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Veröffentlicht am 17.02.2025

Zäher Start

Dunkle Schatten über Småland
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Im Sandkasten eines schwedischen Ferienhauses finden Kinder einen Oberschenkelknochen. Der Vater, ein Paläontologe, stellt dies sofort fest. Es kommt noch zu anderen Knochenfunden von unterschiedlichen ...

Im Sandkasten eines schwedischen Ferienhauses finden Kinder einen Oberschenkelknochen. Der Vater, ein Paläontologe, stellt dies sofort fest. Es kommt noch zu anderen Knochenfunden von unterschiedlichen Leichen, u.a. Fragmente einer Rippe und Nackenwirbel, die unterschiedlich lange gelegen haben und es fehlen sämtliche Schädel. Eine Besonderheit fällt auf – die Knochen weisen seltsame Rillen auf. Das könnte durchaus auf Kannibalismus deuten.

Die Kommissare Luna Bofink und Alban Larsson aus Kalmar eruieren, daß es sich bei dem Oberschenkelknochen um den 24jährigen Bengtsson handelt. Er stammt aus einem schwierigen Elternhaus, der Vater war gewalttätig und hat die Mutter quasi gefangen gehalten, später wurde die Mutter tot auf dem Balkon gefunden und Bengtsson selbst war berits straffällig geworden.

Eines haben alle Opfer gemeinsam, sie waren Einzelkinder, unzufrieden mit dem Leben, haben in letzter Zeit ihr Äußeres verändert und die Familienkonstellationen deuten auf freiwilliges Verlassen der Eltern hin. Aktuell sind Christer und weitere junge Männer verschwunden. Für die Ermittler kommt es damit zu einem unglaublichen Zeitdruck. Können die Personen lebend gefunden werden?

Ins Visier der Ermittler gerät Peer, der in der Müllverbrennung arbeitet. Er hatte bereits Knochen gefunden und zusammen mit anderen Details in seiner Garage Skulpturen geschaffen. Damit will er die Kunstszene überraschen. Und dann gibt es noch die Gruppe „Echte Werwölfe“, die im Garten von Rakels Eltern ausgelassen feiern und grillen. Grillen sie vielleicht Menschenfleisch?



Ich kannte Band 1 dieser Reihe nicht, aber das stellte kein Problem dar. Für mich persönlich startete dieser Krimi etwas zäh, lediglich Knochenfunde und der Erzählstil war mir etwas zu langatmig. Aber nach der Hälfte des Buches zog plötzlich das Tempo an, denn es gab aktuell den vermißten Christer und die Hoffnung, ihn lebend zu finden. Die Schauplätze wurden bildhaft beschrieben, ich konnte mir sie gut vorstellen, ebenso die auftretenden Figuren. Das problembehaftete Privatleben der Ermittler wird dezent eingestreut, hierdurch wurden sie etwas Menschlicher und das gefiel mir gut.

Mein Fazit: Wenn man den holprigen Start überwunden hat, wird es spannend.

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Ein bewährtes Team ermittelt

Friesenrausch
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Am Bahnhof von Niebüll wird die Leiche vom 17-jährigen Jan Lamprecht gefunden. Er war zuletzt auf einer Abifeier gesehen worden, hatte bunte Pillen in der Tasche und starb durch einen Todesschuß Heroin. ...

Am Bahnhof von Niebüll wird die Leiche vom 17-jährigen Jan Lamprecht gefunden. Er war zuletzt auf einer Abifeier gesehen worden, hatte bunte Pillen in der Tasche und starb durch einen Todesschuß Heroin. Aber die Hämatome an seinem Oberarm passen nicht dazu. Seine Eltern sind gläubig, haben ihrem Einzelgängersohn vertraut und verstehen das nicht.

Die Kommissare Thamsen, Meissner und ihr Team müssen ihren 16. Fall lösen. Nicht fehlen darf natürlich Haie, der sich als Hausmeister in Stellung bringt und so zu wichtigen Informationen aus dem Schulalltag gelangt. Hier kümmert er sich auch noch um Judith, eine Schülerin, die offensichtlich abgezogen wurde.

Und dann kommt es zur zweiten Leiche, dem Schulsozialarbeiter Menke. Er wurde von den Mädchen der Schule angehimmelt und wurde mit einem Pokal erschlagen.


Natürlich können die Fälle aufgeklärt werden und der Weg dahin wird spannend geschildert. Das bekannte Team löst auch diesen Fall rund um die aktuellen Themen Drogen und Mobbing. Und hier macht das Miträtseln wieder sehr viel Freude. Wie immer ist der Krimi flüssig zu lesen, die Autorin schreibt schnörkellos und klar. Die bekannten Figuren handeln authentisch, menschlich, sind durchwegs sympathisch und vertrauen sich voll und ganz.

