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Veröffentlicht am 25.05.2022

Für Liebhaber britischer Krimi-Klassiker genau richtig

Der Tote aus Zimmer 12
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Die ehemalige Lektorin Susan, zu deren Aufgabenbereich die Werke des Kriminalschriftstellers Alan Conway gehörten, lebt nun mit ihrem Mann Andreas auf Kreta und führt dort ein kleines Hotel. Leider ist ...

Die ehemalige Lektorin Susan, zu deren Aufgabenbereich die Werke des Kriminalschriftstellers Alan Conway gehörten, lebt nun mit ihrem Mann Andreas auf Kreta und führt dort ein kleines Hotel. Leider ist entpuppt sich das nicht als Traum und so ergreift sie die Gelegenheit, als das ältere Ehepaar Treherne sie um Hilfe bittet. Susan soll ihnen bei der Suche nach ihrer in England vermissten Tochter helfen. Diese hatte gerade herausgefunden, dass ein vor Jahren im Hotel der Trehernes begangener Mord später die Grundlage zu einem von Alan Conways Romanen bildete und der wahre Mörder darin offenbart würde. Da der Autor tot ist gibt es niemanden, der über sein Werk so gut informiert ist, wie Susan. Diese beginnt ihre Ermittlungen sowohl im Umfeld des Hotels, als auch in Conways Roman und gerät dadurch selbst in Gefahr.

Allen Lesern klassischer britischer Romane a la Miss Marple oder Hercules Poirot sei dieser Krimi ganz besonders ans Herz gelegt. Da man sich relativ stark in der gehobenen britischen Gesellschaft bewegt, fällt bei eben solchem gehobenen Schreibstil kaum auf, dass es sich um einen Krimi handelt, der zeitlich im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Auch der ursprüngliche Mord wurde bereits in den 2000er Jahren begangen. Trotzdem ist da dieses typische "Schwarz-weiß-Gefühl".

Die Protagonistin Susan, die schon beim Mord am Autor selbst ermittelt hat, gefällt mir sehr gut. Sie geht sehr zielgerichtet vor, vorsichtig wo nötig, lässt sich aber nicht beirren, auch wenn nicht jeder sie im Hotel mit offenen Armen empfängt. Den erwähnten vorherigen Fall hatte ich zuvor nicht gelesen. Das muss man auch nicht um in diesem Buch Fuß zu fassen. Alles, was man wissen muss, erfährt man nebenbei. In einem Hotel gibt es natürlich eine Fülle von Verdächtigen, was mir immer besonders viel Freude bereitet, da man die Möglichkeit erhält, eigene Theorien aufzustellen. Hier gibt es noch das zusätzliche Problem, dass der Täter, der die Tat gestanden hat, schon längst im Gefängnis sitzt. Warum hat er gestanden, wenn er doch unschuldig ist? Und was ist mit Cecily, der vermissten Tochter der Trehernes passiert?

Durch geschickte Befragungen und Spurensuche, kommt Susan dem Täter zwar näher, doch erst durch das erneute Lesen von Conways Roman, erhält sie entscheidende Hinweise. Und genau dieses Buch, das dann komplett abgedruckt ist, ist ein toller Kniff, den ich so in noch keinem anderen Roman gesehen habe. Denn auch in diesem kann man wiederum Conways Detektiv Atticus Pünd beim Ermitteln auf die Finger sehen. Man bekommt also nicht nur einen Krimi, sondern gleich zwei und beide sind sehr gut erdacht. Leider waren die Hinweise auf den/die Täter/innen für mich nicht immer subtil genug, so dass sich mein Verdacht am Ende bestätigt hat. Trotzdem ist "Der Tote aus Zimmer 12" für Liebhaber klassischer Krimis eine Empfehlung wert. 4 Sterne

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Ein ewiger Kampf

Bunny vs. Monkey - Der Wahnsinn beginnt
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Der Hase lebt mit seinen beiden Freunden Schwein und Hörni friedliche im Wald, nicht ahnend, dass unweit in einem Labor ein Affe auf eine Mission im All vorbereitet wird. Er soll den Planeten, auf dem ...

Der Hase lebt mit seinen beiden Freunden Schwein und Hörni friedliche im Wald, nicht ahnend, dass unweit in einem Labor ein Affe auf eine Mission im All vorbereitet wird. Er soll den Planeten, auf dem er landet, erobern. Zu dumm, dass er gar nicht in den Weltraum gelangt, sondern in den nahe gelegenen Wald, wo er sich sofort daran macht, seinen Auftrag zu erfüllen und keine List, keine Technik seines neuen Gehilfen Stinki ungenutzt lässt, um die Waldbewohner unter Kontrolle zu bringen. Zum Glück halten Hase und seine Freunde dagegen.

