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Veröffentlicht am 19.08.2021

Bilderreich und lecker

Ein gutes Dutzend wilde Kräuter
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Der Mensch macht sich seit Jahrtausenden schmackhafte und auch heilende Wildkräuter zu nutze. Leider ist dieses Wissen über die Jahre Stück für Stück verloren gegangen und, anstatt die naturnahe Apotheke ...

Der Mensch macht sich seit Jahrtausenden schmackhafte und auch heilende Wildkräuter zu nutze. Leider ist dieses Wissen über die Jahre Stück für Stück verloren gegangen und, anstatt die naturnahe Apotheke zu bemühen oder die Gerichte mit außergewöhnlicheren Zutaten zu verfeinern, wird heute eher auf eine Tablette der „chemischen“ Variante zurückgegriffen oder eben auf Fertiggerichte. Dabei sind gerade die Wildkräuter wahre Überlebenskünstler von Generation zu Generation, denn sie wachsen immer, ganz ohne unser Zutun und sie sind voller gesunder Inhaltsstoffe (Mineralstoffe, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe usw.).

Ähnlich, wie das Buch von Katrin und Frank Hecker „Ein gutes Dutzend Wilde Kräuter – Finden & Genießen“ stellt dieses in „Ein gutes Dutzend Heilende Pflanzen – Finden & Nutzen“ nun die wichtigsten 12 genießbaren Wildkräuter vor. Umfangreich bebildert (auch mit Zeichnungen) und beschrieben lernt man jedes Kraut im Aussehen kennen und wo dieses zu finden ist. Sehr gut dazu gegenüber gestellt wird die Verwechslungsgefahr mit giftigen und/oder ungenießbaren Kräutern, ebenfalls reichlich und anschaulich mit Bildern hinterlegt. So bekommt auch der Kräuterlaie, der sich erstmalig mit Heilkräutern beschäftigen möchte, einen guten Überblick und worauf zu achten ist. Absolut Appetit anregend sind die jeweiligen Erklärungen zur Verwendung des Krautes sowie leckere Rezepte dazu, die zum Ausprobieren einladen.
Als ein wenig Kräuterkundige waren mir einige Pflanzen, die im Buch beschrieben werden, bereits sehr gut bekannt und ich kenne in meinem Umkreis ihre Wuchsorte (bzw. habe sie selbst im Garten). Für Laien oder „Neulinge“ gibt es sicherlich noch viel mehr dazu zu lernen. Das Buch lädt trotzdem alle dazu ein, sich mit der Natur auseinanderzusetzen und einfach auf Entdeckungsreise zu gehen. Die vielen Bilder sind hervorragend und die Texte sind kurzgefasst, sodass sogar Lesemuffel überzeugt werden könnten. Das Buch ist handlich und eignet sich hervorragend dazu, es auf eine Wander- und Entdeckungstour als Bestimmungsbuch mitzunehmen.

Mein Fazit: Ein sehr gelungenes und umfassendes Büchlein für den Einstieg in die Welt der schmackhaften Wildkräuter.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Es hätte ein guter Ratgeber sein können…

Frauenblut
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Das Buch „Frauenblut“ von Manuela Kloibhofer versteht sich als „Dein Ratgeber für die Menstruation“. Im Klappentext wird angesprochen, um was es geht: Alles über den Zyklus und dessen Gesundheit, Hilfen ...

Das Buch „Frauenblut“ von Manuela Kloibhofer versteht sich als „Dein Ratgeber für die Menstruation“. Im Klappentext wird angesprochen, um was es geht: Alles über den Zyklus und dessen Gesundheit, Hilfen bei Regelbeschwerden, Tipps und Tricks zur Selbstfürsorge, alles rund um das Thema Menstruationsprodukte. Die Autorin selbst ist praktizierende Psychologin, Kräuterexpertin und Hara Shiatsu-Praktikerin und behandelt in ihrer Praxis Frauen ganzheitlich zu den genannten Themen.

