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Veröffentlicht am 16.09.2025

Zum Abtauchen in vergangene Zeiten – ein typischer Gablé

Rabenthron
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Wenn ich ein Buch von Rebecca Gablé aus dem Regal nehme, dann erwarte ich, dass ich für ein paar Stunde in ganz entferne Zeiten abtauchen kann. Und das liefert Rabenthron mit der typischen Rebecca Gablé ...

Wenn ich ein Buch von Rebecca Gablé aus dem Regal nehme, dann erwarte ich, dass ich für ein paar Stunde in ganz entferne Zeiten abtauchen kann. Und das liefert Rabenthron mit der typischen Rebecca Gablé Formel: Wir begleiten das geschickt verknüpfte Schicksal von historischen und fiktiven Persönlichkeiten durch turbulente Zeiten mit allen Höhen und Tiefen. Dabei führt Rabenthron uns zurück nach Helmsby, das Gablé-Fans schon aus „Das zweite Königreich“ und „Hiobs Brüder“ bekannt ist. Rabenthron ist jedoch ein Prequel und setzt vor „Das zweite Königreich“ ein, sodass es sich für Neulinge lohnt, mit diesem Werk zu starten!

Besonders an Gablés Büchern mag ich, dass die jeweilige Zeit für mich wirklich „greifbar“ wird – bei kaum einer anderen Autorin entsteht für mich so viel Kopfkino beim Lesen. Typische Gerichte, Kleidung, Stoffe, Wohnumgebungen – selbst die normannische Haarmode wird nicht vergessen. Trotz der umfangreichen Beschreibungen lässt das Buch sich schnell und leicht lesen. Und oft schimmert auch eine Prise Humor in den Dialogen durch.

Zeitlich beginnt Rabenthron im Jahr 1013; einer Zeit in der England durch ständige Wikiniger Überfälle schwer angeschlagen ist. Ælfric of Helmsby will eigentlich nur einen Gefangenen bei Hofe abliefern, gerät dann aber zufällig in den Dunstkreis der Königin Emma. Während mich das Schicksal anderer fiktiver Gablé Charaktere sonst aber gern auch mal nachts wachhielt, konnte ich aber vor allem im ersten Drittel des Buches noch keine richtige Bindung zu ihm aufbauen. Im weiteren Verlauf änderte das sich zwar, aber insgesamt blieb er mir zu sehr „glänzender Held mit zu vielen Hollywood Momenten.“ Hier möchte ich jedoch auf keinen Fall der Handlung vorgreifen. Auch (tolle!) Freundschaft mit Hakon, dem Dänen und Eilmer, dem Mönch, hätte meiner Meinung nach allerdings noch mehr „Screentime“ bekommen dürfen.

Während der fiktive Hauptcharakter Ælfric für mich etwas blass blieb, konnte Gablés Darstellung historischen Persönlichkeit, Königin Emma, mich voll überzeugen. Intelligent, ehrgeizig und selbstreflektiert navigiert Emma durch politische Intrigen und handelt dabei durchaus auch mal moralisch fragwürdig. Dabei ist sie sich der Grenzen ihrer Möglichkeiten in ihrer Rolle als Frau und auch der Gefahren, die ihr drohen immer bewusst. Für mich ist sie in Rabenthron ganz klar die Figur, deren Schicksal ich mit der meisten Spannung verfolgt habe.

Ist Rabenthron der beste historische Roman den ich von Rebecca Gablé je gelesen habe? Ehrlich gesagt: Nein. Die Waringhams vom Thron zu stoßen, ist allerdings auch eine wirklich große Challenge! Würde ich die Lektüre trotzdem empfehlen? Ja, und zwar uneingeschränkt. Denn auch, wenn ich diesmal kleine Kritikpunkte hatte, habe ich das Lesen insgesamt sehr genossen und Gablé hat geliefert, was ich mir von ihren Romanen wünsche: Ein paar Stunden in einer ganz anderen Welt versinken!

Für mein Lesevergnügen eigentlich nicht relevant, aber trotzdem soll es nicht unerwähnt bleiben: Optisch ist Rabenthon ein echtes Highlight! Der farbige Buchschnitt, der an ein Kirchenfenster angelehnt ist, ist wunderschön und macht aus dem Buch ein echtes Sammlerstück.

