Profilbild von fuechslein

fuechslein

Lesejury Profi
offline

fuechslein ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fuechslein über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2017

Unterhaltsam, kein bleibender Eindruck

Dornröschen hatte es leichter
0

Hermine ist 17, verliebt, steht kurz vor dem Abitur und malt sich ihr Leben mit Jan in wundervollen Farben aus. Gefühlt ein paar Tag später wacht sie im Krankenhaus auf, denn sie hatte einen Unfall mit ...

Hermine ist 17, verliebt, steht kurz vor dem Abitur und malt sich ihr Leben mit Jan in wundervollen Farben aus. Gefühlt ein paar Tag später wacht sie im Krankenhaus auf, denn sie hatte einen Unfall mit ihrer Vespa. Was Hermine erst nach und nach bewusst wird: Es sind nicht nur einige Tage vergangen, sondern sie lag 20 Jahre im Koma! Nun erwacht sie als 37-jährige Frau, die von Internet und Smartphones keine Ahnung hat, ihre große Liebe ist mit ihrer ehemals besten Freundin verheiratet und ihre Mutter sieht aus wie ihre Oma. Ein sehr interessanter Ansatz, unsere heutige Welt mit den Augen einer 17-jährigen aus dem Jahr 1996 zu betrachten, denn innerlich ist Hermine noch der Teenager von damals mit all den Wünschen und Hoffnungen.

Aber genau an dieser Stelle wurde das Buch für mich ein bisschen unglaubwürdig. Hermine reagiert einfach viel zu cool. Zu Anfang will sie zwar nicht wahrhaben, was passiert ist, aber dann versucht sie ganz fix, das Beste daraus zu machen. Ernsthaft? Welches Mädchen von 17 würde mal eben mit den Schultern zucken 'Okay, bin ich halt 37 und muss sehen. wie ich klarkomm'? Für 17-jährige ist 37 uralt. Erst recht für weibliche 17-jährige. Jeder Blick in den Spiegel müsste Schreiattacken auslösen. Für Hermine gibt es nur zwei Ziele: 1. Weg von ihren Eltern, die sich 17 plus 20 Jahre lang um sie gekümmert haben und 2. Ein Mann zum Heiraten und Kinderkriegen muss her, da Jan diese Pläne ja bereits mit einer anderen verwirklicht hat. Dabei stolpert Hermine mit ihrer Teenie-Naivität in viele große und kleine Fettnäpfchen, findet sich mit Hilfe ihrer neuen Freundin Lucy aber erstaunlich schnell in der für sie neuen Welt zurecht. Plötzlich erweist sich ihr wahres Alter von 37 sogar als Vorteil, denn so kommt sie in die angesagten Berliner Clubs rein. Schön wär's ...

Priorität hat für Hermine eindeutig die Suche nach einem Mann. Alle anderen Ziele, die sie als "eben noch" 17-Jährige hatte (Reisen, Studium, toller Job) stellt sie hintenan. Hier fragte ich mich ernsthaft, ob das so ist, weil ein Mann das Buch geschrieben hat. Die im Chick-lit üblichen Verwicklungen kamen mit einer überschaubaren Anzahl an Personen aus, das empfand ich als angenehm. In der zweiten Hälfte des Buches bewegte sich die Handlung dicht an der Grenze zum Klamauk. Es tauchen immer wieder neue Tatsachen und Zusammenhänge auf, von denen Hermine bisher keine Ahnung hatte, um die Geschichte letztendlich doch zu einem guten Ende zu bringen.


Fazit: Sehr interessante Grundidee, aus der man mehr hätte machen können. Unterhaltsame Lektüre, aber kein bleibender Eindruck. 3***

Veröffentlicht am 16.08.2017

Interessante Historie des Veganismus

Gemüseheilige
0

Die Autorin Florentine Fritzen hat eine erstaunliche Anzahl historischer Fakten zur Geschichte des Veganismus in Deutschland zusammengetragen. Dabei stützt sie sich größtenteils auf Dokumente, die von ...

