Profilbild von faanie

faanie

Lesejury Star
offline

faanie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit faanie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2020

High Fantasy at its best!

Battle Mage - Kampf der Magier
0

Du suchst High Fantasy at its best? Herzlichen Glückwunsch, du hast es gefunden. Denn ‚Battle Mage – Kampf der Magier‘ hat alles, was ein mitreißendes High Fantasy-Werk braucht: ein tolles Worldbuilding, ...

Du suchst High Fantasy at its best? Herzlichen Glückwunsch, du hast es gefunden. Denn ‚Battle Mage – Kampf der Magier‘ hat alles, was ein mitreißendes High Fantasy-Werk braucht: ein tolles Worldbuilding, einen Held, der nicht danach ausschaut, Drachen, Magier, eine dunkle Bedrohung. Und lohnt es sich auch? Definitiv!

Peter A. Flannerys ‚Battle Mage‘ ist sein erster Ausflug in dieses Genre. Achja, um Verwechslungen vorzubeugen: Peter A. Flannery ist nicht der bekannte Drehbuchautor gleichen Namens. Nein, auf seiner Homepage weist er darauf hin, dass er der andere ist, der, der nicht so bekannt ist. Das „A.“ soll das wohl verdeutlichen. Doch zurück zum Thema. Peter A. Flannery kann High Fantasy. Das hat er hier bewiesen.

Sein Schreibstil ist sehr fesselnd und flüssig, trägt einen durch’s Buch, so dass die Seiten nur so dahinfliegen. Klar, die Geschichte ist super. Doch auch eine gute Geschichte braucht einen angenehmen Schreibstil. Und eine Welt, die zur Geschichte passt.

Die Welt von Grimm basiert auf einer langen Entwicklung. Die Karte dazu ist im Buch abgebildet und ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Peter A. Flannery gibt auf seiner Homepage einen Einblick darauf, wie diese Karte entstanden ist. Ihm war nach eigener Aussage vor allem wichtig, dass die Welt die Protagonisten unterstützen kann, dass die Ereignisse und Gefühle, die in der Welt stattfinden, einen angemessen Platz finden. Selbst der Sonnenuntergang wurde berücksichtigt, denn es wäre glatt ein Ding der Unmöglichkeit, würde die Königin von Grimm diesen nie sehen. Die Königreiche von Grimm sind angelehnt an unsere mittelalterliche Welt und doch haben sie natürlich ihre Besonderheiten. Es werden Drachen zum Leben erweckt, Magier und Kampfmagier streiten um die Vorherrschaft, eine dunkle Bedrohung in Gestalt von seelenlosen Besessenen, angeführt von Dämonen, formiert sich an den Grenzen. Und nur die Kampfmagier können gegen die Angreifer bestehen. Doch die Zeiten haben sich geändert, immer weniger Drachen hören die Beschwörung eines Kampfmagiers. Ihr Bündnis ist einfach zu schwach geworden. Und die Gefahr, dass der beschworene Drache schwarz ist, ist allgegenwärtig. Denn schwarze Drachen sind gefährlich, haben nur Wut im Herzen und sind dem Wahnsinn verfallen.

Und nun zum Protagonisten, dem diese Welt eine Heimat ist: Falco Danté, ein schwacher, kränklicher Junge, der im Dienste eines ehemaligen Kampfmagiers steht. Als wäre er mit seinem Gebrechen noch nicht genug bestraft, ist er der Sohn eines Verräters. Eines Verräters, der dem Wahnsinn verfallen ist und seinesgleichen ermordet hat. Und auch wenn Falco eher unscheinbar ist, eher im Hintergrund bleibt, hat er doch ein gütiges Herz und sogar Mitleid mit jenen, die ihm Böses wollen oder gar antun.
Er ist mir von Anfang an sympathisch, im Laufe der Geschichte kann ich eine tolle Verbindung zu ihm aufbauen, sein Handeln nachvollziehen, seine Sorgen und Ängste spüren. Er ist kein aufdringlicher Protagonist, auch keiner der jammert – obwohl er allen Grund dazu hätte. Nur das Schicksal seines Vaters lässt ihm keine Ruhe. Warum ist dieser zum Verräter geworden? Und was hat es mit den gefürchteten schwarzen Drachen auf sich? Um zu verstehen, was seinen Vater angetrieben hat, trifft Falco eine schwerwiegende und impulsive Entscheidung. Diese führt ihn schließlich zur Kriegsakademie, wo Falcos Schicksal seinen Lauf nimmt..

