Profilbild von franzysbuchsalon

franzysbuchsalon

Lesejury Star
offline

franzysbuchsalon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit franzysbuchsalon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2017

Es steht zwar Thriller drauf, doch leider ist keiner drin!

Gangsterland
0

Buchinfo
Mafiakiller Sal Cupertine hat es vermasselt. Durch Verquickung unglücklicher Umstände hat er in Chicago drei FBI-Beamte getötet – ein böser Fehler. Statt dafür von seinem Boss selbst ins Jenseits ...

Buchinfo
Mafiakiller Sal Cupertine hat es vermasselt. Durch Verquickung unglücklicher Umstände hat er in Chicago drei FBI-Beamte getötet – ein böser Fehler. Statt dafür von seinem Boss selbst ins Jenseits befördert zu werden, landet er nach diversen Gesichtsoperationen und entsprechendem Intensivstudium als Rabbi David Cohen in einer jüdischen Gemeinde in Las Vegas. Aber auch dort hat die Mafia ihre Finger im Spiel. Bald geht Rabbi Cohen nicht nur wieder seinem alten Gewerbe nach, sondern entdeckt weitere lukrative Betätigungsfelder, die sich mit der Rolle als Seelsorger aufs Beste vereinen lassen. (Verlag)

Erster Satz
Wenn Sal Cupertine einen umlegte, ging er so nah wie möglich ran und schoss ihm in den Hinterkopf. Zielte man ins Gesicht, bestand immer die Gefahr, dass der andere überlebte.

Meine Meinung
Ich liebe Thriller! Ich glaube es gibt kein Genre dem ich so treu bleibe wie diesem. Auch wenn ich hin und wieder etwas anderes einschiebe, sind es immer wieder Thriller nach denen ich greife. Doch warum?
Ich bewundere Autoren, die es schaffen den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Die den Spannungsbogen entweder die ganze Zeit aufrecht halten oder ihn immer mal wieder absenken um dann voll karacho wieder zu punkten, wenn man am wenigsten damit rechnet. Ich will mir die Nacht um die Ohren schlagen, weil ich einfach nicht damit aufhören kann und am Ende geschockt zurückbleiben, weil ich damit einfach nicht gerechnet hätte.

Doch genau das ist dieses Buch leider nicht gewesen.

Tod Goldberg hat hier eine witzige und stellenweise recht zynische Geschichte geschaffen, aber leider keinen Thriller. Mir fehlt die Spannung und der Nervenkitzel. Natürlich, die Geschichte der Mafia und der jüdischen Religion ist durchaus spannend und wird gut beleuchtet, aber das reicht mir einfach nicht aus. Es wäre für mich persönlich absolut in Ordnung gewesen, wenn es sich um einen Roman gehandelt hätte, aber wenn Thriller drauf steht erwarte ich auch einen Thriller zwischen den Buchdeckeln und den habe ich leider nicht bekommen.

Mir war durch den Klappentext durchaus klar, dass es keine bierernste Nummer wird. Keine supertrockenen Ermittlungsarbeiten und keine Psychoanalysen über mehrere Seiten verteilt. Auf Humor und Witz hatte ich mich eingestellt - und gefreut! Aber ich habe eben auch Spannung erwartet und die dann leider nicht bekommen.

Die einzelnen Charaktere blieben ziemlich flach und farblos, was ich ziemlich schade finde. So war es mir nicht wirklich möglich einen Draht zu jemandem aufzubauen. Die Sprache allerdings hat bei jedem gepasst wie gespuckt und wurde zu dem jeweiligen Charakter passend gewählt.

Der Anfang war sehr rasant und spannend, danach hing die Story dann aber leider durch und es gab einige Längen zu überbrücken.

Textstelle
Legst du Kinder oder den Köter von einem um, landet so was in der Zeitung, und die Polizei interessiert sich dafür. Legst du einen Drecksack um, hast du bloß einen Drecksack weniger. Legst du vier Bundesbeamte um, kann sich deine ganze Welt verändern.
(Seite 30)

Fazit
Es steht zwar Thriller drauf, doch leider ist keiner drin!
Den Leser erwartet kein Nägel abkauen und keine spannende Wendung nach der anderen, aber viel Witz und Humor - wenn man denn mit der ein oder anderen Länge klar kommt.
Da der Autor nicht davor zurückschreckt Gewalt zu beschreiben und zu nutzen, sollte man nicht zu zart besaitet sein.

