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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2019

enttäuschend

Cold Storage - Es tötet
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Cold storage ist ein Wissenschaftsthriller. Da muss ich natürlich Douglas Preston und Lincoln Child und auch Marc Elsberg als Referenz heranziehen und vergleich hemmungslos.
Die Idee von einem mutierten ...

Cold storage ist ein Wissenschaftsthriller. Da muss ich natürlich Douglas Preston und Lincoln Child und auch Marc Elsberg als Referenz heranziehen und vergleich hemmungslos.
Die Idee von einem mutierten Killerpilz ist gar nicht so abwegig. Von Pilzen weiß der Durchschnittsbürger viel zu wenig. Sind nämlich ziemlich faszinierend und in der Natur einzigartig. Das kommt auch in der Story durchaus rüber. Hier merkt man Recherche und auch die Vermittlung ist ganz okay, auch wenn die ganzen Fachbegriffe etwas abschreckend und lauttönend daherkommen.

Der Plot ist in gewohnter Manier. Mensch gegen Natur, Natur erst mal stärker, Mensch sucht nach Lösungen, Aufeinandertreffen, Showdown. Hier fehlte mir schon mal das Überraschungsmoment. Noch weniger konnten allerdings die Charaktere mich erobern. Keine Sympathieträger aber auch keine richtigen Bösewichte. Alles ein Mischmasch und keiner hatte Widererkennungswert.

Die Sprache erinnert teilweise eher an ein Drehbuch. Meine Emotionen blieben flach, weil mir die Emotionen der Darsteller nicht nahe kamen. Und Spannung sieht für mich auch etwas anders aus. Von mir leider keine Leseempfehlung. Schade um die Idee und meine Lesezeit.

Ach ja, das Cover war noch das Beste. Das gefällt mir richtig gut. Farblich sehr schön.

Veröffentlicht am 30.08.2019

berührend und wahrhaftig

Der Gesang der Flusskrebse
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North Carolina in den Sechziger Jahren. An der Küste breitet sich ein von Flussläufen und Sümpfen durchzogenes Marschland aus, in dem seit Jahrhunderten Menschen Zuflucht suchen, die andernorts kein Auskommen ...

North Carolina in den Sechziger Jahren. An der Küste breitet sich ein von Flussläufen und Sümpfen durchzogenes Marschland aus, in dem seit Jahrhunderten Menschen Zuflucht suchen, die andernorts kein Auskommen finden oder vor den ungnädigen Augen der Wohlstands-Gesellschaft fliehen. So landet auch Kyas Familie in einer heruntergekommenen Hütte mitten im Nirgendwo, wie weg von der Stadt und anderen Menschen. Die Mutter versucht sich und ihre vier Kinder über Wasser zu halten, während der Ehemann und Vater die meiste Zeit das Geld verspielt oder versäuft und mehr als einmal Frau und Kinder fast krankenhausreif schlägt. Schließlich verlässt die Mutter ihn und lässt ihre minderjährigen Kinder zurück. Kya ist gerade mal sechs Jahre alt und viel jünger als ihre Geschwister. Nach und nach fliehen auch diese vor dem Vater. Kya versucht beherzt und mutig und mit großem Erfindungsgeist, dem Vater den Haushalt zu führen und irgendwie zu überleben. Wenige Jahre später ist sie ganz auf sich alleine gestellt.



Von der ersten Seite an bewegt und berührt das Schicksal von Kya. Kaum jemand hilf dem kleinen Marschmädchen. Sie wird von den Stadtbewohner misstrauisch beobachtet. Die Schulbehörde versucht nur einmal halbherzig, das Kind in die Gesellschaft zu integrieren. Kyas Einsamkeit kann der Leser fast am eigenen Körper spüren. Ihre Stärke ist es, die die Geschichte durchdringt und die einem mehr als einmal die Tränen in die Augen treibt. Vor allem, wenn sie wieder einen der vielen Rückschläge erdulden muss, wenn sie von den zwei, drei Menschen enttäuscht wird, die sie wagt, in ihr Leben zu lassen. Wenn sie hungert an Körper und Seele und doch nie aufgibt, nie klein beigibt, nie versucht, sich Hilfe zu holen, sondern immer glaubt, sie müsse das alles alleine schaffen.