Die Autorin Florentine Fritzen hat eine erstaunliche Anzahl historischer Fakten zur Geschichte des Veganismus in Deutschland zusammengetragen. Dabei stützt sie sich größtenteils auf Dokumente, die von diesen »Gemüseheiligen«, Natur- oder Pflanzenköstlern selbst verfasst wurden. Angefangen von Reinhold Riedel, der in den 1890er Jahren beruflich viel unterwegs war und sich dabei fast ausschließlich von Obst, Trockenfrüchten, Brot und Nüssen ernährte, bis hin zum Veganismus der Gegenwart, den mittlerweile etwa 900.000 Deutsche leben. Fritzens Buch liest sich größtenteils spannend und bietet dem Leser viele Aha-Erlebnisse. Dass der Veganismus als höchste Stufe des Vegetarismus angesehen wird, ist nicht neu, auch wenn das Wort »vegan« erst 1944 in England erfunden wurde und Jahrzehnte später in Deutschland gebräuchlich wurde. Seit Riedels Zeiten scheint allerdings das Bekenntnis zu rein pflanzlicher Ernährung so etwas wie eine Glaubensfrage gewesen zu sein. Anfangs standen vor allem gesundheitliche Aspekte im Vordergrund, Kurkliniken auf Basis der »Sonnenlichtnahrung« schienen ein Allheilmittel gegen allerlei Krankheiten des zunehmenden Wohlstands zu sein. Doch bald kamen die ersten Stimmen auf, die Tötung und Ausbeutung der Tiere als Sünde ansahen. Veganismus wurde, bevor es das Wort gab, eine Art Ersatz- bzw. Zusatzreligion. Auch dunkle Kapitel des Veganismus werden im Buch angesprochen, wie bspw. der »Zwangsvegansimus« während der Zeit des 1. Weltkriegs, als tierische Lebensmittel knapp und nahezu unerreichbar waren. Oder die Gleichschaltung vegetarischer Vereine zur Zeit des Nationalsozialismus. Spätestens hier ploppt die Erkenntnis auf, dass Veganer oder Vegetarier nicht automatisch bessere Menschen sind.
In der Gegenwart ist vegan für viele Menschen eine Art Lifestyle, eine Art der Abgrenzung von all den Normalen, man isst eben anders und fühlt sich dadurch besser. Egal, ob dabei ethische (Tierschutz) oder gesundheitliche Aspekte im Vordergrund stehen, die Industrie hat dies erkannt und nutzt den neuen Trend, um in allen Supermärkten mit »vegan« zu locken. Die Verkaufszahlen hübsch aufgemachter veganer Kochbücher sind so hoch, dass daran gemessen mittlerweile wohl ganz Deutschland vegan leben müsste. Um so aufschlussreicher ist Fritzens Rückblick auf die Geschichte der veganen Ernährung in Deutschland. Und vielleicht ist der Trend zu »wenigstens ein bisschen vegan« ein Versuch, an die ursprünglichen Ziele der ersten Gemüseheiligen anzuknüpfen, die davon träumten, die Welt zu verändern und zu verbessern. Dass es dazu keiner »wie-Fleisch-aussehenden« Ersatzprodukte bedarf, macht das Beispiel Reinhold Riedels deutlich. Und dass »vegan« nicht automatisch »gesund« bedeutet, wird spätestens beim Blick auf die Inhaltsstoffe der industriell hergestellten, veganen (Fertig-)Produkte deutlich. Auch die aktuelle Diskussion um vegane Ernährung von Kindern und Schwangeren oder das Vitamin B12 findet Platz in diesem Buch.
Mir hätte eine klarere historische Linie in diesem Buch gefallen. Für meinen Geschmack geht es vor allem in der ersten Hälfte des Buches immer wieder vor und zurück. Die aktuelle Entwicklung der letzen knapp zehn Jahren wird relativ kurz abgehandelt, als »Hype« dargestellt, ohne tiefer auf die Gründe einzugehen. Ist vegan wirklich nur eine Alternative zu »Low Carb« oder Intervallfasten? Oder ist es ein Versuch, in kleinen Schritten die Welt verbessern zu wollen, ganz in Tradition von Riedel, Skriver und Co?
Fazit: »Gemüseheilige« hilft, die Entstehung des Veganismus zu verstehen und hinterfragt gleichzeitig aktuelle Trends. 4****

Veröffentlicht am 16.08.2017

Schön, aber nicht notwendig

Vegan for Fit Gipfelstürmer – Die 7-Tage-Detox-Diät
0

»Vegan For Fit - Gipfelstürmer« heißt das neuste Buch von Attila Hildmann. Attila ist nahezu jedem bekannt, der sich für vegane Ernährung interessiert. Er hat am eigenen Körper getestet, was gesunde vegane ...

