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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2020

Origineller Genremix

American Spy
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Marie arbeitet in den 80er Jahren nach ihrer Ausbildung in Quantico für das FBI in der Abteilung Spionageabwehr. Sie wird für ein Spezialprojekt der CIA ausgewählt. Als schwarze Frau scheint sie prädestiniert ...

Marie arbeitet in den 80er Jahren nach ihrer Ausbildung in Quantico für das FBI in der Abteilung Spionageabwehr. Sie wird für ein Spezialprojekt der CIA ausgewählt. Als schwarze Frau scheint sie prädestiniert für diesen Auftrag. Sie soll den Staatschef von Burkina Faso korrumpieren. Doch ihr kommen Zweifel, ob sie das wirklich ethisch vertreten kann. Überhaupt gefallen ihr einige Aktivitäten des FBI nicht und es beginnen Schwierigkeiten…

Man erfährt als Leser*in alles in Form eines Briefes, den sie an ihre Zwillingssöhne schreibt. Wie alt diese gerade sind und warum sie diesen Brief überhaupt schreibt, erfährt man nur Stück für Stück, wodurch Spannung entsteht. Auch erfährt man lange nicht, was es mit dem Vater auf sich hat.
Der Brief ist nicht chronologisch erzählt, sondern eher assoziativ und in den Zeiten springend.
Marie reflektiert viel über die eigene Herkunftsfamilie, insbesondere über ihre ältere Schwester Helene, die sie sehr bewunderte, aber irgendwann nicht mehr richtig verstand. Auch diese arbeitete, bis zu ihrem frühen Tod, beim FBI. Die Mutter verließ die Familie und kehrte in ihr Herkunftsland Martinique zurück. Die Mädchen wuchsen so bei ihrem Vater, einem Polizisten, in New York auf. Marie beleuchtet die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern und die eigene Entwicklung. Die Figuren blieben mir jedoch etwas fremd. Auch konnte ich gegen Ende eine Handlung Maries nicht nachvollziehen, da sie irgendwie nicht zu ihren Wertmaßstäben passte. Zudem wurde es manchmal zu „gefühlsduselig", zu häufig wurden verschiedenste Gefühle benannt und auch das passte nicht so ganz ins Bild, da sich Marie eher verschlossen und kühl gab.
Neben der Familie steht natürlich ihre Tätigkeit beim FBI und in der CIA im Fokus. Diese Einblicke in das Spionagewesen, aus dem kritischen Blick einer schwarzen Frau, fand ich hingegen überaus interessant. Atemlos ließen mich die sehr realistisch erscheinenden Schilderungen der Aktivitäten, der Überwachungen von Bürgerrechtsinitiativen im Inland sowie der enormen Manipulation im Ausland, hier insbesondere der Geheimoperationen in Westafrika, zurück. Diese werden recht ausführlich und klar beschrieben. Obwohl ich das alles schon irgendwie gehört hatte, beeindruckte es mich Des Weiteren gefielen mir in diesem Zusammenhang die Diskussionen über Demokratie (-aufbau).
Zudem, das gefiel mir ebenfalls gut, wurden die Auswirkungen des Kalten Krieges sowie insgesamt die Diskriminierung von Schwarzen und Frauen nachvollziehbar und spürbar geschildert, ebenso die jeweilige Nichtzugehörigkeit – in den USA gilt Marie als die Schwarze, in Westafrika als die Amerikanerin.
Der Roman wartet noch mit einer Liebesgeschichte auf, die ich jedoch als zu dick aufgetragen empfand. Auch der Schluss geriet mir etwas zu pathetisch.

Tja, was war das nun? Ein Thriller? Ein Spionageroman? Ein psychologischer Familienroman? Ein Liebesroman? Ein Westafrika Roman? Satire, Trash oder Ernst? Von jedem etwas und für mich leider zu viel in einem. Auch aliterarisch sehr durchwachsen- klare gute Sätze wechseln sich ab mit recht trivialen Passagen. Dennoch gefiel mir die Originalität, die ungewöhnliche Hauptfigur- eine taffe weibliche schwarze Spionin sowie das ungewöhnliche Setting und nicht zuletzt der Humor. Obwohl ich insgesamt nur drei Sterne vergebe, bereue ich die Lektüre keinesfalls.

