Profilbild von gesil

gesil

aktives Lesejury-Mitglied
offline

gesil ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gesil über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2016

Von Tätern und Opfern

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
0

Emma Vaughan ist Polizistin im kleinen Städtchen Sligo im Nordwesten Irlands.

Doch nicht genug damit, dass sie als alleinerziehende, geschiedene Mutter in einer reinen Männerdomäne ihre Brötchen verdient, ...

Emma Vaughan ist Polizistin im kleinen Städtchen Sligo im Nordwesten Irlands.

Doch nicht genug damit, dass sie als alleinerziehende, geschiedene Mutter in einer reinen Männerdomäne ihre Brötchen verdient, so ist sie zu allem Überfluss auch noch Protestantin und das geht in diesem katholisch geprägten Umfeld ja so gar nicht.
Als nun ein hochrangiges Mitglied der Kirche ermordet aufgefunden wird und Emma die Klärung des Falles übertragen wird, schlagen die Wellen hoch. Erst recht, als eine Spur nach der anderen ins Leere läuft und Emmas Chef keinerlei Fortschritt bei der Erfassung des Täters vorweisen kann.
Eine Fahrt ins ferne Manchester ist Emmas letzte Chance, bevor sie den Fall endgültig an die Kollegen aus Dublin abgeben muss.

In „Lügenmauer“ muss Emma Vaughan, Inspector bei der Mordkommission in Sligo ihren ersten Mordfall aufklären. Oder zumindest ist dies der erste, den Barbara Bierach zu Papier gebracht hat. Tatsächlich fiel mir der Einstieg in dieses Buch recht schwer und die Protagonistin Emma war mir die ganze Zeit über wenig sympathisch. Nicht nur, dass sie ständig schlechte Laune hat, auch ihre Tablettensucht und die Selbstverständlichkeit mit der sie die „Pillen“ schluckt, kann ich nicht nachvollziehen.
Normalerweise mag ich es, wenn es in einem Roman mehrere Zeitebenen gibt, die zum Ende quasi zusammenlaufen. Doch hier war mir das einfach zu viel. Besonders, da es schon in Emmas Leben mehrere Handlungsstränge vorherrschen. Denn neben ihrer Arbeit als Polizistin lernt der Leser auch die private Seite Emmas kennen: Ihren Ex-Mann Paul, den gemeinsamen Sohn Steve und die Probleme, die es mit sich bringt, in Irland geschieden zu sein, während das Umfeld diesen Fakt beinahe zu ignorieren scheint.
Zwischendurch hatte ich den Eindruck, als liefe die Aufklärung des Mordfalles eher nebenher und es war wirklich „Kommissar Zufall“ der schließlich den Täter stellt, auch wenn es bei mir nach etwa 2/3 des Buches „klick“ gemacht hat.

Fazit: Ein Krimi, den man lesen kann, aber nicht muss und in der an Handlungssträngen etwas zu überfrachtet ist.

Veröffentlicht am 30.09.2016

spannendes Debüt

Im dunklen, dunklen Wald
0

Überraschend erhält Nora eine Einladung zu einem Jungesellinenabschied. Von Clare, der Braut, hat sie seit zehn Jahren nichts mehr gehört. Dennoch sagt Nora zu und fährt mit einer weiteren Freundin in ...

Überraschend erhält Nora eine Einladung zu einem Jungesellinenabschied. Von Clare, der Braut, hat sie seit zehn Jahren nichts mehr gehört. Dennoch sagt Nora zu und fährt mit einer weiteren Freundin in das abgelegene Haus in den Wäldern Nordengland. Ein geselliges Wochenende soll es werden, doch dann findet Nora fremde Fußspuren am Haus und in der Nacht kommt es zur Katastrophe.

Ruth Ware hat ein wirklich gutes Erstlingswerk geschrieben, das ich in wenigen Stunden durchgelesen hatte.
Nora, aus deren Sicht die Ereignisse erzählt werden, kommt verletzt im Krankenhaus wieder zu sich. Die Erinnerungen an das, was an diesem Wochenende geschehen ist, sind verschwommen und zusammenhanglos. Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, dass es eine oder einen Toten gegeben hat und das Nora des Mordes verdächtig wird. Um die Wahrheit herauszufinden, muss sie sich an das erinnern, was sie verdrängt hat.
Mir hat dieser Thriller wirklich sehr gut gefallen. Ruth Ware schreibt flüssig und die Geschichte ist durchgehend spannend. Gemeinsam mit Nora – die von ihren Freunden früher Lee genannt wurde - habe ich gerätselt, was an diesem Wochenende geschehen sein mag. Jeder der anwesenden schien die Gelegenheit und auch ein Motiv für die Tat gehabt zu haben. Jede der Figuren war auf ihre Weise glaubwürdig und mal sah ich die sarkastische Nina in der Rolle der falschen Schlange und dann wieder die schon unterwürfige Flo, deren Zuneigung zu Clare alles andere als gesund zu sein scheint. Doch was ist mit Tom, dem einzigen männlichen Gast an diesem Wochenende?
Und obwohl die Hinweise auf die tatsächlichen Zusammenhänge die ganze Zeit über da gewesen sind, bin ich – ebenso wie Nora - erst als es fast zu spät scheint, auf des Rätsels Lösung gekommen.
Gern empfehle ich diesen Thriller weiter und freue mich auf weiteres aus der Feder der Autorin.