Eine weitere feste Größe in dieser Geschichte ist die Natur, die Marschen, der Sumpf. Aber auch die Möwen und Muscheln, die verwachsenen Flussläufe, die Tier- und Pflanzenwelt in der Kya sich bewegt, von der sie lebt, in der sie kein Fremdkörper ist, sondern mit der sie in tiefer Harmonie lebt. Kyas Wesen wird dadurch geformt und diese Natur gibt ihr auch den Halt, den die Menschen ihr nicht geben können und bewahrt sie davor, ohne Liebe und menschliche Nähe verrückt zu werden. Sie wird eins mit der Natur und durchdringt das Wesen ihres ungezähmten Lebensraumes.



Eines Tages bricht dann das Unheil mit Macht über sie herein. Sie wird verdächtigt einen jungen Mann getötet zu haben und die Beweise sind erdrückend.
Mein Fazit:

Ein wahnsinnig bewegendes und glaubhaftes Buch. Die Geschichte über ein Kind, eine junge Frau, die in der Einsamkeit der sumpfigen Marschen zu einem klugen aber unglaublich scheuen Menschen heranwächst, der mit der Natur in wunderbarem Einklang leben kann, der aber droht an der Verständnislosigkeit der anderen zu zerbrechen. Die Autorin schafft es dabei, das man als Leser glaubt, selbst in die Wildnis einzutauchen, mit Kya die kreischenden Möwen zu füttern, nasse Muscheln aus dem Wasser zu ziehen, dem Gesang der Flusskrebse zu lauschen. Ein bildgewaltiges, einfühlsames Buch, welches durch den mutmaßlichen Mordfall zusätzlich an Spannung gewinnt.

Ich hoffe sehr, dass Delia Owens noch weitere Bücher schreibt, auch wenn sie bereits nicht mehr die Jüngste ist. Sie hat eine große literarische Stimme.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Mein Histo-Jahreshighlight

Teufelskrone
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Im Jahr 1193 regiert Richard Löwenherz über das englische Reich. Und während sich Guillaume of Waringham mit dem König auf einen Kreuzzug ins Heilige Land begibt, schwört sein Bruder Yvain of Waringham ...

Im Jahr 1193 regiert Richard Löwenherz über das englische Reich. Und während sich Guillaume of Waringham mit dem König auf einen Kreuzzug ins Heilige Land begibt, schwört sein Bruder Yvain of Waringham John Plantagnet die Treue. Dieser ist im ständigen Streit mit dem königlichen Bruder um die Herrschaft des Landes und so sind auch die Waringhams viele Jahre in unterschiedlichen Lagern. Daran ändert sich auch nicht viel, als Richard überraschend stirbt und John gekrönt wird. Aber diesem König treu und erbeen zu folgen, wird für Yvain zu einer schier unlösbaren Lebensaufgabe. Mehr als einmal werden seine Ehre und seine Ritterlichkeit in Frage gestellt und er gerät in tiefe Gewissenskonflikte.

„Teufelskrone“ ist – wie ich es bereits erwartet hatte – mein Histo-Jahreshighlight. Aber nicht nur das. Es ist unter Rebecca Gablés hervorragenden Romanen sicherlich eines der Besten. Das liegt nicht nur daran, dass sie wieder einmal hervorragend recherchiert hat und die englische wechselvolle Geschichte der damaligen Zeit dem Leser so lebhaft und hautnah und klug erzählt wie kaum eine andere. Natürlich ist ihr Held wie immer einer, den man ins Herz schließt, weil er ein echter Waringham ist. Leidenschaftlich in seiner Liebe und seiner Treue; mutig und loyal für Familie und König; aufgeschlossen und fürsorglich auch für die einfachen Leute; pferdenärrisch und ein Freund, wie jeder ihn sich wünscht. Und die Wendungen und Wirrungen, die Yvains Leben und diese Geschichte nehmen, sind so spannend und überraschend, dass es mir mehr als einmal den Atem genommen hat.

Aber das wirkliche I-Tüpfelchen in diesem Buch war für mich der Charakter des John Plantagnet, König Ohneland, König von England. Man hat ihn aus vielen Filmen und Büchern irgendwie im Kopf, aber wenn man dieses Buch liest, dann merkt man, dass man ihn gar nicht wirklich kannte und sehr vieles gar nicht oder nicht im passenden Kontext wusste. Dieser Mann wird für mich zum ersten Mal so komplex, ambivalent, omnipotent, gewalttätig und faszinierend geschildert, wie er wahrscheinlich wirklich gewesen ist. Rebecca Gablé erweckt ihn zum Leben und lässt uns teilhaben an seinem Kampf um die Macht, seinen Kriegen um die französischen Gebiete seines Reiches, seinem Jähzorn und seinen Liebschaften.