Neben Falco hat Flannery auch tolle Nebencharaktere geschaffen. Denn in einer Welt, die derart schwierig ist für Menschen wie Falco, für jene, die schwach sind und eher unscheinbar, sind Freunde und Verbündete das Wichtigste. Menschen, auf die man sich verlassen kann, die einen durch schwere Zeiten helfen, unterstützen und für einen da sind. Denn viele Menschen verachten Falco dafür, was sein Vater getan hat. Aber wohin würde es führen, wenn wir die Kinder für die Verbrechen ihrer Eltern verurteilen? So bekommt Falco z.B. seinen besten Freund Malaki zur Seite gestellt, ein Müllerssohn, geschickt mit dem Schwert und bärenstark. Und doch war er nicht immer so. Mit seinem Feuermal wurde er gehänselt und Falco war der einzige, der ihn verteidigt hat. Das ist das Fundament, auf dem diese Freundschaft aufgebaut ist, sie ist Loyalität, Vertrauen und Bestärken. Bestärken darin, dass man zwar der Sohn seiner Vaters ist, aber nicht zwangsläufig so werden muss wie er. Bestärken darin, dass man zwar den selben Weg beschreiten, aber das Ziel trotzdem ein anderes sein kann..

Ja, ihr merkt, diese Geschichte hat mich gefesselt und in ihren Bann gezogen. Flannery hat einzigartige Charaktere geschaffen, eine detaillierte Welt mit einem interessante Magiesystem, in dem Kampfmagier Seite an Seite mit Drachen kämpfen. Das ist High Fantasy, wie ich sie liebe! Einziger Wermutstropfen an der ganzen Sache: das Buch wurde im Deutschen auf zwei Teile aufgeteilt. Doch Band 2 erscheint schon im Mai, deshalb muss ich nicht mehr lange warten. Und für euch ist noch Zeit, um dieses unglaubliche Buch zu lesen und genauso zu lieben wie ich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.02.2020

Spannend und beklemmend, jedoch nicht perfekt!

Die Wälder
0

Hast du Angst vor den Wäldern? Angst vor der Dunkelheit und den Geheimnissen, die dort lauern? Willst du dich dem Unbekannten trotzdem stellen? Dann komm und lese diesen Thriller. Denn auch wenn mich die ...

Hast du Angst vor den Wäldern? Angst vor der Dunkelheit und den Geheimnissen, die dort lauern? Willst du dich dem Unbekannten trotzdem stellen? Dann komm und lese diesen Thriller. Denn auch wenn mich die Story nicht hundertprozentig überzeugt hat, hat sie doch einen derartigen Sog entwickelt, der mich schier an die Seiten gefesselt hat.

Denn das kann die Autorin. Mit Worten eine beklemmende Stimmung schaffen, an den richtigen Stellen gerade so viel verschweigen, dass es fast unmöglich ist, nicht weiterzulesen, nicht erfahren zu wollen, was diese Szene nun bedeutet hat. Raabes detaillierte Beschreibungen setzen dem Ganzen die Krone auf. Denn wenn man neben der unheimlichen Atmosphäre noch solch realistische und präzise Beschreibungen der Situation bekommt, ist Anspannung und Nervosität garantiert.

Protagonistin Nina ist obendrein eine Person, die ich sehr sympathisch gefunden habe. Sie hat den unbändigen Willen (manche würden es Sturheit nennen), Tims Schwester zu finden und so geht sie ehrgeizig auf die Suche nach der Verschwundenen. Und hält sich dabei nicht nur an den konventionellen Weg.

Trotz alledem finde ich die Geschichte etwas unrund. Nicht die Auflösung. Obwohl diese auch etwas erzwungen wirkt. Nein, der Erzählstrang um die Kinder im Dorf. Da ich darlegen möchte, was genau mich daran gestört hat, werden die nächsten Zeilen massive Spoiler enthalten. Wenn du also nicht wissen möchtest, was im Buch passiert:

HIER STOP! SPOILER!