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Veröffentlicht am 15.09.2025

Eine unterhaltsame Klassenfahrt – mit Luft nach oben

Die unendliche Klassenfahrt - Spuk auf Burg Hammelstein
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Das Buch „Die unendliche Klassenfahrt“ finde ich nicht ganz so einfach zu bewerten und bin nach langem Überlegen bei 3.5 von 5 Sternen gelandet. Insgesamt handelt es sich um eine unterhaltsame Geschichte, ...

Das Buch „Die unendliche Klassenfahrt“ finde ich nicht ganz so einfach zu bewerten und bin nach langem Überlegen bei 3.5 von 5 Sternen gelandet. Insgesamt handelt es sich um eine unterhaltsame Geschichte, die allerdings deutlich Luft nach oben hat, was die Tiefe angeht.

Zunächst mal das Positive: Das bunte, glitzernde Cover, die witzige Grundidee und die vielen Illustrationen konnten meinen Sohn zuerst sehr zum Lesen motivieren. Er ist fast 8 und liest erst seit kurzem Bücher für sich ganz allein. Er ist mit den einfachen, kurzen Sätzen gut zurechtgekommen. Auch das Verhältnis von Illustrationen und Schriftbild (und Größe) ist für Erstleser gut geeignet. Nach anfänglichem Enthusiasmus lies die Lesemotivation aber nach und wurden andere Bücher (sogar mit deutlich weniger Illustrationen) bevorzugt.

Ich habe das Buch auch selbst gelesen, um mir einen Eindruck zu machen, woran das lag. Das Problem ist meiner Meinung nach, dass die Geschichte trotz der tollen Grundidee mit dem magischen Schulbus relativ oberflächlich bleibt. Dies ist vielleicht auch mit dem Fokus auf Erstleser erklärbar, allerdings haben wir auch andere Erstleserbücher die viel fesselnder sind und einen besseren Spannungsbogen aufbauen.

In diesem Buch wurde sich darum bemüht eine diverse Klassengemeinschaft darzustellen, was ich als sehr positiv empfinde. Leider kommen aber so viele unterschiedliche Kinder vor, dass kein tieferes Bild einzelner Charaktere entsteht. Gerade für Erstleser ist es wohl schwer hier den Überblick zu behalten.

Auch die Handlung hat für mich nicht immer einen konsistenten und klaren Verlauf. Einige Aktionen der Kinder hätten auch noch eine kurze Einordnung vertragen können.

Insgesamt ein schönes Konzept, wirklich tolle Illustrationen aber einige Punkte bei denen man für einen Folgeband noch nachjustieren könnte.

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Veröffentlicht am 28.08.2025

Hochaktuelles Thema in nicht ganz überzeugender Umsetzung

Heimat
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Das Cover von Hannah Lühmanns „Heimat“ konnte mich direkt überzeugen, denn das Phänomen Tradwifes finde ich hier gut eingefangen: die Bäume wirken wie aus einem alten Gemälde geschnitten, das bei meinen ...

Das Cover von Hannah Lühmanns „Heimat“ konnte mich direkt überzeugen, denn das Phänomen Tradwifes finde ich hier gut eingefangen: die Bäume wirken wie aus einem alten Gemälde geschnitten, das bei meinen Großeltern hängen könnte. Der rosa Schriftzug Heimat wirkt hingegen eher modern. Altes mit einem modernen Anstrich – das trifft das Thema, ohne zu plakativ zu sein.

Inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht ganz so begeistern. Vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungen, aber ich habe mir irgendwie eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema gewünscht. Lühmanns Stil hat mir grundsätzlich gut gefallen, auch die Aneinanderreihung einzelner Szenenbilder empfand ich als angenehm zu lesen. Insgesamt blieb mir aber vor allem die Protagonistin Jana zu klischeehaft und fade. Das Buch ist recht kurz und ich hätte mir gewünscht, dass der Fokus mehr auf der Freundschaft zwischen Jana und Karolin liegen bleibt. Hier werden immer wieder weitere große Themen, wie zum Beispiel häusliche Gewalt, angedeutet und angeschnitten, sodass die eigentliche Handlung meiner Meinung nach etwas ausfranst. Zu Beginn ist Janas zunehmende Einsamkeit und Überforderung noch überzeugend dargestellt, später kann ich ihren Wandel irgendwie nicht mehr nachvollziehen. Auch die Neubausiedlung wirkt für mich oft eher wie eine konstruierte Kulisse für die Geschichte als überzeugend. Im Gegensatz zum Cover habe ich die Geschichte oft eher als plakativ erfahren und mich beim Lesen gefragt, ob das bewusst so angelegt wurde.

