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Veröffentlicht am 15.05.2019

Gut gemeint, aber nicht gut gemacht

Mach dieses Buch zum Bienenhaus
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„Mach dieses Buch zum Bienenhaus“, so lautet der Titel. Das Buch ist zum Glück mehr als ein Bastel-Set, mit dem Kinder ihr eigenes Häuschen für Wildbienen bauen können.

In großer, kindgerechter Schrift ...

„Mach dieses Buch zum Bienenhaus“, so lautet der Titel. Das Buch ist zum Glück mehr als ein Bastel-Set, mit dem Kinder ihr eigenes Häuschen für Wildbienen bauen können.

In großer, kindgerechter Schrift und mit vielen bunten Bildern informieren die ersten Seiten über verschiedene Bienenarten, ihre Lebensbedingungen sowie ihre näheren Verwandten wie z.B. die Wespen. Eine Überschrift wie „Nicht alle Wespen sind gefährlich“, halte ich, vorsichtig ausgedrückt, aber für etwas unglücklich gewählt. Schön und interessant sind die meisten Experimente, mit denen beispielsweise der Flügelschlag oder das Bewegung verursachende Summen einer Biene nachempfunden werden kann. Das empfohlene Alter von 6 bis 12 Jahren passt, da bei den meisten Experimenten sowieso die Hilfe eines Erwachsenen benötigt wird, und sei es nur, um die Utensilien bereitzustellen. So weit noch okay.

„Mach dieses Buch zum Bienenhaus“ – sollte, wenn man den Titel wörtlich nimmt, die Krönung der Experimente sein. Dazu habe ich gleich mehrere kritische Anmerkungen. Für den Bau verwendet werden 48 Blätter dieses Buches und jede Menge Klebestreifen. Die Fummelarbeit, 48 Röhrchen zu formen und ihnen den Boden zuzukleben, kann man ja noch als Geduldsübung fürs Kind ansehen bzw. mehrere Geschwister gleichzeitig beschäftigen. Allein die Menge des verwendeten Klebestreifens halte ich für fragwürdig. Was aber meiner Meinung nach gar nicht geht, ist grundsätzlich Papier als Material für eine Bienenbehausung. Wenn der Sommer mal nicht so trocken ist wie 2018, nehmen die Papierröhrchen Luftfeuchtigkeit auf, fangen an, weich zu werden und zu schimmeln. Todesfalle statt Kinderstube für die Bienenbrut!

Das Buch bedient sich des erwachten Interesses am Wohl der Wildbienen. Meiner Meinung hat der zahlenmäßige Rückgang dieser nützlichen Insekten aber wenig mit fehlenden Behausungen zu tun. Viel schlimmer ist, dass die Wildbienenarten immer weniger Nahrung finden. An der Stelle müsste man ansetzen. Beispielsweise bienenfreundliche Pflanzen statt pflegeleichter Schottergärten, kein Einsatz von Unkraut- und Insektenvernichtungsmitteln, keine Gülle auf die Wiesen, wo dann nur noch Löwenzahn innerhalb eines kurzen Zeitfensters blüht usw. Mit ein paar Papierröllchen und meterweise Tesafilm helfen wir den Bienen nicht.

Und noch eine Kritik zum Produkttext in den Online-Shops. Zitat: „Im anschließenden Quiz- und Rätselteil können die jungen Leser ihre Kenntnisse testen.“ Diesen Teil habe ich in unserem Buch nicht entdecken können.

Fazit: Einerseits spürt man, dass viel Liebe und Mühe in dieses Buch investiert wurden. Andererseits hätte die Autorin statt ihre geliebten Familienmitglieder besser einen Bienenexperten mit ins Boot holen sollen. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Ich kann dieses Buch insgesamt nicht empfehlen. 2**

Veröffentlicht am 14.05.2019

Plastiksparen ist ganz einfach

Plastiksparbuch
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Das „PLASTIKSPARBUCH“ aus dem smarticular Verlag will helfen, Plastikmüll zu vermeiden. Über 300 nachhaltige Ideen und Alternativen, um der Plastikflut zu entkommen, so wird das Buch beworben. Brauchen ...

