"Damals. Als es noch Bücher gab, die denken konnten."
Tomorrow Land"Tomorrow Land" von Antonia Michaelis und Peer Martin zeichnet eine erschreckend realistische und dystopische Zukunftsvision Europas. Es werden die aktuellen Entwicklungen aufgegriffen und das Worst Case ...
"Tomorrow Land" von Antonia Michaelis und Peer Martin zeichnet eine erschreckend realistische und dystopische Zukunftsvision Europas. Es werden die aktuellen Entwicklungen aufgegriffen und das Worst Case Szenario weiterentwickelt. Die Handlung spielt im Jahr 2084 (schön, genau 100 Jahre nach Orwells 1984 😁), Deutschland ist nicht nur wieder geteilt, auch die Diktatur hat sich wieder durchgesetzt. Es wird vor allem durch die Figur Aaron Martin (bestimmt ein zufälliger Name) immer wieder berichtet, was zwischen 2025 und 2084 passiert ist und wie es so weit kommen konnte. Dabei werden sehr viele Themen aufgegriffen: Migration, Angst vor Überfremdung, Vorurteile und Ausgrenzung, Leugnung des Klimawandels mit einer daraus folgenden Klimakatastrophe, autoritäre Strukturen, Überwachung, Sexismus resultierend aus konservativen Weltanschauungen, Gefahr von Atomwaffen und KI. Und genau da liegt für mich eins der Hauptprobleme des Buches. Es wird sehr viel angerissen und gefühlt durchgeritten. Das Buch hat ein ungemeines Tempo, 320 Seiten und so viele schwierige Themen, da kann leider nicht viel Tiefe entstehen. Auch die Figuren bleiben durch die Geschwindigkeit eher flach und teilweise sehr stereotyp. Eine wirkliche Verbindung zu den Charakteren konnte ich leider nicht aufbauen. Der Story hätten weniger Themen und mehr Seiten gutgetan.
Trotzdem ist "Tomorrow Land" brandaktuell und eine direkte Mahnung, die Zukunft aktiv mitzugestalten. Für jüngere Leser ein spannendes und lehrreiches Buch. Für eingefleischte Dystopie-Fans aufgrund der fehlenden Tiefe nur bedingt geeignet.