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heinoko

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Veröffentlicht am 01.05.2020

Märchenhaft-spannende Reise in die Welt der Bilder

Joana auf Echo-Hall
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Man könnte eine Diskussion anzetteln, für welche Altersgruppe das Buch geeignet ist. Bei Amazon steht „8-10“, der Autor selbst schwankt zwischen 10 und 12. Doch solche „Standardmaße“ passen ganz und gar ...


Man könnte eine Diskussion anzetteln, für welche Altersgruppe das Buch geeignet ist. Bei Amazon steht „8-10“, der Autor selbst schwankt zwischen 10 und 12. Doch solche „Standardmaße“ passen ganz und gar nicht zum vorliegenden Buch. Hier würde ich die Zielgruppenbezeichnung „neugierig-interessiert“ wählen, egal ob 8, 10 oder 80 Jahre alt.

Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich eine sehr fantasievolle Geschichte: Joana, ein 10-jähriges aufgewecktes Mädchen, dessen Mutter schwer erkrankt ist und deren Vater sich auf hoher See befindet, muss den Sommer auf Echo-Hall verbringen, einem weitläufigen, dunklen, alten Gemäuer. Der Hausherr, ein finsterer, freudloser Gelehrter, stellt strenge Regeln auf, an die sich Joana zu halten hat. Ganz schön trostlos und entsetzlich langweilig für Joana. Als sie jedoch entdeckt, dass es Gemälde im Haus gibt, die sich auf seltsame Weise verändern, beginnt für Joana eine aufregende, geheimnisvolle Entdeckungsreise…

Dem Autor ist es auf bewundernswerte Weise gelungen, anhand einer spannenden Rahmengeschichte symbolträchtig den besonderen Zauber, der der Malerei innewohnt, auf kindgerechte Weise zu vermitteln. Joana, die liebenswerte Hauptfigur, ist pfiffig, neugierig und herzerwärmend mitfühlend, wo nötig folgsam, aber auch mutig grenzüberschreitend. Gerade ihre Neugier, ihr Wissensdrang machen sie zur idealen Identifikationsfigur für eine Reise in die Malerei. Mittels kleiner Textpassagen hat Alexander Bálly Wissenswertes, Informatives mit der Handlung verwoben, ohne dass die Spannung darunter leidet. Denn man sieht nur, was man weiß.

Fazit: Die magische Wirkung von Kunst wird in dieser mit einem gewissen Anspruch geschriebenen, fantasievollen, lebendig-spannenden Geschichte von Anfang bis Ende spürbar. Und ich vertraue der Kraft dieser Erzählung, dass Erwachsene und Kinder durch das Buch angeregt werden zu eigenen Entdeckungsreisen, zu eigenen „Bildbegehungen“.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Urlaubsfeeling, Klimaschutz und ein Toter

Mitten im August
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Ein gemütlicher Sitzplatz auf der Terrasse, eine duftende Tasse Kaffee und das vorliegende Buch - fertig ist die perfekte Lesestunde. Man wird sofort weggebeamt in das südliche Italien, zu eigenwilligen ...


Ein gemütlicher Sitzplatz auf der Terrasse, eine duftende Tasse Kaffee und das vorliegende Buch - fertig ist die perfekte Lesestunde. Man wird sofort weggebeamt in das südliche Italien, zu eigenwilligen Protagonisten, zu duftenden Blüten, zu von der Sonne aufgewärmten Steinmäuerchen, zu schaukelnden Booten… „Mitten im August“ ist der gelungene Auftaktband einer Capri-Serie, deren weitere Bände ich mit Sicherheit gerne lesen werde.

Enrico Rizzi, Inselpolizist auf Capri, nutzt seinen ruhigen Posten, um seinem Vater in dessen Obst- und Gemüsegärten hoch über dem Golf von Neapel zu helfen. Sein beschauliches Leben wird jäh unterbrochen, als ein Toter, von mehreren Messerstichen getötet, in einem Ruderboot liegend an den Strand getrieben wird. Es handelt sich um Jack, den Sohn einer reichen Industriellenfamilie, Student der Ozeanologie. Rizzi gerät mit seinen Ermittlungen in seinem ersten Mordfall zwischen alle Stühle, denn einerseits soll es eine schnelle Aufklärung geben, damit die Touristen nicht wegbleiben, andererseits wird er in seinem Eifer immer wieder ausgebremst durch Kompetenzgerangel und falsche Spuren. Doch Rizzi lässt nicht locker…