Veröffentlicht am 26.06.2017

Ein sehr schöner Roman um Familiengeheimnisse

Als wir Schwestern waren
0

Buchinfo
Die Liebe zweier Schwestern. Ein Krieg, der sie trennt. Ein Kind, für das sie alles tun würden.

Hamburg, 1916. Viviane und Elisabeth wachsen als behütete Töchter einer großbürgerlichen Familie ...

Buchinfo
Die Liebe zweier Schwestern. Ein Krieg, der sie trennt. Ein Kind, für das sie alles tun würden.

Hamburg, 1916. Viviane und Elisabeth wachsen als behütete Töchter einer großbürgerlichen Familie auf. Die lebhafte, freiheitsliebende Viviane schleicht sich oft heimlich auf das Nachbargestüt und begegnet dort dem französischen Kunstreiter Philippe, der mit seinem Zirkus in Hamburg gastiert. Die junge Frau ist von dieser schillernden Welt hingerissen und flieht kurzerhand mit Philippe. Jahre später lebt Elisabeth in einer unglücklichen, kinderlosen Ehe - bis sie eines Tages ein Baby vor ihrer Tür findet. Sie nimmt sich des Mädchens an und weiß, dass sie alles tun würde, um es bei sich zu behalten... (Verlag)

Erster Satz
Constanze löste den Blick von dem Blatt Papier, welches vor ihr auf dem Schreibtisch lag, und betrachtete ihre Hände.

Meine Meinung
Bereits nach dem ersten Satz musste ich erneut auf den Klappentext gucken. Wieso beginnt der Prolog im Jahr 2013 und wer zum Geier ist Constanze? Nun gut, nach dem Prolog geht es sicher voll los...Hamburg 1916 ich komme! - Simone? Wer bitte ist Simone und warum besitzt sie einen Digitalwecker auf ihrem Nachtschränkchen? Wo sind Viviane, Elisabeth und die Pferde?

Der Klappentext liest sich so verheißungsvoll und ich wollte mich in das Hamburg mitten im Ersten Weltkrieg stürzen - aber Pustekuchen! Erst Seite 53 entführt mich ins Jahr 1916. Was der Klappentext nämlich leider nicht verrät, ist die Tatsache, dass immer wieder zwischen 1916 und 2013 hin und her gewechselt wird. Der Leser erlebt die Vergangenheit durch Simone, die an Tagebücher und Briefe von Viviane und Elisabeth geraten ist und diese liest. Wer also erwartet lediglich einen historischen Roman zu lesen, der wird enttäuscht.

Trotzdem ist dieses Buch ganz, ganz wundervoll!

Viviane und Elisabeth könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine ein kleiner, wunderschöner Wildfang und die andere bedacht und trägt von einer Kinderkrankheit Narben im Gesicht. Während die Eltern für die schöne Viviane bereits einen Ehemann erwählt haben, gilt Elisabeth als "schwer vermittelbar" und hat sich damit abgefunden, als einsame Jungfer zu sterben. Doch Viv wäre nicht sie selbst, wenn sie das Spielchen mitmachen und dem Wunsch ihrer Eltern zustimmen würde. Berauscht durch die Glitzerwelt des Zirkus verschwindet sie in einer Nacht- und Nebelaktion mit Philippe. Die Tür der Eltern bleibt von da an für immer verschlossen, doch zu Elisabeth hält sie (einseitigen) Kontakt.

Ich muss gestehen, dass mir der Teil der Vergangenheit deutlich besser gefallen hat, als der aus der Gegenwart. Die Geschichte um Simone und die anderen war wirklich nicht schlecht, aber Viviane und Elisabeth fand ich viel interessanter und hätte gerne mehr von ihnen gelesen. Außerdem war Simones Geschichte leider sehr vorhersehbar.

Trotzdem hat die Autorin es geschafft alle Figuren sehr echt darzustellen und realistisch handeln zu lassen.

