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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2017

Der Kummerkasten

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Margot Lewis ist Lehrerin an einer renommierten Schule in Cambridge, nebenberuflich ist sie als "Dear Amy" die Kummerkastentante bei der Lokalzeitung. Hier erreichen sie die flehentlichen Hilferufe eines ...


Margot Lewis ist Lehrerin an einer renommierten Schule in Cambridge, nebenberuflich ist sie als "Dear Amy" die Kummerkastentante bei der Lokalzeitung. Hier erreichen sie die flehentlichen Hilferufe eines Entführungsopfers. Sie wendet sich an die Polizei und erfährt, dass diese Bethan Avery schon seit 17 Jahren vermisst wird und auch noch weitere Entführungen dem Täter zugeschrieben werden können.
Margot steckt zudem in einer unangenehmen Scheidungsgeschichte und sie hat psychische Probleme, die sich im weiteren Verlauf der Story verschlimmern.
Man nimmt das Geschehen aus der Sicht von Margot wahr, aber aus der Reaktion von Freunden fragt man sich, wo sich Realität und Wahn vermischen. Ein Rest Unsicherheit verbleibt beim Leser, selbst als es für die Hauptperson lebensgefährlich wird. Auch den ermittelnden Beamten mag man nicht bedingungslos vertrauen.
Alles zusammen sind das für mich perfekte Zutaten für einen perfekten Psychothriller. Die Autorin Helen Callaghan hat es geschafft, dass ich ihr Buch "Dear Amy" nicht aus der Hand legen konnte. Ihr Schreibstil ist fesselnd und der Plot ist von der ersten Seite an spannend.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Von Neid zerfressen

Die Geschichte eines neuen Namens
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Die vierteilige Neapolitanische Saga von Elena Ferrante hat mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht.
Die Autorin verfolgt den Lebensweg und die Freundschaft zweier intelligenter Mädchen, die ...


Die vierteilige Neapolitanische Saga von Elena Ferrante hat mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht.
Die Autorin verfolgt den Lebensweg und die Freundschaft zweier intelligenter Mädchen, die in das quirlige, doch leider sehr arme Stadtviertel Rione in Neapel hineingeboren werden.
Auch wenn ich das Buch mit großem Interesse gelesen habe, muss ich sagen, dass mir vieles nicht gefallen hat:

- leider habe ich den ersten Band nicht gelesen, und so hatte ich sehr oft das Gefühl, dass mir Details aus den früheren Jahren fehlen, denn es wird oft Bezug auf Vergangenes genommen.

- für mich waren es einfach viel zu viele Personen, die zu allem Überfluss auch oft noch in irgendeiner Form familiär oder beziehungsmäßig miteinander verbandelt sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die gleiche Person oft sehr unterschiedlich genannt wird, mal mit richtigem Namen, dann mit Spitznamen, dann nur der Familienname. Ich mag es einfach nicht, wenn ich die Personen nur schwer zuordnen kann. Es stört meinen Lesefluß.

- vielleicht bin ich mit einer falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen. Ich hatte mich auf eine große Portion italienischer Lebensart und -lust gefreut. Auf soviel Missgunst und Neid war ich nicht vorbereitet. Und ich frage mich ernsthaft, wie man die Beziehung zwischen Lila und Lenù als Freundschaft titulieren kann, wo doch eher der Konkurrenzkampf und Egoismus zwischen den beiden dominiert. Auch die anderen Charaktere sind mir zutiefst unsympathisch. Es gibt keinen Zusammenhalt. Lügen und Tricksereien sind an der Tagesordnung. Mir fehlt einfach ein Sympathieträger, mit dem ich mitfiebern und mitleiden kann.