Das „PLASTIKSPARBUCH“ aus dem smarticular Verlag will helfen, Plastikmüll zu vermeiden. Über 300 nachhaltige Ideen und Alternativen, um der Plastikflut zu entkommen, so wird das Buch beworben. Brauchen wir so ein Buch? Genügt nicht der gesunde Menschenverstand? Zunächst einmal braucht es unsere Bereitschaft, wirklich Plastikmüll vermeiden zu wollen. Und damit meine ich nicht nur Wir-verzichten-auf-Plastikstrohhalme und bringen-unseren-eigenen-Coffee-to-go-Becher-mit.

Fast alles ist heute in Plastik verpackt – gekühlte und ungekühlte Lebensmittel, Reinigungsmittel und Kosmetika, selbst frisches Obst und Gemüse oder T-Shirts. Bei uns im Landkreis wird „der-grüne-Punkt-Müll“, also Verpackungsabfall, 14-tägig in sogenannten gelben Säcken mit ca. 60 Liter Fassungsvermögen abgeholt. Wenn ich sehe, was am Müllabfuhrtag vor den Türen liegt, dann füllt im Schnitt eine Person in 14 Tagen einen Sack von 50 bis 60 Litern nur mit Verpackungsmüll, der im schlimmsten Fall auf Umwegen nach Südostasien verkauft wird und dort Meer und Strände verseucht.

Was können wir dagegen tun? Das „PLASTIKSPARBUCH“ gibt Anregungen und Tipps, die im Einzelnen kaum Mühe machen. In der Summe aber hilft jedes Stück Müll, das vermieden wird.

Das Buch beginnt nach einer kurzen Einleitung praktischerweise mit dem Kapitel Wocheneinkauf. Denn was wir hier nicht in den Einkaufswagen legen und nach Hause tragen, müssen wir später nicht entsorgen. Selbst wenn kein Unverpacktladen in der Nähe ist, kann man Verpackungsmüll und unnötigen Energieaufwand vermeiden. Großpackungen, mitgebrachte Einkaufsgefäße, regional und saisonal kaufen usw. helfen dabei.

Weitere Kapitel befassen sich mit Küche, Ernährung, Körperpflege, Haushalt, Wäsche waschen, Kindern, unterwegs sein und noch mehr Plastik sparen.

So lassen sich zum Beispiel viele Haushaltsreiniger und Kosmetika selbst herstellen. Das spart nicht nur Verpackungsmüll, sondern auch Chemiegifte, die nun nicht mehr auf unsere Haut und in unser Abwasser gelangen. Statt immer gleich die Super-Power-Fleck-weg-porentief-rein-Chemiekeule einzusetzen, ist es sehr hilfreich, sich auf die guten alten Hausmittel zurückzubesinnen. Eine Flasche Essigessenz ergibt die fünffache Menge an Haushaltsessig – und ungeahnte Möglichkeiten, vom Badputz über Fleckentfernung in Kleidungsstücken bis zum Weichspülerersatz in der Waschmaschine.

Beim Lesen des Buches erlebte ich ganz oft kleine Glücksmomente, wenn ich dachte – hey, das haben wir doch früher genauso gemacht! Zum Beispiel Essbesteck in einer Bestecktasche mitgenommen, statt unterwegs zum (damals nicht vorhandenen) Plastikbesteck zu greifen. Einkaufsnetze gehäkelt. Ringelblumensalbe selbst hergestellt, usw.

Das PLASTIKSPARBUCH steckt voller Anregungen und Ideen. Ich wünsche diesem Buch ganz viele Leser, die sich von der Begeisterung für das Plastikeinsparen anstecken lassen.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Spannend

Die Mädchenwiese
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Mädchenwiese, das klingt nett, harmlos und irgendwie niedlich. Doch die Bedeutung dieses Ortes hat sich gewandelt, plötzlich wird eine Tote dort abgelegt. Und Lisa, die Tochter von Laura, ist verschwunden. ...

