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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2022

Violeta - Ein Leben, fesselnd erzählt

Violeta
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„Violeta“ von Isabel Allende ist eine von Herzen kommende, intensive, sentimentale und fesselnde Lebensgeschichte von Violeta Del Valle.

Violeta wird in Südamerika als jüngstes Kind einer Familie mit ...

„Violeta“ von Isabel Allende ist eine von Herzen kommende, intensive, sentimentale und fesselnde Lebensgeschichte von Violeta Del Valle.

Violeta wird in Südamerika als jüngstes Kind einer Familie mit fünf älteren Brüdern geboren, kurz nach dem Ersten Weltkrieg und während der Zeit der Spanischen Grippeepidemie. Sie lebt 100 Jahre und stirbt 2020, als das Coronavirus zuschlägt. Violetas Lebensgeschichte wird von ihr durch Briefe an ihren Enkel erzählt, beginnend in den 1920er-Jahren bis in die Gegenwart, und in denen hält sie nichts zurück: ihre leidenschaftlichen Affären, Herzschmerz, Armut, Reichtum, verheerende Verluste und die politischen Umwälzungen, die sie miterlebt hat.

Mir hat das Buch gut gefallen, besonders die erste Hälfte, in der es mehr um sie selbst als Person mit all ihren Gedanken und Gefühlen geht sowie um ihre Familie und ihre engen Freunden. Allein der atmosphärische und teils auch leicht poetische Sprachstil machen das Buch lesenswert, man fühlt sich beim Lesen der lebendigen, farbenfrohen und detaillierten Beschreibungen direkt in eine andere Zeit, in ein anderes Land , in eine andere Kultur und Gesellschaft versetzt.
In der zweiten Hälfte des Buches lies der Spannungsbogen für mich dann etwas nach, nichtsdestotrotz insgesamt eine fesselnde Geschichte über eine außergewöhnliche Frau und ihr Leben.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Spannender Mix aus Psychogramm und Thriller mit Schwächen

Dunkle Tiefen
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Die drei Schwestern Lydia, Ella und Jess finden sich aufgrund einer Einladung alle drei auf dem abgelegenen Familiencottage an der Steilküste Englands ein, wo vor 20 Jahren ihre Schwester Rosa unter mysteriösen ...

Die drei Schwestern Lydia, Ella und Jess finden sich aufgrund einer Einladung alle drei auf dem abgelegenen Familiencottage an der Steilküste Englands ein, wo vor 20 Jahren ihre Schwester Rosa unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist, um dort die Zeit rund um Weihnachten zu verbringen. Dort angekommen stellt sich jedoch heraus, dass keine von dreien die Einladung verschickt hat. Doch wer steckt hinter der Einladung? Nach und nach kommen dunkle Geheimnisse ans Licht und was es mit Rosas Tod auf sich hat.

Drei Schwestern, ein abgelegenes Cottage und ein dunkles Geheimnis – auf den ersten Blick alles perfekte Zutaten für einen spannenden Thriller, jedoch konnte mich „Dunkle Tiefen“ von Elizabeth Kay nicht vollständig überzeugen. Für mich fehlte leider ein bisschen Spannung und auch Tiefe. Das Buch ist weniger ein Thriller und mehr ein Psychogramm der drei Schwestern und ihre Beziehung untereinander und zu ihrer Mutter. Erzählt wird die Geschichte zum einen mittels zwei sich abwechselnden Zeitsträngen, einen in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart und zum anderen durch verschiedene Perspektiven, die der Schwestern und die von Marianne, eine Nachbarin, die in der Nähe des Cottages wohnt und mehr über den Tod von Rosa zu wissen scheint. So erfährt man langsam, was vor 20 Jahren passiert ist und was zum Tod von Rosa geführt hat. Die zweit Zeitebenen und die wechselnden Charakterperspektiven verwirren dabei kaum, sind sie doch logisch und verständlich aufeinander aufgebaut. Zudem ist das Buch gut geschrieben, die Autorin weiß mit ihrem atmosphärischen Schreibstil eine düstere Grundzustimmung zu erzeugen, die für zusätzliche Spannung sorgt und perfekt den Inhalt widerspiegelt. Bedingt durch den häufigen Perspektivenwechsel waren mir jedoch die Charaktere etwas zu oberflächlich gezeichnet und sie blieben mir teilweise etwas fremd, worunter der Spannungsbogen der Geschichte etwas litt.