»Vegan For Fit - Gipfelstürmer« heißt das neuste Buch von Attila Hildmann. Attila ist nahezu jedem bekannt, der sich für vegane Ernährung interessiert. Er hat am eigenen Körper getestet, was gesunde vegane Ernährung plus Sport bewirken können und sich vom schwer atmenden Moppelchen zu einem wohlproportionierten, gesunden Mann entwickelt. Attila verstand es außerdem, seine Erfahrungen in so motivierende Worte zu packen, dass kombiniert mit hübschen Bildern und leckeren Rezepten bereits mehrere Bücher daraus entstanden sind, die sich verkaufen wie geschnitten (veganes) Brot.
»Vegan For Fit - Gipfelstürmer« verspricht, dass jeder, der dieses Buch liest und seine Ratschläge befolgt, sich nach Attilas Rezepten ernährt und die nötige Zeit in leichten Sport investiert, innerhalb von 7 Tagen bis zu 4 Kilogramm abnehmen und gleichzeitig seinen Körper entgiften kann. Klingt super und nach einem verlockenden Einstieg in die Welt der verganen Ernährung, für alle, die es gern einmal probieren wollen. Sieben Tage ... das ist machbar, oder?
Mir gefällt die Aufmachung des Buches. Eine überschaubare Menge Text, theoretisches Wissen, ein Schritt-für-Schritt-Programm und jede Menge Rezepte für die sieben Tage, immer mit verschiedenen Alternativen und zusätzlichen leckeren Bausteinen, z.B. nach dem Sport. Zusätzlich zum Buch gibt es einen kostenlosen Rechner im Internet, wo jeder seinen persönlichen Bedarf an Nährstoffen ausrechnen und die Zutatenmengen der Rezepte entsprechend anpassen kann. Dabei werden Faktoren wie Körpergröße, Gewicht, Alter, Beruf und Bewegungsprofil berücksichtigt. Das finde ich praktisch und sinnvoll, auch wenn es im ersten Moment die Rezepte etwas verkompliziert. Sofort drauflos mixen oder kochen ist nicht, erst muss gerechnet werden. Aber immerhin lassen sich mit den errechneten werten Einkaufslisten online erstellen und ausdrucken.
Wobei das mit dem sofort Loslegen sowieso nicht ganz so einfach ist. Zumindest, wenn man die Rezepte ganz genau befolgen will. Herr Hildmann verkauft nämlich nicht nur Bücher, sondern betreibt auch einen »veganen Kaufmannsladen«, online natürlich. Und ebenso natürlich sind Produkte, die den Namen »Attila Hildmann« tragen, Basis dieses Detoxprogramms. Ohne »Attila Hildmann Macha Tee«, »Attila Hildmann Açaí-Fruchtpüree« und am besten noch »Attila Hildmann Bio Protein« geht nämlich gar nichts! Kann man glauben, muss man aber nicht. Zum Beispiel liebe ich mein original aus Japan mitgebrachtes Bio Mach Teepulver und sehe keinen Grund, es durch »Hildmann« zu ersetzen. Schwieriger wird es schon bei dem Açaí-Beeren-Pürree, das laut Buch beim »Biodealer meines Vertrauens« erhältlich ist. Ist es nicht, nicht im kleinen Bioladen und auch in keinem Biosupermarkt im Umkreis von mehr als 20 Kilometern. Das Wort »Biodealer« soll wahrscheinlich cool klingen, na ja ...
Am meisten stört mich an dem Buch aber etwas ganz Anderes: Jeder, der von heute auf morgen vom normalen Alles-Esser auf rein vegane Ernährung umstellt, wird Veränderungen bemerken. Besonders, wenn er dabei Bio-Obst und -Gemüse den Vorzug gibt vor industrieller »sieht-aus-wie-Fleisch-schmeckt-aber-nicht-so« Fertignahrung. Bei mir zeigten sich damals recht schnell Gewichtsabnahme, Energiezunahme, ein Hochgefühl, der unbändige Drang, mich zu bewegen. Ohne Hildmann-Buch oder -Produkte. Ich denke, so reagiert ein Körper, einfach auf die Ernährungsumstellung. Das bedeutet, es wird wahrscheinlich bei nahezu allen, für die »Vegan For Fit« der erste Versuch einer konsequent veganen Ernährung ist, ähnlich funktionieren. »Wow! Attilas Programm funktioniert.« Werden diese Leute sagen. Und weiter seine Produkte kaufen. Perfektes Marketing. Gekonnter Ritt auf einem aktuellen Trend, Herr Hildmann.
Fazit: Schönes Buch, aber nicht notwendig. Vegan funktioniert auch ohne »Hildmann« 2**

