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Veröffentlicht am 25.02.2024

Unerwartet fantastisch

Die Perlenschwester
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In diesem vierten Band der Sieben-Schwestern-Reihe geht es um die Schwester Celaeno, genannt CeCe. Nachdem ihre engste Vertraute und Schwester Star nun ihre eigenen Wege geht, findet auch CeCe den Mut ...

In diesem vierten Band der Sieben-Schwestern-Reihe geht es um die Schwester Celaeno, genannt CeCe. Nachdem ihre engste Vertraute und Schwester Star nun ihre eigenen Wege geht, findet auch CeCe den Mut nach ihrer Vergangenheit und ihren Blutsverwandten zu forschen. Denn wie alle anderen Schwestern ist sie von ihrem Vater Pa Salt adoptiert worden. Ganz unvermutet bringen sie die Hinweise von Pa Salt nach Australien. Das Land in das sie eigentlich niemals reisen wollte. Hier soll sie ihre Wurzeln finden und stößt auf eine unglaubliche Geschichte, einer mutigen, starken Frau und in das Reich der Perlenfischer. In den vorherigen Bänden war mir CeCe nicht sonderlich sympathisch. Ich war zwar neugierig auf diesen Band aber meine Erwartungen waren dadurch gedämpft. Doch bereits auf den ersten Seiten war ich total von der Geschichte gefesselt. CeCes doch von außen oft arrogantes Verhalten entpuppte sich als Unsicherheit und macht ihren Charakter total liebenswert, wenn man erstmal in ihre Gedanken eintaucht. Die Geschichte der Kolonialisierung Australiens und der Unterdrückung der Aborigines spielt in der Geschichte eine zentrale Rolle. Mir hat es sehr gefallen, dass diese Thematik hier im Buch verarbeitet wurde, ich einiges lernen konnte und in die Welt des australischen Outbacks eintauchen durfte. Ich bin total positiv überrascht und muss als Fazit sagen, dass dies bisher mein liebster Band der Reihe ist.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Gefühlschaos

Klarkommen
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Endlich haben sie das Abitur auf dem Restegymnasium hinter sich. Für Mounia, Leon und die Ich-Erzählerin soll nun endlich das wilde Leben beginnen. Raus aus der Pampa, rein in die große Stadt. Hier warten ...

Endlich haben sie das Abitur auf dem Restegymnasium hinter sich. Für Mounia, Leon und die Ich-Erzählerin soll nun endlich das wilde Leben beginnen. Raus aus der Pampa, rein in die große Stadt. Hier warten Uni, WG und Party. Aber so richtig geht es irgendwie nicht los. Leon hat in kürzester Zeit viele Freunde, dafür nicht viel Uni und Struktur. Die Ich-Erzählerin ist krampfhaft auf der Suche, nach ihrem Weg, ihrer Erleuchtung und ihrem Leben. So richtig kommt sie nicht an, in der Stadt, aber der Weg zurück in den Ort ist undenkbar. Ilona Hartmann hat mich ziemlich überzeugend zurück in ein Gefühlschaos der Anfang 20er gebracht. Das habe ich immer daran gemerkt, dass ich z.B. dachte: „Wieso hat der Supermarkt bis 22 Uhr auf? Der hat doch damals schon um 20 Uhr geschlossen“ Bis ich merkte: „Moment, dass ist nicht meine Jugend, sondern die der Ich-Erzählerin. Und die war nicht wie du vor 20 Jahren, 20 Jahre, sondern vor kurzem. Aber scheinbar sind sich unsere Erinnerungen und Gefühle dennoch nicht unähnlich. Und das nicht-klarkommen von früher ist wie das nicht-klarkommen von heute.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Der Weg ist das Ziel?!

Das Leben ist zu kurz für diesen Scheiß
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Sylvester liegt noch gar nicht lange zurück und damit auch die guten Vorsätze, die sich viele Menschen selbst auferlegt haben. Im nächsten Jahr soll alles und jeder organisierter, ordentlicher, schöner, ...

Sylvester liegt noch gar nicht lange zurück und damit auch die guten Vorsätze, die sich viele Menschen selbst auferlegt haben. Im nächsten Jahr soll alles und jeder organisierter, ordentlicher, schöner, rauchfreier und dünner werden. So erging es auch der Autorin und ihren Freunden. Wir begleiten Lea in ihrem Kampf, im nächsten Jahr 8 kg Körpergewicht zu verlieren. Beziehungsweise eher nicht, denn auf ihrem Weg versucht sie einige Methoden ihr Ziel zu erreichen und scheitert am inneren Schweinehund. Während dieser Reise erfährt der Leser viel Interessantes aus dem Bereich der Psychologie. Warum wir nicht einfach unseren Weg gehen können, um unser Ziel zu erreichen und was uns abhält. Und am Ende stellt sich die Frage ob vielleicht das Ziel nicht das richtige war. Der locker fröhliche Schreibstil hat mir gut gefallen. Jedoch hat mich das Buch doch etwas ratlos zurückgelassen. Denn man kommt ja nur (easy) ans Ziel, wenn man halt ankommt und nicht wenn man das Ziel einfach streicht, weil „zu anstrengend“. Das Selbstoptimierung vielleicht nicht in allem der beste Weg ist, glaube ich gerne. Aber dass man sein Leben und damit auch sich selbst an die äußeren Umstände anpassen muss, weiß ich spätestens, seit ich Mutter bin. Zwangsselbstoptimierung sozusagen.