Abgerundet mit einem wunderbaren Nachwort, welches Fakten und Fiktion ins richtige Lot rückt, bin ich rundrum begeistert und geflasht von diesem Buch und unglaublich froh, dass ich es gelesen habe. Ein Dankeschön an die Autorin für diese Geschichte.

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Veröffentlicht am 21.08.2019

einfach nicht mein Fall

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Was ist es nur, dass ich auch mit dem zweiten Band der Spiegelreisenden nicht richtig warm geworden bin. Fast zweifle ich an bisschen an meinem Urteil, denn 99 % der Rezensionen sind euphorisch und der ...

Was ist es nur, dass ich auch mit dem zweiten Band der Spiegelreisenden nicht richtig warm geworden bin. Fast zweifle ich an bisschen an meinem Urteil, denn 99 % der Rezensionen sind euphorisch und der Rest immer noch positiv. Aber dennoch möchte ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg halten, auch wenn sie diesmal nicht dem Mainstream entspricht.

Es liegt nicht am Setting und den Hauptdarstellern. Die haben durchaus Potential für mich. Ophelia ist schön schrullig und doch liebenswert. Die Magie in den Städten ist ungewöhnlich und neu gemischt. Die Spiegelreisen aber vor allem das Lesen der Gegenstände und Personen sind eine faszinierende Idee. Das Cover passt gut zum ersten Band und hat einen besonderen Charme, der mich anspricht.

Es ist die Art des Erzählens, die mir einfach nicht liegt. Wie schon im ersten Band hat die Geschichte – vor allem am Anfang – für mich einige Längen und ist in ihren Beschreibungen liebevoll, intensiv aber auch sehr kleinteilig. Mir fehlte oft der Situationswitz - oder ich habe ihn nicht ganz verstanden – und die Dialoge sind für mich eher aufgesetzt und ohne großen Esprit.

Natürlich gab es schöne Szenen und ein paar Mal steigt das Spannungsbarometer auch. Aber alles in allem kann ich nicht mehr wie 3 Sterne vergeben, da ich einfach die meiste Lesezeit nicht gefesselt war.

Veröffentlicht am 21.08.2019

Südstaaten-Thriller

Verratenes Land
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Greg Iles ist auch in „Verratenes Land“ seinen Themen treu geblieben. Und wie in Natchez so geht es auch in Bienville am Mississippi zu. Der Landkreis wird aus dem Schatten regiert von einem Club reicher ...

Greg Iles ist auch in „Verratenes Land“ seinen Themen treu geblieben. Und wie in Natchez so geht es auch in Bienville am Mississippi zu. Der Landkreis wird aus dem Schatten regiert von einem Club reicher alter Männer, die für Macht und Geld über Leichen gehen. Männer weit rechts der Republikaner, die gut vernetzt und rücksichtslos sind, die sowohl die Stadtpolitiker als auch die Polizei unterwandert haben. Die über so viel Einfluss verfügen, dass es lebensgefährlich werden kann, wenn man ihnen in die Quere kommt.

Der Journalist und Pulitzer-Preisträger Marshall McEwan ist eigentlich in seine Heimatstadt zurückgekommen, um die Eltern zu unterstützen. Aber schon bald wittert er eine große Story, die mit dem Tod eines Archäologen seinen Anfang nimmt. Also ein Buchkonzept, welches nicht wirklich neu ist. Wer das jedoch mag, der bekommt bei Greg Iles mal wieder einen interessanten, spannenden, gehaltvollen Thriller. Schön umfangreich, mit einigen überraschenden Wendungen. Die Bösewichte sind harte Kaliber aber nicht unrealistisch beschrieben. Der Held ist sympathisch und trotz seiner Charakterstärke auch mal schwach und verunsichert, was glaubwürdiger wirkt, als ein Superhero.

Ich fühlte mich sehr gut unterhalten. Ich mag seine Art zu Erzählen und vor allem seine bühnenreifen Dialoge machen Spaß und sind einfach gut lesbar. „Verratenes Land“ erinnert an gute alte Filme mit Gene Hackman im tiefen Süden der USA. Es hat sich nichts geändert. Dort ticken die Uhren noch anders. Trump-Land, wie wir es uns vorstellen.