Ort ihrer Kindheit zurückzukehren, der ihr zugleich Ruhe aber auch ein Gefühl des Nachhausekommens vermitteln soll. Angekommen auf der Hallig versucht sie dort anzuknüpfen, wo sie vor Jahren gezwungen war, aufzuhören. Doch ihre einstige "Schwester" Liske macht es ihr nicht gerade leicht …

Auch zweihundert Jahre zuvor haderten die Menschen mit dem Leben auf der Hallig. „Halliglüd“ sind eigenbrötlerisch und stur und so tut sich der studierte Arjen schwer als er sich Gehör verschaffen zu versucht. Er will die Hallig und das Leben darauf retten, doch keiner hört ihm zu bis zu jenem ereignisschweren Tag, als es fast zu spät ist …

Mir gefiel der Schreibstil, das schnörkellose, das ohne Kitsch auskommt, denn dafür ist kein Platz auf einer Hallig. Doch gleichzeitig merkte ich, dass mich das Buch, je länger ich darin las, fast selbst ein wenig deprimiert machte. Kennt ihr das? Auf der einen Seite könnt ihr kaum aufhören zu lesen und auf der anderen Seite seid ihr froh, wenn die letzte Seite gelesen ist? Alles in allem jedoch hat es mir gut gefallen, denn Klara Jahn, auch bekannt unter ihrem richtigen Namen Julia Kröhn, schafft es ganz wunderbar und authentisch die Stimmung rüberzubringen, die auf einer Hallig herrschen muss. Ich bin mal wieder neugierig geworden auf einen eigenen Besuch auf einem dieser eigenwilligen Fleckchen Erde. Vielleicht werde ich mir diesen Traum ja eines Tages mal erfüllen. Von mir gibt es vier von fünf Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung, denn bei mir hat definitiv die Sogwirkung überwogen …

Veröffentlicht am 12.08.2022

Zwischen Gut und Böse gibt es auch eine Grauzone ...

Nahrs letzter Tanz
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Puh … „Nahrs letzter Tanz“ ist definitiv keine leichte Lektüre mal eben für zwischendurch. Abwechselnd vom „Würfel“, wie die Hochsicherheitszelle im Gefängnis genannt wird, und direkt aus der Vergangenheit ...

Puh … „Nahrs letzter Tanz“ ist definitiv keine leichte Lektüre mal eben für zwischendurch. Abwechselnd vom „Würfel“, wie die Hochsicherheitszelle im Gefängnis genannt wird, und direkt aus der Vergangenheit begleitet man Nahr durch ein turbulentes Leben, das ihr nicht immer leicht gemacht wurde. Obwohl sie erst Mitte dreißig ist, liest sich ihr Rückblick als hätte sie bereits hundert Leben durchlebt. Immer wieder will sie an ihre Heimat glauben, liebt ihre palästinensischen Mitbürger und doch wird sie ständig wieder zur Flucht gezwungen, die sie mehr als einmal fast das Leben kostet.

Beim Lesen habe ich mich oft gefragt, wie viele autobiografische Anteile in dem Buch stecken, denn Susan Albulhawa wuchs wie Nahr als Kind palästinensischer Flüchtlinge in Kuwait, Jordanien und Jerusalem auf. Man kann die Autorin verstehen, dass sie ihre Protagonistin hassen lässt, aber manchmal wurde mir das ein bisschen zu viel. Diese abgrundtiefe Abscheu verpasste mir Bilder im Kopf, die mich fast am Einschlafen hinderten. Für mich kommt dieses Buch nicht an „Während die Welt schlief“ ran, das mich vor Jahren tief berührte. Dennoch ist es wohl wichtig, über den nicht enden wollenden schwelenden Kampf Palästinas zu schreiben. Mir war der Roman einseitig, zu schwarz-weiß gemalt weshalb ich ein Sternchen abziehe.

Veröffentlicht am 12.08.2022

Schwierige Zeiten brechen an ...

Palais Heiligendamm - Tage der Entscheidung
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Und wieder gibt es von mir eine glatte Eins und somit die Bestnote für diesen dritten aber hoffentlich nicht letzten Teil der wunderbaren „Palais Heiligendamm“ Reihe und das wirklich wohlverdient! Nachdem ...

Und wieder gibt es von mir eine glatte Eins und somit die Bestnote für diesen dritten aber hoffentlich nicht letzten Teil der wunderbaren „Palais Heiligendamm“ Reihe und das wirklich wohlverdient! Nachdem Elisabeth, Julius, Julia, Paul, Luise und all die anderen liebenswerten Charaktere sich in den ersten beiden Bänden in mein Herz gezaubert hatten, geht es auch in diesem Teil drei fesselnd weiter. Der zweite Weltkrieg wirft seine langen Schatten voraus und macht das Leben schwer, besonders wenn man – wie Johanna zum Judentum konvertiert ist oder wie für Paul, dessen Herz für das gleiche Geschlecht schlägt. Doch auch andere Gruppen werden zur Zielscheibe der braunen Brut und bald schon weiß man nicht mehr, wem man noch vertrauen kann. Auch die junge Julia muss um Glück kämpfen und mehr als einmal dachte ich beim Lesen: „Wie gut, dass das der alte Herr Kuhlmann das alles nicht mehr erleben musste!“

