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Veröffentlicht am 23.10.2019

Café Farsund

Die Kinder des Nordlichts
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„Als Betty bei mir war, wusste ich immer, wie der nächste Tag aussehen würde. Sie hat mit Halt gegeben. Jetzt scheint es, als hätte ich ihn verloren.“ (S. 35) Nachdem Marie vor 2 Jahren endlich ihre Großmutter ...

„Als Betty bei mir war, wusste ich immer, wie der nächste Tag aussehen würde. Sie hat mit Halt gegeben. Jetzt scheint es, als hätte ich ihn verloren.“ (S. 35) Nachdem Marie vor 2 Jahren endlich ihre Großmutter Betty gefunden und mit ihr nach Norwegen gezogen war, ist diese nun gestorben. Halt gibt ihr jetzt ihre Freundin Elin, deren Großmutter kurz zuvor ebenfalls gestorben ist. Sie beide sind Enkelinnen norwegischer Frauen, die sich mit den deutschen Besatzern eingelassen hatten und deswegen geächtet waren. Elins Großmutter hat sich immer gefragt, was aus dem Vater ihres Kindes geworden ist und Marie hat ihn ausfindig gemacht. Sie überredet Elin, sie nach Wiesbaden zu begleiten und einen Neuanfang zu wagen, da sie nichts in Norwegen hält. Mit dem Rezeptbuch von Elins Großmutter eröffnen sie zur Weihnachtszeit in Wiesbaden ein kleines norwegisches Café …

„Die Kinder des Nordlichts“ ist ein Sequel von „Das Haus der verlorenen Kinder“ und dreht sich um Bettys und Odas Enkelinnen Marie und Elin. Das gemeinsame Schicksal hat die beiden zusammengeschweißt – Maries Eltern starben bei einem Verkehrsunfall, als sie ein Kleinkind war und Elins Mutter hat ihre Tochter früh verlassen. Durch den Tod ihrer Großmütter haben die jungen Frauen ihren Halt verloren, die letzte Verbindung zu ihren norwegischen Wurzeln.

Das Café Farlund soll sie an ihre Heimat erinnern und ihren Lebensunterhalt sichern, aber bis es soweit ist, sind einige Widerstände zu überwinden. Zum Glück helfen ihnen dabei alte und neue Freunde und auch die Liebe scheint wieder Einzug in Maries Leben zu halten. Dass an einigen Stellen Kommissar Zufall ordentlich in die Geschichte eingreifen musste, hat mich in diesem Fall nicht gestört. Schließlich soll sie ans Herz und gut ausgehen und sie spielt in der Vorweihnachtszeit. Außerdem würzt Linda Winterberg sie mit vielen norwegischen Back- und einem Glühweinrezept.

„Die Kinder des Nordlichts“ ist eine berührende Weihnachts-Kurz-Geschichte, die Appetit auf norwegisches Gebäck und neugierig auf „Das Haus der verlorenen Kinder“ macht.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Kriminal-Roman

Die Schwestern von Mitford Manor – Gefährliches Spiel
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Fünf Jahre sind vergangen, seit Louisa Cannon ihren Job als Kindermädchen auf Mitford Manor begonnen und den Mord um die verdiente Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufgeklärt hat. Ihr Leben ...

Fünf Jahre sind vergangen, seit Louisa Cannon ihren Job als Kindermädchen auf Mitford Manor begonnen und den Mord um die verdiente Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufgeklärt hat. Ihr Leben ist seitdem ruhiger geworden.

1925 steht Pamela Mitfords 18. Geburtstag an. Die Party gipfelt in eine mitternächtliche Schnitzeljagd – und plötzlich ist einer der Gäste tot. Louisas Freundin Dulcie, ein befreundetes Dienstmädchen, wird verhaftet. Sie hatte sich kurz zuvor mit dem Toten gestritten. Doch Louisa kann nicht an ihre Schuld glauben und versucht ihr zu helfen.

Auch mein heimlicher Star des ersten Bandes, der Polizist Guy Sullivan, ist wieder mit dabei. Diesmal arbeitet er mit der jungen weiblichen Polizistin Mary Moon zusammen. Sie sollen die Meisterdiebin Alice Diamond fassen, die mit ihrer reinen Frauenbande Diebstähle im ganz großen Stil durchzuzieht. „Alice Diamond war groß wie ein Mann, trug einen schweren Brokatmantel, und an jedem Finger steckte ein Ring mit funkelnden Steinen.“ (S. 35/36)

Leider hat mir der der 2. Band nicht ganz so gut gefallen wie Band 1, da der Kriminalfall etwas zu kurz kam und zu wenig Spannung aufgebaut wurde. Der Mord bildet den Beginn und das Ende der Handlung, dazwischen geht es aber weniger um dessen Aufklärung sondern mehr um das alltägliche Leben von Louisa und den Mitfords.
Pamela ist sehr bodenständig, liebt das Reiten und Kochen und interessiert sich noch nicht für einen eventuellen Ehemann. Trotzdem wird sie in die Gesellschaft eingeführt und Louisa ist als ihre Anstandsdame immer dabei. Pamela, die sehr behütet aufgewachsen ist, fühlt sich da manchmal etwas überfordert, spielt die Erwachsene.