Ich hatte unterhaltsame Lesestunden und empfehle diesen soliden Regio-Krimi gerne weiter!

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Veröffentlicht am 03.02.2025

Spannende Ermittlungen mit zwei Außenseitern

Schmerz
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Schauplatz Island – Kripo Reykjavik
Teenager Gudbjörg alias Morgan ist im Thingvellir-Nationalpark verschwunden, im Wasser tauchen nur die Jacke und ein Schuh auf. Es handelt sich um einen historischen ...

Schauplatz Island – Kripo Reykjavik
Teenager Gudbjörg alias Morgan ist im Thingvellir-Nationalpark verschwunden, im Wasser tauchen nur die Jacke und ein Schuh auf. Es handelt sich um einen historischen Ort, weil hier bereits 18 Frauen wegen Blutschande und Kindstötung ertränkt wurden. Aber was ist mit Morgan passiert?

Aus Personalmangel werden die zwei Außenseiter Dora und Rado ausgewählt, in diesem Fall zu ermitteln. Sie müssen einspringen und ein Team bilden, um den vermißten Teenager zu finden. Die anderen Beamten sind mit einem groß angelegten Razziaeinsatz voll und ganz ausgelastet. Neben diesem Hauptstrang werden facettenreiche Nebenstränge eröffnet und es fließen gesellschaftskritische Themen wie z.B. Drogen, Kriminalität, Rassismus, Nonbinärität ein, so daß man als Leser gefordert ist, aber andererseits sehr gut mit rätseln kann, wie die Stränge zusammengehen könnten.

Der Autor schreibt spannend. Ich konnte das Buch fast nicht aus der Hand legen, denn ich wollte wissen, wie was zusammenhängt und wie es ausgeht. Werden sie Morgan lebend finden?

Diese neue Reihe startet mit zwei Außenseitern als Ermittler, die sich positiv von anderen Teams in diesem Genre abheben. Sie werden sehr gut charakterisiert. Zum einen lernt man Dora kennen. Sie wurde bei einem Einsatz durch einen Kopfschuß schwer verletzt , hat deshalb ein Glasauge, ständige Schmerzen, große Probleme in der Partnerschaft und mit der Psyche, sowie mit weiteren Nebenwirkungen zu kämpfen. Diese sind nicht nur negativ, sondern sie kann z.B. an einem Wochenende eine Fremdsprache lernen und hat auch oftmals einen anderen Blick auf den Fall. Seit ihrem Unfall war sie nur am Schreibtisch tätig und es ist ihr erster Fall im Außendienst. Zum anderen begegnet man Rado. Er hat serbische Eltern, ist mit der Polin Ewa verheiratet und durchlebt mit ihr gerade eine Ehekrise, hat einen 3jährigen Sohn. Er ist der Erste ohne isländische Wurzeln, der es im Polizeidienst so weit gebracht hat. Allerdings mußte er wegen der Razzia, die sich gegen Teile der Verwandtschaft richtet, aus der Schußlinie genommen und freigestellt werden. Den Fall können die beiden erfolgreich lösen. Interessant ist auch die Figur von Chef Ellidi, der sich schuld an der Verletzung von Dora gibt und sie schon alleine deshalb unterstützt. Teilweise war die Figur von Dora etwas zu überzogen, das störte mich in diesem Fall weniger, da es die Geschichte vorwärts brachte. Morgan selbst lernt der Leser am wenigsten kennen. Ich warte gespannt, wie der Autor diese Ermittler weiter entwickelt.

Von mir bekommt dieser typische Nordic Noir eine Lesempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.01.2025

Eine Mauer des Schweigens

Mauer des Schweigens. Die Akte Leipzig (Morduntersuchungskommission Leipzig 2)
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Schauplatz Leipzig – Frühjahr 1991

Die engagierte Lehrerin Ina Reinhardt bringt ihre Schülerin Elsa nach Hause, um sich ihr Umfeld anzuschauen und mit der Mutter zu sprechen. Elsa ist verträumt, kommt ...