Veröffentlicht am 16.08.2017

Spannender Abschluss der Trilogie

Totenrausch
0

Wie hatte ich diesem dritten Teil der Blum-Trilogie entgegengefiebert! Teil 1 "Totenfrau" hatte mich berührt, wie kein Thriller vorher und teils schluchzend, teils atemlos weiterlesen lassen. Teil 2 "Totenhaus" ...

Wie hatte ich diesem dritten Teil der Blum-Trilogie entgegengefiebert! Teil 1 "Totenfrau" hatte mich berührt, wie kein Thriller vorher und teils schluchzend, teils atemlos weiterlesen lassen. Teil 2 "Totenhaus" hatte ein bisschen was von "Shining" und ließ mich am Ende mit der Frage zurück: "Wie, verdammt noch mal, soll denn hier alles wieder gut werden?" (Man sollte die drei Teile unbedingt auch in der richtigen Reihenfolge lesen.)

Und nun Teil drei. Tatsächlich findet Blum einen Weg zu einem Ort, der ihr und den Kindern wieder Geborgenheit gibt. Dass die Kinder dieses Gefühl genießen, in ihrer unschuldigen Naivität, ist normal. Dass Blum sich ebenfalls dieser Illusion hingibt, zumindest zeitweise verständlich. Nach allem, was sie durchgemacht hat, tut es ihr ebenso gut, wie den Kindern, wieder Normalität zu leben. Trotzdem sitzt sie auf einer tickenden Zeitbombe, das weiß sie. Darum kann ich ihre Handlungen gleich mehrfach nicht nachvollziehen, verliert Blum für mich ihre Glaubwürdigkeit. Erstens: Ihr Aussehen. Sie war mit Fahndungsplakaten in Österreich und Deutschland gesucht worden. Daran mögen sich manche Menschen noch erinnern. An keiner Stelle las ich, dass Blum ihr Aussehen verändert hätte, z.B. Haare geschnitten und gefärbt. Zweitens: Die Pässe für sich und die Kinder. Das war ihr großes Ziel. Warum haut sie nicht ab, als sie die Dokumente hat, sondern glaubt, ihre Schuld, ihr Versprechen nicht einlösen zu müssen? Drittens: Spätestens nach dem ersten Fehlschlag hätte sie die Kinder schnappen und verschwinden sollen. Natürlich, Blum ist müde geworden auf der Flucht. Aber jetzt hatte sie Zeit, sich zu erholen, weiter zu denken. Klar zu denken, so wie in den ersten beiden Teilen. Lange Zeit erschien sie mir in »Totenrausch« wie weichgespült. Kann Blum wirklich nur klar und logisch denken, wenn, salopp gesagt, die Kacke am Dampfen ist? Oder war ihr naives Vertrauen zu Schiele einfach nur notwendig, um die Geschichte so erzählen zu können, wie sie jetzt vor uns liegt? Wäre sie nach Erhalt der Pässe geflohen, wäre das Buch nach nicht einmal 90 Seiten zu Ende gewesen. So aber konnte Blum wieder zur Höchstform auflaufen und Totenrausch zu einem atemraubenden Finale führen.

Alles in allem ein typischer Aichner. Die kurzen knackigen Sätze, die den Leser voranpeitschen. Manchmal noch einer hintendran gehängt. Und noch einer. Schnörkellose Dialoge, und damit meine ich nicht nur die fehlenden Anführungszeichen. Dadurch entsteht Tempo, man liest und will weiterlesen. Noch ein Kapitel. Noch eins, das war ja gerade so kurz. Und dann wieder die Momente, in denen wir mit Blum ganz still werden. Wenn sie die Kinder streichelt, während sie schlafen. Liebe und Hass, Leben und Tod so dicht beieinander.

