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Veröffentlicht am 28.02.2025

Trauen Sie niemandem!

Emma
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Die 28jährige Emma arbeitet in einem bretonischen Thalassozentrum. Es wird eine hochrangige Delegation aus dem Oman erwartet und ihr Chef übergibt ihr die Aufgabe, die persönliche Masseurin seiner Exzellenz ...

Die 28jährige Emma arbeitet in einem bretonischen Thalassozentrum. Es wird eine hochrangige Delegation aus dem Oman erwartet und ihr Chef übergibt ihr die Aufgabe, die persönliche Masseurin seiner Exzellenz Tariq Khan zu sein, damit sie die laufende Ausschreibung gegen eine thailändische Firma gewinnen. Durch ihren Einsatz gewinnen sie tatsächlich und Emma soll nun im Oman das Personal schulen und auf ihre Aufgabe vorbereiten. Als Anreiz erhält sie ein stattliches Gehalt in Deutschland, vor Ort erhält sie einen zusätzlichen Betrag, Chauffeur, Dolmetscherin und noch mehr Annehmlichkeiten. Als sie dort ankommt ist das Resort noch eine Baustelle, die von zwei Europäern geleitet wird, ihre Unterbringung im Hotel hingegen ist Luxus pur. Dann lernt sie allerdings ziemlich schnell, daß hier einiges anders läuft. Sie erhält ein Handy extra für den Oman und ihre Unterrichtseinheiten werden auf Video aufgezeichnet. Das entspricht nicht unbedingt ihren Vorstellungen. Mit ihrer Dolmetscherin kommt sie ganz gut zurecht, Freundinnen werden sie allerdings nicht. Ihre sechs Schüler sind sehr unterschiedlich, aber Emma bemüht sich zielstrebig, ihre Aufgabe zu erfüllen. Und dann trifft sie wieder auf Tariq, sie fühlen sich beide zueinander hingezogen und beginnen eine Affäre. Alles ist nicht so einfach, denn er ist mit der Tochter des Sultans verlobt und so finden ihre Treffen in aller Heimlichkeit in den Bergen im Zelt statt. Mit den europäischen Expats trifft sie sich häufig und fühlt sich durchaus wohl in der Clique. Soweit so gut, aber dann wird sie in politische Verwicklungen, Machtspiele und Intrigen mit hineingezogen und sie muß sich entscheiden, aber wie?


Es ist der Debütroman des Autors, der bisher als Schauspieler bekannt ist. Bis zur Hälfte war es für mich mehr ein Wohlfühlroman, dem jegliches Thrillerelement gefehlt hat. Die eingestreuten Passagen der Französischen Botschaft/Geheimdienst und der Operation Beryll konnte ich nirgends verorten. Ab der Hälfte zieht das Tempo an und es wird spannend. Die Figur der Emma wurde eingehend charakterisiert und der Autor scheint auch in Bezug auf Thalasso und Massagetechniken etc. gut recherchiert zu haben. Allerdings waren mir die magical hands, Energieflüsse und das ständige kribbeln too much. Die immer noch bestehende Trauer über den Tod der Mutter konnte ich nachvollziehen. Die sexuelle Anziehung zwischen Emma und dem charismatischen Tariq nehmen einigen Raum ein. Hier hätte ich mir zumindest ab und zu ein Gespräch gewünscht. Die Atmosphäre des Landes hingegen fand ich farbig und bildhaft beschrieben, sowohl in den Souks als auch die Landschaft in den Bergen sowie das Resort. Die Action-Szenen im zweiten Teil fand ich gut geschildert.

Fazit: Mich hat dieses Buch nicht so gefesselt, wie ich es von einem Thriller erwarte, deshalb werde ich – falls es den geben sollte – einen zweiten Band nicht lesen.

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Veröffentlicht am 22.02.2025

Wir nehmen den Kücheneingang

Dienstmädchen für ein Jahr
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Dieser Roman wurde erstmals 1930 veröffentlicht, später verfilmt und jetzt in einer Reihe „rororo Entdeckungen“ als Band Nr. 10 in einer Neuübersetzung herausgegeben.

Helga Breder, 19 Jahre, kommt aus ...

Dieser Roman wurde erstmals 1930 veröffentlicht, später verfilmt und jetzt in einer Reihe „rororo Entdeckungen“ als Band Nr. 10 in einer Neuübersetzung herausgegeben.

Helga Breder, 19 Jahre, kommt aus gutem Hause hat gerade ihr Abi gemacht und freut sich auf eine Reise. Ihr Vater muß ihr wegen der Wirtschaftskrise diesen Wunsch streichen. In einem launigen Gespräch mit ihren Freunden schaukelt sich die Stimmung hoch und ihr charmanter Freund Jørgen bietet ihr eine Wette an. Sie würde es nicht schaffen, ein Jahr für andere zu arbeiten. Wenn ihr das gelingen würde, bekäme sie am Ende von ihm einen Diamantring. Grete, ihre Freundin hat einen Posten als Gouvernante übernommen, es scheint ihr damit gut zu gehen, deshalb stellt sich Helga der Herausforderung und nimmt die Wette an.