Schauplatz Leipzig – Frühjahr 1991

Die engagierte Lehrerin Ina Reinhardt bringt ihre Schülerin Elsa nach Hause, um sich ihr Umfeld anzuschauen und mit der Mutter zu sprechen. Elsa ist verträumt, kommt einmal ohne Schulranzen, das nächste Mal ohne Schuhe zum Unterricht. Dem will Ina nachgehen. Was sie dort erwartet hätte sie nicht gedacht – es scheint sich um eine Grufti-Clique zu handeln, die ein Haus in Connewitz besetzt. Und dort verliert sich die Spur von Ina Reinhardt. In einem Zimmer werden ihr Mantel, ihre Tasche und ein Schuh gefunden. Als sie ein vereinbartes Treffen nicht wahrnimmt, meldet ihre Freundin Friederike Dammert sie als vermißt. Jetzt kommt die Kripo Leizpig mit Beate Vogt und dem Wessi Josef Almgruber ins Spiel. Sie gehen zuerst dem Hinweis nach, daß Ina aus ihrer Wohnung ausziehen sollte, nachdem ein Westdeutscher das Haus gekauft hatte und es sanieren wollte. Ina hat sich als einzige Mieterin dagegen gesträubt und ist standhaft in ihrer Wohnung geblieben. Mit dem neuen Eigentümer, Norbert Holdinger, können sie leider nicht mehr sprechen, der wird erstochen in der Hexenküche des Auerbachs Keller gefunden. Nun haben sie zwei Fälle zu lösen. In einem weiteren Strang kommt Ina Reinhardt zu Wort und man erfährt Details zu ihrem Entführer. Unter großem persönlichen Einsatz können die beiden die Fälle lösen.

Ich kannte Band 1 der Reihe nicht, da aber nur kurze Bemerkungen hier einflossen war es kein Problem.

Die Autorin hat für mich einen spannenden Krimi über die Wendezeit geschrieben, der die damalige Atmosphäre Ost-West gut widerspiegelt. Das Besondere war auch, daß es keine Handys gab, um sich zeitnah Informationen zukommen zu lassen bzw. Hilfe anzufordern. Vom umfangreichen Kripoteam standen vor allem Beate und Josef im Mittelpunkt. Auch ihr Privatleben wurde gut eingearbeitet. Die Auflösung war schlüssig und der Täter überraschte, allerdings waren zum Finale hin manche Handlungen überzogen und das Ende des Buches war mir persönlich zu „süß“.

Ich hatte unterhaltsame Lesestunden und trotz meiner Kritik empfehle diesen Krimi gerne weiter.

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Veröffentlicht am 16.01.2025

Spannender Abschlußband

Schuld
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Hauptfiguren sind in diesem Band Harinder Singh und die Strafverteidigerin Christina Sandberg. Singh muß sich gerade von seiner Knieverletzung erholen, langweilt sich aber. Aus dem Grunde trägt Sandberg ...

Hauptfiguren sind in diesem Band Harinder Singh und die Strafverteidigerin Christina Sandberg. Singh muß sich gerade von seiner Knieverletzung erholen, langweilt sich aber. Aus dem Grunde trägt Sandberg die Bitte an ihn heran, in einem alten Fall zu recherchieren. Ihrer Meinung nach hatten die damaligen Ermittlungen einige Löcher. Helene Waaler wird gerade nach 18 Jahren wegen eines Doppelmordes vorzeitig aus der Haft entlassen und Sandberg möchte ein Wiederaufnahmeverfahren, um die Unschuld ihrer Mandantin zu beweisen.

Vor 18 Jahren wurde ihre Mutter und ihr Stiefvater auf ihrem Hof erschossen. Helene beteuerte ihre Unschuld, wurde aber verurteilt. Singh läßt sich alle alten Unterlagen kommen und recherchiert akribisch in den damaligen Ermittlungen, sehr zum Unmut seines Chefs, der damals Ermittlungsleiter war. Es taucht immer wieder ein kleiner Kreis von Figuren auf, die damals schon im Fokus standen. Freunde bzw. Bandmitglieder von Helene, ihr gewalttätiger Vater, ein Politiker und nicht wegzudenken die Familie Davidsen, die man bereits aus einem anderen Band kennt. Und es spricht einiges dafür, daß Helene tatsächlich unschuldig eingesessen hat. Nur geraten mittlerweile auch Singh und seine Tochter ins Fadenkreuz des Täters und es wird brandgefährlich für sie.

Am Ende wird alles zusätzlich noch mit einer Überraschung aufgelöst und dies wäre ein gutes Thema für einen Lesekreis.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und packend zu lesen. Man glaubt immer wieder, die Lösung zu haben, aber dann ein neuer Twist und es beginnt von vorne. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so erhält auch der Täter (kursiv gedruckt) eine Stimme. Auch wieder vertrauensvoll an der Seite von Singh ist Rachel Hauge.

Ich habe die Trilogie sehr gerne gelesen und empfehle sie gerne weiter.

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