Das Buch lebt in allererster Linie von seinen malerischen Beschreibungen und von der bilderreichen, atmosphärisch dichten Erzählweise. Man spürt auf jeder Seite, dass der Autor mit Herz und Seele in der Gegend lebt. Doch jenseits der schützenswerten Urlaubsidylle lässt den Autor die Frage nicht los, wie es um die Zukunft der Meere bestellt ist. Wobei es nicht genügt, die Missstände zu konstatieren: „Das Dokumentieren der zunehmenden Zerstörung ist nichts anderes als Sterbebegleitung.“ Dem Autor ist es geschickt gelungen, Informationen über die Versauerung der Ozeane und ihre gravierenden Folgen in die Krimihandlung einzubetten. Die ruhig-unaufgeregt erzählte Krimihandlung mit einer völlig unerwarteten Aufklärung gegen Ende des Buches ist dabei durchweg fesselnd zu lesen und macht Lust auf mehr.
Und das sei auch noch erwähnt. Diogenes Bücher sind immer auch ein sinnliches Vergnügen. Feines glattes Papier, gut lesbares Satzlayout, ein stimmiges Cover, dazu die gekonnt geschriebene Geschichte. Perfekt.


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Veröffentlicht am 27.04.2020

Ein geschliffen kluges Buch über das Phänomen Marcel Reich-Ranicki

Marcel Reich-Ranicki
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Seit jeher war ich bekennender Marcel-Reich-Ranicki-Fan. Ich liebte seine gnadenlose Rigorosität gegenüber langweiligen Büchern, sein unmissverständliches, nicht zu diskutierendes, manchmal selbstgefälliges, ...


Seit jeher war ich bekennender Marcel-Reich-Ranicki-Fan. Ich liebte seine gnadenlose Rigorosität gegenüber langweiligen Büchern, sein unmissverständliches, nicht zu diskutierendes, manchmal selbstgefälliges, immer aber pointiertes Äußern seiner Meinungen. Er brachte Bücher unter das Volk wie nach ihm nie wieder jemand. All das gefiel mir außerordentlich, insbesondere da ich, zur damaligen Zeit mit eigener kleiner Buchhandlung, durch ihn immens viel gelernt hatte im Umgang mit Büchern und im Umgang mit Lesern. Insofern war ich überaus gespannt auf das vorliegende Buch.

„Was ist Kritik? … eine Kreuzung von Journalistik und Wissenschaft.“ Dieser „Kreuzung“, für die Marcel Reich-Ranicki ein Paradebeispiel war, spürt Dr. Gunter Reus, Professor für Journalistik, in dem vorliegenden Buch sehr wohlwollend nach. Da der Autor nicht vom Elfenbeinturm der Kulturwissenden aus schreibt, sondern mit einem untrüglichen Wissen um guten Journalismus, porträtiert er das Phänomen MRR ganz unheilig, pragmatisch, dennoch spürbar mit einer gewissen Achtung, vielleicht sogar Verehrung. Das Buch versucht zu umreißen, was guten Kulturjournalismus ausmacht, jenseits aller dünkelhaften Blasiertheit. Und wie Marcel Reich-Ranicki genau diesen mitreißenden Kulturjournalismus voll und ganz verkörperte. Irgendwo in den Erinnerungen von MRR steht: „Ich wollte ihnen (den Lesern) erklären, warum die Bücher, die ich für gut und schön halte, gut und schön sind.“ Punktum. Hinter all seiner Wortgewalt blieb Marcel Reich-Ranicki jedoch ein ewig Heimatloser, Einsamer, oft Gekränkter. Auch diesen Seiten spürt der Autor sehr fein nach.
Die große Fülle an Zitaten macht die theoretischen Überlegungen lebendig, anschaulich und kurzweilig zu lesen.

Dr. Gunter Reus schreibt und beschreibt sehr eloquent, in wohltuend geschliffener Sprache, mit fundiertem Wissen. Jede Seite in diesem Buch ist ein Genuss zu lesen. Denn es geht nicht nur um MRR, es geht um viel mehr. MRR ist sozusagen die Überschrift zu brillanten Ausführungen nicht nur zur Literaturkritik im Allgemeinen und besonderen, sondern überhaupt zu Medien und Medienvertretern und zu deren zunehmendem Verlust an Profil und Glaubwürdigkeit. Und wie gut es wäre, wenn genau diese Medienvertreter sich das Phänomen MRR genauer anschauen würden.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Das Karussell der Täuschungen macht schwindelig

Die Frau ohne Namen
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Was ist dieser Roman? Vergleichbares habe ich noch nie gelesen.
Der Roman kommt daher wie ein Psychothriller, scheint sich erst einmal auf ein raffiniertes psychologisches Kammerspiel zwischen reicher ...