Den Szenen in der Vergangenheit muss ich nämlich vorwerfen, dass sie mir zu gewollt geheimnisvoll und undurchsichtig waren. Das ist natürlich von der Autorin beabsichtigt. Aber ich fand es zu konstruiert. Warum mussten die Kinder Spitznamen haben, damit erst nach vielen, vielen Seiten klar ist, dass es sich dabei um die Protagonisten handelt? Anfangs dachte ich, die Geschehnisse spielen in der Gegenwart. Walkie Talkies, die David seinem Neffen geschenkt hat. Kantes Onkel, der Polizist ist. Das Aufeinandertreffen beim Fleischer. Gloria, die weg ist. Lange Zeit wird nicht erwähnt, wann genau sie denn verschwunden ist. Kleine Details, dich mich viel zu lange glauben ließen, die Beschreibungen wären zeitlich parallel zum Haupterzählstrang anzusetzen. Ja, irgendwann hatte ich die Vermutung, dass es sich um Nina, Tim, David und Henri handeln muss. Doch bis dahin wurde alles so gewollt verschleiert, dass man kaum darauf kommen konnte. Das mag dann ein großer Aha-Effekt gewesen sein, mir gefiel es nicht so gut.

Nichtsdestotrotz waren die Schilderungen in der Vergangenheit ungemein fesselnd. Genauso wie jene in der Gegenwart. Wie gesagt, dass Buch ist keineswegs schlecht – ganz im Gegenteil. Aber die kleine Unstimmigkeit macht dieses Buch nicht ganz so perfekt für mich. Trotz des kleinen Makels spreche ich eine klar Leseempfehlung aus. Denn dieses Buch ist spannend, entwickelt einen Sog und hat eine durchwegs beklemmende Atmosphäre. Es hat also alles, was ein guter Thriller braucht. 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2020

Was für ein Buch!

Das neunte Haus
0

Als ich von Leigh Bardugos neustem Fantasyprojekt erfahren hatte, wollte ich es unbedingt lesen. Damals wusste ich noch nicht wirklich um was es geht. Erst nachdem ich eine Leseprobe und ein paar Gespräche ...

Als ich von Leigh Bardugos neustem Fantasyprojekt erfahren hatte, wollte ich es unbedingt lesen. Damals wusste ich noch nicht wirklich um was es geht. Erst nachdem ich eine Leseprobe und ein paar Gespräche mit der Autorin gelesen hatte, konnte ich sagen: Das ist genau mein Buch. Yale, Verbindungen, dunkle Magie.
Bardugo ist selbst Yale-Absolventin und erzählt in einem Interview, dass sie damals schon wusste, dass sie einen Roman schreiben möchte, der in den Tombs, den Grüften der Studentenverbindungen spielt. Während ihrer Recherchearbeiten hat sie dann die unbequeme Wahrheit darüber ausgegraben, was am Campus wirklich vor sich gegangen ist. Diese hat sie in ihr Buch eingearbeitet und spielt dabei mit den dunkelsten Ausprägungen von Begehren, Macht, Privilegien und Abhängigkeit. Wer ein Buch ähnlich denen aus ihrem Grishaverse erwartet, wird enttäuscht sein. Denn ‚Das neunte Haus‘ hat gar nichts mit ihren Jugendbüchern gemein, ist düster und erwachsen.

Und genauso ist auch Leigh Bardugos Schreibstil. Er ist ungeschliffen und realistisch, teilweise richtig brutal und roh, dann aber auch wieder sehr philosophisch wenn es um Fragen des Lebens oder auch des Todes geht. Sie scheut sich ebenso wenig davor, eine vulgäre Sprache zu verwenden wie auch Kampf- und Gewaltszenen explizit zu beschreiben. Mord, Vergewaltigung, Erniedrigung, all das wird thematisiert und sollte dem Leser bewusst sein, wenn er zu diesem Buch greift.

„Wir sind die Hirten.“

Die Geschichte, die Bardugo erzählt, ist wie ein schmaler Tunnel, der immer breiter wird und irgendwann im Freien endet. Anfangs ist die Sicht auf die Dinge eingeschränkt, die ganzen Verbindungen, Strukturen und Rituale undurchsichtig und fremd. Doch mit der Zeit erschließen sich die gesamten Hintergründe und das ganze Ausmaß dessen, was wirklich vor sich geht und passiert ist. Die Personen erhalten nach und nach eine Geschichte, erhalten Tiefe und ein Profil. Auch die Ermittlungen bezüglich des Mordes bleiben immer spannend, nicht nur aufgrund der Möglichkeiten, die sich durch die Magie eröffnen. Mehr als einmal schickt Bardugo Alex Stern und damit auch uns Leser auf eine falsche Fährte, legt bewusst irreführende Spuren um dann alles in einer Auflösung enden zu lassen, die alle Fäden genial zusammenführt. Alle Fäden, bis auf einen wichtigen und geheimnisvollen Faden, der in Band 2 weitergesponnen wird.