Das Buch verspricht ein sehr guter Ratgeber zu werden, zum einen, was den Zyklus und die „Basics“ sozusagen an sich angeht, als auch Hilfen und Alternativen bei Beschwerden anzubieten. Ebenso lädt das farbenfrohe Cover des Buches dazu ein. Dementsprechend war ich gespannt auf das Buch und hoffte (obwohl ich meist diesbezüglich beschwerdefrei bin) noch einige kleine Tipps und Anregungen mitzunehmen. Das Buch beginnt meiner Meinung nach recht interessant, in dem die Menstruation aus der Historie heraus beleuchtet wird. Zudem werden zahlreiche Tabus, Aberglauben und Mythen beleuchtet, die sich rund um das Thema ranken. Der erste Abschnitt des Buches ist sehr ausführlich und an manchen Stellen ziemlich abschweifend, dennoch gut gelungen. Es zeigt sich bereits hier beim Schreibstil der Autorin, dass sie sehr sprunghaft ist und versucht ihr gesamtes Wissen in diese Zeilen zu packen. So wirkt es bisweilen überladen und manchmal kann man dem ganzen gar nicht folgen und muss es 2x lesen. Da es außerdem sehr ausführlich ist, kann man sich ebenfalls nicht alles sofort merken. Der zweite Abschnitt des Buches befasst sich mit der Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane und beleuchtet zudem detailliert alle Hormone des weiblichen Körpers. Diese Abhandlung ist wissenschaftlich sehr gut gelungen und lädt wohl hin und wieder auch zum Nachschlagen im Werk ein. Im nächsten Abschnitt des Buches beginnt dann das eigentliche Thema Menstruation und Zyklus. Leider verliert das Buch nun zunehmend seinen Charakter als Ratgeber und gleitet auf die spirituelle Ebene ab. Für Frauen, die es eher wissenschaftlich mögen und dazu nicht unbedingt einen Zugang haben, ist es eher schwierig zu folgen und für mich schien manches „an den Haaren herbeigezogen“. Genauso verhält es sich in den nächsten Abschnitten zu Zyklusstörungen und Beschwerden sowie zu Heilmitteln des Zyklus. Die Autorin versucht zwar die ganzheitliche Ebene abzubilden, allerdings kaum wissenschaftlich, sondern sehr esoterisch und es stellt sich in ihrem Schreibstil sehr schnell heraus, was sie persönlich für das Beste hält. Prinzipiell positiv anzumerken ist, dass die Autorin immer wieder darauf verweist, dass wir offener im Umgang mit dem Zyklus und der Menstruation werden sollten und dies kein Thema ist, vor dem man sich ekeln sollte. Dieser Grundtenor des Buches ist sehr löblich. Ebenfalls sehr gut gelungen sind die kleinen hervorgehobenen Info-Kästchen im Buch, die nochmals etwas zum Thema zusammenfassen. Punkten kann bei mir ebenfalls der Abschnitt zu Heilkräutern und wie diese zum Lindern von Beschwerden beitragen können, da ich sehr an Kräuter(heil)kunde interessiert bin. Im letzten Abschnitt des Buches zu den Produkten für die Monatshygiene sowie des sich anschließenden Nachworts, übertreibt es die Autorin aber gewaltig. Von einem Sachbuch ist nichts mehr zu erkennen. Wir erfahren zu unserem Erschrecken, dass Tampons absoluter Mist sind (und dabei wird wissenschaftlich noch nicht mal etwas zum Toxischen Schocksyndrom erläutert- leider!!!) und dass die Pille erst recht ein Teufelsinstrument ist. Ich muss ehrlich sagen, trotz einiger positiver Aspekte und Anregungen, sich wirklich einmal mit dem Thema und seinem eigenen Körper auseinander zu setzen, ist dies für einen Ratgeber ein absolutes No-Go. Es hätte sich gehört, dass man nicht nur alle Alternativen beleuchtet, sondern sachlich ein Pro und Kontra dazu abliefert. Ich hatte mir wirklich erhofft einen Ratgeber in die Hand zu bekommen, den man später einmal mit seiner Tochter lesen und besprechen könnte. Allerdings weit gefehlt- da erkläre ich ihr die Grundlagen lieber selbst, anstatt sie einer Gehirnwäsche (und nichts anderes ist es in manchen Teilen des Buches) zu unterziehen.