Veröffentlicht am 30.09.2016

schleppender Beginn, aber dann sehr überzeugend

Sieben minus eins
0

Sam Berger ist sich sicher, einem Serienmörder auf der Spur zu sein, der es auf 15-jährige Mädchen abgesehen hat. Sein Chef jedoch ist ganz anderer Meinung, denn „so etwas gibt es in Schweden nicht“ und ...

Sam Berger ist sich sicher, einem Serienmörder auf der Spur zu sein, der es auf 15-jährige Mädchen abgesehen hat. Sein Chef jedoch ist ganz anderer Meinung, denn „so etwas gibt es in Schweden nicht“ und bremst seinen Untergebenen bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus. Da auch die Beweislage eher dünn ist, hat Berger keinen leichten Stand, bis er eine erste Spur findet und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse.

„Sieben minus eins“ ist der erste Teil einer neuen Serie rund im Kriminalkommissar Berger und ich gebe zu, ich hatte schon einige Schwierigkeiten, in das Buch hinein zu finden.
Auf den ersten Seiten tröpfelt die Geschichte vor sich hin: Es gibt zwar ein entführtes Mädchen, aber keine Leiche und irgendwie scheint die Suche still zu stehen oder gar nicht erst in Angriff genommen zu sein. Berger und sein Chef verheddern sich in gegensätzliche Ansichten und als sie jemanden ausfindig machen, der mit allen Tatorten in Verbindung zu stehen scheint, zieht sich das Verhör ewig in die Länge.
Doch dann gibt es plötzlich eine Kehrtwende im Geschehen: Ankläger werden zu Angeklagten, Vernommene zu Vernehmenden. Das fand ich recht verwirrend und vollkommen unerwartet. Auch hatte ich den Eindruck, ab hier einen ganz anderen Roman zu lesen. Kurz habe ich mich gefragt, ob der Autor vergessen hat, die ersten 100 Seiten noch einmal zu überarbeiten, sodass sie besser zu den folgenden gepasst hätten.
Denn die haben es in sich und ich mochte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Zu viele Dinge offenbaren sich, Zusammenhänge werden ersichtlich und böses aus der Vergangenheit der Protagonisten kommt ans Licht.
Selbst als am Ende der Schuldige gestellt werden kann, ist kaum noch etwas so, wie Berger und seine Kollegin gedacht hätten.
Bis auf den Beginn hat mich „Sieben minus ein“ wirklich überzeugt und ich bin neugierig auf weitere Fälle des Sam Berger.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Leider mit einigen Längen und erschreckend banaler Auflösung

DIE WAHRHEIT
0

Stell dir vor, du lebst zusammen mit deinem Mann und deinem kleinen Sohn ein glückliches Leben. Stell dir zudem vor, dein Mann verschwindet während einer Geschäftsreise spurlos. Dir bleibt nichts weiter, ...

Stell dir vor, du lebst zusammen mit deinem Mann und deinem kleinen Sohn ein glückliches Leben. Stell dir zudem vor, dein Mann verschwindet während einer Geschäftsreise spurlos. Dir bleibt nichts weiter, als dein Leben irgendwie für deinen Sohn weiter zu leben. Und nach sieben Jahren, gerade als du beginnst, dich mit dem Verlust deines Mannes abzufinden und nach vorne zu schauen, kommt ein Anruf: Dein Mann lebt und wird schon am nächsten Tag nach Hause kommen. Doch der Mann, den alle als deinen Ehemann am Flughafen willkommen heißen, ist nicht dein Ehemann. Es ist ein Fremder, der sich in dein Leben drängt und einen Psychokrieg beginnt ...

