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Veröffentlicht am 09.08.2023

Vielschichtiger, als das Cover vermuten lässt

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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"Bei euch ist es immer so unheimlich still" ist deutlich vielschichtiger, als ich es bei diesem Cover erwartet hätte. Blumen und Vögel ließen mich an eine seichtere, eher romantische Geschichte denken. ...

"Bei euch ist es immer so unheimlich still" ist deutlich vielschichtiger, als ich es bei diesem Cover erwartet hätte. Blumen und Vögel ließen mich an eine seichtere, eher romantische Geschichte denken. Autorin und Kurzbeschreibung konnten mich jedoch neugierig machen – zum Glück, denn mit Silvia und Evelyn begegnen mir zwei ganz unterschiedliche, sehr vielschichtige Protagonistinnen. Die Tochter, Silvia, im Jahr 1989 im unkonventionellen Berlin und die Mutter, Evelyn, 1950, kurz vor ihrer Hochzeit auf dem eher spießigen Land. Warum hat Silvia ihr Heimatdorf verlassen? Wie ist die junge Evelyn zu der etwas ungepflegten, alten Frau geworden, auf die Silvia, gerade selbst Mutter geworden, dann 1989 wieder trifft?

Seite für Seite entsteht ein Bild der beiden Frauen und werden ihre Gefühle, Motive und Beziehungen untereinander klarer. Durch viele Zeitsprünge begleitet das Buch Silvia durch ihre Kindheit und Evelyn in ihren ersten Jahren als Mutter, bis sich beide 1989 wiedertreffen. Auch Silvias Tante Betti und die Monika, die mit Silvia zur Schule ging und dann im Ort wohnen blieb, sind interessante Persönlichkeiten, anhand denen die Autorin ganz deutlich werden lässt das Außenwirkung und innere Gefühlswelt nicht immer übereinstimmen. Wie prägt uns unsere Kindheit und Vergangenheit? Welche Erinnerungen bleiben? Was steckt hinter der Fassade? Rund um diese Fragen dreht sich der Roman, der dabei flüssig und unterhaltsam zu lesen ist.

Von mir daher eine klare Leseempfehlung! Der Roman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, Blaues Kleid“ von Alena Schröder, der auf der Zeitebene von Silvias Tochter Hanna spielt, ist nun ebenfalls auf meiner Wunschliste nach oben gerutscht.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Mutmachbuch rund um das Thema Selbstbestimmung

Mieko tanzt
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Mieko tanzt ist ein wunderschönes Kinderbuch und dreht sich rund um ein wichtiges Thema: Selbstbestimmung und Vielfalt, abseits von Stereotypen und Genderrollen!
Das Buch handelt von Mieko, die es liebt ...

Mieko tanzt ist ein wunderschönes Kinderbuch und dreht sich rund um ein wichtiges Thema: Selbstbestimmung und Vielfalt, abseits von Stereotypen und Genderrollen!
Das Buch handelt von Mieko, die es liebt zu tanzen und vor allem zu springen. Selbstbewusst bestimmt sie über ihre Haare und ihre Kleidung und läuft zu ihren Tanzstunden. Doch die Reaktionen der anderen lösen dann doch unangenehme Gefühle in ihr aus. Wir begleiten Mieko bei all ihren Gefühlen, Stolz, Freude, Zweifel, Scham, Traurigkeit – und natürlich auch zur Versöhnung zum Schluss.
Dabei vermittelt das Buch einfühlsam eine wichtige Botschaft: Jeder Mensch ist ganz genauso richtig, wie er schon ist. Kinder werden ermutigt, sie selbst zu sein.
Für mich ist es ganz wichtig, meinen Kindern zu vermitteln, dass sie über ihren Körper allein entscheiden dürfen. Die Geschichte von Mieko bietet viele Anknüpfungspunkte um darüber mit Kindern zu sprechen - und zwar ganz abseits von Klischees und Stereotypen: Wie fühlt sich Kleidung an, was mag ich? Welche Gefühle lösen die Reaktionen von anderen Menschen bei mir aus? Wie fühlen sich die Gefühle im Körper an?
Mich persönlich spricht auch der ganz eigene und besondere Stil der Illustratorin an. Er ist sehr modern, mit teils surrealen Überzeichnungen, gerade was die Größe einzelner Gegenstände betrifft. Diversität wird auch bildlich in den Charakteren im Buch dargestellt. Die Bilder sind bunt, jedoch in matten, gedeckten Farben und insgesamt wirkt das Buch sehr hochwertig.
Das Buch umfasst 48 Seiten, die Geschichte selbst ist jedoch kurz und prägnant gehalten. Der Schreibstil der Autorin ist einfach und klar. So lässt sich das Buch gut in einem Mal durchlesen. Meine Kinder sind drei und fünf Jahre alt und der Umfang hat für beide gut gepasst.
Fazit: Ein wichtiges Buch mit einer schönen Botschaft, das viele wertvolle Gespräche mit Kindern anstoßen kann und Kinder ermutigt, ihren eigenen Weg zu gehen.

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Modern, bezaubernd und hochaktuell

Mein Leben als einsamer Axolotl
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Mein Leben als einsamer Axolotl von Linda Bondestam ist ein Kinderbuch, das positiv aus der Reihe springt! Im ersten Eindruck springen direkt die außergewöhnlichen Illustrationen in den Blick - sie sind ...

