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Veröffentlicht am 29.01.2021

Party bei der Queen

Das Windsor-Komplott
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Im Frühjahr 2016 verbringt die Queen wie jedes Jahr einen Monat zum „Easter Court“ in Windsor Castle. Hier können Einladungen ohne übertriebene Förmlichkeit ausgesprochen werden. Prinz Charles hat diese ...

Im Frühjahr 2016 verbringt die Queen wie jedes Jahr einen Monat zum „Easter Court“ in Windsor Castle. Hier können Einladungen ohne übertriebene Förmlichkeit ausgesprochen werden. Prinz Charles hat diese entspannte Situation genutzt und zur Unterstützung eines seiner Projekte reiche Russen und auf russische Märkte spezialisierte Analysten eingeladen. Die Queen ist eine perfekte Gastgeberin und versorgt ihre Gäste gerne mit etwas Unterhaltung. Und so kommt Maksim Brodsky ins Schloss, ein begnadeter Pianist – charmant und eine Augenweide. Mit untadeligen Manieren bittet er auch die Queen um einen Tanz, der ihm gewährt wird. Am Morgen wird der galante Maksim tot in seinem Zimmer gefunden, den Gürtel des purpurroten Morgenmantels um den Hals. War es Selbstmord oder lief ein Sexspiel aus dem Ruder? Das MI5 und die London Metropolitan Police glauben, dass der junge russische Dissident im Auftrag des russischen Präsidenten Wladimir Putin ermordet wurde. Die Queen denkt jedoch nicht, dass die Russen für den Tod von Maksim Brodsky verantwortlich sind. Sie hat ein untrügliches Gespür für solche Situationen. Schon als junges Mädchen hat sie im Verborgenen Kriminalfälle gelöst. Mit Hilfe ihrer neuen Privatsekretärin, Rozie, beginnt sie ihre eigenen privaten Ermittlungen.
"Das Windsor Komplott" ist ein herrliches Buch. Von der ersten bis zur letzten Seite wurde ich gut unterhalten. Die Idee, dass Königin Elizabeth II. eine heimliche Passion pflegt, nämlich die Lösung von Kriminalfällen, ist zwar sehr fraglich, funktioniert aber dennoch perfekt. Die Geschichte ist voller Rätsel, die darauf warten, gelöst zu werden. Die gut beschriebenen Charaktere, darunter Mitglieder des Königshauses, Mitarbeiter der Königin, ihre Haustiere und sogar politische Persönlichkeiten wie Obama, tauchen auf und tragen zur Glaubhaftigkeit des Geschehens bei. Für die Metropolitan Police und den MI5 ist die Königin eine ältere Dame, die nicht viel von der modernen Welt weiß und die es zu schützen gilt. Aber sie irren sich. Sehr sogar. Das Buch ist voller Humor und hat mich immer wieder zum lachen gebracht, wozu Prinz Philip mit seinen Scherzen einiges dazu beigetragen hat. Es war für mich als Leserin interessant, am königlichen Leben teilzunehmen. Ich stelle mir gerne vor, dass es tatsächlich so (oder so ähnlich) ist. Ich freue mich jetzt auf die anderen Bücher in der Reihe.

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Veröffentlicht am 17.01.2021

Lebensreise eines schmalen Mannes in einem Jackett mit gepolsterten Schultern

Vati
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Monika Helfer schildert das Leben ihres Vaters und ihre eigene Kindheit und Jugend. Sie erzählt von dem, was sie weiß, und was sie weiß, ist mehr wahr als erfunden. Ihr Vati, unterschenkelamputiert, hat ...