Die goldenen Zwanziger waren ein wirklich aufregendes Jahrzehnt. Jessica Fellowes schildert das Gesellschaftsleben in London zur damaligen Zeit sehr anschaulich und mitreißend: die Bälle, Theaterbesuche und Teestunden, aber auch heimliche Schäferstündchen und Verwicklungen.

Mein Fazit: Obwohl der vorliegende Band mehr Roman als Krimi ist, hat er mich wieder gut unterhalten und ich bin schon sehr gespannt, mit welcher Schwester und welcher Zeit es im nächsten Buch weitergeht.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Theater, Theater

Die Flucht der Meisterbanditin
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Eines vorweg: „Die Flucht der Meisterbanditin“ ist der zweite Teil einer Reihe und ich würde empfehlen, vorher unbedingt den ersten Teil zu lesen, dann erschließen sich einige Zusammenhänge besser. (Marie ...

Eines vorweg: „Die Flucht der Meisterbanditin“ ist der zweite Teil einer Reihe und ich würde empfehlen, vorher unbedingt den ersten Teil zu lesen, dann erschließen sich einige Zusammenhänge besser. (Marie war die Tochter eines Bauern, die sich bei der Gräfin Wilhelmine von Gräfenitz verdingt hatte und von ihr als Diebin und Spionin ausgebildet wurde.)

Marie und ihr Geliebter Jost arbeiten immer noch als Schauspieler in La Boneilles Truppe und führen ansonsten ein sehr ruhiges Leben. Da holt Josts Vergangenheit ihn ein – er soll vor Jahren einen Soldaten erschlagen haben. Er wird verhaftet, aber Marie kann ihn aus dem Kerker befreien. Eine wilde Flucht beginnt. Sie werden allerdings nicht nur von Josts Häschern verfolgt, auch die Gräfin schickt ihnen ihre Leute hinterher, denn Marie hat ein Kästchen dabei, dass Wilhelmine unbedingt zurückhaben will ...

Die Bücher von Silvia Stolzenburg sind ein Garant für unterhaltsame und spannende historische Unterhaltung.
Marie und Jost haben bei La Boneilles gelernt, wie man sich nicht nur verkleidet, sondern in seiner Rolle aufgeht. Das kommt ihnen bei ihrer Flucht zu gute. Immer wieder ändern sie ihr Aussehen, um ihren Verfolgern zu entkommen. Beide sind sehr gewitzt, doch Marie ist die Mutigere und Offensivere von ihnen. Manchmal schien es, als hätten sie die Rollen getauscht. Sie übernimmt immer wieder die Führung und fällt Entscheidungen, während Jost zur Vorsicht mahnt und seine Ängste ihn zu fesseln drohen.

Auch das Setting passt hervorragend zur Handlung. Marie und Jost verstecken sich in einer großen Stadt und erleben dabei am eigenen Leib, wie groß die Unterschiede zwischen arm und reich sind. Dabei werden sie in einen Mordfall hineingezogen und geraten in noch größere Gefahr.

„Die Flucht der Meisterbanditin“ ist eine sehr spannende und unterhaltsame Maskerade, eine aufregende Verfolgungsjagd inkl. Versteckspiel vor großer historischer Kulisse.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Saras Erbe

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
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„Zu arbeiten war ihre Methode, zu vergessen, und nachdem sie endlich wieder die Kontrolle über ihr Leben zurückgewonnen hatte, dachte sie nicht daran, sie so ohne weiteres wieder abzugeben.“ (S. 20) Charlotte ...

„Zu arbeiten war ihre Methode, zu vergessen, und nachdem sie endlich wieder die Kontrolle über ihr Leben zurückgewonnen hatte, dachte sie nicht daran, sie so ohne weiteres wieder abzugeben.“ (S. 20) Charlotte kämpft immer noch mit dem viel zu frühen Unfalltod ihres Mannes. Ihnen war nicht viel Zeit zusammen vergönnt, Zeit, die sie in die gemeinsame Firma gesteckt hatten, anstatt eine Familie zu gründen.

Martinique vermisst ihre vor kurzem verstorbene Freundin Sara. Bis deren Nichte Charlotte ihr Erbe antritt, führt sie Saras Buchladen weiter. Doch der Umsatz ist rückläufig und Charlotte mit dem Erbe überfordert. Sie wusste nicht mal, dass sie eine Tante hat und versteht nichts vom Buchhandel. Martinique hat Angst, dass Charlotte das Haus inkl. Laden einfach verkauft. „Diese Buchhandlung war Saras Erbe. ... Wenn er verschwand, würde sich auch das Letzte, was von ihr blieb, im Nichts auflösen, und Martinique würde es nicht ertragen, ihre Freundin auf diese Weise noch ein weiteres Mal zu verlieren.“ (S. 85)

„Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse“ ist ein echter Pageturner. Ich bin durch die über 500 Seiten nur so geflogen. Charlottes Geschichte, vor allem aber die ihrer Mutter Kristina und ihrer Tante Sara von vor 30 Jahren, hat mich gefesselt. Geschickt wechselt die Autorin Frida Skybäck zwischen beiden Zeitebenen.