Veröffentlicht am 11.07.2020

Lohnenswerter tschechischer Klassiker

Mai
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Ein junger Räuber sitzt im Kerker, da er den Nebenbuhler oder Verführer (?) seiner Geliebten ermordete. Zudem stellte sich heraus, dass dies sein Vater war, der ihn vor einiger Zeit verstoßen hatte. Man ...

Ein junger Räuber sitzt im Kerker, da er den Nebenbuhler oder Verführer (?) seiner Geliebten ermordete. Zudem stellte sich heraus, dass dies sein Vater war, der ihn vor einiger Zeit verstoßen hatte. Man lauscht nun seinen letzten Gedanken kurz vor der Hinrichtung. Zugleich hört man man seiner Geliebten zu, man lauscht der Natur und ganz zum Schluss wird man eines Wanderers gewahr, der neben dem Skelett des jungen Mannes von ganz eigenen Empfindungen ergriffen wird.

Mai ist ein 1836 erschienenes Versepos und bei den Tschechen ein Klassiker. Jeder kennt es, wenngleich vielleicht nicht jeder es gänzlich gelesen hat..:) Zumindest die ersten 36 Verse sind wohl geläufig, da sie in der Schule gelehrt und traditionell am 01.Mai von jung
Verliebten am Denkmal des Dichters deklamiert werden.

Der Untertitel: „Romantisches Liebesepos“ trifft es nicht so ganz. Was ist das für ein Epos? Ein Liebesgedicht? Ein Schauergedicht? Ein Naturgedicht? Eine Tragödie? Es ist ein Gedicht über das Leben und den Tod, über das Werden und Vergehen. Voller Emotionen: traurig, melancholisch, düster, gruselig, schauerlich, romantisch, hoffnungsvoll, anmutig und sogar humorvoll. Voller jugendlichem Weltschmerz, aber auch altersweiser Hoffnung.

Einige Stellen, einige Bilder waren mir erst mal unverständlich und beschwerlich. Erst nach mehrmaligem Lesen entschlüsselte es sich etwas und entfaltete auch seine volle Wirkung. Andere Stellen waren hingegen sofort eingängig und wunderschön. Es lohnt sich sehr, immer wieder in diese sehr schönen Bilder einzutauchen!
Das Epos ist bezüglich der Strophen und Versmaße abwechslungsreich gestaltet. Inhaltlich bleibt es teils eher vage und lässt einige Fragen offen, nicht alle Zusammenhänge werden hier erklärt. Vorrangig geht es vielleicht auch eher um den Gebrauch der Sprache, um die besonderen Bilder mit ihrer Ausdruckskraft, Poesie, auch Fantasie und Emotionalität. Nicht zuletzt auch um die metaphysischen Gedanken, die zu Máchas Zeiten sicher nicht ganz alltäglich waren.

Der vorliegende Band enthält die tschechische und auch deutsche Version (linke Seite tschechisch, rechte Seite deutsch). Hin und wieder gibt es schwarz/weiß Illustrationen, zumeist eher abstrakt und in Faltbildertechnik.
Es folgt ein sehr umfangreiches Nachwort vom Übersetzer Ondrej Cikan. Er rückt das Versepos in den historischen Kontext und gibt Einblicke in das leider doch recht kurze Leben des Dichters, der sehr viel später erst zu einer Kultfigur avancierte. Zudem wird man für die enorme Herausforderung von Übersetzungen, insbesondere von Gedichten, sensibilisiert. So stellt Cikan verschiedene Versionen der unterschiedlichen Übersetzer gegenüber, was ich überaus spannend fand.
Wenngleich mir dieses ausführliche Nachwort an manchen Stellen etwas zu literaturwissenschaftlich geriet, empfand ich es insgesamt doch als sehr bereichernd, erhellend und vor allem auch notwendig! Sowieso lohnt es sich sehr, weitere Recherchen aufzunehmen, weitere Quellen zu nutzen oder auch sich beispielsweise Vertonungen des Gedichtes anzuhören!

