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Veröffentlicht am 11.03.2021

Zu langatmig

Orangen für Dostojewskij
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Was war ich auf dieses Buch gespannt! Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich mich bisher erschreckend wenig mit den russischen Schriftstellern beschäftigt habe. Einem der bekanntesten nun in ...

Was war ich auf dieses Buch gespannt! Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich mich bisher erschreckend wenig mit den russischen Schriftstellern beschäftigt habe. Einem der bekanntesten nun in einer solch lockeren Atmosphäre begegnen zu können, klang unheimlich verlockend.

Dostojewskij trifft auf seiner Europareise zuletzt in Venedig ein und man merkt ihm von vorherein an, dass ihn nicht nur das Heimweh zurück nach Russland zieht. Die Einsamkeit und auch die Geldknappheit verleiden ihm den Aufenthalt doch sehr. Als er in einem kleinen Lokal plötzlich auf Rossini trifft ändert sich für ihn vieles.

Zunächst einmal die positiven Aspekte:
Die italienische Lebensfreude und die übersprudelnde Mentalität der Venezier strahlt aus jeder Seite und lässt den Roman zumindest auf dieser Ebene lebendig werden.
Dies wird natürlich auch durch die sehr poetische Sprache des Autors unterstützt. Er schafft es sehr gut, das südeuropäische Flair einzufangen.

Und auch auf historischer Ebene habe ich einiges Neue über diese schwimmende Stadt in der Lagune gelernt. Gerade dieser Reiz des historischen Romans (wobei man immer im Hinterkopf behalten muss, das die ganze Geschichte reines Wunschdenken ist) ist sehr schön herausgearbeitet.

Und trotzdem schafft es dieses Buch einfach nicht, meine Aufmarksamkeit einzufangen. Zu detailiert wird der wenig aufregende Tagesablauf des Protagonisten beschrieben, zu uninteressant und unaufgeregt ist die gesamte Persönlichkeit Dostojewskij dargestellt. Bis die Handlung überhaupt den Inhalt des Klappentextes erreicht benötigt der Roman ein Viertel seines Handlungsvolumens.

Selbst nachdem diese zwei Größen ihres Fachs aufeinandergetroffen sind, nimmt die Geschichte nicht merklich an Fahrt auf und macht es mir kaum möglich, die Seiten nicht nur zu überfliegen.

Fazit:
Dieses Buch mag seine Liebhaber finden, mich konnte es jedoch nicht an sich binden.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Teurer Mitmach-Spaß

Gans Ernst von Jimmy Kimmel
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Der US-Moderator Jimmy Kimmel hat Gans Ernst erschaffen um auf lustige Art und Weise Geld für einen wohltätigen Zweck zu sammeln.

In seinem Buch geht es darum, die Gans Ernst zum Lachen zu bringen. In ...

Der US-Moderator Jimmy Kimmel hat Gans Ernst erschaffen um auf lustige Art und Weise Geld für einen wohltätigen Zweck zu sammeln.

In seinem Buch geht es darum, die Gans Ernst zum Lachen zu bringen. In kurzen Texten und mit großflächigen, etwas lieblos wirkenden Illustrationen werden die jungen Leser dazu aufgefordert, Grimassen zu schneiden und Faxen zu machen, die diese ernste Gans zum Lachen bringen sollen. Als besonderes Gadget ist ein Spiegel eingebaut, sodass sich die Kleinen bei ihrem Schabernack selbst beobachten können.

Die Idee gefiel mir auf den ersten Blick, das Buch muss aber auch einige Kritikpunkte einstecken:

Einen berühmten Namen als Zugpferd vor diesen Karren zu spannen ist bestimmt keine schlechte Idee, den Umfang dieses mit 24€ doch recht teuren Kinderbuches finde ich jedoch etwas zu gering.
Die wenigen Seiten bieten für meinen Geschmack nur relativ wenig Mehrwert und auch der karitative Zweck rechtfertigt den hohen Preis für meinen Geschmack nicht.

Als Buch zum Lesen lernen oder Vorlesen ist es nicht schlecht, dank des Themas finde ich es aber als Einschlafbuch nicht passend.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Enttäuschend fehlgeleitete Aussagekraft

Super reich
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Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mit überragend hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Allein mit diesem winterlich verschneiten Cover hat es den Weihnachtsliebhaber in mir angesprochen, ...

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mit überragend hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Allein mit diesem winterlich verschneiten Cover hat es den Weihnachtsliebhaber in mir angesprochen, ich habe mich auf eine heimelige Geschichte mit Happy End gefreut.