Mädchenwiese, das klingt nett, harmlos und irgendwie niedlich. Doch die Bedeutung dieses Ortes hat sich gewandelt, plötzlich wird eine Tote dort abgelegt. Und Lisa, die Tochter von Laura, ist verschwunden. Ist die Sechzehnjährige wirklich nur abgehauen, weil sie die Schnauze voll hat von ihrer ewig nörgelnden, seit Kurzem alleinerziehenden Mutter? Ihr kleiner Bruder Sam weiß etwas, doch er hat versprochen, zu schweigen. Er, der von den großeren Kindern immer nur geärgert wird, ist für mich neben Berta, der „Dorfhexe“, eine der interessantesten Figuren der Geschichte. Wie er sich der Angst um seine Schwester stellt, und, weil ihm niemand zuhört, selbst aktiv wird, ist nachvollziehbar und liebenswert beschrieben. Die Handlung springt immer wieder in die Vergangenheit, als Berta jung war, Träume hatte. So begreift man als Leser langsam, welche Ereignisse von damals ihre bösen, tödlichen Schatten bis in die Gegenwart werfen.

Laura als hoffnungslos überforderte Mutter, die alles richtig machen will und doch das Gefühl hat, nichts wirklich hinzubekommen. Alex, der Expolizist, der nun die Dorfkneipe führt und selbst einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit hat. Frank, Lauras Nachbar, Schwager und ermittelnder Polizist. Lisa, die verschwunden ist ... Fast alle Figuren wirken sehr lebensecht und unverwechselbar mit ihren Sehnsüchten und in ihrer Unperfektheit. Manche Szene wollte in meinem Kopf aber einfach kein schlüssiges Bild ergeben, z.B. Lisas Begegnung mit Silke und wie sie gemeinsam herumkichern. Oder die Auflösung, weil aus meiner Sicht lange nichts an der Figur auf „die Bestie“ hindeutete. Natürlich sollte das, wie die vielen gut platzierten Cliffhanger, die Spannung erhöhen. Aber in so einem Fall fühle ich mich als Leser ein bisschen an der Nase herumgeführt. Auch zeitlich hatte ich ein Problem mit der Einordnung von Berta, der „Greisin“, die lt. meiner Rechnung um die 60 Jahre als sein müsste. Diese kleinen Stolpersteinchen ändern aber nichts daran, dass ich mich richtig gut unterhalten gefühlt habe und das Buch innerhalb von zwei Tagen durchlesen musste.

Fazit: Ein geschickt und spannend konstruierter Thriller. Leseempfehlung. 4****

Veröffentlicht am 11.03.2019

Warum gutes Hören lebenswichtig ist

Ganz Ohr
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Vor wenigen Tagen, am 3. März, war der Welttag des Hörens. Passend dazu erschien Ende Februar "Ganz Ohr - Alles über unser Gehör und wie es uns geistig fit hält“. Thomas Sünder begann aus persönlicher ...

Vor wenigen Tagen, am 3. März, war der Welttag des Hörens. Passend dazu erschien Ende Februar "Ganz Ohr - Alles über unser Gehör und wie es uns geistig fit hält“. Thomas Sünder begann aus persönlicher Betroffenheit, sich mit dem Thema Gehör zu befassen. Zwölf Jahre lang arbeitete er als DJ, hatte sich an seinen Tinnitus und einseitig eingeschränkte Hörfähigkeit gewöhnt. Heftige Schwindelanfälle warfen ihn aus der Bahn. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Mediziner Dr. Andreas Borta, recherchierte Thomas Sünder. Dabei geht er zurück bis zu den Urtierchen, denn vor dem Gehör entstand der Gleichgewichtssinn, der heute ebenfalls in unseren Ohren zu finden ist.