„Magie ist nicht golden und nicht gut, sondern nur eine Ware, die sich wenige Menschen leisten können.“


Die Welt, die die Autorin dabei geschaffen hat, ist komplex und unglaublich interessant. Als die Magie die alte Welt zusammen mit jenen, die sie ausübten, verlassen hat, hat sie einen neuen Platz in New Haven gefunden. Machtströme, sog. Nexus, bilden die Basis der Magie und auf ihnen stehen die Grüfte der Verbindungen. Jede dieser Verbindungen übt eine andere Art der Magie aus, seien es Voraussagen, Portalmagie, Nekromantie oder Gestaltwandlungen. Hinzu kommt, dass die Welt von den Geistern der Toten bevölkert ist, jenen Toten, die aus verschiedensten Gründen nicht ins Jenseits übergehen können. Es ist ungemein fesselnd, diese Welt immer mehr kennenzulernen, ihre Möglichkeiten, Abgründe und Gefahren. Detailliert und durchdacht präsentiert sich das magische Yale, so gekonnt in das reale Leben eingewebt, dass ich mir ohne weiteres vorstellen kann, dass dort in New Haven alles möglich wäre. Sogar dunkle Magie, ausgeübt von den Reichen und Mächtigen, ohne dass sie jemals ernsthafte Konsequenzen fürchten müssen.

„Sie hat Entsetzliches mit angesehen. Aber sie hat nie Magie erlebt.“

Protagonistin Alex Stern hat mich von der ersten Seite mitgerissen. Sie ist eine typische Anti-Heldin, die in ihre Rolle gezwungen wurde, da sie keinen anderen Ausweg gesehen. Lässig, derb und mit viel Ironie und Sarkasmus versucht sie, einen Mord auf dem Campus aufzuklären.
Nach einer alles anderen als einfachen Kindheit, einer harten Jugend und dem Tod ihrer besten Freundin findet sich Alex auf dem Campus von Yale wieder, eine der renommiertesten Universitäten der Vereinigten Staaten. Sie wird Teil des ‚Neunten Hauses‘ namens Lethe, welches die okkulten Aktivitäten der acht Verbindungen des Schleiers, der Grenze zwischen Lebenden und Toten, beaufsichtigt. Denn Sterns besondere Gabe ist es, die Geister der Toten zu sehen. Alex selbst sieht diese Gabe eher als Fluch, denn es hat ihr Leben schon immer verkompliziert. Ein Schlüsselerlebnis in ihrer Schulzeit hat ihre Mitschüler dazu gebracht, sie als Verrückte abzustempeln. Und so nahm ihr Schicksal seinen Lauf: Drogen, Alkohol, falscher Umgang. Die negativen Erlebnisse in ihrem Leben haben Alex geprägt, wie könnten sie nicht. Und doch zerbricht sie nicht daran, hilft den Schwächeren, und denen, die gut zu ihr waren und die ihr geholfen haben. Sie ist nicht verbittert und hat auch nicht genug von diesem harten Leben. Ganz im Gegenteil. Sie will überleben, sie will kämpfen, sie will alt werden, sie will die Chance, die Yale ihr bietet, nutzen.

„Ich möchte, dass du an Magie glaubst.“

Alex Stern ist die wichtigste Person des Buches, ihre Geschichte und ihr Handeln nimmt am meisten Raum ein. Doch auch andere Personen des Hauses Lethe nehmen eine bedeutende Stellung ein, auf die ich dennoch nicht näher eingehen kann ohne zu viel zu verraten. Alex Stern glaubt sich jedoch auf verlorenem Posten und findet Verbündete in jenen, die ihr anfangs nicht sehr wohlgesonnen gegenüber stehen. Doch mit ihrer offenen und direkten Art, schafft sie es, Komplizen zu finden, die ihr helfen, den Mord aufzuklären. Wenn auch nicht mit legalen oder gar irdischen Mitteln.