Mein Fazit: Es hätte gut werden können, allerdings bin ich ein eher wissenschaftlicher Typ und kann mit Hokuspokus nichts anfangen, deshalb tut es mir leid, dass ich keinen besseren Zugang zum Buch finden konnte- ich gehöre einfach nicht zur Zielgruppe des Werkes. Auch der Schreibstil der Autorin hat mich stellenweise genervt und dass sie ihre Meinungen so unverblümt mitteilt. Ich kann das Buch daher nicht weiterempfehlen aber vergebe für die positiven Aspekte gut gemeinte 2 Punkte.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Großartiges, emotionales Werk über Schicksale während der NS-Zeit, die starke Auswirkungen auf mehrere Familien haben

Ein neuer Morgen für Samuel
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In Paris des Jahres 1944 nimmt die Judenverfolgung an Fahrt auf. Auch Sarah und David, beide Juden, werden verfolgt und schließlich inhaftiert und in das Lager in Drancy gebracht. Von dort aus sollen sie ...

In Paris des Jahres 1944 nimmt die Judenverfolgung an Fahrt auf. Auch Sarah und David, beide Juden, werden verfolgt und schließlich inhaftiert und in das Lager in Drancy gebracht. Von dort aus sollen sie nach Auschwitz deportiert werden. In ihrer größten Not gibt Sarah ihr Neugeborenes dem Gleisarbeiter Jean-Luc, der in Drancy arbeitet und fleht ihn an, ihren Sohn Samuel in Sicherheit zu bringen und zu retten. Jean-Luc stellt sich der Herausforderung und flieht gemeinsam mit seiner Partnerin Charlotte von Frankreich in die USA. Dort beginnen die 3 ein neues Leben als Familie. Als sie erfahren, was in Auschwitz geschehen ist, glauben sie nicht, dass Sarah und David noch leben könnten und suchen auch nicht weiter nach ihnen. Doch es kommt alles anders. Sarah und David suchen währenddessen 9 Jahre ihren Sohn, den sie dann 1953 in den USA ausfindig machen können. Es beginnt eine sehr emotionale und bewegte Reise für alle Beteiligten. Wie wird Samuel mit seiner Abstammung und den Veränderungen in seinem Leben umgehen können?

Der Roman „Ein neuer Morgen für Samuel“ stammt von der Autorin Ruth Druart. Es handelt sich dabei um ihren Debütroman. Seit 1993 in Paris lebend, hat sie sich immer wieder vorgestellt, wie es wäre, unter deutscher Besatzung leben zu müssen, woher die Idee für diesen Roman rührt. Das Cover des Buches fand ich von Anfang an sehr ansprechend und ich assoziierte damit sofort einen Roman, der zum einen historisch ist und zum anderen wohl aus den 40er Jahren stammt.
Die Geschichte an sich ist äußerst facettenreich und spannend geschrieben. Das liegt vor allem daran, dass auf mehrere Erzählstränge zurückgegriffen wird. Die Handlung spielt sowohl 1953 als auch 1944. Zudem wird immer aus verschiedenen Sichtweisen der Hauptcharaktere geschrieben, was dem Leser einen äußerst guten Blick auf die Gefühlswelt des jeweiligen Protagonisten liefert. Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und sehr gut und schnell zu lesen. Durch die kurzweiligen Kapitel und häufigen Wechsel zwischen den verschiedenen Perspektiven, wird die Spannung hochgehalten. Prinzipiell möchte der Leser einfach wissen, wie es weitergeht. Die Verknüpfung der unterschiedlichen Erzählstränge ist der Autorin hervorragend gelungen und auch deren Zusammenführung und Auflösung am Ende des Buches ist beispielhaft.

Die Charaktere sind insgesamt alle authentisch und man kann sich ihre Geschichte sehr gut vorstellen und in sie hineinversetzen, wobei sich hier meiner Meinung nach schon Präferenzen auftun können. Als Leserin fühlte ich immer mehr mit für Samuels „Adoptiveltern“ als für seine eigenen. Die Gesamtgeschichte ist so emotionsgeladen beschrieben, dass man manchmal förmlich dazwischen springen möchte. Auch der Umgang der damaligen Behörden, mit solchen „Findelkindern“, die liebevoll bei anderen Eltern groß geworden sind, ist erschreckend, ganz davon abgesehen das rein psychologische Verständnis für das Kind. Ich habe sehr mit Samuel gelitten, der als Konsequenz aus seinem alten Leben voller Freiheiten gerissen wurde, um Hals über Kopf zu seinen leiblichen Eltern zurück kehren zu müssen. Mein Mutterherz war sehr berührt und gleichzeitig so sauer auf die Verantwortlichen. Mich als Leserin hat das Buch insgesamt sehr gefesselt und ich habe es recht schnell gelesen. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, den Leser in diese andere Welt zu entführen und diese auch zum Teil durch die Augen eines Kindes erleben zu lassen, und ihn dabei eine große Bandbreite an Gefühlen empfinden zu lassen. Etwas schade ist, dass einige Personen und Erzählstränge im Buch angesprochen worden sind, aber leider nicht aufgelöst worden ist, was mit diesen geschehen ist.