Dieses Gedicht, dieses Versepos las ich vor allem aus Interesse an Klassikern und am Kulturgut der Tschechen. Es hat mir nun große Lust bereitet, mehr über Klassiker unserer Nachbarländer zu erfahren und vor allem auch Mut gemacht, mehr Gedichte zu lesen!

Veröffentlicht am 10.07.2020

„Wir feiern doch ständig neben dem Unglück der anderen“

Während wir feiern
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Schweizer Nationalfeiertag. Alexa, Sängerin, bereitet ihre alljährliche Party vor, zu der sie Freunde und Nachbarn einlädt. Sie selbst ist Deutsche und hofft auf eine Einbürgerung. Sie kam vor Jahren aufgrund ...

Schweizer Nationalfeiertag. Alexa, Sängerin, bereitet ihre alljährliche Party vor, zu der sie Freunde und Nachbarn einlädt. Sie selbst ist Deutsche und hofft auf eine Einbürgerung. Sie kam vor Jahren aufgrund eines Engagements in die Schweiz und blieb dann der Liebe wegen. Sie lebt mit Adrian, einem Narkosearzt und dessen 16 jährigem Sohn Robert, einem leidenschaftlichem Fußballfan zusammen.
Parallel zu Alexas Partyvorbereitungen fürchtet der Tunesier Kamal seine Abschiebung. Kamal wendet sich an seinen Sprachlehrer Zoltan, den besten Freund Alexas, mit der Bitte um Hilfe. Doch der verwehrt sie ihm aus Gründen, die er sich selbst kaum einzugestehen wagt.

Dieser Roman spielt an diesem einem Tag und nimmt die verschiedensten Menschen in den Blick, wobei man als Leser*in dem inneren Erleben der jeweiligen Personen folgt. Von Beginn an fesselnd, konnte ich ihn kaum aus der Hand legen, obwohl ich zwischendrin hier und da genervt und gestresst, da die Abfolge der Vielzahl an Personen oft sehr schnell vonstatten ging. Es las sich assoziativ, ein schneller Reigen, der aber auch Raum für klare Beobachtungen und treffsichere Sätze ließ.
Diese vielen im Spotlight stehenden Figuren, macht eine sehr komplexe und tiefgründige Charakterisierung nahezu unmöglich, wobei es der Autorin dennoch gelang, überzeugende, wenngleich nicht immer sympathische, nämlich vor allem menschlich- fehlerhafte Figuren zu skizzieren.
Alexa, unheimlich gestresst und nervös wegen der Partyvorbereitung wirkt von sich selbst weit entfernt, hat aber dennoch das Herz am rechten Fleck. Ihre Freundin Evelyne, eine Rapperin, die an Schulen Workshops gibt, kommt zur Party. Ebenso wie Zoltan, der eine berühmte und verehrte Schriftstellerin mitbringt, die sich jedoch recht kantig im Umgang erweist und irgendwann konstatiert, man solle sie nicht mögen, sondern gefälligst ihre Bücher lesen..:) Der ehe erfolglose Schauspieler Brad erscheint, mit dem Alexa eine kurze Affaire hatte sowie ihr Lebenspartner Adrian, der irgendwann bemerkt, nachdem sich Kollegen über die große Anzahl der Deutschen in der Schweiz aufregen, dass sie sich doch eher über den geringen Frauenanteil unter den Ärzten aufregen sollten. Die teils sehr schwulenfeindlichen Jugendlichen um Robert blieben mir etwas unnahbar und fremd.
Kamals Schicksal ging mir nahe und berührte mich sehr. Es blieb mir nachhaltig im Gedächtnis, wie zugleich auch das Verhalten Zoltans. Nur an einer Stelle fiel es mir sehr schwer, Kamals Handeln nachzuvollziehen, möchte das hier jedoch nicht spoilern.