Was ist dieser Roman? Vergleichbares habe ich noch nie gelesen.
Der Roman kommt daher wie ein Psychothriller, scheint sich erst einmal auf ein raffiniertes psychologisches Kammerspiel zwischen reicher Therapeutin und armer Visagistin festlegen zu lassen. Er hat eine zunächst oberflächlich wirkende Handlung wie ein Bericht aus dem Leben mäßig gelangweilter reicher Amerikaner. Und doch ist er alles andere als oberflächlich. Denn er befasst sich mit wesentlichen Fragen des Miteinanders von Menschen. Und vor allen Dingen ist der Roman fesselnd, faszinierend, packend, verwirrend und von nicht endender Spannung. Das alles ist der Roman und noch viel mehr. Wie gesagt, Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen. Und ich bin restlos begeistert.

Worum geht es? Jess, jung, mit chronischer Geldnot, meldet sich für eine ausgeschriebene Ethik- und Moralstudie, da großzügige Vergütung versprochen wird. Sie wird zur Testperson 52, zu einem verheißungsvollen Forschungsprojekt. Sehr persönliche Fragen führen immer tiefer in ein manipulatives und durchaus lebensgefährliches Experiment.

Einen einzigen kritischen Einwand muss ich voransetzen. Ich bedauere zutiefst Leo, den armen kleinen vernachlässigten Hund von Jess, der immer allein in der Wohnung sitzt, kaum etwas zu fressen bekommt außer Essensresten und nur alle paar Tage mal Gassi geführt wird. Da hätten die beiden Autorinnen schon ein wenig mehr Tierliebe einfließen lassen sollen!
Das Buch bezeichnet sich als Roman, nicht als Thriller, ist aber so unermesslich spannend wie ein solcher. Man jagt von einem Twist zum anderen, wird immer wieder getäuscht, wird moralisch auf die Probe gestellt, Sicherheit wechselt mit Zweifeln, Abneigung mit Sympathie. Und es bleibt die große Frage: Wer manipuliert wen und womit, bewusst oder unbewusst, im Roman und im eigenen Leben? Kann man überhaupt nicht manipulieren? Und was ist überhaupt Wahrheit? Gibt es DIE Wahrheit? Irgendwo im Buch steht, dass die Wahrheit eine Gestaltwandlerin ist, schwer fassbar wie eine Federwolke. Wie wahr!
Großartig geschrieben ist dieser Roman. Absolut empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Spannend-unterhaltsame Beschäftigung für kleine Rätselfüchse

Ravensburger Exit Room Rätsel: Gefangen auf der Insel
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Ute Löwenberg schafft es immer wieder neu, Kinder mit Büchern zum Lesen und Mitdenken zu verführen, so auch in der Reihe „Exit Room Rätsel“ für 8- bis 12-Jährige, einer Buchreihe, die mir außerordentlich ...

Ute Löwenberg schafft es immer wieder neu, Kinder mit Büchern zum Lesen und Mitdenken zu verführen, so auch in der Reihe „Exit Room Rätsel“ für 8- bis 12-Jährige, einer Buchreihe, die mir außerordentlich gut gefällt.

Ähnlich dem Realspiel für Erwachsene in einem Escape Room bekommen die kleinen Leser die Aufgabe gestellt, aus einer ausweglosen Situation wieder hinaus zu finden, indem sie Rätsel lösen. Jede richtige Lösung führt wieder weiter zum nächsten Rätselschritt. Auch sind kleine Hilfen im Buch versteckt. Doppelseiten müssen aufgetrennt, die Seiten bemalt oder ausgeschnitten werden. Das bedeutet leider, dass das Buch nur einmal verwendet werden kann.

Im vorliegenden Band „Gefangen auf der Insel“ ist man nach einem Sturm auf einer Insel und damit in einer Falle gelandet. Mit Schmierpapier, Stiften, Schere und Überlegung muss man an seiner Befreiung aus dieser misslichen Situation arbeiten. Durchhaltevermögen, Kreativität und logisches Denken sind gefragt. Wer nicht trickst, ist bestimmt für ungefähr 2 Stunden gut beschäftigt. Die einzelnen Rätselaufgaben sind nicht zu einfach und dadurch langweilig, aber auch nicht unlösbar schwierig. Auf jeden Fall ist das Buch eine fordernd-unterhaltsame Beschäftigung, ideenreich gestaltet und am meisten Spaß bringend, wenn sich die ganze Familie damit befasst.

Fazit: Spannend-unterhaltsame Beschäftigung für kleine Rätselfüchse.

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