Ja, dieses Buch, diese Geschichte ist etwas Besonderes. Sie zeigt, dass die Reichen und Privilegierten alles tun können, ohne Konsequenzen zu fürchten. Sie zeigt, dass sich oft in jenen Verbündete finden, mit denen man nicht gerechnet hat. Sie zeigt, dass vieles möglich ist, wenn man die Chance dazu bekommt und es ehrlich will. Sie zeigt, dass es sich lohnt, für Freundschaften zu kämpfen, denn dann bekommt Loyalität zurück. Sie zeigt, dass man sich oft in Menschen täuschen kann und dass viele nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind. Und sie zeigt vor allem: „Der Tod fickt uns alle.“ Aber ein gutes Buch davor schadet ja nicht. 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2020

Tolle Idee, spannende Umsetzung, kleine Kritikpunkte

The Scars Chronicles: Dorn der Finsternis
0

Ebru Adins ‚Dorn der Finsternis‘ ist der Auftakt zur Trilogie ‚The Scars Chronicles‘. Ich durfte das Buch vorab lesen und bedanke mich dafür beim Piper Verlag.

Das Buch hat in der Vorschau meine Aufmerksamkeit ...

Ebru Adins ‚Dorn der Finsternis‘ ist der Auftakt zur Trilogie ‚The Scars Chronicles‘. Ich durfte das Buch vorab lesen und bedanke mich dafür beim Piper Verlag.

Das Buch hat in der Vorschau meine Aufmerksamkeit mit diesem phänomenalen Cover geweckt. Erst beim ungefähr fünftem Blick habe ich erkannt, dass die Nebelschwaden Totenköpfe sind..
Als der Klappentext dann Irland und Geister versprochen hat, war es beschlossen: ich muss das Buch lesen. Es hat mir gut gefallen, kleine Kritikpunkte werden mich nicht davon abhalten, weiterzulesen.

‚Dorn der Finsternis‘ ist mein erstes Buch von Ebru Adin. Ihr Schreibstil ist sehr eingängig und flüssig zu lesen, er kommt ohne viel Schnörkel aus. Somit fiel mir der Einstieg ins Buch leicht. Im Gegensatz dazu ist das Worldbuilding umso ausgefeilter. Engel, Geister, Geisterkrieger, eine eigenes Schulsystem für letztere, Prophezeiungen. Die Zusammenhänge und Verwandtschaftsgrade sind teilweise etwas komplex, es wird viel Geschichtliches vermittelt, viele Personen werden eingeführt, die Geisterwelt erklärt. Es ist für mich alles etwas unübersichtlich, trotzdem wirkt es in sich geschlossen, logisch und zu Ende gedacht. Je weiter ich aber im Buch voranschreite, desto mehr verstehe ich die Zusammenhänge.

Wir folgen als Leser fünf Personen, die jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen und sehr unterschiedlich sind. Die Charakterentwicklungen sind allesamt gut zu erkennen und nachvollziehbar, wenn auch teilweise vorhersehbar. Doch das macht gar nichts. Ebensowenig, dass einige Klischees bedient werden und die Charaktere teilweise Stereotypen sind. Die Dynamik zwischen den Protagonisten macht viel Spaß, sie regt aber auch zum Nachdenken an. Mobbing, Ausgrenzung, Intoleranz, physische und psychische Gewalt werden genauso thematisiert wie Freundschaft, Füreinander da sein und über seine Vorurteile hinwegkommen. Denn die wichtige Botschaft des Buches lautet: auch wenn wir unterschiedlich sind, haben wir doch alle unsere Daseinsberechtigung, sind nicht besser oder schlechter als andere.

Die Story ist spannend und arbeitet klar auf ein Ziel hin. Nichtsdestotrotz sind einige Geheimnisse eingebaut, die es noch zu entdecken gilt, einige Kämpfe, die es noch zu fechten gibt. Und die in Folgebänden bestimmt für Aufregung, neue Konstellationen und neue Verbündete sorgen. Vorausgesetzt, es tritt alles so ein, wie ich das jetzt weitergesponnen habe 😀

Nun zu den kleinen Kritikpunkten: Es hat mich ein bißchen gestört, dass die Geisterkrieger zu Beginn des Buchs gefühlt alle drei Seiten auf eine Mission geschickt werden. Das war mir irgendwie zu viel Action, zu gewollt und hat die Geschichte nicht wesentlich vorangetrieben. Das hat sich aber gegen Ende des Buchs gelegt und es wurde trotzdem nicht langweilig.

