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Veröffentlicht am 03.01.2022

Wann wird endlich Gerechtigkeit geübt?

Die geliehene Schuld
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„Die geliehene Schuld“ der Autorin Claire Winter (auch unter ihrem richtigen Namen Claudia Ziegler bekannt) hat mal wieder eine spannende Zeitperiode aus Deutschland jüngerer Geschichte ausgewählt, während ...

„Die geliehene Schuld“ der Autorin Claire Winter (auch unter ihrem richtigen Namen Claudia Ziegler bekannt) hat mal wieder eine spannende Zeitperiode aus Deutschland jüngerer Geschichte ausgewählt, während der sie ihren Roman spielen lässt. Sie stellt uns vier junge Menschen vor, die alle – der eine mehr, der eine weniger – noch vom vor kurzem erst beendeten Zweiten Weltkrieg traumatisiert sind. Zum einen darf ich in meiner Rezension die engagierte Redakteurin Vera Lessing vorstellen, die ihre Eltern und auch ihren Mann verloren hat und sowie ihren guten Freund, den Journalisten Jonathan Jacobson, der ihr gleich zu Anfang der Geschichte ein schweres Erbe hinterlässt. Dann treffen wir noch Marie Weißenburg, die das Glück hat als Sekretärin im Stab Adenauers eingestellt zu werden. Last but not least lernen wir Lina Löwy kennen, eine junge Jüdin, die den Krieg nur durch ihre vorübergehende Flucht in die USA überleben konnte.

Ich muss gestehen, zu Anfang verwirrten mich die Zeitsprünge vor und zurück mit ständigem Personenwechsel ein wenig. Es ist definitiv kein Buch, um es mal einfach so nebenbei einzuschieben kann. Man muss am Ball bleiben, um mit Vera, Jonathan, Marie und Lina auf Verbrecherjagd zu gehen. Sie können und wollen es nämlich nicht zulassen, dass die Massenmörder des vergangenen Krieges ungeschoren davonkommen, auch wenn sie sich selbst dabei oft in größte Gefahr begeben.

Immer wieder verwebt die Autorin wahre Begebenheiten in ihrem gewaltigen Wortteppich und stellt dadurch den Roman als sehr authentisch dar. Für ein paar Längen sowie hier und da zu wenig ausgeprägte Emotionen ziehe ich ein halbes Sternchen ab, vergebe aber dennoch eine klare Leseempfehlung. Es war damals eine Zeit der Aufarbeitung, des Aufschwungs und des Zusammenhalts der Geschädigten aus der früheren Zeit, deren Wunden erst noch heilen mussten, bevor es wieder aufwärts gehen konnte.

Veröffentlicht am 30.12.2021

Der geheimnisvolle Axtmörder von New Orleans ...

Höllenjazz in New Orleans
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True Crime im New Orleans vor über hundert Jahren, das ist doch mal was ganz Anderes! Der Autor Ray Celestin nimmt mich an die Hand und führt mich durch die „Wiege des Jazz“, wie die umtriebige Stadt im ...

True Crime im New Orleans vor über hundert Jahren, das ist doch mal was ganz Anderes! Der Autor Ray Celestin nimmt mich an die Hand und führt mich durch die „Wiege des Jazz“, wie die umtriebige Stadt im Mississippi Delta auch gerne genannt wird. Wir wandeln auf den verschlungenen Pfaden des geheimnisvollen Axeman, der die Straßen und Häuser unsicher macht. Seine besondere Masche ist es, in Häuser einzubrechen, die ausgesuchten Opfer zu brutal zu ermorden und nach dem Verlassen des Gebäudes hinter sich abzuschließen. Eine Eigenart, die die Polizei vor immer neue Rätsel stellte. Doch sie bekommen ungefragt Unterstützung durch die neugierige Ida, die als kleine Angestellte bei einer Pinkerton Agentur arbeitet. Wie gut, dass ihr Chef sich im alkoholischen Dauerrausch zu befinden scheint, so hat sie freie Bahn zusammen mit ihrem Freund Louis Armstrong auf Mördersuche zu gehen. Bald schon befinden sich die Beiden aber selbst in tödliche Gefahr, wer wird den Kampf um Gerechtigkeit gewinnen?

Ich habe selbst zwei Jahre in Louisiana gelebt, wenn auch nicht direkt in New Orleans. Doch die Beschreibungen der Menschen, der Düfte und vor allem der Musik verursachten dennoch in meinem Kopf sofort ein Deja Vu. Jetzt einen Gin, einen großen Teller voll dampfender Jambalaya und Livemusik von dem aufstrebenden jungen Satchmo, hach, ich komme ins Schwelgen. Ihr merkt schon, dass Ray Celestine hier einen atmosphärisch dichten Roman geschaffen hat, der den Leser auf Trapp hält. Für ein paar Längen zwischendurch ziehe ich ein kleines Sternchen ab, werde mich aber dennoch weiterhin mit dieser „City Blues Serie“ befassen. Der nächste Teil führt nach Chicago, der dritte nach New York und der vierte ins Los Angeles der 60er Jahre. Hört sich aufregend an und ich möchte auf jeden Fall mit von der Partie sein!

