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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2021

spannend und düster

Die Farbe des Vergessens
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Nein, was Juli da passiert, als sie eines Tages ihren Job im Hörsaal bei einer Autopsie macht, das wünscht man keiner Mutter. Die tote junge Frau auf dem Seziertisch sieht aus, als könnte sie ihre Tochter ...

Nein, was Juli da passiert, als sie eines Tages ihren Job im Hörsaal bei einer Autopsie macht, das wünscht man keiner Mutter. Die tote junge Frau auf dem Seziertisch sieht aus, als könnte sie ihre Tochter sein. Sicher ist sie sich aber nicht, denn seit der Geburt hat sie ihr Kind nicht mehr gesehen. Was ist damals passiert? Und hat sich ihre Tochter wirklich mit gerade mal 18 Jahren umgebracht und wenn ja warum? Wo war sie? Wer sind ihre Eltern?

Juli macht sich auf die Suche. Nach der Wahrheit und nach der Vergangenheit. Und die Leser sind hautnah in ihrer Gefühlswelt mit dabei. Der Schreibstil ist sehr eindringlich, düster und voller rätselhafter Rückblenden, Träume, Visisonen. Man muss aufmerksam lesen, man muss dabei bleiben. Dann wird Stück für Stück das ganze Puzzle zusammengesetzt.

Ein spannender Roman, der teilweise so traurig-dramatisch ist, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie die Hauptdarstellerin nach all dem noch eine glückliche und optimistische Zukunft haben könnte. Aber das hat Ina Resch sehr schlau gemacht. Am Ende werden alle Fragen gelöst und ohne zu viel zu verraten, so ist der Schluss wirklich sehr perfekt gemacht. Das hat mir sehr gefallen. Ach ja, und was für ein tolles Cover. In das bin ich ein wenig vernarrt, weil es so toll ist.

Diese Autorin werde ich im Auge behalten.

Veröffentlicht am 17.05.2021

interessante Fakten

Grimme Stunden
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Mir war schon vor Beginn des Buches klar, dass ich keine zu genauen Erwartungen an das Buch haben sollte und dass der Name HARPER LEE durchaus auch als Werbestrategie für dieses Buch verwendet wird. Dennoch ...

Mir war schon vor Beginn des Buches klar, dass ich keine zu genauen Erwartungen an das Buch haben sollte und dass der Name HARPER LEE durchaus auch als Werbestrategie für dieses Buch verwendet wird. Dennoch war ich gespannt, was mich erwartete.

Die Autorin Casey Cep wurde auf den Fall des schwarzen Predigers, Reverend Willie Maxwell, aufmerksam, da Harper Lee jahrelang über dessen mögliche Straftaten recherchiert hatte, allerdings verstarb, bevor sie aus dem Material vielleicht einen Roman hätte machen können. Also nahm Cep die Fährte erneut auf und erzählt hier einen verrückten, erschreckenden True-Crime über einen Mann, der mehrere Menschen umbrachte und das Geld der diversen Lebensversicherungen einstrich, bevor er im Rahmen einer Gerichtsverhandlung erschossen wurde. Verrückt auch deshalb, weil Maxwells Rechtsanwalt nach dessen Ermordung den Täter verteidigte.

Beim Lesen ist man als Europäer sicher immer wieder fassungslos über die katastrophalen Zustände des Rechtssystems in den Vereinigten Staaten, die es unglaublich einfach möglich machten, Polizei, Gerichte, Versicherungen, einfach jeden zu belügen und zu betrügen und reihenweise Menschen zu töten. Die Fehler und Unzulänglichkeiten der verschiedenen Rechtsorgane, Vorurteile, Rassenhass, Angst vor Voodoo, Tricksereien und Küngel spielten Maxwell und auch seinem Anwalt in die Hände. Ein erschreckendes Bild einer Gesellschaft und eines Rechtsstaates.

Im letzten Abschnitt erzählt die Autorin dann von ihrer geschätzten Kollegin Harper Lee, ihrem Werdegang, ihrem Leben und Schaffen. Dieser Teil ist irgendwie etwas aus dem True-Crime-Context herausgerissen und obwohl interessant, so doch für den Fall unerheblich.

Ein wenig fehlte mir eine homogene Struktur bei diesem Roman. Dennoch habe ich einiges Neues aus diesem Buch gezogen und vergebe deshalb gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.05.2021

hervorragendes Hörbuch

Die Wahrheit der Dinge
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Ich habe "Die Wahrheit der Dinge" als ungekürztes Hörbuch gehört.

Der Sprecher Herbert Schäfer versteht sein Handwerk und moduliert auf angenehme und unaufdringliche Weise die Geschichte.

Im Mittelpunkt ...

