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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2019

Psycho-Krimi

Tagebuch meines Verschwindens
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Mir war nicht bekannt, dass Camilla Grebe inzwischen alleine ihre Bücher schreibt. Deshalb hat sich auch ihr Erzählstil, finde ich, etwas geändert. Gleich geblieben ist die Art, wie sie ihre Krimis sehr ...

Mir war nicht bekannt, dass Camilla Grebe inzwischen alleine ihre Bücher schreibt. Deshalb hat sich auch ihr Erzählstil, finde ich, etwas geändert. Gleich geblieben ist die Art, wie sie ihre Krimis sehr emotional und psychologisch ausgetüftelt erzählt. Das hat mir schon in ihrer ersten Reihe (geschrieben noch mit der Schwester zusammen) sehr gut gefallen. Der Krimi liest sich sehr schnell weg, denn das Tempo ist trotz eines ruhigeren Mittelteils sehr hoch. Schnelle Wechsel der Erzähler, geheimnisvolle Geschehnisse und eine Ermittlerin, die eine Art von fortschreitender Demenz hat, sind die Inkredenzien, die den Fall spannend und aus der Masse herausragend machen.

Mir hat auch dieses Grebe-Buch wieder gut gefallen und ich kann es empfehlen. Ich habe den Vorgänger nicht gelesen, hatte aber keine spürbaren Unkenntnisse, die gestört hätten. Das Ende hat mich zufrieden zurückgelassen. Auch wenn Hanne mir sehr leid tut.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Vom Feinsten

Der Untergang der Könige
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Mit 860 Seiten ist es wirklich ein epischer erster Teil, den Jenn Lyons mit „Der Untergang der Könige“ vorlegt. Und was gibt es Besseres zu sagen über so einen dicken Wälzer, als dass ich froh war, dass ...

Mit 860 Seiten ist es wirklich ein epischer erster Teil, den Jenn Lyons mit „Der Untergang der Könige“ vorlegt. Und was gibt es Besseres zu sagen über so einen dicken Wälzer, als dass ich froh war, dass ich so lange in dieser neuen magischen Fantasywelt verweilen durfte. Und dass noch vier weitere Teile angekündigt sind erfreut mein Herz, vor allem, wenn sie an die Qualität des ersten herankommen sollten.

Keiner kann das Fantasyrad neu erfinden. Aber Lyons hat durchaus eine eigene Stimme und findet einen eigenen Stil für ihre Geschichte. Am Anfang erfordert es eine gewisse Aufmerksamkeit bis man sich die Namen der diversen Akteure angeeignet hat. Durch einen zeitlichen Wechsel in den zwei Erzählebenen, könnte man zusätzlich verwirrt werden und das wäre schade, denn von Anfang an gibt es viele kleine Rätsel und Hinweise, die für den Fortgang der Storyline immer wichtiger werden. Die Ausgangslage ist denkbar spannend. Der Held Kihrin schmort hinter Gittern, wartet auf seine Hinrichtung. Ein dämonischer Bewacher zwingt ihn zu einer Lebensbeichte und dadurch erfährt der Leser recht bald, dass mehr hinter ihm steckt, als der einfache Dieb, der er als Teenager gewesen war.

Aber wer ist er wirklich? Wer sind seine wahren Eltern? Ist er der Retter, auf den alle hoffen oder wird er die Welt aus den Angeln heben und vernichten?

Es wimmelt in dieser Geschichte von interessanten Gestalten. Vor allem die Art, wie hier Hexen, Dämonen. Seelenwanderer und Ungeheuer beschrieben werden ist so plastisch, farbenfroh und intensiv, man riecht fast die verderbte Fäulnis und spürt den Hauch der Bedrohung zwischen den Zeilen. Die Autorin kann wirklich erzählen. Ein Highlight für mich sind auch die Dialoge, die den Plot zusätzlich befeuern und mit einer gesunden Prise Humor und Ironie würzen.

Die Messlatte bei High Fantasy liegt bei mir ziemlich hoch. Die 4,5 Sterne kann „Der Untergang der Könige“ aber problemlos über die ganze Strecke halten. Der zweite Band erscheint in vier Wochen auf Englisch. Ich hoffe auf eine schnelle Übersetzung und freue mich darauf.

Veröffentlicht am 01.10.2019

trauriger Sommer

Dunkelsommer
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Dunkel ist der Sommer in „Dunkelsommer“ tatsächlich. Das liegt weniger am fehlenden Licht als an den deprimierenden, traurigen Lebenssituationen der beiden Hauptpersonen. Die Dramatik des einen Erzählstrangs ...

Dunkel ist der Sommer in „Dunkelsommer“ tatsächlich. Das liegt weniger am fehlenden Licht als an den deprimierenden, traurigen Lebenssituationen der beiden Hauptpersonen. Die Dramatik des einen Erzählstrangs ist das Verschwinden von Lelles 17jähriger Tochter. Auch wenn dieses bereits drei Jahre zurückliegt, bleibt die Frage was passiert ist? Deshalb ist der Mathematiklehrer immer noch auf der Suche nach Antworten. Aber hier spielt auch noch das Persönliche, die Trauer und Trauerverarbeitung eine große Rolle. Das gefällt mir sehr an Romanen und auch wenn das Buch dadurch noch etwas düsterer wird, mag ich das.