Das Bild auf dem Cover ist auch ein Aichner. Der Autor malt nämlich auch und das so gut und erfolgreich, dass es schon mehrere Ausstellungen gab.


Fazit: Spannender Abschluss der Trilogie. 4****

Veröffentlicht am 14.08.2017

Zuviel Zufall

Kein guter Ort
0

Dieser Thriller lockte mich mit einem wirklich gelungenen Cover, einem spannenden Klappentext und einer interessanten Leseprobe. »Kein guter Ort« entführt uns nach Norwegen, sowohl in die Stadt Bergen, ...

Dieser Thriller lockte mich mit einem wirklich gelungenen Cover, einem spannenden Klappentext und einer interessanten Leseprobe. »Kein guter Ort« entführt uns nach Norwegen, sowohl in die Stadt Bergen, als auch in die Provinz Telemark, wo Arne Eriksen, der »halbe Nordmann« (Mutter Deutsche, Vater Norweger), eine Stelle als Psychiater in einer Suchttherapieklinik hat. Da dies bereits der 3. Thriller mit Arne Eriksen als Hauptfigur ist, fehlen mir ein paar Fakten zu seiner privaten Vorgeschichte, was für das Verständnis dieses Thrillers allerdings von nebensächlicher Bedeutung ist. Kari Bergland, Polizistin aus Bergen, kennt Arne bereits aus der gemeinsamen Arbeit in den vorangegangenen Fällen. Sie ist, wie die Tochter ihres Polizeichefs, eine der Hauptfiguren in diesem mysteriösen Fall. Ein aktueller Mord in Bergen und ein gruseliges Hotel am Rande der Rabenschlucht in der Provinz Telemark scheinen zusammenzuhängen. Immerhin kamen in dem Hotel bzw. ganz in seiner Nähe, mehrere Menschen um. Zuletzt Vater und Tochter vor 10 Jahren. Oder sind diese Zusammenhänge nur Drogenfantasien?

Der Autor geht meiner Meinung nach sehr zwiegespalten mit dem Begriff Drogen um. Wenn eine Zwanzigjährige Chrystal Meth nimmt, gehört sie in eine Drogenklinik. Dass in Norwegen die Null-Promille-Grenze gilt, darf der Psychiater, der Drogensüchtige kurieren will, aber ruhig ignorieren, während die Polizistin den restlichen Marinti leert. Genauso wie er, nur aus Gründen der Selbsterkenntnis und Bewusstseinserweiterung, einen Pilzcocktail nimmt, dessen Rezept im Buch auch gleich verraten wird. Hier war ich selbst zweigespalten, was ich davon halten soll.

Die Geschichte an sich birgt schon eine gewisse Spannung, was zum Teil auch an den falschen Fährten liegt. Vor allem aber sind unwahrscheinlich viele Zufälle im Spiel. Beinahe jede Figur, die einmal auftaucht, ist auch an anderer Stelle plötzlich von Bedeutung. Dieses Prinzip wird so lange umgesetzt, bis klar ist, welche Person als Einzige als Mörder in Frage kommt. Dass diese jahrelang auf den ultimativen Showdown just bis zu dem Moment gewartet hat, wo Psychiater, Polizistin und drogenabhängige Polizeicheftochter vor Ort sind, ist natürlich ... reiner Zufall. Genauso wie die vorher mit keinem Wort erwähnte Gartentür im ersten Stock. Ein bisschen kam ich mir vor, wie in einem Tatort, in dem gute Schauspieler ihr Potential gar nicht ausleben können. Arne Eriksen äußert teilweise so spannende Gedanken, wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Unglauben und Verständnis, was die »heidnische« Kultur der Norweger betrifft. Die Wirkung alldessen verpufft in meinen Augen, weil sie vordergründiger Action und unnötigen Toten geopfert wird. Zurück bleibt am Ende des Buches die Hoffnung, dass Arne und Kari beim nächsten Mal alles besser machen. Fazit: 3*** plus kleiner Tipp am Rande: Die erwähnten Orte sind alle bei google Maps zu finden.