Ihr Vorhaben startet etwas holprig und sie freut bei der zweiten Stelle nun raus aufs Land zu kommen. Das Gut Vinger ist der krasse Gegensatz. Es befindet sich 40 Km entfernt von Oslo und es leben dort die Eheleute Bech, zwei Töchter und etliches Personal. Sie muß sich zwar ihr Zimmerchen mit der Köchin teilen, aber nach einer Eingewöhnungszeit fühlt sie sich sehr wohl. Mit Angaben zu ihrem familiären Hintergrund hält sie sich bedeckt, sie kümmert sich dafür um die anderen. Sie erlebt hier viele Gesellschaften, bei denen sie jetzt nicht wie gewohnt am Tisch sitzt, sondern bedienen muß. Es läuft nicht immer alles rund und kommt zu einigen unerfreulichen Vorkommnissen. Mehr verrate ich zur Geschichte nicht.


Ich bin sehr glücklich, dieses Buch gelesen zu haben und es hat mir sehr viel Freude bereitet. Das Buch läßt sich flüssig, kurzweilig und unterhaltsam lesen. Es beschreibt in einer schönen Sprache die Verhältnisse der damaligen Zeit sowie die Beharrlichkeit, die Stärke, die Lebenslust und auch die Selbsterkenntnis von Helga. Das alles brauchte sie, um dieses Jahr durchzuhalten. Und auch die Liebe spielt eine wichtige Rolle. Ihre durchaus teils lustigen Erlebnisse während des Jahres erlebt der Leser durch die Briefe von Helga an ihre Freundin Grete. So sitzt man quasi in der ersten Reihe und durchlebt die Zeit mit ihr. Sie beschreibt auch die Atmosphäre auf Gut Vinger und die Natur sehr ausführlich, so daß man sich als Leser mitgenommen fühlt.

Mich konnte das Buch begeistern und ich werde bestimmt noch mehr Titel der Reihe rororo-Entdeckungen lesen. Ich empfehle es sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Ein baskischer Ort muß eine Tragödie verarbeiten

Der Junge
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Am 23.10.1980 gibt es in der Marcelino Ugalde Schule von Ortuella/Spanien eine Gasexplosion und 50 Kinder und 3 Lehrer verlieren dabei ihr Leben. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie zuvor, ...

Am 23.10.1980 gibt es in der Marcelino Ugalde Schule von Ortuella/Spanien eine Gasexplosion und 50 Kinder und 3 Lehrer verlieren dabei ihr Leben. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie zuvor, das Leben stockt, der Ort und die Menschen sind paralysiert. Auch der 6jährige Nuco war unter den Opfern. Um ihn trauern seine Eltern Mariaje und José Miguel sowie sein Großvater Nicasio.

Wie sie mit ihrem unendlichen Schmerz und der Trauer umgehen, das wird im Buch thematisiert. Es geschieht sehr unterschiedlich – Nicasio, der Großvater, und Nuco waren ein Herz und eine Seele. Er geht regelmäßig zum Grab, führt Gespräche mit dem Jungen, will ihn nicht aufgeben und verliert dabei den Verstand. Mutter Mariaje will nur einige Fotos aufbewahren, aber sie möchte keine Gespräche mit anderen Leuten und deshalb, will sie raus aus dem Ort und unerkannt unter die Leute. Aus diesem Grund fährt sie nach Bilbao. Vater José Miguel blickt in die Zukunft, will mit Nicos Sachen abschließen und denkt an ein weiteres Kind mit Mariaje. Dieser Wunsch erfüllt sich nicht schnell genug und eines Tages kommt José Miguel von einem Angelausflug mit seinen Freunden nicht mehr heim.


Es war für mich das erste Buch des Autors und er konnte mich damit voll und ganz überzeugen. Seine Leser hat er mit einer Einleitung auf ein Experiment vorbereitet. Er hat zehn Passagen dazwischengeschaltet und läßt es jedem freigestellt, ob er diese lesen möchte oder nicht. Sie nicht zu lesen, wäre nach meiner Meinung ein echter Verlust. Das angekündigte andere Schriftlayout konnte ich beim eBook leider nicht feststellen.

Es ist eine Geschichte voller Tragik, Emotionen, es beschreibt diesen unendlichen Schmerz und das Trauma, das sich Außenstehende nicht annähernd vorstellen können. Die Eltern mußten ihre Kinder identifizieren und dann diese brutale Dramatik bei der Beerdigung mit farbenfrohen Kränzen – einfach grausam!

Dem Autor ist damit ein großartiges, berührendes Buch gelungen, das trotz des Themas nicht nur deprimierend ist, sondern am Ende hoffnungsvoll in die Zukunft blickt. Ich werde es auf jeden Fall weiter empfehlen!