Und so fängt das ganze ja auch an: Der junge Rupert wächst in einer Familie mit unzähligen Geschwistern auf, die Mutter ist maßlos überlastet, der Vater arbeitslos. Selten bringt die Familie am Abend genug Essen auf den Tisch, um alle satt zu bekommen. Und nun im Winter frieren alle, denn natürlich reicht das Geld nicht für warme Kleidung oder Schuhe. Dann platzt Rupert durch einen Unfall in die Weihnachtsfeier der superreichen Familie Rivers und erhält einen EInblick in eine völlig andere Welt.

Bis hierhin gelesen hätte ich das Buch in den Himmel gelobt, die Atmosphäre stimmte ud auch die moralische Kernaussage dieses ersten Teils (was ich bei einem Kinderbuch immer ganz wichtig finde) kam klar formuliert rüber.

Ab da driftet das Buch aber in eine vollkommen skurrile Richtung, wird unstrukturiert, verliert den roten Faden und vor allem den Fokus "was möchte ich meinem jungen Leser vermitteln" aus den Augen.

Die Figuren fand ich eigentlich gut skizziert, nicht zu glatt, mit Ecken und Kanten. Ihr Verhalten hingegen (besonders das der Reichen) ist dermaßen unmoralisch und bleibt aber gleichzeitig auch konsequenzlos, dass ich mich des Öfteren gefragt habe, was man den Lesern hier eigentlich vermitteln möchte. "Pass bloß auf, dass du auf der richtigen Seite der Stadt landest, damit du dir alles erlauben kannst was du willst"? "Und wenn du damit andere verletzt, frage nicht sie, wie du das wieder gutmachen kannst, sondern verfolge einfach weiter deine eigenen Interessen und lass den anderen einfach daran teilhaben; das wird ihm dann schon gefallen"? Ich habe ein großes Problem damit, dass diese fragwürdigen Handlungen oft unkommentiert stehen gelassen wurden, ohne darauf hinzuweisen, dass man es eben nicht so machen sollte.

Das größte Problem, dass ich allerdings mit diesem Buch hatte, ist die toxische Beziehung von Ruperts Eltern und vor allem die Rolle, die Ruperts Mutter in der Familie einnimmt. Gerade in unseren heutigen Zeiten, in denen Emanzipation und Gleichberechtigung groß geschrieben wird, finde ich es dermaßen falsch, die Mutter als ein naives Dummchen darzustellen, dass auf den Quatsch eines Vollversagers von Vater reinfällt, sich von ihm ein Dutzend Kinder machen lässt und nichts dagegen unternimmt, dass der faule Sack den ganzen Tag vor dem Fernseher hängt und sie die ganze Arbeit und Verantwortung am Hals hat. Auch der Umgang mit den Kindern ist über die Maßen lieblos und auch verantwortungslos. Auch das Rollenbild der Familie Rivers ist ähnlich rückständig strukturiert: in diesem Fall geht der Mann arbeiten, die Frau bleibt als hübsches Anhängsel zuhause. In die Familie eingeheiratete Frauen werden übrigens nicht als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert und nach dem frühzeitigen Tod des Mannes ausgesondert.
Gerade an dieser Stelle hätte eine korrekte Einordnung in richtig und falsch Sinn gemacht. Aber auch das wird wieder vollkommen kommentar- und folgenlos hingestellt, sodass sich der Leser bzw dessen Eltern dann mit der Aufklärung beschäftigen dürfen.

Insgesamt sticht in diesem ganzen Buch das Konzept des Verlages klar hervor. Der Verlag Freies Geistesleben hat sich die Regeln der Waldorfpädagogik groß auf die Fahnen geschrieben. Deren Grundsätze Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit kommen in diesem Buch offensichtlich so zum Tragen, dass jeder die Freiheit besitzt, das Buch für sich so zu interpretieren wie er es möchte. Die Verantwortlichkeit gegenüber seiner Um- und Mitwelt, von der in der Waldorfpädagogik die Rede ist, vermisse ich in dieser Geschichte dagegen völlig.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Verschenktes Potential

American Spy
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Dieses Buch hätte richtig gut sein können! Mit den Voraussetzungen, als Politthriller von einer schwarzen Autorin geschrieben zu sein, eine schwarze Frau als Protagonistin zu haben, mit John le Carré verglichen ...