Natürlich hat der Roman auch positive Aspekte.
Das Buch ist sehr wertig verarbeitet, und hat sogar ein Lesebändchen, was ich immer sehr praktisch finde. Auch das Cover gefällt mir außerordentlich gut, sowohl vom Motiv als auch von der einheitlichen Farbgestaltung in den verschiedenen Fliedertönen.
Den Schreibstil von Elena Ferrante muss man einfach als eindringlich und mitreißend bezeichnen. Dadurch konnte ich das Buch doch nicht aus der Hand legen, obwohl es mir so gar nicht gefiel.
Auch das Grundmotiv, diese beiden Mädchen mit ihrem Streben nach Wissen, Geld und Anerkennung gegenüber zu stellen und ihre Träume, ihr Scheitern und ihre Erfolge eindringlich zu schildern, empfinde ich als absolut lesenswert. Dennoch halten mich die negativen Stimmungen des Inhalts und die immer wieder auftretende Langatmigkeit der Geschichte davon ab, weiter Bände der Neapolitanische Saga lesen zu wollen.

Veröffentlicht am 12.12.2016

Stiefmutter

Stiefkind
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Rachel ist eine Frau, die sich aus der Londoner Unterschicht herausarbeiten konnte. Nun hat sie scheinbar das große Los gewonnen, denn sie heiratet den reichen Witwer David Kerthen und zieht in sein Herrenhaus. ...

Rachel ist eine Frau, die sich aus der Londoner Unterschicht herausarbeiten konnte. Nun hat sie scheinbar das große Los gewonnen, denn sie heiratet den reichen Witwer David Kerthen und zieht in sein Herrenhaus. Hier lebt sie die Woche über allein mit ihrem neuen Stiefsohn Jamie, den sie von Herzen liebt. Das Haus ist renovierungsbedürftig. Davids erste Frau Nina hat schon mit aufwendigen Renovierungsarbeiten begonnen und Rachel fällt es nicht leicht, sich in die Materie einzuarbeiten. Die Historie der Kerthens ist beeindruckend. Die Minen ringsum zeigen, wie der Reichtum erworben wurde und sind zugleich ein Mahnmal für die vielen Menschen, die in den Gruben ihr Leben gelassen haben.
Ninas Präsenz ist noch allgegenwärtig und plötzlich meint der kleine Jamie, seine verstorbene Mutter zu spüren und in die Zukunft sehen zu können. Rachel wird immer mehr ängstlicher und auch ihre Ehe hält nicht, was sie verspricht.

Der Autor versteht es meisterhaft, den Leser zu verunsichern:
- ist Nina wirklich gestorben oder lebt sie noch oder hat sie eine Zwillingsschwester oder gibt es noch eine andere Erklärung für die Phänomene?
- war es ein Unfall oder Selbstmord oder sogar Mord. Wenn ja, wer ist der Mörder?
Viele, viele Fragen und der Leser kommt von einer falschen Spur auf die nächste.
Leider ist des Rätsels Lösung für mich nicht ganz so glaubwürdig.
Und leider muss ich auch sagen, dass mir die Hauptfigur, nämlich Rachel, nicht sympathisch ist. Sie ist so versessen darauf, dieses alte Herrenhaus zu besitzen, dass sie keine Gefahr scheut und auch vor Lügen nicht zurückschreckt.

Insgesamt ist dem Autor S. K. Tremayne ein guter, in weiten Teilen sehr spannender Psychothriller gelungen, der vielleicht noch unter Auslassung der weitschweifigen Bergbauhistorie etwas straffer hätte erzählt werden können.

Veröffentlicht am 30.11.2016

Tattoo

Mooresschwärze: Thriller
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Kommissar Florian Kessler (bindungsscheu, durchtrainiert und sexy) und die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz (Workaholic mit Kindheitstrauma) sind beruflich eine Art Dreamteam und finden auch persönlich ...

Kommissar Florian Kessler (bindungsscheu, durchtrainiert und sexy) und die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz (Workaholic mit Kindheitstrauma) sind beruflich eine Art Dreamteam und finden auch persönlich immer mehr Gemeinsamkeiten, während sie die bizarre Mordserie an blutjungen Mädchen aufklären. Alle Opfer haben ähnliche Tattoos auf dem Bauch, die auf uralte Maya-Riten hindeuten und somit auch erste Hinweise auf den Täter liefern.