Zum anderen gibt es da Meja, einen Teenager, der mit der Mutter zu deren neuem Freund zieht. Auch hier ist zu wenig Liebe im Spiel und auch wenn man nicht gleich weiß, wie diese zwei Handlungsstränge zusammenhängen, so hat man doch schon eine gefühlsmäßige Ahnung, wo die Geschichte hingehen könnte.

Durch den regelmäßigen Wechsel zwischen den Erlebnissen von Meja und Lelle wird Spannung aufgebaut. Der Wald spielt tatsächlich eine wichtige Nebenrolle in der Geschichte, weil er das einsame und abgelegene Leben erklärt, dass die Darsteller teilweise innerlich und äußerlich führen.

Mir war die Geschichte fast etwas zu kurz aber sie hat mir sehr gut gefallen

Veröffentlicht am 25.09.2019

eine Leseempfehlung für Histo-Fans

Der Geschmack von Schmerz
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Am Anfang eines jeden Buches steht eine gewisse Erwartungshaltung an die Geschichte. Ausgelöst wird dies durch den ersten Eindruck. „Der Geschmack von Schmerz“ hat mit seinem Titel bereits eine Richtung ...

Am Anfang eines jeden Buches steht eine gewisse Erwartungshaltung an die Geschichte. Ausgelöst wird dies durch den ersten Eindruck. „Der Geschmack von Schmerz“ hat mit seinem Titel bereits eine Richtung eingeschlagen, die das samtige rote Cover mit der Maske noch verstärkt. Außerdem sieht man Notre Dame und weiß, dass es nach Frankreich geht und dass de Sade eine nicht unwesentliche Rolle spielen wird. Und der Covertext spricht von dunklen Gelüsten im Paris des 18. Jahrhunderts, Tarotabenden, Lust und Schmerz. Nicht schwer sich vorzustellen, welche Vorstellungen ich hatte, als ich die Geschichte zur Hand nahm.

Von de Sade wusste ich so gut wie nichts. Ich kannte aber Cornelia Haller schon als hervorragende Autorin.
Und ich wurde nicht enttäuscht, bekam eine Histo-Mischung, wie ich sie liebe. Eine junge Heldin, die aus den konventionellen Normen der damaligen Zeit ausbricht und dabei auf den charismatischen de Sade trifft und sich in ihn verliebt. Ungeklärte Mordfälle geschehen und der Marquis wird verdächtigt, etwas damit zu tun zu haben. Vor allem die Entwicklung der beiden Hauptakteure war sehr spannend und überraschend. Die "erfundenen" Teile passten für mich sehr gut zu den realen "Fakten". Dadurch, dass de Sade und auch Isabeau etwas "aus ihrer Zeit fallen" wurde die Geschichte noch abwechslungsreicher und man konnte der damalige Zeit noch besser nachspüren.

Und für alle, die noch zögern. Es handelt sich nicht um einen seichten „Fiftiy-Shades-Histo-Roman“. Keine Sorge. Wer die Autorin kennt und schätzt, weiß wovon ich rede. Ein schöner Roman mit ein bisserl Sex und Crime – aber durch und durch ein Histo.

Veröffentlicht am 13.09.2019

funkensprühend

Funkenflug
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„Funkenflug“ beschreibt die Monate vor Ausbruch des zweiten Weltkrieg. Rund um die Welt wird erzählt. Von Churchill bis Sophie Scholl, von Weizäcker bis Kennedy, aber auch Heydrich und Canaris sind es, ...

„Funkenflug“ beschreibt die Monate vor Ausbruch des zweiten Weltkrieg. Rund um die Welt wird erzählt. Von Churchill bis Sophie Scholl, von Weizäcker bis Kennedy, aber auch Heydrich und Canaris sind es, die in diesem geschichtsträchtigen Buch zu Wort kommen. Fakten und Anekdoten, Zeitzeugnisse, politische Zusammenhänge, Geschehnisse am Rande und mittendrin sind es, die sich zu einem Bild verdichten. Hitler und die Nazis schachern mit Europa und legen einen Brandherd nach dem anderen immer mit dem Plan, dass der Funkenflug zum Krieg führen wird. Unausweichlich ist der Ablauf und doch fiebert man mit und ist sprachlos von der Dramatik der Ereignisse. Vielleicht, weil im Hinterkopf bereits schwelt, was sich darauf entwickelt hat. Ein unvergleichlicher Weltenbrand, der hier seinen finalen Anfang findet.

Die vielen Puzzleteile ergeben das große Ganze und der Autor, Hauke Friederichs, hält die Zügel straff in der Hand und glänzt mit guter Recherche und passendem Sprachstil, der die Zeit widerspiegelt und Wahrhaftigkeit atmet ohne das Ende vorweg zu nehmen, welches sowieso jeder kennt.