Das Buch liest sich von Anfang an gut und flüssig. Mir persönlich waren die Erklärungen über die Entwicklung seit der Urzeit allerdings etwas zu ausführlich, diese hätte ich mir kompakter gewünscht. Die persönliche Geschichte Thomas Sünders dagegen liest sich sehr viel spannender. Traurig sind die Einblicke in unser „Akkord-Gesundheitssystem“. Ohne seinen Freund, Dr. Andreas Borta, wäre Herr Sünder als Patient niemals optimal behandelt worden. Auch das ist ein Grund, warum ich dieses Buch für wichtig halte. Je mehr wir als medizinische Laien wissen, um so besser können wir vorbeugen, um im besten Fall gar nicht erst zum Patienten zu werden. Das ist für mich die wichtigste Botschaft des Buches. Auch dass Schwerhörigkeit mehr als nur ein lästiges Übel ist und Menschen, die ihr Hörgerät nicht regelmäßig benutzen, „... weil die Batterien so teuer sind“, sich erhöhtem Demenzrisiko aussetzen, war für mich neu. Und falls wir doch als Patienten zum Ohrenarzt müssen, hilft dieses Buch, die richtigen Fragen zu stellen. Insofern finde ich es schade, dass das Buch zwar den Untertitel trägt „Alles über unser Gehör ...“, aber z.B. die Mittelohrentzündung samt ihren Risiken nicht aufgeführt ist. Ebenso vermisse ich ein Register, um bestimmte Schwerpunkte später noch einmal gezielt nachlesen zu können. Viele interessante Fakten, die Erwähnung finden, lassen sich nur schwer wiederfinden.

Fazit: ein interessantes, wichtiges Buch. Das vermittelte Wissen über unser Gehör kann helfen, die eigene Gesundheit zu erhalten. 4****

Veröffentlicht am 14.02.2019

Aufwachen! Umdenken! Bevor es zu spät ist.

Less Meat, Less Heat – Ein Rezept für unseren Planeten
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Sir Paul McCartney äußert sich in seinem Büchlein „Less Meat, Less Heat“ zu den negativen Folgen unsres stark gewachsenen Fleischkonsums und gibt Anregungen, was wir besser machen können. Er selbst ist ...

Sir Paul McCartney äußert sich in seinem Büchlein „Less Meat, Less Heat“ zu den negativen Folgen unsres stark gewachsenen Fleischkonsums und gibt Anregungen, was wir besser machen können. Er selbst ist bereits seit mehr als 40 Jahren Vegetarier. Seine Argumente sind nicht neu, jeder, der sich mit Vegetarismus oder Veganismus beschäftigt, hat sie bereits gehört oder gelesen. Aber die Art und Weise, wie sie hier präsentiert werden, spricht an – das kleine Büchlein hat nur 72 Seiten, inklusive Abbildungen und drei Rezepten von Sir Paul.

Es enthält eine Rede, die McCartey am 3. Dezember 2009 bei einer öffentlichen Anhörung im EU-Parlament gehalten hat. Vorausgegangen war sein Einsatz für einen fleischfreien Montag (oder einen anderen Wochentag), der in Schulen, bei Behörden und Unternehmen weltweit Anklang fand. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an den Aufschrei, der durch Deutschland ging, als die Grünen 2013 im Wahlkampf zur Bundestagswahl einen „Veggieday“ pro Woche auch für Deutschland forderten. Sie wurden als Partei der Verbote und Spaßverderber beschimpft. Weil niemand, der sich gegen dieses Ansinnen wehrt, über den eigenen Tellerrand blickt. Hauptsache Fleisch und möglichst viel, oft und billig. Welchen Schaden wir dadurch unserer Umwelt und dem Klima auf Jahrzehnte hinaus zufügen, erklärt McCartey in seiner Rede. Knapp zusammengefasst: Unsere Fleischfresserei zerstört die Lebensgrundlage unserer Kinder. Angesichts dieser durch nichts zu widerlegenden Tatsache ist die junge Generation gegenüber Argumenten wie denen McCartneys sehr viel aufgeschlossener.

Die Rezepte am Ende des Buches hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht, aber warum nicht mal Hummus nach Sir Pauls Rezept ausprobieren?

Fazit: Die Welt braucht mehr solcher Initiativen, Reden und Bücher, bis auch der letzte Dumme begreift, dass er an dem Ast sägt, auf dem er sitzt. Es ist dringend an der Zeit, auf Menschen wie Paul McCartney oder Greta Thunberg zu hören. 5*****