Fazit
Eine wunderbar gefühlvolle Familiengeschichte über mehrere Generationen, hinter einen unglaublich schönen Cover ♥ Auch wenn mir die Vergangenheit etwas kurz kam und die Gegenwart an vielen Stellen sehr vorhersehbar war, würde ich dieses Buch bedenkenlos weiterempfehlen!

Für Einsteiger die sich noch nicht an einen "richtigen" historischen Roman rantrauen, ist dieses Buch ganz sicher genau richtig, da kein geschichtliches Grundwissen vorausgesetzt und man nicht mit Jahreszahlen und Ereignissen bombardiert wird.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Vielleicht habe ich durch Downton Abbey zu viel erwartet...

Belgravia
0

Erster Satz
Die Vergangenheit - wir haben es schon oft gehört - ist ein fernes Land, dort gelten andere Regeln.

Meine Meinung
Auch ich bin eine von den Mädels, die das Leben und die Leiden der Familien ...

Erster Satz
Die Vergangenheit - wir haben es schon oft gehört - ist ein fernes Land, dort gelten andere Regeln.

Meine Meinung
Auch ich bin eine von den Mädels, die das Leben und die Leiden der Familien Grantham und Crawley und deren Angestellten miterlebt hat. Du weißt nicht wovon ich rede? Natürlich von Downton Abbey ♥ Doch es war bekannt, dass diese Serie eine zeitliche Begrenzung hat und so kam ich (wie sicher viele andere Fans) dazu, mir Belgravia genauer anzuschauen. Immerhin hat Julian Fellowes viele Drehbücher der Kultserie geschrieben - da muss doch auch dieses Buch der Wahnsinn sein. So dachte ich zumindest.

Ich weiß nicht wieso, aber das Buch konnte leider nicht so bei mir punkten wie die Serie. Damit das niemand falsch versteht: Es handelt sich hierbei NICHT um das Buch zur Serie und dieses Buch ist auch nicht Vorlage dafür gewesen. Es sind zwei vollkommen unabhängige Geschichten! Lediglich das Hauptthema und das Setting sind gleich. Doch warum finde ich dann nicht beides gleich gut?

Es gefällt mir wirklich gut, wenn bei Serien oder Filmen auf die kleinen Details geachtet wird. Wenn man beim zweiten oder dritten Mal gucken noch etwas Neues entdeckt geht mir das Herz auf. Bis zu einem gewissen Punkt mag ich das auch in Büchern. Allerdings ist der Grat zwischen detaillierter Beschreibung und unnötig langweiliger Ausschweifung da sehr schmal. Leider hat Mr. Fellowes sich oftmals in die falsche Richtung bewegt. Mag es bei Drehbüchern eine Notwendigkeit sein alles auszuschmücken und bis aufs kleinste bisschen zu beschreiben, war es mir hier viel zu viel.

Beim Lesen merkt man sofort, dass sich der Autor mit der Thematik absolut auskennt. Egal ob es sich dabei um das historische England dreht oder das gesellschaftliche Parkett, auf dem die Personen tanzen...Julian Fellowes weiß diese Situationen bestens zu beschreiben. Allerdings sind mir der ein oder andere Dialog doch zu hölzern, was aber auch an der Übersetzung liegen könnte. Ebenso treffen die Charaktere nicht immer meinen Geschmack. Manche sind zu eindimensional und zu wenig beleuchtet, andere wiederrum viel zu kitschig und klischeebeladen. Die Mischung hätte hier ausgeglichener sein können und vielleicht sogar sein müssen.

Fazit
Ein Roman, der als Drehbuch vielleicht besser geeignet wäre. Eine filmische Darstellung hätte mir womöglich positiver im Gedächtnis bleiben können.

Hätte ich Downton Abbey vorher nicht geschaut, wäre mein Urteil eventuell anders ausgefallen. So habe ich beim Lesen aber ständig Vergleiche gezogen, was ich leider auch nicht abstellen konnte.

Wer dieses Genre, Familiengeheimnisse und England im 19. Jahrhundert mag, keine Angst vor Kitsch und sehr detaillierten Beschreibungen hat, wird hier vermutlich ein neues Lieblingsbuch finden!