Alles in allem ist „Dunkle Tiefen“ von Elizabeth Kay Thriller und Psychogramm einer Familie in einem, dass beiden nicht vollständig gerecht wird aber nichtsdestotrotz aufgrund der kurzen Kapitellänge und dem atmosphärischen Schreibstil für einen fesselnden Lesegenuss für zwischendurch sorgt.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Sprung in die Arena von Paris - Momentaufnahme der heutigen Gesellschaft

Die Arena
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Für Benjamin Grossmann könnte es in seinem Leben nicht besser laufen. Er hat einen spannenden und erfolgreichen Job bei BeCurrent, ein Netflix-ähnliches Unternehmen. Er ist glücklich verheiratet und wird ...

Für Benjamin Grossmann könnte es in seinem Leben nicht besser laufen. Er hat einen spannenden und erfolgreichen Job bei BeCurrent, ein Netflix-ähnliches Unternehmen. Er ist glücklich verheiratet und wird bald Vater. Doch als bei einem Besuch seiner Mutter im Pariser Stadtteil Belleville sein Handy von Issa Zeitouni gestohlen wird, löst dies eine Kettenreaktion aus. Am Tag nach dem Diebstahl lädt Camille, ein junges Mädchen, ein Video in den sozialen Netzwerken hoch, in dem die junge Polizistin Sam zu sehen ist, die eine Leiche beim Abbau eines Migrantenlagers mit dem Fuß einen Tritt versetzt. Bei der Leiche handelt es sich um niemand anderes als um Issa Zeitouni. Im Verlauf der nächsten vier Tage wird aus einem unglücklichen Unfall ein Inferno, dass den ganzen Osten von Paris in Brand setzt. In der Spirale aus Abrechnung und Gewalt finden sich hierbei Jugendliche aus dem Viertel, Polizisten, Bürgermeisterkandidaten und Arbeiter wieder.

In Négar Djavadis fesselndem Roman wird Paris zur Arena, in der jeder Einzelne gegen etwas kämpft, sei es gegen die Welt und Gesellschaft, in der sie leben, gegen die Eltern oder gegen sich selbst, ebenfalls ist ein Aufbegehren des Pariser Arbeiterviertel.
„Die Arena“ ist ein schonungsloses und zeitgemäßes Porträt der heutigen Gesellschaft ist. Es geht um soziale Netzwerke, Likes, 15-Minuten-Ruhm, verlassene und sozial benachteiligte Viertel, das Elend von Migranten. Ebenso werden Fragen zu Gewalt und Rassismus aufgeworfen.

Die Autorin hat mit ihrem wortgewaltigen und atmosphärischen Schreibstil ein gesellschaftliches und soziales Fresko erschaffen, das einen nicht mehr loslässt, auch wenn der Roman zu Ende ist. Niemand kommt in „Die Arena“ von Négar Djavadi ungeschoren davon, weder die Charaktere des Buchs noch die Leser*innen.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Verstörend und aktuell aber etwas zu kurz

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In einen Brief, gerichtet an einen Anwalt mit Namen Stitic, schildert Kayleigh ihre Arbeit als Inhaltsmoderatorin bei einem Social-Media-Unternehmen und ihren direkten Arbeitgeber Hexa und die Auswirkungen, ...

In einen Brief, gerichtet an einen Anwalt mit Namen Stitic, schildert Kayleigh ihre Arbeit als Inhaltsmoderatorin bei einem Social-Media-Unternehmen und ihren direkten Arbeitgeber Hexa und die Auswirkungen, die ihr Job auf ihr Leben hatte. Stitic reicht im Namen anderer ehemaliger Hexa-Mitarbeiter eine Sammelklage wegen der Arbeitsbedingungen bei Hexa ein und hat Kayleigh gedrängt, sich der Klage anzuschließen, aber sie sagt ihm, dass sie ihm ihre Geschichte nur preisgeben wird, wenn er im Austausch dafür aufhört, sie zu kontaktieren.
Die Richtlinien, denen Kayleigh und ihre Kollegen bei Hexa folgen müssen, sind oft absurd, und der Leistungsdruck, während sie ständig mit verstörenden und gewalttätigen Inhalten konfrontiert sind, scheint für fast jeden unerträglich. Psychische Probleme, Drogen und Alkohol werden für Kayleigh und ihre Freunde bei Hexa zur Normalität, und wenn sich herausstellt, dass einige wissenschaftsfeindliche oder verfassungsfeindliche Ideen teilen, stellt sich die Frage, ob sie schon immer in diese Richtung tendierten, oder ob die Arbeit bei Hexa einen negativen Einfluss auf sie hat.