Die Autorin Michaela Grünig hat mir auch diesmal wieder die Hand gereicht und mich eingeladen auf eine Reise in die Vergangenheit, die lebhafter kaum hätte sein können. Geschickt verknüpft sie Realität und Fiktion und spinnt daraus einen spannenden Roman, der mich in Atem hielt. Heute wissen wir, was die Kuhlmanns damals noch nicht wissen konnten und dennoch machte das die Geschichte nicht eine Minute langweilig. Das Ende, das auch diesmal wieder viel zu schnell kam, lässt noch viele Fragen ungeklärt und so hoffe ich doch sehr, dass es weitergehen wird mit den fünf Geschwistern und ihrer Entourage. Ich für meinen Teil bin noch nicht bereit loszulassen … ;)

Veröffentlicht am 28.07.2022

Anne und Willi auf unbekannten Pfaden ...

Wir sehen uns zu Hause
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Ein Albtraum wird für Anne zur Wirklichkeit. Ihr geliebter Mann Peter stirbt ganz plötzlich und unvorbereitet und nun steht sie alleine da mit Haus, Garten, vor allem aber mit ihrer Trauer und dem geliebten ...

Ein Albtraum wird für Anne zur Wirklichkeit. Ihr geliebter Mann Peter stirbt ganz plötzlich und unvorbereitet und nun steht sie alleine da mit Haus, Garten, vor allem aber mit ihrer Trauer und dem geliebten Wohnmobil Willi, das viele Jahre ihr und Peters „home away from home“ war. Nachdem alle Formalitäten geregelt sind und die schreckliche Leere eintritt, entschließt sich Anne eine ganz besondere Reise, nämlich in die Vergangenheit, anzutreten.

Auch ihre Tochter Alina hat mit Veränderungen zu kämpfen und als dann schließlich noch ein Brief vom Notar ins Haus flattert, steht das Leben gänzlich auf dem Kopf ….

Mit „Wir sehen uns zu Hause“ hat die talentierte Autorin Christiane Wünsche mal wieder voll ins Schwarze getroffen. Gleich zu Anfang waren mir die Charaktere des Romans, allen voran Anne, ans Herz gewachsen. Während diese mir manchmal ein wenig naiv erschien, tat das meiner Sympathie keinen Abbruch. Es war spannend mitzuerleben, wie Anne nach und nach die Schichten der bis dahin im Verborgenen gelegenen Vergangenheit freilegt, um schließlich einen ganz neuen Mann zu entdecken und endlich die Wahrheit zu kennen. Auch Tochter Alina und der zunächst unbekannte Ronny bekommen immer wieder ihre eigenen Abschnitte, so dass sich das Buch so fesselnd liest, dass ich nur so durch die Seiten flog. Fast fiel es mir schwer, immer wieder kleine Pausen für die Leserunde einzulegen. Ich vergebe verdiente fünf von fünf Sternen und spreche eine Empfehlung aus. Sichert euch das Buch für die eigene nächste Urlaubsreise, ihr werdet es nicht bereuen.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Paris im Brennpunkt ...

Die Arena
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Inhaltsmäßig geht es laut Klappentext um einen erfolgreichen Manager eines modernen Medienunternehmens, dem sein Handy abhanden kommt – ob gestohlen oder verloren ist unklar – und einen Jungen mit Migrationshintergrund, ...

Inhaltsmäßig geht es laut Klappentext um einen erfolgreichen Manager eines modernen Medienunternehmens, dem sein Handy abhanden kommt – ob gestohlen oder verloren ist unklar – und einen Jungen mit Migrationshintergrund, der in diesem Zusammenhang plötzlich ermordet aufgefunden wird.

Ich reimte mir aus diesen paar Zeilen einen rasanten Thriller zusammen, bei dem der Wettlauf von Gut versus Böse eine entscheidende Rolle spielt. Gut, in Ansätzen kommt das auch hin, doch dieses Buch, bzw. die Autorin, will mehr. Sie zeichnet ein Bild von den Brandherden in Paris, die sofort Kopfkino bei mir verursachten. Vor einigen Wochen bin ich selbst auf dem Boulevard Périphérique um Paris gefahren und wurde mit den furchtbaren Hochhäusern konfrontiert, die schon von Weitem sichtbar sind und sofort Unwohlsein erzeugen. „Da sollte man sich nicht reintrauen“ wurde mir eingeschärft und „Die Arena“ hat das eindrücklich bestätigt. Eindringlich zeigt der Roman die unzähligen Probleme auf, die aufgrund der vielen zusammengemischten Nationalitäten, niedrigen Einkommen und daraus resultierender hoher Gewaltbereitschaft entstehen. Die Polizei scheint machtlos, schaut oft weg und reagiert an anderer Stelle wieder vollkommen überzogen.

Vom Thema her ist dieses Buch hochspannend doch der sprunghafte Schreibstil nahm mir mit der Zeit einfach die Lesefreude. Immer wieder musste man sich in komplexe Zusammenhänge eindenken, doch sobald man den Lesefluss gefunden hatte, wurden diese schon wieder verlassen. Die Meinungen zu diesem Roman sind sehr gespalten und reichen von „sehr gut“ bis „geht gar nicht“. Ich vergebe nach einiger Überlegung drei von fünf Sternen und denke, dass dies für mich auch das einzige Buch der Autorin Négar Djavadi bleiben wird.