Wer Tom und Jerry, Kojote und Roadrunner und alle diese Zeichentrickfiguren kennt, die sich ewiglich bekriegen, der hat eine ungefähre Vorstellung, wie es in diesem Comic zugeht. Hinzudenken muss man sich die Freunde des Hasen mit den charakteristischen Ohren. Schweinchen und Hörni sind allerdings nicht die schlauesten und mutigsten im Wald, so dass sich hier oft auch lustige Situationen ergeben. Ein weiterer Helfer auf der Hasenseite ist der etwas mysteriöse Le Fox. Der Affe hingegen bedient sich häufiger technischer Erfindungen, die sein Helfer Stinki (natürlich ein Skunk) in einem unterirdischen Labor zusammenbastelt, und die mal mehr, mal weniger zweckdienlich sind.

In abwechslungsreich angeordneten, 3-reihigen Comicstrips gibt der Autor alles dafür, seine Figuren zum Leben zu erwecken, die Kämpfe actionreich zu gestalten und die Dialoge witzig zu texten. Die Zeichnungen sind dabei wirklich genial gemacht und haben uns richtig gut gefallen. Das Action-Level ist hoch, es bummt, vrrrrmt, krackst und rummmpelt, was das Zeug hält und diese Bewegung wird auch in den Bildern gut rübergebracht. Die Dialoge fand ich bei einzelnen Sprechblasen etwas lang für einen Kinder-Comic, doch ohne die Länge würde man manche Geschichte wohl nicht gut genug nachvollziehen können. Jeder Strip füllt ohnehin nur etwa 4 -6 Seiten, bevor ein neues Manöver des Affen beginnt. Meine Tochter fand die Storys und die Dialoge witzig, für Erwachsene würde ich den Comic nur bedingt empfehlen. Bei 256 Seiten ständigen Kampfes wiederholt sich mancher der Art nach, wenn auch die "Waffen" oder Methoden des Affen stets andere sind. Ernsthaft zu Schaden kommt dabei natürlich niemand. Ebenfalls so, wie man es aus den früheren Zeichentrickserien kennt. Da muss dann jeder selbst entscheiden, ob er das gut findet oder nicht. Wir haben uns insgesamt auf 4 Sterne geeinigt.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Wenn die Schatten der Vergangenheit auftauchen

Das versunkene Dorf
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Der Kommissarin Noemie Chastain wird bei einem Einsatz mitten ins Gesicht geschossen. Sie überlebt, doch die Verletzungen sorgen für ein Trauma und entstellen ihr Gesicht. Die Führungsetage der Polizei ...

Der Kommissarin Noemie Chastain wird bei einem Einsatz mitten ins Gesicht geschossen. Sie überlebt, doch die Verletzungen sorgen für ein Trauma und entstellen ihr Gesicht. Die Führungsetage der Polizei Paris schiebt sie kurzerhand in die Provinz ab. Dort soll sie einen Bericht über die Rentabilität des dortigen Kommissariats verfassen. Ein Routineauftrag. Doch dann taucht im Stausee ein Fass mit einer Leiche auf und Noemie wittert ein Geheimnis, das weit in die Vergangenheit reicht.

Ich liebe Krimis, die sich mit Cold Cases beschäftigen, da kam mir dieser gerade recht. Das Cover ist zwar düster und zeigt eine Wasseroberfläche, sagt aber ansonsten nicht viel über die Handlung aus. Die Protagonistin Noemie ist eine tolle Frau, die auf Grund ihrer Verletzung jedoch einiges zu verarbeiten hat. Dennoch ist sie sehr zielstrebig, unnachgiebig und mit Leib und Seele Polizistin. Von den Chefs auf die Reservebank in der Provinz abgeschoben, möchte sie unbedingt beweisen, dass sie zu ihrer alten Truppe nach Paris gehört.

Doch ein im See schwimmendes Fass ändert alles, denn Noemie möchte auch diesen Fall unbedingt lösen. Obwohl sie schon einen ganzen Monat im Ort wohnt, kennt sie dessen Vergangenheit noch nicht und die Aufdeckung der Ereignisse entwickelt sich zu einer spannenden Spurensuche. Auch toll ist es, wie sie nach und nach mit ihren neuen Kollegen ein Team bildet und ihre Führungsqualitäten so richtig zur Geltung bringen kann. Doch nicht alle sind ihr wohlgesonnen, was zu unvorhergesehenen Situationen führt.