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Veröffentlicht am 17.02.2025

Zäher Start

Dunkle Schatten über Småland
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Im Sandkasten eines schwedischen Ferienhauses finden Kinder einen Oberschenkelknochen. Der Vater, ein Paläontologe, stellt dies sofort fest. Es kommt noch zu anderen Knochenfunden von unterschiedlichen ...

Im Sandkasten eines schwedischen Ferienhauses finden Kinder einen Oberschenkelknochen. Der Vater, ein Paläontologe, stellt dies sofort fest. Es kommt noch zu anderen Knochenfunden von unterschiedlichen Leichen, u.a. Fragmente einer Rippe und Nackenwirbel, die unterschiedlich lange gelegen haben und es fehlen sämtliche Schädel. Eine Besonderheit fällt auf – die Knochen weisen seltsame Rillen auf. Das könnte durchaus auf Kannibalismus deuten.

Die Kommissare Luna Bofink und Alban Larsson aus Kalmar eruieren, daß es sich bei dem Oberschenkelknochen um den 24jährigen Bengtsson handelt. Er stammt aus einem schwierigen Elternhaus, der Vater war gewalttätig und hat die Mutter quasi gefangen gehalten, später wurde die Mutter tot auf dem Balkon gefunden und Bengtsson selbst war berits straffällig geworden.

Eines haben alle Opfer gemeinsam, sie waren Einzelkinder, unzufrieden mit dem Leben, haben in letzter Zeit ihr Äußeres verändert und die Familienkonstellationen deuten auf freiwilliges Verlassen der Eltern hin. Aktuell sind Christer und weitere junge Männer verschwunden. Für die Ermittler kommt es damit zu einem unglaublichen Zeitdruck. Können die Personen lebend gefunden werden?

Ins Visier der Ermittler gerät Peer, der in der Müllverbrennung arbeitet. Er hatte bereits Knochen gefunden und zusammen mit anderen Details in seiner Garage Skulpturen geschaffen. Damit will er die Kunstszene überraschen. Und dann gibt es noch die Gruppe „Echte Werwölfe“, die im Garten von Rakels Eltern ausgelassen feiern und grillen. Grillen sie vielleicht Menschenfleisch?



Ich kannte Band 1 dieser Reihe nicht, aber das stellte kein Problem dar. Für mich persönlich startete dieser Krimi etwas zäh, lediglich Knochenfunde und der Erzählstil war mir etwas zu langatmig. Aber nach der Hälfte des Buches zog plötzlich das Tempo an, denn es gab aktuell den vermißten Christer und die Hoffnung, ihn lebend zu finden. Die Schauplätze wurden bildhaft beschrieben, ich konnte mir sie gut vorstellen, ebenso die auftretenden Figuren. Das problembehaftete Privatleben der Ermittler wird dezent eingestreut, hierdurch wurden sie etwas Menschlicher und das gefiel mir gut.

Mein Fazit: Wenn man den holprigen Start überwunden hat, wird es spannend.

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Ein bewährtes Team ermittelt

Friesenrausch
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Am Bahnhof von Niebüll wird die Leiche vom 17-jährigen Jan Lamprecht gefunden. Er war zuletzt auf einer Abifeier gesehen worden, hatte bunte Pillen in der Tasche und starb durch einen Todesschuß Heroin. ...

Am Bahnhof von Niebüll wird die Leiche vom 17-jährigen Jan Lamprecht gefunden. Er war zuletzt auf einer Abifeier gesehen worden, hatte bunte Pillen in der Tasche und starb durch einen Todesschuß Heroin. Aber die Hämatome an seinem Oberarm passen nicht dazu. Seine Eltern sind gläubig, haben ihrem Einzelgängersohn vertraut und verstehen das nicht.

Die Kommissare Thamsen, Meissner und ihr Team müssen ihren 16. Fall lösen. Nicht fehlen darf natürlich Haie, der sich als Hausmeister in Stellung bringt und so zu wichtigen Informationen aus dem Schulalltag gelangt. Hier kümmert er sich auch noch um Judith, eine Schülerin, die offensichtlich abgezogen wurde.

Und dann kommt es zur zweiten Leiche, dem Schulsozialarbeiter Menke. Er wurde von den Mädchen der Schule angehimmelt und wurde mit einem Pokal erschlagen.


Natürlich können die Fälle aufgeklärt werden und der Weg dahin wird spannend geschildert. Das bekannte Team löst auch diesen Fall rund um die aktuellen Themen Drogen und Mobbing. Und hier macht das Miträtseln wieder sehr viel Freude. Wie immer ist der Krimi flüssig zu lesen, die Autorin schreibt schnörkellos und klar. Die bekannten Figuren handeln authentisch, menschlich, sind durchwegs sympathisch und vertrauen sich voll und ganz.

Ich hatte unterhaltsame Lesestunden und empfehle diesen soliden Regio-Krimi gerne weiter!

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