Ein sehr persönlicher Fall für Liv Jensen
SchwelbrandIn ihrem Roman "Schwelbrand" lässt Katrine Engberg ihre Kopenhagener Privatdetektivin Liv Jensen ihren persönlichsten Fall erleben. Jensens neuester Klient, ein ehemaliger Rechtsanwalt, wird ermordet ...
In ihrem Roman "Schwelbrand" lässt Katrine Engberg ihre Kopenhagener Privatdetektivin Liv Jensen ihren persönlichsten Fall erleben. Jensens neuester Klient, ein ehemaliger Rechtsanwalt, wird ermordet - und sie findet heraus, dass er ein alter Bekannter ihres geliebten Großvaters war. Hat der Jahrzehnte zurückliegende Tod des drogensüchtigen Sohnes des damaligen Generalstaatsanwalts in der Freistadt Christiana etwas mit dem Mord zu tun?
Denn damals lebte der Anwalt in Christiana, gehörte dem sogenannten Rat an, der eine Art interne Rechtsprechung übte. Ihr Großvater, dem sie später in den Polizeiberuf folgte, ermittelte in der Angelegenheit - und die Witwe seines damaligen Partners macht Andeutungen, die den Ruf des Großvaters trüben könnten. Zudem ahnt Jensen, dass in ihrer Kindheit etwas in Christiana geschehen sein könnte, als sie dort einige Tage mit ihrem Opa verbrachte. Etwas Belastendes, das sie verdrängte - doch allein beim Gedanken an Christiana fühlt sie sich unwohl.
Wie schon in den beiden vorangegangenen Romanen geht es nicht allein um Jensen, ihre Bemühungen, wieder in den Polizeidienst zurückzukehren und das Verhältnis zu ihrem väterlichen Kollegen, der seine frühe Demenz so gut wie möglich vor den Kollegen zu verbergen versucht - auch mit Jensens Hilfe.
In Nebensträngen geht es um Jensens Vermieterin Hannah, die als Psychologin dem verdrängten Trauma auf die Spur zu kommen versucht, ihren frisch verliebten Vater und um den Mechaniker Nima, Hannahs On-Off-Liebhaber, dessen Nichte gefährliche "Freunde" gefunden hat. Diese verschiedenen Erzählstränge wie auch die beiden Zeitebenen von Gegenwart und der Zeit der Ermittlungen von Jensens Großvater sorgen für ein komplexes Erzählgewebe, das mehr Aufmerksamkeit erfordert als ein schnell durcherzählter Krimi. Gerade diese Komplexität macht die Geschichte aber auch reizvoll.
Engberg entwickelt ihre Romanfiguren konsequent weiter und konzentriert sich dabei nicht allein auf ihre Protagonistin Jensen. Auch ihre detailreichen Beschreibungen führen die Leser*innen durch Kopenhagen und sind von atmosphärischer Dichte. Mit der Freistadt Christiana wird dabei diesmal der Blick auf eine alternative Welt zwischen Utopie und Drogen gesetzt. Einmal mehr ein spannender und rundum gelungener Roman mit der einen oder anderen Überraschung.