Der Autor tut sehr viel dafür, dass man in die Geschehnisse förmlich hineingezogen wird. Er verzichtet dankenswerterweise auf weitschweifige Landschaftsbeschreibungen, trotzdem bekommt man schnell ein Gefühl für den Ort. Die kurzen Kapitel und die interessanten Charaktere sorgen für einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Auch wenn - das ist die einzige Kritik - einer der Dorfbewohner schon sehr früh auf meiner Verdächtigenliste gelandet ist, ist das Ende doch sehr überraschend und die persönliche Entwicklung von Noemie sorgt dafür, dass ich den nächsten Band auf jeden Fall lesen möchte.

Daher 4,5 hochverdiente Sterne

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Märchenhafte Freundschaftsgeschichte

Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein
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Der Buchhändler und Dichter Grimm lebt beschaulich und ruhig in einem kleinen Ort, wo er die Tage oft allein in seinem Laden, der "Bücherkiste", verbringt. An einem tristen Regentag steht plötzlich ein ...

Der Buchhändler und Dichter Grimm lebt beschaulich und ruhig in einem kleinen Ort, wo er die Tage oft allein in seinem Laden, der "Bücherkiste", verbringt. An einem tristen Regentag steht plötzlich ein kleiner Zesel mit dem Namen Möhrchen vor ihm und möchte bei ihm bleiben, damit er Gesellschaft hat. Grimm freut sich natürlich, dass er nicht mehr einsam ist und gemeinsam verleben die beiden einen tollen ersten Tag. Da schlägt Möhrchen Grimm vor, doch alles was sie erleben in einem Buch festzuhalten. Diese Idee findet er so gut, dass er sofort loslegt und nicht nur die Geschichte ihres Kennenlernens, sondern viele weitere Erlebnisse aufschreibt.

Und genau diese Geschichten hält man mit dem Buch "Grimm und Möhrchen" in den Händen, was dafür sorgt, dass man sich als Kind fühlt, als wäre man ein Teil des Buches. Allein diese Idee hat mir schon so gut gefallen. Doch auch der Wortwitz und die Sprachspiele sorgen dafür, dass man schmunzeln muss. Allein schon die Kombination der beiden Namen "Grimms Möhrchen" ist einfach genial und davon gibt es jede Menge in der Geschichte.

Doch nicht nur die Schreibweise, auch das, was die beiden neuen Freunde erleben, hat etwas "Möhrchenhaftes", das schwer zu erklären ist. Der Zesel ist einfach ein wundersames, wissbegieriges Wesen und passt hervorragend zu Grimm, der auch eher ein bescheidenes Leben führt. Die ganzen Episoden hindurch durchdringt einen das Gefühl, dass es gar nicht viel braucht im Leben, um glücklich und zufrieden zu sein. Kinder können sich hier einfach fallen lassen und die stressige Welt mit ihren vielen Reizen einfach draußen lassen. Für uns war es eine ganz tolle Geschichte zum Entschleunigen und Zeit miteinander Verbringen. Es gibt auch ganz viel, worüber man beim Lesen ins Gespräch kommen kann. Ein bisschen haben mich Grimm und sein Zesel an Nordqvists Petterson und Findus erinnert.

Supersüß sind auch die Zeichnungen, sehr liebevoll und oft auch witzig sind die Episoden in Szene gesetzt. Es gibt jede Menge zu entdecken, z. B. gibt es auf fast jeder Illustration zwei Vögel, einer mit Zebragefieder, die sich prima suchen und beobachten lassen. Auch einige Wortspiele sind umgesetzt, so steht am Ende der Schlange an einer Kuchentheke tatsächlich eine Schlange. Es ist einfach toll, was man nach dem ersten Blick noch alles entdecken kann. Am meisten hat es uns der Buchladen angetan, weil er so abenteuerlich gestaltet ist. Und natürlich Möhrchen, der einfach süß ist.

Die einzelnen Geschichten haben genau die richtige Länge für einen Moment der Ruhe, aber auch als Gute-Nacht-Geschichte kann ich sie mir prima vorstellen. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 13.05.2022

Urkomisch

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
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In einer Tongrube in Pforzen im Allgäu wurden bei Ausgrabungen Knochen eines aufrecht gehenden Urzeit-Affen gefunden, die alle bisherigen Erkenntnisse zur Evolution des Menschen umkrempeln könnten. Nun ...

