Herzensbuch
Das Jahr ohne WorteSich zu verlieben ist, als würde man Zirkusartisten dabei zusehen, wie sie durch die Luft wirbeln, sich drehen und rollen, immer mit dem Risiko, in den Tod zu stürzen (…).
In ihrem Debütroman Das Jahr ...
Sich zu verlieben ist, als würde man Zirkusartisten dabei zusehen, wie sie durch die Luft wirbeln, sich drehen und rollen, immer mit dem Risiko, in den Tod zu stürzen (…).
In ihrem Debütroman Das Jahr ohne Worte erzählt Syd Atlas eine ergreifende Liebesgeschichte, die sich genau so vor wenigen Jahren zugetragen hat. In einem Café im Prenzlauer Berg lernt Syd den Filmemacher Theo kennen. Er ist alleinstehend, charismatisch und sie weiß, dass sie diese Art von Liebe, die sie beide verbindet, vermutlich nur einmal erleben wird. Sie bekommen ein Kind, ziehen zusammen und alles scheint in ihrer kleinen Patchworkfamilie perfekt – bis Theo immer eine schwerwiegende Diagnose erhält: ALS [amyotrophe Lateralsklerose]. Von Tag zu Tag baut Theo ab, körperlich und emotional, doch Syd kämpft dafür, ihr gemeinsamen Glück bis zum letzten Tag aufrecht zu erhalten – bis sie eines Tages eine furchtbare Entdeckung macht.
Dieses Buch hat mich auf einer Achterbahn der Gefühle begleitet, ließ mich lachen und weinen, aus Ergriffenheit genauso wie vor Erschütterung. Mit einfachen Worten, kleinen lustigen Anekdoten und scheinbar nebensächlichen Bemerkungen hat Syd Atlas eine authentische, zutiefst emotionale Liebesgeschichte geschrieben, ungeschönt und ehrlich. Die Geschichte lebt von ihrer Zwanglosigkeit und Situationskomik, einem harmonischen Erzählfluss, ist emotions- und spannungsgeladen und umgibt den Leser von Beginn an wie eine herzliche Umarmung. Die Stärke und Zuversicht, mit der Syd und Theo mit der Diagnose umgehen, es den Kindern schonend beibringen, nie die Hoffnung aufgeben und dabei ganz sie selbst bleiben, hat mich beeindruckt und bewegt, ja geradezu bewundert. Durch meine Arbeit in der Neurologie konnte ich mich im Hinblick auf die medizinischen Aspekte und Perspektiven noch besser in die Protagonisten einfühlen – was es für mich zu einem ganz besonderen Herzensbuch macht, über das ich auch in Zukunft noch nachdenken werde.