Monika Helfer schildert das Leben ihres Vaters und ihre eigene Kindheit und Jugend. Sie erzählt von dem, was sie weiß, und was sie weiß, ist mehr wahr als erfunden. Ihr Vati, unterschenkelamputiert, hat ihre Mutter im Lazarett kennengelernt. Sie liebten sich, ihre Beziehung war sehr intensiv, die Kinder blieben mehr außen vor. Er hatte eine weitere große Leidenschaft: Bücher. Er versank in ihnen, kaufte sie, schaffte sie beiseite, rettete sie, hortete sie und versteckte sie. In dem Kriegsopfererholungsheim auf der Tschengla, dessen Verwalter er war, stand ihm sogar eine ganze Bibliothek zur Verfügung. Eine feine Bibliothek, „denn nicht jeder Dreck, den man lesen kann, ist hintereinander gereiht schon eine Bibliothek“. Für die Kinder war das Kriegsopfererholungsheim in den Bergen ein Paradies mit viel Platz mitten in der Natur.
Mit dem Tod der Mutter ändert sich das Leben der ganzen Familie und es war aus mit dem Paradies. Als sie starb, war Josef, der Vati, völlig verloren. Er war ohne Halt und nicht mehr fähig, sein Leben zu meistern. Auch seine Kinder waren ihm nicht wichtig. Er will nichts mehr vom Leben außer essen, schlafen und – natürlich lesen. Die Bagage lässt die ihren nicht im Stich, hält zusammen und sorgt für die Kinder. Auch für Josef wird eine Lösung gefunden. Für mich fast nicht vorstellbar, und doch ist es so gewesen.
Monika Helfer hat mich in ihr Familienleben hineingezogen und ich bin den Personen sehr nahe gekommen. Diese Familiengeschichte hat mich im emotionalen Sinn sehr gefesselt. In unserer Familie gab es auch den "Vati". Beinprothese, Beamter, Pensionär. Ein Buch, das mich noch eine Weile beschäftigen wird.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Beängstigend

Der Mädchenwald
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Der Mädchenwald hat mit seinem atemberaubendem Cover und seinem faszinierenden Klappentext sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Ich hatte sofort das Gefühl, dass Der Mädchenwald etwas Besonderes sein wird. ...

Der Mädchenwald hat mit seinem atemberaubendem Cover und seinem faszinierenden Klappentext sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Ich hatte sofort das Gefühl, dass Der Mädchenwald etwas Besonderes sein wird. Meine Erwartungen waren hoch und ich wurde nicht enttäuscht.
Elijah lebt mit seiner Familie im Game Keeper's Cottage auf dem Gelände der Rufus Hall in der Nähe des Mädchenwaldes. Elijahs Leben ist ruhig. Er geht nicht zur Schule, aber er liebt Worte und denkt gerne, dass er klüger ist als der durchschnittliche 12-Jährige. Eines Tages entdeckt Elijah in einem zerfallenden Häuschen im Wald die dreizehnjährige Elissa. Elissa ist an den Boden gekettet und will unbedingt fliehen. Sie bittet Elijah, ihr zu helfen. Aber Elijah weiß, dass er nicht helfen kann. Er kann nicht wirklich verstehen, warum sie so verzweifelt versucht wegzulaufen. Immerhin haben sie sich gerade erst kennengelernt. Er sieht in Elissa eine Freundin, eine Vertraute und jemand, mit dem er seine Zeit verbringen kann. Er ist verzaubert von ihr. Aber Elissa ist nicht das erste Mädchen, das Elijah unter der Hütte angekettet entdeckt hat. Und Elijah weiß, was mit den anderen Kindern passiert ist, als sie sich geweigert haben, nach den Regeln ihres Entführers zu spielen.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt; Elijah, Elissa und die Ermittlerin, die für die Suche nach Elissa verantwortlich ist, Detektive Superintendent Mairead MacCullagh. Elissa, die auf dem Weg zu einem Schachtturnier entführte 13-jährige, ist eine unglaubliche Figur. Über ihre Jahre hinaus weise mit einer passenden klugen Intelligenz. Ich fand es toll, wie emotional stark sie angesichts von Widrigkeiten war. Wie jedes Ereignis im Detail von ihr betrachtet wurde und wie entschlossen sie war, den Fängen ihres Entführers zu entkommen. Elissa weiß, dass sie Elijah nicht vertrauen kann. Sie erkennt jedoch, dass sie ruhig bleiben muss, um alle Informationen zu erhalten, die sie zum Überleben braucht. Sobald andere anfangen, sich irrational zu verhalten, muss sie blitzschnell reagieren können. Bei Elijah war ich mir nicht immer sicher, auf welcher Seite er steht. Er blieb undurchschaubar, einmal so voller Jugend und Unschuld und dann wieder mit einer weitaus dunkleren Seele. Die Handlung schreitet stetig voran und ich war gespannt, wie die Geschichte von Elijah und Elissa enden würde. Es ist wie bei einem Katz- und Mausspiel und doch ist es viel detaillierter und komplizierter. Eben wie bei einem Schachspiel.
Der Mädchenwald von Sam Lloyd ist nicht eine der üblichen Entführungsgeschichten. Die Charaktere sind beängstigend. Sehr beängstigend. Böswillig und beängstigend. Geistig instabil und beängstigend. Sie werden ihre Spuren hinterlassen, sei es auf eine gute oder nicht so gute Weise. Sogar die Umgebung ist beängstigend. Ein Wald, in dem die Bäume zur Erinnerung an Menschen geschmückt sind und für die niemals Gräber gefunden werden. Ein See mit dem makabren Namen Knöchelchensee. Diese Geschichte wird schwer zu vergessen sein. Genau wie die drei Worte „hast du verstanden?“. Bei diesen drei Worten werde ich für immer eine Gänsehaut bekommen. Sam Lloyd hat wundervolle Arbeit geleistet und mich zu diesen seltsamen Menschen, die im Wald leben, mitgenommen.
Das Hörbuch wird von drei Sprechern gesprochen. Dadurch werden die Personen klar definiert und der jeweilige Part wirkt sehr authentisch, was mir sehr gut gefallen hat.
Ich habe den Mädchenwald sehr genossen. Es war alles, was ich mir erhofft hatte und vielleicht sogar ein bisschen mehr! Würde ich dieses Buch empfehlen? Ja, ich würde.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Hier werden die Tags der Straßengangs mit Blut gesprüht