Mein Fazit ist dennoch durchweg positiv: Es ist eine äußerst lesenswerte, zeitgenössische Geschichte, die uns an die Gräueltaten der NS-Zeit auf eine besondere Art und Weise hinweist, indem sie die Schwächsten, die Kinder, mit ins Spiel bringt. Emotional, berührend, länger nachhallend geschrieben – absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Spannende Geschichte mit vielen Details und sehr viel Aufklärungsarbeit

Lebenssekunden
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Die jungen Mädchen Christine und Angelika könnten unterschiedlicher fast nicht sein. Christine, eine Leistungsturnerin in der DDR mit großen Medaillenhoffnungen und Angelika aus der BRD, die mangels Leistungen ...

Die jungen Mädchen Christine und Angelika könnten unterschiedlicher fast nicht sein. Christine, eine Leistungsturnerin in der DDR mit großen Medaillenhoffnungen und Angelika aus der BRD, die mangels Leistungen von der Schule fliegt und nun ohne Schulabschluss versucht eine Lehre zu machen. Angelikas Leidenschaft ist die Fotografie und so versucht sie sich in den 50er Jahren in dieser Männerdomäne durchzusetzen und fleißig zu lernen. Christine wiederum steht als Leistungssportlerin unter einem unwahrscheinlichen Drill und Druck Leistungen als Aushängeschild der DDR zu erbringen. Doch das Schicksal und auch die Fotografie bringen sie über Umwege und unter dramatischen Umständen zusammen…

Das Buch „Lebenssekunden“ ist der neue Roman von Katharina Fuchs. Da ich bereits das Vergnügen hatte „Zwei Handvoll Leben“ von ihr zu lesen, habe ich mich auch sehr auf diesen Roman gefreut. Mir gefällt wieder der authentische und zugleich fesselnde Schreibstil. Außerdem gelingt es der Autorin erneut, wie in ihrem ersten Roman, hier zwei Frauenschicksale auf wunderbare Weise miteinander zu verknüpfen. Die Geschichte beginnt zunächst gemächlich und immer aus unterschiedlichen Sichtweisen, einmal von Christine und einmal von Angelika. Als die Entwicklung der Geschichte Fahrt aufnimmt, wird der Wechsel der Kapitel durchaus schneller und zum Ende hin haben auch einzelne andere handelnde Charaktere ihre eigenen Kapitel. Die Autorin skizziert in ihrem neuesten Werk zum einen den Aufstieg der BRD in ein stabiles Land mit wirtschaftlichem Wachstum als auch die DDR und deren sozialistische Ideale und den damit verbundenen Restriktionen für viele aus der Bevölkerung. Besonders gelungen finde ich die Beschreibungen zu Christine und dem Drill, den sie bereits als 15-jährige Leistungssportlerin ausgesetzt ist. Auch die Stasi-Methoden und einhergehende Bestrafungen, wenn sie sich nicht immer sofort beugt, sind sehr bedrückend, aber anschaulich beschildert. Auf der anderen Seite nun die junge und fast gleich alte Angelika. Sie kämpft mit den Vorbehalten, die man gegenüber arbeitenden Frauen im Westen eben zu jener Zeit hatte bzw. mit Mädchen im Allgemeinen. Denen wurde maximal zugebilligt ihre Familie zu versorgen, aber sich eben nicht beruflich zu verwirklichen. Die Metapher „Lebenssekunden“, die dem Buch den Titel verleiht, hat außerdem eine ganz besondere Bedeutung im Buch und taucht mehrfach auf. Ich finde das dies wunderbar in die Geschichte eingearbeitet worden ist und der Bezug damit zum Titel jederzeit möglich ist. Auch die Charaktere sind an sich sehr authentisch und man kann sie sich sehr gut vorstellen.
Kritisch möchte ich anfügen, dass ich 2x über kleine inhaltliche Fehler gestolpert bin, was eigentlich bei einem Lektorat in einer großen Verlagsgruppe nicht passieren sollte. Es wird zwar von der einer jungen Frau gerade berichtet, aber der Name der anderen erwähnt, quasi vertauscht. Das finde ich sehr schade, gibt aber meiner Bewertung keinen Abbruch.