Ich habe "Die Wahrheit der Dinge" als ungekürztes Hörbuch gehört.

Der Sprecher Herbert Schäfer versteht sein Handwerk und moduliert auf angenehme und unaufdringliche Weise die Geschichte.

Im Mittelpunkt steht zum einen der Strafrichter Petersen, der an einem Punkt seines Berufslebens angekommen ist, in dem er spürt, dass er sich und seine Arbeit hinterfragen muss. Auch, weil seine Familie ihm unterschwellig Vorurteile und Fehlverhalten unterstellt. Zum anderen ist es eine junge Frau, die in einer von Petersens Verhandlungen den mutmaßlichen Mörder erschießt.

Man merkt, dass Autor Markus Thiele als Rechtsanwalt vom Fach ist. Er weiß, wovon er schreibt. Die Art, wie er vor allem seinen Richter über Schuld und Sühne, über Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit, Selbstjustiz und Berufsethik reflektieren lässt, ist eindringlich, glaubwürdig und facettenreich. Die zentralen Fragen, wie der Mensch sich im geltenden Rechtssystem zurechtfinden kann, wie Gesetze und Gefühle in Einklang gebracht werden müssen, das liest bzw. hört sich einfach gut, regt zum Nachdenken an und unterhält ohne einen imaginär gehobenen Zeigefinger. Hervorragend.

Veröffentlicht am 12.05.2021

Laudatio

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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„Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ ließe sich vortrefflich verfilmen. Es ist alles vorhanden für einen amüsanten Liebesfilm mit einer spannenden Reise ins ferne Tiflis, wo alle Darsteller in einer irrwitzigen ...

„Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ ließe sich vortrefflich verfilmen. Es ist alles vorhanden für einen amüsanten Liebesfilm mit einer spannenden Reise ins ferne Tiflis, wo alle Darsteller in einer irrwitzigen Konstellation aufeinandertreffen und die Hauptdarstellerin Olga sich für den Mann des Lebens und noch für einiges mehr entscheiden soll.

Hier treffen zwei Kulturen aufeinander – Deutschland und Georgien. Und mitten drin eine junge Frau die teilweise nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht und die sich freistrampeln muss um glücklich zu werden.
Besonders gefallen hat mir der einfühlsam, humorvolle Erzählstil. Auch wenn die Fehler und Marotten der Darsteller erzählt werden, so ist doch immer zu spüren, dass Angelika Jodl ihre Figuren mag und es auch nicht um schwarz-weiße Abgrenzungen geht, sondern um das Menschliche. Die Eigenheiten der Personen sind etwas überzogen dargestellt, wodurch das Ganze eine moderne Komödie wird. Dennoch ist es vor allem Situationskomik und ein tolles Gespür für das Dialog-Timing, welches der Story einen ungemeinen Drive gibt. Interessant ist auch das fremde Land Gregorien ein klein wenig kennen zu lernen.

Für mich ein schönes Buch und die Autorin hat mich zum zweiten Mal überzeugt mit ihrer Geschichte und ihrer Freude am Fabulieren.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

gehaltvoll und nachhaltig

Die Erfindung der Sprache
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Anders als andere Leser fand ich die Kastanienjahre nicht besonders spannend und habe mich nur auf den zweiten Versuch dieser Autorin eingelassen, da der Plot mich unheimlich angesprochen hatte. Ich mag ...

Anders als andere Leser fand ich die Kastanienjahre nicht besonders spannend und habe mich nur auf den zweiten Versuch dieser Autorin eingelassen, da der Plot mich unheimlich angesprochen hatte. Ich mag sperrige Charaktere, die Probleme mit der Kommunikation haben. Und mit einem Plot, der viele Winkel und Kreise macht und in dem es mehr um die Menschen geht, als um eine rasend spannende Story. Und hier kommt noch eine Stärke hinzu, die man aus dem Titel bereits erahnen kann. Die Sprache, die die Autorin ins Zentrum ihrer Geschichte stellt.

Es geht um Adam, der Sprachwissenschafter wird, um eine Frau, die ihre Sprache verloren hat, eine Frau, die die Sprache auf ganz eigene Weise verdreht und für sich neu erschafft. Es geht die Suche nach dem Vater, die Suche nach der Liebe, die Suche nach Worten für das Leben.

Die Autorin malt Bilder mit Sprache. Ihre Sätze sind wie kleine Kunstwerke. Man muss inne halten, darüber nachdenken, sie genießen und sich an ihnen erfreuen. Es ist beileibe kein Buch zum schnell lesen. Aber das ist auch gar nicht notwendig. Eine unglaubliche Kraft und Wärme geht von der Geschichte aus, die mir gut gefallen hat.

Ein gehaltvolles nachhaltiges Leseerlebnis.