Daher bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück: das Buch behandelt ein hochaktuelles Thema, ist gut und flüssig lesbar, aber bleibt hinter meinen Erwartungen zurück.

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Veröffentlicht am 15.07.2025

Überraschendes Lesehighlight

Sunbirds
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Sunbirds von Penelope Slocombe war für mich ein überraschendes Lesehighlight. Der ungewöhnliche Titel und die Farbgebung des Covers haben mich neugierig gemacht. Überraschenderweise hat das Buch für mich ...

Sunbirds von Penelope Slocombe war für mich ein überraschendes Lesehighlight. Der ungewöhnliche Titel und die Farbgebung des Covers haben mich neugierig gemacht. Überraschenderweise hat das Buch für mich gleich nach den ersten Kapiteln in einen Sog gezogen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es ausgeht und habe es an einem Wochenende durchgelesen.
Torran verschwindet als gerade 18 Jähriger in den Bergen in Indien und hinterlässt seine Familie ratlos. In der Vorbemerkung des Buches steht der Hinweis, dass sich schätzungsweise bis zu 9000 Menschen illegal in den Bergen aufhalten. Das setzt natürlich sofort das Gedankenkarussell in Gang: Ist Torran einer von ihnen? Während seine Mutter Anne fest daran glaubt, Torran zu finden, und ihn inzwischen seit Jahren in Indien sucht, hat sein Vater die Suche aufgegeben. Frischen Wind bringt Esther, Journalistin und Torrans Cousine in den Fall, die mit neuen Informationen nach Indien reist.
Der Roman dreht sich allerdings um soviel mehr als die Frage, was mit Torran passiert ist. Er erzählt vom Umgang mit Schicksalsschlägen, den Paarkonflikten, die infolgedessen entstehen. Ganz besonders beschäftigt er sich mit der Frage: Wann ist es an der Zeit loszulassen? Ist das überhaupt, wenn man sein Kind vermisst? Auch die komplexe Beziehung zwischen Anne und Esther ist immer wieder Thema.
Erzählt wird die Geschichte im schnellen Perspektivwechsel zwischen (vor allem) Anne und Esther, der nach und nach eine vielschichtige Wahrheit offenbart. Für mich ein überraschend spannendes Lesehighlight!

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Veröffentlicht am 15.07.2025

Witzig-skurril und motivierend für Erstleser!

Franky 1: Meine schräge Zombie-Familie, Schrumpfdrachen und andere Katastrophen
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Franky – meine schräge Zombi-Familie, Schrumpfdrachen und andere Katastrophen macht mit dem Cover schon viel richtig: Es macht neugierig und Lust auf Lesen! Zumindest meinen Sohn hat es direkt angesprochen. ...

Franky – meine schräge Zombi-Familie, Schrumpfdrachen und andere Katastrophen macht mit dem Cover schon viel richtig: Es macht neugierig und Lust auf Lesen! Zumindest meinen Sohn hat es direkt angesprochen. Der abziehbare Schleimsticker wurde auch freudig entdeckt und ausprobiert! Für mich eine Spielerei, die nicht zwingend nötig ist – für meine Kinder hat es definitiv zum Coolness Faktor des Buches beigetragen.
Das Buch hält, was das Cover verspricht – es ist bunt, witzig und detailreich. Ich war überrascht, dass auch alle Illustrationen auf den Innenseiten farbig gehalten sind. Insgesamt trägt der Comicstil sehr zur Lesemotivation meines Sohnes bei und so war es auch hier. Die Texte sind relativ einfach gehalten, die Schrift ist stellenweise jedoch eher klein. Trotzdem hat das selbst lesen sehr gut geklappt (7 Jahre, Ende zweiter Schulklasse), auch wenn es etwas länger gedauert hat. Mein Sohn hat erstmal ein paar Seiten gebraucht, um richtig im Buch anzukommen, war aber direkt von den Details wie dem Telefon gefesselt und motiviert weiterzulesen. Auch inhaltlich finde ich das Buch dem Alter angemessen – nicht zu gruselig und guter Humor für Kinder!
Auch Franky als Charakter und Odi, der schleimspukende Schrumpfdrache kamen super an. Super, dass hier eine Reihe entstehen soll – wir werden den zweiten Band definitiv auf die Wunschliste setzen!

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