Dieses Buch hätte richtig gut sein können! Mit den Voraussetzungen, als Politthriller von einer schwarzen Autorin geschrieben zu sein, eine schwarze Frau als Protagonistin zu haben, mit John le Carré verglichen und von Barack Obama angepriesen zu werden, hat meine Erwartungen unheimlich geschürt.

Die Geschichte um Marie, die in den 70ern als schwarze, alleinstehende Frau versucht, beim FBI Karriere zu machen beginnt auch gleich mit einem Paukenschlag und lässt Großes erhoffen. Leider flacht die Erzählung aber genauso schnell ab, wie sie stark begonnen hat.

Dabei liegt das nicht einmal daran, dass die Autorin nichts zu erzählen hätte. Lauren Wilkinson schneidet viele wichtige Themen an; Rassismus, Ungleichbehandlung der Frau, die 70er in den USA, die halbseidene Auslandsarbeit der CIA und deren eigenmächtige Einmischung in die Politik der Entwicklungsländer Afrikas... Nicht zuletzt erneuert sie die Erinnerung an eine umstrittene politische Figur und deren (nicht nur für die damalige Zeit) fortschrittliche Aufklärungsarbeit auf einem minderprivilegierten Kontinent.

In diesem Buch steckt so viel Potential, das, wäre es richtig ausgespielt worden, einen großartigen und wichtigen Roman hätte ergeben können. Stattdessen ist es ein überbewerteter Thriller ohne Thrill geworden, der sich in langatmigen wie unnötigen Nebenschauplätzen verläuft und dabei den Blick fürs Wesentliche verliert.

Die Figuren sind unsympathisch, was ja okay wäre, hätten sie dabei eine Geschichte zu erzählen. Gleiches gilt für den Erzählstil: die Hauptfigur erzählt ihre Lebensgeschichte aus ihrer Sicht und wendet sich dabei des öfteren an ihre Kinder. Lauren Wilkinson hat damit ein interessantes Stilmittel gewählt, das die Erzählung auflockert. Das wirkt am Anfang auch noch ganz gut, wird aber irgendwann zu bemüht.

Insgesamt hätte mich das Buch überzeugen können, hätte man sich auf ein Thema konzentriert und dieses dann stärker herausgearbeitet. Dem Buch hätten ein paar mehr Seiten und darin enthaltene Details wirklich nicht geschadet.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Langatmiges von einer Superheldin

Endgültig
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Ein Thriller sollte spannend, fesselnd und kurzweilig geschrieben sein, um den Leser zu unterhalten und bei Stange zu halten.

Das ist Andreas Pflüger mit seinem Einstieg in die Jenny Aaron-Reihe nicht ...

Ein Thriller sollte spannend, fesselnd und kurzweilig geschrieben sein, um den Leser zu unterhalten und bei Stange zu halten.

Das ist Andreas Pflüger mit seinem Einstieg in die Jenny Aaron-Reihe nicht so ganz geglückt.
Die Geschichte um eine blinde Ermittlerin, die sich in ihrem neuesten Fall mit alten Bekannten konfrontiert sieht, beginnt dabei eigentlich vielversprechend.

Allerdings hatte ich schon mein größtes Problem mit dieser Titelheldin. Natürlich kann ich mir vorstellen, dass ein Mensch mit viel Training und gutem Willen über sich und seine körperlichen Einschränkungen wie Blindheit aufgrund einer Verletzung hinaus wachsen kann. Allerdings wirkt Frau Aaron zu makellos, zu übermenschlich perfekt. Keiner ihrer ehemaligen Kollegen hat etwas an ihr auszusetzen, vielmehr wird sie von allen wie auf Händen getragen.

Allgemein fand ich die Gruppendynamik der Figuren etwas befremdlich, sie erinnerte mich zu sehr an Platzhirschgehabe und wirkte viel zu aufgesetzt.

Und auch die eigentliche Handlung konnte mich nicht wirklich überzeugen. Zu oft wechselt die Erzählung unbemerkt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Zudem reißt der Lesefluss dank (meiner Meinung nach) unnötiger Einschübe über Aarons Vorlieben und Abneigungen immer wieder ab. Außerdem entwickelt sich die Geschichte meines Erachtens zu oft aufgrund unglaubwürdiger Zufälle und wirkte im Großen und Ganzen etwas an den Haaren herbei gezogen.

Zu guter Letzt konnte auch Nina Kunzendorf als Erzählerin des Hörbuches kaum Spannung aufbauen, zu monoton war ihre Sprechweise.

Fazit:
Alles in allem gab es gute Ansätze, das Buch konnte mich aber in seiner Gesamtheit überhaupt nciht überzeugen.

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