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Ein zauberhaftes Cover, aber der Inhalt konnte mich nicht wirklich überzeugen ...

Die vergessenen Träume
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Jamie Hyde macht sich auf den Weg zurück nach Bali, einen Weg, den sie eigentlich nie wieder gehen wollte, denn zu groß ist noch der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen, der der Hölle des ...

Jamie Hyde macht sich auf den Weg zurück nach Bali, einen Weg, den sie eigentlich nie wieder gehen wollte, denn zu groß ist noch der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen, der der Hölle des Terroranschlags ein Jahr zuvor zum Opfer fiel. Hätte sie doch bloß ja gesagt, hätte sie doch bloß anders reagiert, hätte, hätte, hätte. Nach wie vor quält sie sich mit Selbstvorwürfen aber es regt sich auch ein immer größer werdender Wunsch in ihr … einmal noch den eigenen Lebensretter wiedersehen, den sie seit dem Unglück nicht aus ihren Gedanken verbannen kann …

Ok, so weit so gut, das hört sich mal nach was ganz Anderem an, dachte ich mir, als ich das Buch aus dem SUB zog. Hier sind große Gefühle angesagt, denn ein gewalttätiges Massenattentat zu überleben muss Spuren hinterlassen, das steckt man nicht so einfach weg. So ging ich dann auch mit recht hohen Erwartungen an den Roman „Die vergessenen Träume“ um leider ziemlich schnell festzustellen, dass der Funke so gar nicht überspringen wollte. Weder konnte ich mit Jamie noch mit ihrem „Held und Wohltäter“ Gabe mitfühlen, es wollte sich so wenig Empathie bei mir einstellen. Vielleicht muss man selbst ähnliches erlebt haben um hier ein tieferes Verständnis aufzubringen. Die Geschichte war nicht schlecht geschrieben, nett für zwischendurch aber das war’s dann auch schon. Ich vergebe drei von fünf Sternen für die Recherchearbeit und das Herzblut, das die Autorin laut eigenen Angaben in das Buch gesteckt hat. Eine Leseempfehlung kann ich von meiner Seite diesmal leider nicht aussprechen.

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Ein wunderbarer zweiter Teil und wieder eine spannende Reise mit der Eisbaronin ... absolute Empfehlung!

Die Eisbaronin
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Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich nach zwei Jahren Pause zwischen Band eins und zwei Schwierigkeiten haben würde, wieder in die Story zu finden … definitiv eine Sorge, die absolut unberechtigt war! Mit ...

Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich nach zwei Jahren Pause zwischen Band eins und zwei Schwierigkeiten haben würde, wieder in die Story zu finden … definitiv eine Sorge, die absolut unberechtigt war! Mit einer Leichtigkeit verwebt die Autorin Nicole C. Vosseler die Geschichten der vier Eisbarone aus dem ersten Teil mit diesem neuen, fesselnden Roman. Wir treffen sie alle wieder, die beiden russischen Geschwister Katya und Grischa, sowie die Hamburger Jungs Christian und Thilo, die das inzwischen sehr erfolgreiche „Eiskontor“ führen. Sie scheinen sesshaft geworden sein und ihren Weg als Kaufleute zu gehen, doch wenn man an der Oberfläche kratzt, ist auch nicht immer alles eitel Sonnenschein. Christian ist Vater geworden – inzwischen zum zweiten Mal – doch Tochter Marie stellt ihn vor eine Herausforderung der besonderen Art. Bruder Thilo gründet eine Familie mit Katya, die einfach nicht wachsen will und Grischa ist nach wie vor eine rastlose Seele, die ihren Platz im Leben noch nicht wirklich gefunden zu haben scheint. Da kommt mit Hanno und Rotfuchs Betje frischer Wind nach Hamburg, ein Wind, der sich schnell zu Wirbelsturm mausert und allen Beteiligten kleine und große Prüfungen auferlegt …

Es gibt gute Bücher, es gibt sehr gute Bücher und dann gibt es solche, die man einfach nicht aus der Hand legen kann. Und ein genau solches ist der zweite Teil der Eisbaronin – Durch Feuer und Sturm – von Nicole C. Vosseler. Der Titel hätte besser nicht gewählt werden können, denn die Charaktere müssen manch schwierige Aufgabe meistern und einfach alles geben. Es wird Leidenschaft ausgelebt, es werden Herzen gebrochen aber es wird auch gearbeitet und gekämpft, manchmal nur ums tägliche Überleben. Ohne jemals kitschig zu wirken, nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise von Hamburg aus in den hohen Norden und sogar bis nach Südostasien, ins exotische Indien, mit all seinen Düften und der gnadenlosen Sonne. Am Ende geht es vor allem darum seinen Platz im Leben zu finden, seinen inneren Frieden mit sich selbst zu schließen und niemals aufzugeben.