Die Sprache, obwohl doch Deutsch, klang mir hier und da aufgrund der Schweizer Begriffe manchmal – angenehm - fremd. Ich erhielt einen Einblick in das Schweizer Leben, wobei manche Andeutung sicher an mir vorbeiging. Hier können Schweizer bzw. Schweizkenner sicher noch mehr herausziehen.
Thematisch geht es um Beziehungen, um Staatsbürgerschaften und Nationalitäten, um Rassismus, Homophobie, aber auch um Demokratie und Mitbestimmung
Besonders steht hier die „Durchsetzungsinitiative“ der SVP, der Schweizer Rechtsaußenpartei kritisch im Fokus, die völkerrechtswidrige Bedingungen für die „Ausschaffung“ (Abschiebung) schaffen wollte und will.
Kontrastreich werden hier zudem zwei unterschiedliche Migranten dargestellt – die Deutsche und der Tunesier. Verdeutlicht werden ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen, Motive, Rollen, Lebenswelten und vor allem Chancen und Möglichkeiten.

Insgesamt liest sich der novellenartig konzipierte Roman ernsthaft, humorvoll, satirisch und mit kritischem Blick. Im Verlauf kippt die Stimmung deutlich und es wird klar, dass eine Katastrophe naht. Das Ende, wenn gleich nicht völlig hoffnungslos, ließ mich bedrückt zurück.
Er inspirierte, mehr über die Schweizer Asylgesetzgebung zu recherchieren und mir das berühmte „Guggisberglied“ anzuhören, welches hier eine Rolle spielt. Zugleich nahm ich mir vor, Virginia Wolfs „Mrs. Dalloway“ zu lesen, die hier - auch – Vorbild war.

Veröffentlicht am 06.07.2020

Wunderbar gestaltet, super interessant!

Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze
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Dieses wunderbar gestaltete Kinderbuch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird eine Geschichte erzählt, im zweiten Teil werden Sachinformationen vermittelt.
Die Geschichte handelt von einer Wildkätzin ...

Dieses wunderbar gestaltete Kinderbuch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird eine Geschichte erzählt, im zweiten Teil werden Sachinformationen vermittelt.
Die Geschichte handelt von einer Wildkätzin mit vier Jungen, die aus ihrem Streifgebiet flüchten müssen, da hier Waldarbeiter am Werke sind. Sie müssen etliche Hindernisse bewältigen und Gefahren überstehen, bis sie endlich ein neues Streifgebiet finden.
Es liest sich spannend, berührend und stets sehr tiernah. Schon hier lernt man eine Menge über Wildkatzen. Illustriert ist die Erzählung mit sehr schönen und realistischen schwarz-weiss Zeichnungen.

Der darauf folgende Sachteil nutzt neben Zeichnungen vor allem auch Fotos und ist grafisch sehr schön mit ansprechenden Farben und in einem lockerem, sehr sympathischem Stil gestaltet. (Auch das Cover mit den glänzenden Augen und Schriftzügen ist übrigens sehr, sehr gelungen..:)
Hier erfährt man nun, wie Wildkatzen genau aussehen, wie sie ihre Umwelt wahrnehmen, wie sie kommunizieren, was sie essen, wie sie jagen und wie sie generell leben. Die Informationen sind breitgefächert und lehrreich auch für ältere Leser*innen.

Der Tier- und Naturschutz wird nie aus dem Auge verloren. So wird gezeigt, wie die Ökosysteme zusammenhängen, wie Tier und Natur verbunden sind und wie der Mensch, z.B. durch die Schaffung von Waldverbindungswegen, positiv Einfluss nehmen kann.
Zuletzt wird auch der BUND näher vorgestellt, in dessen Zusammenarbeit dieses Buch aus der Reihe Expedition Natur: Wild! entstand (und hoffentlich noch weitere entstehen werden).

Die meisten Wildkatzen Europas leben in Deutschland, sie sind jedoch sehr scheu, man bekommt sie selten zu Gesicht. Hier erhält man nun über sie reichhaltige Informationen in Wort und Bild, überzeugend und kindgerecht dargeboten. Gleichzeitig wird man für den Tier- und Umweltschutz sensibilisiert bzw. motiviert.