Das Buch untersucht weitgehend das Trauma, das mit der Überprüfung und Entfernung anstößiger und anstößiger Inhalte im Internet einhergeht, untersucht aber auch die weit verbreitete Desensibilisierung in der allgemeinen Bevölkerung.
Es liest sich flüssig und der Schreibstil ist gut, teilweise auch etwas provokant. Jedoch ist es mit etwas mehr als 110 Seiten etwas zu kurz, um wirklich Wirkung zu zeigen. Aus der Thematik, tagtäglich bei der Arbeit extremer Gewalt und anderen verstörenden und menschenfeindlichen Inhalten ausgesetzt zu sein, hätte man mehr machen können. Auch die Handlung wirkte nach dem abrupten Ende etwas unvollständig.

Insgesamt ist es ein nettes kleines Buch, das mehr Fragen aufwirft, als das es beantwortet und eine gute Geschichte über eine Frau, die für ein Social-Media-Unternehmen arbeitet und die grausamsten Inhalte herausfiltert, und ihre gescheiterte Beziehung zu einer ihrer Kollegin. Leider wurde das Potenzial des Themas jedoch nicht vollständig ausgeschöpft. Deswegen 3.5 von 5 Sternen von mir.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Der etwas andere Blick auf die Mafia

Die Familie
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Antonia und Sofia sind beide Töchter zweier Mafia-Familien in den 1940-Jahren in New York. Als sie aufwachsen, stellen sie fest, dass es nicht immer einfach ist, den Wegen der Familie zu entkommen. Antonia ...

Antonia und Sofia sind beide Töchter zweier Mafia-Familien in den 1940-Jahren in New York. Als sie aufwachsen, stellen sie fest, dass es nicht immer einfach ist, den Wegen der Familie zu entkommen. Antonia und Sofia stellen sich den Herausforderungen von Ehe und Mutterschaft und träumen davon, was hätte sein können, wenn sie einen anderen Weg gewählt hätten.

Die Prämisse des Romans klang vielversprechend, es klang nach einer Mafia-Geschichte, vermischt mit einer Geschichte über die Freundschaft zwischen zwei Frauen und deren Leben in der Familie, sozusagen ein Blick hinter die Kulissen aus den Augen der Frauen. Dementsprechend hatte ich große Erwartungen an das Buch, doch leider wurden diese größtenteils enttäuscht.
Die erste Hälfte von „Die Familie“ empfand ich als zu langsam und eher langweilig. Zudem ließ auch der Schreibstil für mich zu wünschen übrig. Er war eher emotionslos und anfangs fühlte es sich so an, als würde die Autorin nur wenige erinnerungswürdige und relevante Fakten über das Leben von Sofia und Antonia erzählen. Dadurch konnte ich leider keine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufbauen, sie waren blass und blieben mir fremd. In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann aber bis zum Ende an Fahrt auf. Als Sofia und Antonia Mütter wurden, gewannen die beiden als Charaktere mehr an Tiefe und auch der Schreibstil war weniger Erzählen und mehr Zeigen, wodurch die Geschichte interessanter wurde und sich flüssiger lesen ließ.

Alles in allem liegt „Der Familie“ eine tolle Idee zugrunde, indem er sich auf die Frauen in der Familie einer kriminellen Organisation konzentriert und zeigt, wie sie sich verändern und anpassen und ihre Rollen als Freundinnen, Töchter, Mütter, Schwestern, Ehefrauen und Geschäftspartnerinnen erfüllen. Doch inhaltlich und sprachlich konnte die Umsetzung davon nicht vollständig überzeugen. Erst im zweiten Teil des Romans wurde deutlich, welches Potenzial in ihm steckte. Das Buch handelt wirklich von der Familie hinter der Familie und den Frauen. Wer nach einem spannenden Mafia-Buch sucht, wird hier eher nicht fündig.

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