Mit Spannung erwarte ich den dritten Teil dieser Reihe, die hoffentlich noch viel Beachtung und zahlreiche Leser finden wird. Von mit eine klare Leseempfehlung – aber bitte mit Teil eins anfangen – und absolut verdiente fünf von fünf möglichen Sternen!

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Was nicht sein darf, wird "ungeschehen" gemacht ...

Das Dorf und der Tod
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Der Kriminalfall an sich ist schnell beschrieben. Es handelt sich um ein Familiendrama, bei dem ein Sohn, seine Mutter sowie seinen Vater und Schwager umbringt, um anschließend die Waffe gegen sich selbst ...

Der Kriminalfall an sich ist schnell beschrieben. Es handelt sich um ein Familiendrama, bei dem ein Sohn, seine Mutter sowie seinen Vater und Schwager umbringt, um anschließend die Waffe gegen sich selbst zu richten. Die Tat ist eigentlich sogar fast nur eine Randbegebenheit, die wohl niemand vor der Autorin Christane Tramitz als wichtig genug einschätzte, um sich näher damit auseinander zu setzen. Praktischerweise nahm sich der Täter selbst das Leben, so dass die Polizeiakte schnell geschlossen werden konnte.

Doch eben genau diese Autorin war wissbegierig genug um an der Oberfläche zu kratzen und nach dem Motiv zu forschen, das den Schützen angetrieben habe muss. Wo kam der aufgestaute Hass her, dessen Spuren diese Morde tragen? Beim Lesen dieses True-Crime Romans, habe ich mich immer wieder gefragt, wie es Christiane Tramitz geschafft hat, sich so intensiv in die Köpfe, Herzen und sogar Seelen der Ortsansässigen hinein zu versetzen. Wie schafft man es das Dorfleben zu rekonstruieren, um den Dreifachmord mit anschließender Selbsttötung zu erklären? Die Autorin, selbst in diesem wahrscheinlich typischen kleinen Dorf in Bayern aufgewachsen, scheint vertraut zu sein mit den Familien des Dorfes und der Stimmung, die damals geherrscht haben muss. Damals, als die junge Vroni Zinsmeyer sich ausgerechnet in den schönen jungen Herzensbrecher des Ortes, den Lorenz Binder verliebt. Die stürmische Liebe bleibt nicht ohne Folgen und man wagt es kaum zu glauben, aber der Lenzerl will zu ihr stehen und aus ihr eine ehrliche Frau machen. Doch den Eltern ist er nicht gut genug, der Bäckersohn, nicht angemessen für die bessergestellte Kaufmannsfamilie Zinsmeyer. Als man der Vroni schließlich später das Kind wegnimmt und sie mit einem alten Grantler verheiratet, ist es um ihre Gefühle geschehen. Aus der einst lebenslustigen jungen Frau wird eine verbitterte Ehefrau und Mutter, die ihrer Umwelt gegenüber eine Kälte ausstrahlt, die mir beim Lesen eine Gänsehaut verursachte. Die Weichen sind gestellt, die Tragödie nimmt ihren Lauf …

Eigentlich hatte ich einen spannenden Kriminalfall erwartet und wurde stattdessen mit einer Art Gesellschaftsstudie konfrontiert, die aber durchaus ihren Reiz hat. Ich bekam Eindrücke, die tief ins Gefühlsleben der Dorfbewohner zu Zeiten des Naziregimes bis in die Gegenwart währten und war erschrocken darüber, wie ein Mensch sich so verändern kann, nein, wie man einen Menschen seelisch so zurichten kann, dass er nicht mehr er selbst ist.

Ich vergebe für dieses Buch mit 4,5 Sternen gerne fast die volle Punktzahl, würde mir aber wünschen, dass man die Story nicht als Kriminalroman, sondern einfach als eine Geschichte nach wahren Tatsachen bezeichnen würde um eventuelle Erwartungen nicht zu enttäuschen. So oder so, ein sehr lesenswerter Roman. Eingesprochen wird das Hörbuch zum Roman übrigens von Christian Tramitz, der mit seiner unverkennbaren urbayrischen Art, hier eine Meisterleistung hinlegt.

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