Ich fand es auch zu viel, welche Fähigkeiten und Eigenschaften die Geisterkrieger haben. Portalreisen, Kartenprojektion, Seelendrachen: Hm, wo müssen wir jetzt hin, wir kennen uns ja gar nicht aus! Kein Problem, wir können eine Karte auf unserer Handfläche erscheinen lassen..
Ja, das ist jetzt Nörgeln auf hohem Niveau, aber ich dachte mir, wozu brauchen die Geisterkrieger all diese Fähigkeiten? Vielleicht erschließt sich mir das in den Folgebänden, denn mir hat dieser Auftaktband ziemlich gut gefallen und ich möchte auf alle Fälle weiterlesen. Vor allem gegen Ende hin konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. 4 Sterne für ‚Dorn der Finsternis‘.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.01.2020

Tiefgehender als erwartet

Die Sonnenschwester
0

Ich muss zugeben, dass mir ‚Die Sonnenschwester‘ zu Beginn gar nicht gefallen hat. Erstens weil ich etwas anderes erwartet hatte. Und zweitens weil die sechste Schwester Elektra arrogant war, eigentlich ...

Ich muss zugeben, dass mir ‚Die Sonnenschwester‘ zu Beginn gar nicht gefallen hat. Erstens weil ich etwas anderes erwartet hatte. Und zweitens weil die sechste Schwester Elektra arrogant war, eigentlich toujours gejammert und sich selbst ziemlich bemitleidet hat. Natürlich ist die Figur von Lucinda Riley genauso geschaffen worden. Und natürlich hatte sie dadurch viel Entwicklungspotential. Aber ich fand sie trotzdem nur nervig.
Auch kamen die Erzählungen aus der Vergangenheit für mich viel zu kurz. Denn genau das liebe ich so an Rileys Romanen: die Reisen in die Vergangenheit, fremde Länder, fremde Kulturen. Stattdessen war Elektras Leben ihn New York viele Seiten lang das Hauptthema, ihr Alltag als Model und ihre Probleme. Ich habe also anfangs nur weitergelesen, damit ich es halt lese. Und Gott sei Dank habe ich nicht aufgehört.
Wie bereits erwähnt ist dieser sechste Teil der Reihe um die sieben Schwestern anders als ich es erwartet hatte. Auch wenn die Geschichten aus der Vergangenheit im zweiten Teil des Buches intensiver und länger erzählt wurden, war das Buch an sich nicht so locker-leicht wie die anderen Bücher. Zwar haben sich diese auch einige Problemen angeschnitten. Doch hatte ich es bisher noch nicht erlebt, dass sich Riley derart intensiv mit solch ernsten Themen beschäftig. Und genau das war es, was ich nicht erwartet hatte. Diese Tiefe. Das mag jetzt negativ klingen, ist es aber mitnichten.
Und als ich mich darauf eingelassen hatte, das ich keinen unterhaltsamen Frauenroman mit, naja, sagen wir mal, niedrigerem Anspruch und ohne viel Tiefe bekommen habe, habe ich realisiert, was für ein tolles Buch Lucinda Riley hier eigentlich geschrieben hat. Ok, das klingt jetzt wieder so negativ und als ob Riley Romane anspruchslos wären. Das sind sie natürlich nicht, ich liebe fast jedes einzelne ihrer Bücher. Doch ‚Die Sonnenschwester‘ ist einfach anders. Riley setzt sich mit Suchtproblemen auseinander, mit den Schwierigkeiten, die man als Suchtkranker hat, mit dem Horror eines Entzugs und der harten Erkenntnis, dass man Hilfe braucht. Natürlich geht dieses Auseinandersetzen nicht so tief, wie es möglich wäre. Aber das braucht es ja auch nicht. Ich finde es super, dass Riley als weltbekannte Bestsellerautorin solche Themen aufgreift und darauf aufmerksam macht. Doch nicht nur das, sie nimmt die ostafrikanische Heimat Elektras als Anlass, um von den Rassenproblemen der 50er Jahre in den USA zu schreiben, von der Intoleranz und Ungerechtigkeit die geherrscht hat – und leider teilweise immer noch herrscht. Sie schreibt von Menschen, die auf die Straße gehen und demonstrieren, die aufstehen um für ihre Freiheit zu kämpfen. Und das alles verpackt in einem Frauenroman, der von außen gar nicht so wirken würde. 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere