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Veröffentlicht am 14.12.2018

Vom Leben am Hofe des Kaisers

Alchimie einer Mordnacht
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Der junge Christian Stern kommt nach Prag, um dort sein Glück zu machen. Doch stattdessen wird er – kaum in der Stadt angekommen – des Mordes verdächtigt.
Der exzentrische Kaiser Rudolf hält Christian ...

Der junge Christian Stern kommt nach Prag, um dort sein Glück zu machen. Doch stattdessen wird er – kaum in der Stadt angekommen – des Mordes verdächtigt.
Der exzentrische Kaiser Rudolf hält Christian für die Personifizierung eines Traumes und beauftragt ihn, den wahren Mörder zu finden. Diese Entscheidung wird nicht von allen mit Wohlwollen betrachtet und es soll auch nicht bei dieser einen Leiche bleiben. Wird Christian seine Auftrag erfüllen können?

„Alchimie einer Mordnacht“ ist der erste Kriminalroman von Benjamin Black, den ich gelesen habe. Wobei Benjamin Black ein Pseudonym des Autors John Banville ist. Doch auch von diesem las ich bisher nichts.
Benjamin Black (oder John Banville) lässt die Zeit des ausgehenden 16. Jahrhunderts in seinem Roman wieder auferstehen. Mit modernen Ermittlungstechniken darf man hier also nicht rechnen. Tatsächlich scheint der eigentliche Mordfall bzw. dessen Aufklärung nur eine Nebenrolle zu spielen. Eher geht es um das Leben am Hofe des Kaisers - wer mit wem paktiert und wer gegen wen intrigiert. Das weiß der Autor durchaus anschaulich zu beschreiben.
Christian Stern – der nur zufällig in die Geschehnisse involviert wird – erfüllt seine Aufgabe mit der gebotenen Sorgfalt und so dauert es eine Weile, bis er die einzelnen Fäden der Verstrickungen auflösen kann, doch am Schluß fügt sich ein Puzzlestück nach dem anderen ins Bild.
Wer einen temporeichen Krimi erwartet, wird nach der Lektüre des Buches sicherlich enttäuscht sein, Dem, der sich auf das Leben am kaiserlichen Hof einlassen mag, sei das Buch durchaus ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 09.11.2018

mittelmäßiger Thriller mit enttäuschendem Ende

Das andere Haus
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Caroline und Francis haben in ihrer Ehe schwere Zeiten hinter sich. Ein Kurzurlaub soll das Paar wieder zueinander bringen. Dazu lassen sie sich auf einen Haustausch ein. Doch als sie ihr seltsam leeres ...

Caroline und Francis haben in ihrer Ehe schwere Zeiten hinter sich. Ein Kurzurlaub soll das Paar wieder zueinander bringen. Dazu lassen sie sich auf einen Haustausch ein. Doch als sie ihr seltsam leeres Feriendomizil betreten, scheint sich für Caroline eine Tür in die Vergangenheit zu öffnen. Der Blumenstraus auf der Fensterbank, das vergessene After-Shafe im Badezimmerschrank: Kleine Dinge, die sie an ihre Affaire mit Carl erinnern. Doch Carl hatte rigoros mit ihr gebrochen. Wem gehört also dieses Haus und wer ist wirklich in ihrer Wohnung? Caroline muss die Wahrheit herausfinden, um die zu schützen, die sie liebt.


„Das andere Haus“ ist das Debüt der Engländerin Rebecca Fleet und ich war sehr gespannt, da mich der Klappentext wirklich ansprach. Doch irgendwie kam für mich kein wirkliches Thrillergefühl auf. Die Erzählung ist in zwei hauptsächliche Stränge gegliedert: Zum einen ist das „Hier und Jetzt“ im Jahr 2015, zum anderen das Jahr 2013. Zu dieser Zeit steckt die Ehe von Caroline und Francis bereits seit längerem in der Krise und der Roman beschreibt, wie es zu Carolines Affaire kam, wie sie verlief und vor allem, wie sie endete. Diese Passagen waren zwar interessant erzählt, aber an sich wollte ich immer nur wissen, was im Feriendomizil bzw. bei Caroline und Francis zu Hause gerade passiert.

Irritierend fand ich zudem, wie Caroline auf ihre neugierige und teilweise übergriffige (Urlaubs)Nachbarin reagiert. Da hätte ich mir manches Mal mehr „Kontra“ von ihr gewünscht. Aber vermutlich hätte dann der Plot nicht so gut funktioniert und wäre ich nicht lange Zeit auf einer verkehrten Fährte gewesen. Tatsächlich kam mir der Gedanke, dass noch eine weitere Person involviert sein könnte, erst kurz bevor dieses auch in der Geschichte klar ersichtlich wurde und ab diesem Zeitpunkt war dieser Thriller dann auch spannend – wenngleich noch immer nicht wirklich „thrillig“ - und das Ende empfand ich dann beinahe als etwas enttäuschend.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Das Leben des Doctor Faustus

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Johann Georg Faustus wird bereits in jungen Jahren von seiner Mutter ein glückvolles und besonderes Leben vorausgesagt und als er den Magier Tonio del Moravia kennenlernt, scheint es, als sollte sich dieses ...

Johann Georg Faustus wird bereits in jungen Jahren von seiner Mutter ein glückvolles und besonderes Leben vorausgesagt und als er den Magier Tonio del Moravia kennenlernt, scheint es, als sollte sich dieses Schicksal erfüllen.
Doch der Pakt, den die beiden Männer schließen, ist nur für einen von Vorteil und Faustus muss erkennen, dass er dem Teufel nicht entkommen kann.
In seinem Roman „Der Spielmann“ erzählt Oliver Pötzsch die Geschichte des Faust neu. Die wahre Geschichte, wie es zu Anfang des Buches heißt. Dabei lässt der Autor Bilder des Lebens im Mittelalter vor den Augen des Leser entstehen.
Zusammen mit dem jungen Faustus sieht man den Gauklern zu, erlebt die beschwerlichen Reisen mit dem Pferdewagen über die Alpen und lauscht den Gelehrten, wenn sie über den Lauf der Welt debattieren.
Johann Georg Faustus ist dabei ein junger, arroganter Kerl, dem nie etwas wichtiger ist, als er selbst und der beim Streben nach Wissen gern seine Freunde und Schutzbefohlenen vergisst. Auch sind ihm kleinere Gaunereien zum Erreichen seines Zieles nicht fremd. Das macht ihn als Protagonisten nicht gerade sympathisch. Das ändert sich erst später, als er seine Tochter kennen lernt.

Oliver Pötzsch hat einen sehr schönen Schreibstil, der dazu geeignet ist, lebendige Bilder vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen. Meiner Meinung nach war „Der Spielmann“ hier und da aber auch zu ausschweifend und nicht jede Begebenheit hätte in dieser Ausführlichkeit erzählt werden müssen. Dann wäre das Buch auch kein so dicker Wälzer geworden, den man kaum über längere Zeit in der Hand halten kann.
Trotz meiner Kritikpunkte würde ich gerne erfahren, wie es Faustus auf seinem weiteren Lebensweg ergehen mag und freue mich daher auf den „Lehrmeister“, der leider erst im September 2019 erscheint.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Wenn dich die Vergangenheit einholt

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Der Fallanalytiker Jan Grall kommt nach Jahren in seinen Heimatort zurück, den er nach dem Unfalltod seines Bruders fluchtartig verlassen hatte.
Zusammen mit seiner Kollegin Rabea soll er mit seinem Fachwissen ...

Der Fallanalytiker Jan Grall kommt nach Jahren in seinen Heimatort zurück, den er nach dem Unfalltod seines Bruders fluchtartig verlassen hatte.
Zusammen mit seiner Kollegin Rabea soll er mit seinem Fachwissen die örtliche Polizei bei der Ergreifung eines Serienmörders unterstützen.
Niemand ahnt, dass der Täter nur auf Jans Erscheinen gewartet hat …

„Der Alphabetmörder“ ist das Erstlingswerk des deutschen Schriftstellers Lars Schütz und ich muss zugeben, dass mich der Beginn des Krimis nicht sonderlich begeistert hat.
Die beiden Fallanalytiker wurden (für mich) nicht gerade symphatisch beschrieben und ich hatte den Eindruck, der Autor verzettelt sich bei der Darstellung eines bestimmten Ereignisses. Ausserdem konnte ich nicht so recht verstehen, warum Lars Schütz wie mit dem Holzhammer darauf eingeht, dass etwas furchtbares in Jans Vergangenheit geschehen sein muss. Die Suche nach dem Täter wirkte daher lange Zeit beinahe ziellos und erst als Jan begreift, dass die Taten mit ihm in Zusammenhang stehen, wurde für mich klar, weshalb. Hier hätte ich es besser gefunden, wenn dieser Zusammenhang wesentlich früher zu Tage getreten wäre. Zwar hätte das die Dynamik des Geschehens verändert, aber mein Verständnis für die Reisen in die Vergangenheit geweckt.
Richtig spannend wird es daher auch erst, als Jan klar wird, dass es nicht nur einen Täter gegeben hat und es zum Aufeinandertreffen mit seinem Gegner kommt.
Den Schreibstil des Autors fand ich - vom Beginn abgesehen - durchaus gut und spannend, mit einem Chris Carter würde ich ihn jedoch nicht vergleichen wollen.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Wenn FBI und LAPD gemeinsam ermitteln

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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In ihrem neuesten Fall arbeiten die Detectives Hunter und Garcia von der UV-Einheit des LAPD mit zwei Agents des FBI zusammen, denn die Leiche, die die Polizei gefunden hat, ist nicht das erste Opfer eines ...

In ihrem neuesten Fall arbeiten die Detectives Hunter und Garcia von der UV-Einheit des LAPD mit zwei Agents des FBI zusammen, denn die Leiche, die die Polizei gefunden hat, ist nicht das erste Opfer eines Serienmörders, der die Tatorte wie Kunstwerke gestaltet und Körperteile seiner Opfer wie Trophäen zu sammeln scheint.
Der vorliegende Thriller aus der Feder des in Brasilien geborenen Autors Chris Carter hat alles, was ein in meinen Augen gutes Buch ausmacht: Figuren mit plausiblem Hintergrund, lebensechte Dialoge sowie eine rasante Handlung.
Die vier Polizisten jagen einen Serienmörder und während der eine schnelle Ergebnisse erzielen will, schaut der andere hinter die Motive des Täters und kann so manchen Fehler in den Ermittlungen aufdecken. Das hat mir soweit gut gefallen. Allerdings habe ich mich während des Lesens gefragt, ob es wirklich notwendig war, die Figur der FBI-Agentin Erica Fisher so engstirnig zu zeichnen? Denn dass Robert Hunter ein hervorragender Profiler ist, braucht nicht dadurch betont zu werden, indem seine Kollegen durch Ignoranz auffallen. Auch die Art, wie sie sich von einem Verdächtigen vorführen lässt oder die Häufigkeit, mit der ihr Partner erklären musst, wo sie sich irren bzw. geirrt haben, verwirrt mich, angesichts der Tatsache, dass sie es immerhin geschafft hat, Special-Agent des FBI zu werden. Da hat es der Autor dann doch etwas übertrieben.
Nicht einverstanden bin ich außerdem mit dem deutschen Titel – für den der Autor zugegebener Maßen nichts kann – der jedoch eine Motivation suggerierte, die die Auflösung am Ende nicht bietet.
Genial finde ich hingegen den möglichen Ausblick auf den kommenden Band, der einen alten Bekannten wieder ins Spiel bringen könnte. Da bin ich wirklich gespannt.