Mein Fazit: Ein zeitgenössisches Porträt zweier junger Frauen, die sich durchzusetzen versuchen und ihr Leben gestalten wollen und dabei einfach nur jung und frei sein möchten- mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es jedem ans Herz legen, der sich für interessante und miteinander verknüpfte Schicksale interessiert.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Historische Begebenheiten verpackt in einer turbulenten und etwas chaotischen Familiengeschichte

Erinnerungen aus Glas
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Im Roman von Melanie Dobsen geht es um tatsächliche Begebenheiten, die sich in Amsterdam zur NS-Zeit zugetragen haben und nun hier in eine Familiengeschichte überführt worden sind. Auf den Inhalt möchte ...

Im Roman von Melanie Dobsen geht es um tatsächliche Begebenheiten, die sich in Amsterdam zur NS-Zeit zugetragen haben und nun hier in eine Familiengeschichte überführt worden sind. Auf den Inhalt möchte ich nicht weiter eingehen und verweise daher auf den sehr ausführlichen Klappentext des Buches. Das Cover des Buches finde ich sehr schön und es hat mich direkt angesprochen, allerdings frage ich mich immer noch, wer von den Protagonisten hier eigentlich abgebildet wird. Mit dieser Frage bin ich dann auch schon mitten im Geschehen des Buches. Die Erzählung setzt sich aus verschiedenen Sichtweisen zusammen. Es wird aus der Vergangenheit berichtet als auch in der Gegenwart. Die Kapitel springen also hin und her. Was anfangs noch gemächlich geschieht, wird gefühlt immer schneller und schneller, aber leider werden die Fragezeichen auch immer größer. Anfangs fragt man sich, wie überhaupt alles zusammenhängt, dann wird es zunehmend klarer und zum Ende hin überschlagen sich meiner Meinung nach die Ereignisse und wirken teilweise zu sehr konstruiert und das Prinzip Zufall wurde überstrapaziert. Ich muss ehrlich sagen, dass in meinem Kopf immer noch viele Fragezeichen zum Buch herumschwirren und ich teilweise den Überblick über die Geschehnisse verloren habe. Die Geschichte ist prinzipiell sehr interessant und lesenswert, aber die Sprünge und vielen Charaktere machen es sehr anspruchsvoll und man benötigt seine volle Konzentration. Stellenweise ist es sehr bedrückend, da es um Deportationen, insbesondere von Kindern, geht. Eigentlich mag ich sowohl Zeitsprünge als auch viele Personen und habe diesbezüglich selten Probleme; in diesem Buch fehlt aber eindeutig ein Stammbaum, da die Familienbande sehr verzwickt und durch Adoptionen neue Linien entstanden sind, manchmal aber auch wieder die leiblichen Eltern vorkommen. Ehrlich gesagt, ich habe nur ein ganz oberflächliches Geflecht an Beziehungen in meinem Kopf. Den Schreibstil der Autorin empfinde ich dabei ebenso irritierend, denn bereits in einem Absatz kann das Thema wechseln bzw. um wen es eigentlich gerade geht. Den Titel des Buches und die im Buch erklärte Assoziation dazu finde ich dagegen sehr kreativ und sehr gut umgesetzt.

Zusammengefasst muss ich leider sagen, dass das Buch für mich nur mittelmäßig ist. Es wirkt, als ob in den wenigen Seiten zu viel gewollt worden ist und es verleitet mich leider nicht so von der Spannung her, schnell zu lesen oder es nochmal zu lesen. Ich habe für die wenigen Seiten im Vergleich zu anderen Büchern sehr lange gebraucht und musste mich teilweise motivieren weiter zu lesen. Dies ist sehr schade, denn die Geschichte ist sehr, sehr wichtig und sollte niemals vergessen werden.

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