Mein Leben als einsamer Axolotl von Linda Bondestam ist ein Kinderbuch, das positiv aus der Reihe springt! Im ersten Eindruck springen direkt die außergewöhnlichen Illustrationen in den Blick - sie sind modern, farbenfroh, im mixed media - Collagen Stil und gar nicht "typisch niedlich- kindlich". Es gibt auf jeder Seite viel zu entdecken und bestaunen. Auch das Cover ist sehr ansprechend gestaltet. Während der Hauptteil matt gehalten ist, sind Titel und Axolotl glänzend gedruckt. Durch dieses kleine Detail ist der leuchtend gelbe Titel besonders auffallend und das Buch auch haptisch spannend.

Thematisch ist das Buch top aktuell: Das Thema Klimawandel wir hier ungeschönt und direkt besprochen. Das Axolotl beobachtet die Menschen an Land – hier Plumpiane genannt. Diesen Begriff finde ich sehr passend, denn schnell wird deutlich wie plump und dreist die Menschen die Erde für sich nutzen. Ohne erklärend oder belehrend zu sein, zeigt das Buch Tatsachen auf und betrachtet die Welt aus den Augen des kleinen Axolotls. Die Folgen des unbedachten Verhaltens der Menschen werden offensichtlich. Viele kleine Details machen für mich den Zauber dieses Buches aus, z.B. die beiden Zitate am Anfang und am Ende des Buches, die auf die Zerbrechlichkeit der Erde hinweisen, aber darauf, dass das Leben auf der Erde immer einen Weg findet. Die Frage ist nur, welche Rolle werden die Menschen spielen? Bleibt die Erde für uns bewohnbar? Diese unglaublich großen Fragen werden durch simple Beobachtungen mit Kindern besprechbar – ohne zu verängstigen. Dabei steht es den Leser:innen offen, wie tief und intensiv sie in das Thema eintauchen möchten.

In Kombination mit dem niedlichen und ungewöhnlichen Protagonisten, dem Axolotl, entsteht eine hochinteressante Mischung: Bunt, grell, mit fantasievoller Sprache und vielen Details wird die Geschichte auf jeden Fall Aufmerksamkeit erzeugen und das Thema Klimawandel mit einem ganz neuen Ansatz besprechbar machen. Fazit: Ein wunderschönes Buch, das ich sicher nochmal nachkaufen und verschenken werde!

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Liebevoll-melancholisch-selbstironische Ode an die Großeltern

Sylter Welle
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Ein brennender Strandkorb = eine Idylle in Flammen!? Diese Assoziation weckte das Cover von „Sylter Welle“ von Max Richard Leßmann in mir. Eine explosive Konfrontation wie vermutet, habe ich im Buch nicht ...

Ein brennender Strandkorb = eine Idylle in Flammen!? Diese Assoziation weckte das Cover von „Sylter Welle“ von Max Richard Leßmann in mir. Eine explosive Konfrontation wie vermutet, habe ich im Buch nicht gefunden. Trotzdem finde ich das Cover mehr als passend, denn wie bei einem Ölgemälde lässt der Autor Geschichte für Geschichte, Anekdote für Anekdote, wie Schicht für Schicht ein Bild von seinen Großeltern entstehen. Dabei betrachtet er sie mit liebevollem Blick, erzählt oft selbstironisch, pointiert und in teils poetischer Sprache von ihren Eigenarten und kehrt dabei auch die Schwächen nicht unter den Teppich. Lore und Ludwig – sie wurden für mich sofort greifbar, mit wenigen Sätzen auf wenigen Seiten. Feinfühlig und ehrlich behandelt Leßmann auch schwierige Themen wie Alter, Angst, Abschied und Trauer. Wie fühlt es sich an, wenn die eigenen Großeltern plötzlich sehr alt werden? Mich hat das Buch an vielen Stellen berührt, aber auch oft schmunzeln lassen.

Bisher kannte ich den Autor nur über seinen Instagram Kanal, auf dem er mit seinen kurzen Gedichten mit nur wenigen Worten Gefühle perfekt auf den Punkt bringt. Dies gelingt ihm auch in seinem Roman, den ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Eine wunderbare Lektüre für lange, laue Sommernächte und eine große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.06.2023

Ein typischer Charlotte Link Thriller

Ohne Schuld
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„Ohne Schuld“ ist ein klassischer Charlotte Link Thriller: Spannend bis zur letzten Seite, mit vielen unerwarteten Wendungen und psychologisch tiefgehenden Protagonist*innen. Für mich die perfekte Urlaubslektüre. ...

„Ohne Schuld“ ist ein klassischer Charlotte Link Thriller: Spannend bis zur letzten Seite, mit vielen unerwarteten Wendungen und psychologisch tiefgehenden Protagonist*innen. Für mich die perfekte Urlaubslektüre. Das Buch beginnt mit vielen, einzelnen, scheinbar unabhängigen Kriminalfällen. Erst nach und nach werden Verstrickungen sichtbar.
Besonders gelungen finde ich auch das Zusammenspiel der Ermittlerin Kate Linville und Caleb Hale. Während Caleb noch mehr dem typischen Ermittlerbild vieler Thriller entspricht (männlich mit Alkoholproblem), sticht Kate aus dem Einheitsbrei heraus. Neben dem eigentlichen Kriminalfall finde ich die Dynamik und die zwischenmenschlichen Töne im Ermittlerteam besonders spannend. Auch wenn es sich hier bereits um das dritte Buch rund um Kate Linville handelt, lässt es sich auch separat lesen. Ich werde Kate auf jeden Fall auch in Zukunft gerne weiter begleiten!

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