Der erste Tote
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Andrew und Carlos sind Journalisten, die in Poza Rica, Mexiko, über die Ölindustrie berichten sollen. Für Andrew, den Schreiber und Carlos, den Fotografen ein Routineauftrag. Zufällig finden sie die furchtbar ...

Andrew und Carlos sind Journalisten, die in Poza Rica, Mexiko, über die Ölindustrie berichten sollen. Für Andrew, den Schreiber und Carlos, den Fotografen ein Routineauftrag. Zufällig finden sie die furchtbar verstümmelte Leiche des jungen Umweltaktivisten, Julían Gallardo. Während Carlos noch fotografiert, trifft die Veracruz Guardia Civil ein und scheucht beide aus der Stadt. Hinter dem grausamen Mord an Julían Gallardo steht eine Geschichte die für die Titelseiten der Nachrichtenmagazine perfekt ist. Eine Geschichte, von der Reporter träumen. Deshalb stellen beide trotz massiver Drohungen weitere Nachforschungen an. Vor allem Carlos drängt es, Antworten zu finden und Andrew kehrt alleine nach Mexico City zurück. Er wird Carlos nicht mehr lebend wiedersehen. Der grausame Mord an Carlos lässt Andrew nicht los. Trotz aller Gefahren kehrt er nach Poza Rica zurück und bringt damit nicht nur die Drogenkartelle, sondern auch die Polizei und das Militär gegen sich auf.

„Der erste Tote“ ist ein sehr schonungsloser und gewalttätiger Thriller/crónica, der in Mexiko spielt. Für einen Teil des Buches war ich durch die Geschichte verwirrt, so dass einige gegoogelte Kenntnisse der mexikanischen Nachrichten hilfreich waren, um den Roman wirklich zu verstehen und auch würdigen zu können. Mit den zahlreichen Details und Referenzen, die das Buch bietet, wird viel zur Geschichte beigetragen und geholfen, die hässliche Wahrheit zu verstehen. Ich wurde ziemlich unsanft aus „meiner“ Mexiko Version gestoßen, in der ich am Strand liege und einen Margarita in der Hand halte. Die meisten Mexikaner kennen Menschen, deren Angehörige ohne ersichtlichen Grund verschwunden sind und einige haben sicher auch schon abgeschlachtete Tote gesehen. >>"In Poza Rica hat man ständig Leichen gesehen, „die lagen da einfach auf der Hauptstraße rum, ganz offen, wissen sie?“<<

