Spannende Geschichte in zwei Zeitebenen, die abwechselnd im wilden Westen und England spielt.
Im Tal des GoldregensMeine Meinung
"Im Tal des Goldregens" ist eine komplexe Geschichte, die sehr interessante Themen beinhaltet. Unter anderem die Prostitution im 19. Jahrhundert und Ideendiebstahl am Arbeitsplatz in der ...
Meine Meinung
"Im Tal des Goldregens" ist eine komplexe Geschichte, die sehr interessante Themen beinhaltet. Unter anderem die Prostitution im 19. Jahrhundert und Ideendiebstahl am Arbeitsplatz in der Gegenwart. Der harte und skrupellose Kampf im Journalismus hat auch eine tragende Rolle im Geschehen.
1880, Denver
Mattie Silks und Jennie Rogers sind zwei mutige Frauen, die als Bordellmütter einen beruflichen Weg im ältesten Gewerbe der Welt einschlagen. Die bildhübsche Jennie führt ein unstetes Leben, und schert sich wenig um Konventionen. Sie flüchtet von ihrem Ehemann, da sie das langweilige Leben mit ihm einfach nicht aushält. Es hält sie niemals lange an einen Ort, da es so viel Neues zu entdecken gibt. Als erfolgreiche Bordellmutter lernt sie einen wesentlich jüngeren Mann kennen und lieben.
Mattie ist keine Schönheit im klassischen Sinne, aber sie weiß, wie man mit Männern umzugehen muss. Ihr Bordell findet großen Anklang, da sie sehr auf Reinlichkeit Wert legt und ihren Angestellten eine Schulung ermöglicht. Sie sollen ihrer Kundschaft gut zuhören; ihnen das Gefühl geben, nicht in einem Bordell zu sein und immer tadellos gekleidet zur Arbeit erscheinen. Die Kunst einen Mann zu verwöhnen hat oberste Priorität. Mattie erlangt großen Reichtum, da sie immer da ein Bordell bauen lässt, wo die Nachfrage gerade am größten ist. Sie folgt den Arbeitern der Eisenbahnlinie und hat somit immer ein volles Haus. Das Land der goldenen Schätze bietet auch für Goldgräber viele Möglichkeiten.
Mattie verliebt sich nur einmal in ihrem Leben. Die starke Frau, die stets einen Revolver dabei hat, muss irgendwann erkennen, dass ihr geliebter Cord überwiegend auf ihr Geld aus ist und es mit der Treue nicht genau nimmt.
Die zwei mutigen Frauen werden beste Freundinnen und Geschäftspartnerinnen, die sogar am selben Tag eine Tochter gebären. Alles könnte so wunderbar sein, hätte Cord sie nicht in große Gefahr gebracht ...
Gegenwart, England - Silkhouse
Melissa wurde mit einem goldenen Löffel im Mund geboren. Ihrem Vater hat sie den Job als Journalistin bei der angesagten Zeitung Guardian zu verdanken. Sie kündigt ihren Job, nachdem ihr Konkurrent Leo ihre Idee für einen interessanten Artikel geklaut hat, und dafür den begehrten Press Award erhält. Melissa ist total überrascht, als Leon ihre Hilfe in einer familiären Angelegenheit braucht. Ihre beiden Urgroßmütter sollen miteinander befreundet gewesen sein. Deren Mütter wiederum hatten in Denver 1880 Bordells betrieben.
Auf dem Speicher finden sie eine Truhe mit schweren, gelben Seidenkleidern. Bei weiteren Recherchen kommen sie an die Tagebücher einer Mattie Silks ...
Ich habe mich beim Lesen wie eine Figur in einem Western gefühlt. Mattie und Jennie haben zwar das Herz auf dem rechten Fleck, setzen sich aber kompromisslos für ihre eigenen Interessen ein. Mattie würde niemals zögern ihren Revolver zu benutzen, wenn sie - oder ihre Angestellten - in Gefahr schweben. Jennie kann einen Mann noch so lieben, wenn sie das Gefühl hat, dass ihr Leben still steht, verlässt sie ihn und zieht weiter. In Mattie hat sie eine Seelenverwandte gefunden, die ihr auch beruflich sehr unter die Arme gegriffen hat.
Die Bordellmütter erfahren viel Hass von den Ehefrauen und Geistlichen, ob des unzüchtigen Gewerbes. Besonders die Ehefrauen wissen, wo sich ihre Männer gerne mal aufhalten.
In der Gegenwart weiß Melissa nicht, was sie Leo glauben kann. Ein Geständnis von ihm führt sie zu der Überzeugung, dass die Freundschaft ihrer Urgroßmütter tatsächlich ein großer Zufall sein könnte und der Wahrheit entspricht. Melissa wirkt auf den ersten Blick ziemlich naiv und unbeholfen. In Wirklichkeit bemerkt die intelligente Frau Lügen sofort und zieht daraus unwiederbringliche Konsequenzen. Ich war sehr gespannt, ob sie Leo seine Lügen verzeiht. Der attraktive Journalist übt dennoch eine unheimliche Anziehungskraft auf sie aus. Ich konnte seine Unehrlichkeit im späteren Verlauf nachvollziehen und zolle ihm großen Respekt, für sein späteres Handeln.
Die Figuren sind wunderbar gezeichnet und wirken authentisch. Die Settings spiegeln abwechselnd den wilden Westen und das heutige England wider. Das fand ich sehr gelungen, da es die verschiedenen Zeitebenen unterstreicht und mir das Leben der Frauen sehr nahe gebracht hat, die alle drei von ihren Männern belogen werden. Besonders die Vergangenheit fand ich beeindruckend. Mich hat die Thematik sehr interessiert, da ich über ein Bordell selten Romane lese. Damals war der Beruf bei weitem mehr wertgeschätzt als es heute der Fall ist. Das hat die Autorin sehr gut umgesetzt und besonders die weiblichen Figuren überzeugend gestaltet.
Der Schreibstil konnte mich von Anfang an fesseln und mich in die Geschichte ziehen. Ich durfte abenteuerliche Flussfahrten und den Alltag der Bordellmütter erleben. In dieser Geschichte passiert sehr viel. Meine Besprechung ist nur ein kleiner Teil davon und ich rate Euch, sie selbst zu erkunden. Die vielen Überraschungsmomente machen aus dem Buch einen Pageturner und haben mich stellenweise fassungslos zurückgelassen.
Ein Geheimnis um gelbe Seidenkleider, Lügen, Intrigen und ein großer Eisenbahnüberfall, verleihen dem Geschehen eine kriminalistische Note.
Von mir eine klare Empfehlung, für diesen atmosphärischen Roman, der mich in den wilden Westen entführt hat. Zwei tolle Ladys stehen ihren Mann. Ich empfehle, das Nachwort zu lesen. Mattie und Jennie gab es wirklich! Mit "Im Tal des Goldregens" hat Frau Whitmore sich selbst übertroffen. Ob mir das Ende gefallen hat? Ja ❤️
Danke Felicity Whitmore.