Nach „Die Falle“ war „Die Wahrheit“ der zweite Thriller aus der Feder von Melanie Raabe und ich war gespannt, ob sie meine Erwartungen, die durch „Die Falle“ geweckt wurden, erfüllen könnte.
Irgendwie hatte ich mir jedoch – nachdem mir das Debüt wirklich gut gefallen hat – von der „Wahrheit“ mehr versprochen. Zwar schreibt Frau Raabe weiterhin flüssig, doch tatsächlich schien es mir, als dümple die Handlung seitenweise nur dahin, sodass ich das Gefühl bekam, es wären schon Wochen und nicht nur zwei Tage seit der Rückkehr Philipps' vergangen. Bei vielen Dingen – wie z. B. dem Mann mit dem Handy an der U-Bahn – habe ich mich gefragt, inwiefern sie die Handlung vorantreiben, warum oder ob sie wichtig für die Lösung sein würden.
Gut hingegen gelingt es Frau Raabe, mich bei meinen Vermutungen in die Irre zu leiten. Glaubte ich anhand von scheinbar nebensächlichen Bemerkungen, der Lösung auf der Spur zu sein, so stellte es sich immer wieder als falsch heraus oder zumindest anders, als ich dachte.
Trotz der zwischenzeitlichen Längen wollte ich natürlich erfahren, wie denn nun alles zusammenhängt, doch „Die Wahrheit“ entpuppt sich als (für einen Thriller) erschreckend banal. Da hätte ich mir doch beinahe gewünscht, mit einer meiner Vermutungen richtig gelegen zu haben.
Leider lässt mich das Ende mit 1000 Fragen zurück: Wer hat denn nun die Entführung veranlasst - war Philipp ein Zufallsopfer? Warum gab es nie eine Lösegeldforderung? Was hat Grimm über Philipp herausgefunden und ihm am Telefon mitgeteilt?
Auf diese Fragen hätte ich gern noch eine Antwort gehabt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ganz große Gefühle

So wie die Hoffnung lebt
0

Jonah und Katie lernen sich in einem Haus für verwaiste Kinder kennen und mit Hilfe des einfühlsamen Jungen gelingt es Katie ihre Sprachhemmungen zu überwinden. In den nächsten Jahren werden die beiden ...

Jonah und Katie lernen sich in einem Haus für verwaiste Kinder kennen und mit Hilfe des einfühlsamen Jungen gelingt es Katie ihre Sprachhemmungen zu überwinden. In den nächsten Jahren werden die beiden beste Freunde und noch mehr. Doch dann reist das Schicksal sie auseinander und viele Jahre lang weiß keiner, was aus dem anderen geworden ist. Erst ein Zufall führt Jonah auf Katies Spur und als sie sich treffen, flammen die alten Gefühle wieder auf. Doch Katie ist inzwischen verheiratet und ihr Ehemann wacht eifersüchtig über sie. Gibt es noch eine Chance für die zwei?
„So wie die Hoffnung lebt“ war mein erstes Buch der Autorin Susanna Ernst und ich durfte das Buch & die Autorin im Rahmen einer Leserunde kennenlernen.
Ich gestehe, anfangs – also bevor ich zu lesen begann – empfand ich das Cover schon als etwas kitschig: Ein riesengroßes Herz als Ballon (oder umgekehrt), an dem ein junges Mädchen in den Himmel steigt. Das ist nicht so unbedingt das, was mir gefällt.
Doch von der Art und Weise wie die Autorin schreibt und die Geschichte erzählt, war ich sofort begeistert. Mühelos gelingt es ihr, mich in das Geschehen zu ziehen und zu fesseln, sodass die Seiten nur so dahingeflogen sind.
Mit Jonah und Katie schafft Frau Ernst zwei Protagonisten, die mir schnell ans Herz gewachsen sind und sprachlos lese ich, was ihnen, aber auch den anderen Kindern, in ihrem noch jungen Alter bereits widerfahren ist. Mit dem Aufeinandertreffen der beiden scheint sich das Leben zum besseren zu wenden, doch dann schlägt das Schicksal noch einmal zu und Katie und Jonah verlieren sich für lange Zeit aus den Augen. Das Wiedersehen und den darauffolgenden Kampf Jonahs um Katie beschreibt die Autorin dann sehr gefühlvoll und ich habe mit den Protagonisten gezittert.
Doch nicht nur Jonah und Katie waren mir sympathisch. Ebenso schloss ich Milow ins Herz, aber auch die Betreuer Ruby, Tammy & Julius waren ganz wunderbare Charaktere. Da war das, was das Schicksal für manchen noch bereithielt, wirklich schwer zu verdauen.
Auf jeden Fall möchte ich nun aber weitere Geschichten aus der Feder der Autorin lesen.