In einer Tongrube in Pforzen im Allgäu wurden bei Ausgrabungen Knochen eines aufrecht gehenden Urzeit-Affen gefunden, die alle bisherigen Erkenntnisse zur Evolution des Menschen umkrempeln könnten. Nun soll eine Ausstellung eröffnet werden, zu deren prestigeträchtiger Feierstunde natürlich auch der bayerische Ministerpräsident erscheinen wird. Interims-Polizeipräsident Kluftinger und sein Team von der Kripo Kempten sind für die Sicherheitsvorkehrungen zuständig. Dummerweise entdeckt der freiwillige Grabungshelfer Dr. Langhammer mitten in der Feier Überreste, die leider allzu frisch sind. Es handelt sich um den Ausgrabungsleiter Professor Brunner, der nicht sehr beliebt war und mit einem Bagger überrollt und eingegraben wurde. Verdächtige scheint es genug zu geben, doch das ist nicht Kluftingers einziges Problem. Da wären noch der Berg an präsidialen Aufgaben, das verdächtige Kindermädchen seiner Enkeltochter und der Flohmarkt für den seine Frau fleißig alte Sachen von ihm aussortiert. Zefix!

Nachdem ich die beiden letzten Bände der Kluftinger-Reihe ausgelassen hatte, freute ich mich auf ein Wiedersehen mit dem Allgäuer Urgestein Kluftinger und seinem Team, bei dem es doch einige Veränderungen gegeben hat. Klufti ist mittlerweile übergangsweise Polizeipräsident, was allein schon leicht absurd scheint. Doch ich muss sagen, er macht sich ganz gut in dieser Rolle. Nur das Repräsentieren und die ganze Korrespondenz. Schon am Anfang beim Auftritt des Ministerpräsidenten musste ich dauernd kichern. Der Fall beginnt auch recht vielversprechend. Das Thema Paläontologie wird perfekt in den Krimi eingebaut.

Man muss es den beiden Autoren lassen, sie verstehen sich perfekt darauf, viele unterschiedliche und brandaktuelle Themen mal augenzwinkernd, mal ernsthafter einzubauen und dabei aber relativ neutral und offen zu bleiben. Das gefällt mir gut. Manches ist fast schon Satire, wie z. B. der Umgang der Allgäuer mit Personen und Dingen, die ihnen fremd sind. Klufti selber hat manchmal auch Probleme, sich auf Anhieb politisch korrekt auszudrücken, ist allerdings sehr bemüht. Wie immer mit Fettnäpfchen-GPS ausgestattet, stolpert er von einer Peinlichkeit in die nächste, vor allem in Bezug auf die "Sozialmedien" und auch weibliche Personen bringen ihn leicht aus dem Konzept. Oft versteht er mehr falsch, als man falsch verstehen kann. Mir hat das total gut gefallen, denn es lässt den Klufti allzu menschlich wirken.

Mit von der Partie sind natürlich wieder die Kollegen der Kripo, die immer wieder ihren technisch etwas rückständigen Chef belächeln. Dabei macht der Klufti erste Erfahrungen mit Facebook und YouTube. Und Englisch spricht er ja auch perfekt. Was hab ich gelacht. Auch wenn der Arme manchmal etwas ungeschickt oder gar unwissend rüberkommt, ist er ein toller Kommissar und natürlich nicht bereit, sich irgendeine Blöße zu geben. Sei es beim Handeln auf dem Flohmarkt, beim Übersetzen von Fachaufsätzen oder beim ewigen Konkurrenzkampf mit "Erzfreund" Dr. Langhammer oder beim gemeinsamen Drohnenflug. Eine meiner liebsten Szenen spielt in der öffentlichen Bücherei.

An den Ausführungen merkt man vielleicht schon, dass der Fall nicht immer die Hauptrolle spielt. Trotzdem wird viel ermittelt, da es einfach viele Verdächtige gibt, die mit dem Toten so ihre Probleme hatten. Erst ganz zum Schluss werden die Zusammenhänge durch eine gewagte Aktion aufgedeckt und einmal mehr wird es für den Polizeipräsidenten ziemlich brenzlig.

In jedem Fall hat mich dieser zwölfte Kluftinger-Band bestens unterhalten, weil mir diese Art von Humor liegt. Auch die Verbindung von Slapstick und ernsteren Themen ist einfach mein Ding. Für mich ein Highlight, daher gibt es 5 Sterne

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