Charlotte findet alte Fotos, Briefe und Bücher mit Widmungen und kommt so ihre Mutter und Tante, aber auch dem Geheimnis ihrer eigenen Vergangenheit immer näher. Zudem stellt sie fest, dass ihr die Anonymität in London gut tut. Niemand weiß, dass sie Witwe ist und bedauert sie. Sie verliebt sich in ihren Buchladen und die Stadt und beginnt, sich heimisch zu fühlen. Doch um bleiben zu können, muss die Buchhandlung wieder Gewinne machen, neue Ideen sind gefragt.
Martinique ist ihr von Beginn an eine große Hilfe. Sie hat viele Jahre für Sara gearbeitet und kennt den Laden wie ihre Westentasche. Ihr einziger „Fehler“ ist ihre große Hilfsbereitschaft, die gern von anderen ausgenutzt wird. Dank Charlotte lernt sie sich selbst zu behaupten und auch mal „Nein“ zu sagen. Mir war der Erzählstrang um sie an einigen Stellen etwas zu ausführlich.
Mit Charlottes zweiter Mitarbeiterin Sam hatte ich zu Beginn so meine Probleme. Sie ist oft schnippisch und feindselig, hat sich ihre Meinung über Charlotte schon gebildet, bevor sie diese näher kennenlernt. Zum Glück hat sich ihr Verhalten im Laufe des Buches geändert.
Mein heimlicher Liebling ist Kater Tennyson, ein absoluter Herzensbrecher und das Maskottchen der Buchhandlung.
Auch der Buchladen selbst hat es mir angetan. Er ist schon über 100 Jahre alt und sehr liebevoll und gemütlich eingerichtet. So wie die Autorin ihn beschreibt, wäre ich dort gern mal zu Gast.

Mein Fazit: Trotz kleiner Längen ein echtes Wohlfühlbuch und Must-Reed für alle Bibliophilen.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Die große Abschiedsshow

Sorge dich nicht, stirb!
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Noch 24 Tage bis zu Kommissar Henning Bröhmanns 50. Geburtstag, noch 23 bis zur großen Party, schließlich will er ganz cool reinfeiern. „Ich bin wieder zurück. Nicht nur in Bad Salzhausen, sondern auch ...

Noch 24 Tage bis zu Kommissar Henning Bröhmanns 50. Geburtstag, noch 23 bis zur großen Party, schließlich will er ganz cool reinfeiern. „Ich bin wieder zurück. Nicht nur in Bad Salzhausen, sondern auch bei der Polizei.“ (S. 11) Ja, Bröhmann ist wieder im Dienst und motivierter als je zuvor. Darum reißt er auch den Todesfall im Coaching- und Beratungs-Institut an sich. Einer der Besitzer treibt tot im Pool, Fremdeinwirkung nicht ausgeschlossen. Henning stürzt sich voller Elan und im Alleingang in die Ermittlungen, sein Chef ist nicht begeistert. Doch er will Daria, eine junge Trainerin des Instituts, unbedingt beeindrucken – schließlich findet die ihn „interessant“, hört ihm zu und gibt ihm Tipps, sich zu optimieren. Dass sie ihm nur teure Kurse verkaufen will, wie ihm seine Frau auf den Kopf zusagt, will er nicht wahrhaben. „Nur weil ich ein paar ... Ansätze dieser Leute ganz interessant finde, verliere ich doch nicht gleich die Distanz.“ (S. 147)

Dietrich Faber hat mit „Sorge dich nicht, stirb!“ einen würdigen Abschluss der Reihe um den (Ex-)Kommissar Henning Bröhmann geschafft. Der 50. Geburtstag seines Protagonisten ist die perfekte Bühne, um noch mal alle wichtigen Personen auftreten zu lassen – bei Manni und Hessi im wahrsten Sinne des Wortes.
Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht zu lesen, wie Henning den Fall immer mehr aus den Augen verliert und dafür Schnupperstunden im Institut belegt, weil Daria ihn manipuliert. Dafür sehe ich Dietrich Faber auch nach, dass der Kriminalfall an sich etwas wenig Raum einnimmt und die Spannung erst zum Ende aufkommt.

Fabers Humor ist genau meine Kragenweite. Die Geburtstagsparty und alles, was dabei anders läuft als geplant hat man garantiert schon mal so oder ähnlich erlebt, da bleibt kaum ein Auge trocken. „Soll man zu einem runden Geburtstag nur die Leute einladen, die man mag, oder auch die Verwandtschaft?“ (S. 6)
Zudem nimmt er sich am Ende des Buches als Autor auch selbst auf die Schippe.

Mein Fazit: Manipulativ, lustig, traurig – der perfekte Abschied.