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Vom Oben und Unten sein

Die Falle
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Was hast du für Erinnerungen an deine Schulzeit? Bist du geduckt und möglichst unauffällig durch die Gänge gelaufen? Hast du lieber weggesehen und warst froh nicht bemerkt worden zu sein? Oder eher derjenige ...

Was hast du für Erinnerungen an deine Schulzeit? Bist du geduckt und möglichst unauffällig durch die Gänge gelaufen? Hast du lieber weggesehen und warst froh nicht bemerkt worden zu sein? Oder eher derjenige der den Ton angegeben hat oder gar Mitläufer einer solchen Gruppe? Viktor ist 16 Jahre alt und einer von den Stillen und Unauffälligen. Den Jungs in seiner Klasse, die andere schikanieren und quälen geht er lieber aus dem Weg. Doch Martin, der Neue in der Klasse, ist da anders drauf und will endlich mal den Spieß umdrehen. Bei einem Orientierungslauf durch den Wald, stellt er für den Klassentyrann eine Bärenfalle auf, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Viktor als sein Laufpartner wird somit in diese Geschichte hineingezogen. Daraus entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik, die die Hierarchie in der Schule kräftig durcheinanderwirbelt.
Der Autor Andreas Brettschneider hat die wunderbare Gabe sich in die Gedankenwelt eines 16-Jährigen hineindenken zu können. Beim Lesen hatte ich tatsächlich das Gefühl: hier schreibt Viktor selbst. Auch die für mich schon lange verlorengegangenen Gefühle, der Ohnmacht, Schäm und Orientierungslosigkeit, die diese Lebensphase prägen hat der Autor bei mir wieder hervorgeholt. Jugendliche fühlen sich von diesem Roman bestimmt verstanden und unterstützt. Und Eltern tauchen ein, in eine Gefühlswelt, die ihnen bereits fremd geworden ist. Beeindruckt war ich auch von den Konsequenzen und den Folgen, die durch die Veränderung der „Hackordnung“ zustande kamen. Wirklich sehr gut durchdacht und beobachtet. Hier versteht jemand die jungen Leute ganz genau und problemlos in ihren Schuhen gehen. Das Ergebnis ist eine erstklassige Story.

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Veröffentlicht am 07.02.2024

Gesellschaftsspiegel

Unterleuten
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Das kleine Dorf Unterleuten liegt in Brandenburg und wirkt auf den ersten Blick harmlos, fast schon idyllisch. Doch seine Bewohner sind weniger harmlos und ihre Idylle liegt nur in ihrem eigenen Garten ...

Das kleine Dorf Unterleuten liegt in Brandenburg und wirkt auf den ersten Blick harmlos, fast schon idyllisch. Doch seine Bewohner sind weniger harmlos und ihre Idylle liegt nur in ihrem eigenen Garten und auch nur, wenn der Nachbar es zulässt. In diesem Ort traut keiner dem anderen, jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Als ein Investor Unterleuten auserkoren hat, um hier einen Windradpark zu bauen, geht das Hauen und Stechen los. Die einen lehnen Windkraft vor der eigenen Haustür generell ab, die anderen sehen die heimischen Vögel bedroht und wieder andere wittern ihre Chance auf Profit. Die Geschichte spielt in der Gegenwart, ist jedoch durchzogen von alten Geschichten, die sich noch zur Zeit der DDR abgespielt haben. Zu Beginn des Buches hatte ich etwas Mühe in die Geschichte hineinzufinden. Die vielen Protagonisten und ihre Beziehungen untereinander haben mich doch etwas verwirrt. Im weiteren Verlauf klärte sich diese Verwirrung jedoch und je mehr ich in das Dorfleben abtauchte, desto lieber habe ich das Buch gelesen. Mit Unterleuten hat Juli Zeh eine Dorfgemeinschaft geschaffen, die so typisch ist und für so viele Gemeinschaften in unserer Gesellschaft steht. Sei es die Hausgemeinschaft, die Arbeitsgemeinschaft oder die Kirchengemeinde, jedes Individuum verfolgt seine eigenen Interessen. Diese können zum einen selbstlos und der Gemeinschaft zum Wohle, als auch ganz privater und bösartiger Natur sein. Und nicht jeder darf in dieser Gemeinschaft die gleiche Rolle spielen. Da sind die Alteingesessenen mit ihren Königsallüren, die stillen Mitläufer aber auch die neu Zugezogenen die denken, sie hätten verstanden wie die Gemeinschaft tickt und dann übel überrascht werden. Im Rückblick auf dieses Buch bin ich einfach nur beeindruckt, welche fiktive Welt hier erschaffen wurde und wie natürlich und realistisch die Charaktere wirken und handeln. Ein Buch, dass ich sicher noch einmal und dann mit dem Blick der Wissenden lesen werde.

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