Mir hat es sehr gefallen! Es beeindruckte mich und wirkt nach, daher empfehle ich es für alle ab 8 Jahren..:)

Veröffentlicht am 13.06.2020

„Mut und Angst sind die beiden Seiten derselben Medaille.“

Nur Mut! (Fachratgeber Klett-Cotta)
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Rohwetter, erfahrene Psychotherapeutin und Autorin legt hier ein kompaktes und leicht verständliches Werk über Angst vor. Der Schwerpunkt bildet dabei eine sehr umfassende Sammlung an praktischen Übungen ...

Rohwetter, erfahrene Psychotherapeutin und Autorin legt hier ein kompaktes und leicht verständliches Werk über Angst vor. Der Schwerpunkt bildet dabei eine sehr umfassende Sammlung an praktischen Übungen für den Umgang mit der Angst.

Anfangs war ich etwas skeptisch, da mir u.a. ihre Auswahl an Begriffen, die sie etymologisch erläuterte sehr willkürlich erschien. Aber es dauerte nicht lang und ihr Wissen über Ängste überzeugte mich. Sie nutzt ein reiches Repertoire verschiedener Lehren und therapeutischer Verfahren und deren Erkenntnisse. Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, kognitive Therapie, Gestalttherapie, Ego State Therapie, Achtsamkeit, Meditation, Resilienzforschung sowie Gedanken von Dichtern und Denkern fließen in ihr Werk ein.
Sie verweist dabei immer wieder auf ihre Quellen und führt am Ende ein Literaturverzeichnis an. Zudem nutzt sie Fallbeispiele aus ihrer eigenen Praxis sowie Beispiele aus ihrem eigenen Leben.

Rohwetter differenziert einzelne Ängste und erläutert sie genauer (Zukunftsängste, Ängste aus der Vergangenheit, Ängste vor ganz konkreten Dingen, Traumata, ererbte Ängste, Phobien, Lebensängste). Sehr spannend fand ich eine weitere Unterteilung in irrationale, rationale und moralische Ängste, hier gewann ich neue Ideen für mich selbst. Des Weiteren geht sie auf das psychodynamische Modell der Grundformen der Angst nach Riemann ein und beschäftigt sich mit der Angstlust.
Hauptsächlich geht sie jedoch immer der Frage nach, wie man mit der Angst umgehen kann, wie man sie sich zum Freund machen kann bzw. wie man überhaupt mutiger werden kann.

Im Zuge dessen beeindruckte mich ihre Zusammenstellung der zahlreichen (!) praktischen Tipps, Strategien und der vielen (!) Übungen, wie man mit Angst umgehen kann. Diese (umfassende) Fülle hatte ich so eigentlich nicht erwartet. Sie unterteilt sie in Übungen für akute Notfälle sowie in dauerhaft beruhigende Übungen. Am Ende werden sie nochmal sehr übersichtlich zusammengefasst.
Einige Übungen sind recht anspruchsvoll und man sollte Vorkenntnisse über Visualisierungen oder der Arbeit mit inneren Anteilen haben. Manche Übungen würde ich vielleicht nur mit einem Therapeuten durchführen. Man benötigt sicherlich auch Disziplin und eine gewisse Souveränität. Andere Übungen wiederum sind sehr einfach zu handhaben. Insgesamt scheinen jedoch alle Übungen wirksam und ich denke jeder kann hier das Passende für sich finden.

Die Autorin schreibt sehr ressourcenorientiert, nahbar und verständlich. Die Zielgruppe erscheint weitgefasst. So erscheint das Buch geeignet für Menschen mit sehr starken oder auch häufigen Ängsten bzw. Panikattacken, aber durchaus auch für Menschen mit leichteren bzw. seltener auftretenden Ängsten. Hilfreich auch für Studierende und Menschen, die in pädagogisch oder therapeutischen Bereichen tätig sind.

Fazit: Ein reichhaltige, kompakter Überblick über Angst mit einer Fülle an hilfreichen Übungen. Empfehlenswert und überzeugend!