Catherine Shepherd wird als eine der Top-Thrillerautoren gehandelt. Insofern war ich schon ab dem 2.Kapitel enttäuscht. Der Prolog und auch das erste Kapitel sind noch vielversprechend spannend, aber dann wird es lange Zeit recht banal. Absolut unrealistisch ist der Sargdiebstahl an der Tankstelle. Von da an habe ich nur noch mit mäßiger Spannung weiter gelesen.
Sehr originell sind die Vorgehensweise und die Motive des Mörders. Ich mag es immer wieder, wenn ich durchs Lesen en passant mein Wissen erweitern kann. Hier habe ich einiges über die Mayakultur erfahren können, doch leider gerieten die Passagen dann doch etwas zu langatmig.
Die Darstellung des späteren Opfers Hannah finde ich sehr gelungen. Ein süßes Mädchen, in allem noch unsicher, verliebt sich im Chat in einen Traumboy, glaubt alles, erlebt das erste Herzklopfen im Internet, und lässt alle Vorsicht sausen.
Mit den Ermittlern Florian und Julia dagegen konnte ich mich so gar nicht anfreunden. Vor allem bei Julia hat es mich gestört, dass immer wieder Bezug auf den lange zurückliegenden Mord an ihrem Bruder genommen wird, weil es keine Bedeutung für den aktuellen Fall hat.
Wie schon gesagt, mich hat dieses Buch enttäuscht. Ich finde es nur mittelmäßig spannend .

Veröffentlicht am 22.11.2016

Viel Dresden, wenig Krimi

Der Angstmann
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Dieser Roman beginnt im Kriegswinter 1944. Schauplatz ist Dresden, wo eine bestialisch zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Kommissar Max Heller macht es sich zur persönlichen Aufgabe, den Mörder zu ...

Dieser Roman beginnt im Kriegswinter 1944. Schauplatz ist Dresden, wo eine bestialisch zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Kommissar Max Heller macht es sich zur persönlichen Aufgabe, den Mörder zu fassen. Es bleibt leider nicht bei einer toten Frau, es geht ein Serienmörder um. Die Leute tuscheln schon, geben dem Täter den Namen Angstmann und bringen die wildesten Gerüchte in Umlauf. Hellers Vorgesetzter ist ein nationalsozialistischer Fanatiker, der als ehemaliger Schlachter nur aufgrund seiner Linientreue auf diesen Posten geschoben wurde. Jetzt macht er Heller das Leben schwer. Als 1945 nach dem Einmarsch der Russen Heller, der mittlerweile arbeitslos ist, zufällig wieder von neuen Gräueltaten des Angstmanns erfährt, verbeißt er sich erneut in den Fall.
Mir erschien ein Krimi aus der Zeit des 2.Weltkriegs sehr vielversprechend, aber leider hat es sehr lange gedauert, bis es für mich spannend wurde. Die ersten zwei Drittel sind sehr langatmig, vor allem die Nacht des großen Bombardements wird in epischer Breite geschildert. Das möchte man lesen, wenn man einen Roman in der Hand hält, aber bei einem Krimi hat man andere Erwartungen. Erst auf dem letzten Drittel setzt die von mir erhoffte zügige Ermittlung und Mördersuche ein. Hier wird es dann auch so spannend, dass ich in einem Rutsch zu Ende lesen musste.
Max Heller ist mir nicht wirklich sympathisch. Obwohl man einen sehr intensiven Einblick in seine Gedankenwelt erhält und deswegen weiß, warum er so handelt wie er es tut, ist er mir zu fanatisch und zu engstirnig. Seine Frau kommt um vor Sorge, hat Hunger und das weiß er, aber lieber begibt er sich in Lebensgefahr, weil die toten Frauen ihm wichtiger sind.
Ich denke, die Zeit damals wird sehr realistisch dargestellt. Das gegenseitige Belauern, die Angst vor Denunziation, die kräftezehrende Suche nach Nahrung, der Kampf ums nackte Überleben, all das erlebt der Leser hautnah, aber wie gesagt, in dieser Ausführlichkeit gehört das eher in das Genre historischer Romane. Deswegen bin ich etwas enttäuscht von "Der Angstmann"