Maya, Andrew und Carlos wurden sehr realistisch dargestellt. Dieser mutige und wichtige Roman ist eine Ehrung aller Reporter, die täglich ihr Leben riskieren.
Die teilweise poetische Beschreibung der Umgebung steht im krassen Gegensatz zu der harten Wirklichkeit, was einen gewissen Reiz ausmacht. Es gibt zum Beispiel mandelfarbene Gitarrenklänge und eine Jalousie, die das Licht in grapefruit-orangene Streifen zerschneidet.
Aber auch die Wirklichkeit wird poetisch beschrieben. Er sog eine Lunge voll Rauch ein und atmete ein Gebet aus.
Ich hätte mir ein Glossar mit Übersetzung der doch häufig verwendeten spanischen Wörter gewünscht. Sonst fand ich den Schreibstil passend.
Das Buchcover ist ein richtiger Eyecatcher. Auf knallgelben Hintergrund findet sich Santa Muerte, die Todesheilige Mexikos. Der Thriller- Originaltitel „Call him Mine“ ist Teil einer geplanten Trilogie und MacGabhann arbeitet bereits an dem dritten Buch. Es gab kein offenes Ende, „Der erste Tote“ ist in sich geschlossen und es gibt keinen zwingenden Anlass, den nächsten Band zu lesen.
Die Anmerkungen des Autors am Ende haben den von ihm gewählten Schreibstil gut erklärt. Also ein Thriller kombiniert mit einer crónica, das passt gut zu dem Inhalt. Ich habe das Buch gerne gelesen, aber so vollständig begeistert war ich nicht. Ich vergebe deshalb knappe 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Wenn der Blick in den Spiegel zu einer Mutprobe wird

Dornteufel
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In Manhattan stürzt sich eine sehr junge Frau mit einem sehr alten Gesicht in den Tod. Der Flüchtling Kamal hofft an Bord der „Aurora“ in Freiheit zu gelangen. Julia Bruck arbeitet als Ingenieurin bei ...

In Manhattan stürzt sich eine sehr junge Frau mit einem sehr alten Gesicht in den Tod. Der Flüchtling Kamal hofft an Bord der „Aurora“ in Freiheit zu gelangen. Julia Bruck arbeitet als Ingenieurin bei dem internationalen Kosmetikkonzern Serail Almond in Indien. Dort macht sie in einem unterirdischen Labor eine ungeheuerliche Entdeckung, die unglaubliche Geschehnisse in Gang setzen. Alle drei Schauplätze sind spannend und haben mich ohne Unterschied in ihren Bann gezogen. Dann, langsam aber sicher, wurden die Schauplätze in Indien immer spannender. Julias Flucht quer durch Indien und die rasante Hetze ihrer Verfolger waren für mich einer der Höhepunkte des Thrillers. Einer der Schauplätze ist „An Bord der Aurora“. Dieser Handlungsstrang hat mich bis zum ersten Drittel des Buches sehr betroffen gemacht und auch sehr gefesselt. Dann trat das Schicksal von Kamal völlig in den Hintergrund und auch die Auflösung am Schluss hat mich nicht befriedigt. Im Laufe der Geschehnisse kommen immer weitere Charaktere ins Spiel und einige (liebgewonnene) werden auch wieder aus der Handlung entfernt. Die Spannungskurve hat ziemlich geschwankt, manche Szenen wurden für mich zu ausführlich geschildert.
Der „rote Faden“ der Geschichte ist die Flucht von Julia vor Serail Almond. Das spannende Entkommen beginnt in Indien und ich habe Julias Mut und Einfallsreichtum bewundert. Leider haben diese Eigenschaften immer mehr nachgelassen und richtige Spannung kam nur noch selten auf. Ich war auf den Schluss des Thrillers gespannt aber auch hier blieb ich nicht zufrieden zurück. Es gab zu viele offene Fragen, zu viele wichtige Dinge wurden nicht weiter geklärt.
Das Thema Schönheit, Jugendlichkeit und die damit viel Geld verdienende Kosmetikbranche ist ein faszinierendes Thema und nah an der Realität. Der Thriller ließ sich gut lesen und das Thema war sehr interessant. Schade, dass nicht mehr daraus gemacht wurde.

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