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Veröffentlicht am 16.06.2025

Gesellschaftskritik trifft Mörder-Mystery

Lauter kleine Lügen
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„Lauter kleine Lügen “ – auf dem Cover schwebt der Titel etwas bedrohlich, eingefasst von dunklen Wolken, über den Fassaden zweier beschaulicher Vorstadthäuser. Der Klappentext verspricht einen Roman über ...

„Lauter kleine Lügen “ – auf dem Cover schwebt der Titel etwas bedrohlich, eingefasst von dunklen Wolken, über den Fassaden zweier beschaulicher Vorstadthäuser. Der Klappentext verspricht einen Roman über „Vorurteile, Misstrauen und das verborgene Leben der Frauen“.

Damit liefert der Buchumschlag eine perfekte Vorschau auf das, was Kate Kemp in ihrem Debütroman liefert: Einen ungeschönten Blick hinter die perfekten Vorstadtfassaden. Das beschauliche Vorstadtleben wird gleich auf den ersten Seiten erschüttert: Naomi, Hausfrau und Mutter, schrubbt mitten in der Nacht den Badezimmerboden. Am nächsten Tag ist klar: Der junge Antonio ist gestorben. Doch was genau ist passiert? Der kleine Mikrokosmos, eine Sackgasse in den 70er Jahren in Canberra, mitten im heißen Sommer wird mitsamt seinen Bewohner*innen ordentlich durcheinandergeschüttelt. Schnell wird klar: das Zusammenleben beruht auf hunderten kleinen Geheimnissen.

Wer jetzt einen klassischen Krimi erwartet, liegt allerdings falsch. Vielmehr ist „Lauter kleine Lügen“ ein Gesellschaftsroman, der neben den persönlichen Beziehungen auch den allgegenwärtigen Alltagsrassismus, Misogynie und Homophobie aufdeckt. Dabei teilt Kemp lauter kleine Begegnungen und Beobachtungen, die sich nach und nach wie ein Puzzle zusammensetzen. Trotz der schweren Themen ist es ein leicht lesbares Buch, das mich stellenweise auch zum Schmunzeln gebracht hat. Besonders wenn die Gemeinschaft zusammenfindet und die unterschiedlichen Charaktere aufeinandertreffen, erinnert das Buch fast an ein Kammerspiel.

Erschreckenderweise sind die misogynen Strukturen, die Kate Kemp schonungslos aufdeckt, gar nicht so weit weg, wie das Setting vermuten lässt. Beim Lesen konnte ich oft Parallelen zur Gegenwart ziehen. Gerade mit Blick auf die politische Entwicklung in den USA in Bezug auf Gleichstellungsprozesse und Diversitätsprogramme hinterlässt das Buch ein ungutes Bauchgefühl, dass die schwere, drückende Atmosphäre der Sommerhitze spiegelt.

Ein unterhaltsames Buch für alle, die gerne gesellschaftskritische Literatur mit einer Prise Mystery und spannenden Figuren lesen. Ich freue mich auf mehr von Kate Kemp!

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Veröffentlicht am 16.06.2025

Lesemotivation für fußballbegeisterte Kinder

Fußball-Stars - Alles über Messi. Vom Fußball-Talent zum Megastar
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„Alles über Messi“ ist der neuste Band einer Serie über Fussballstars. Wir haben schon „Alles über Ronaldo“ zuhause und nun eben auch seinen größten Konkurrenten. Beide Bücher sind sehr ähnlich aufgebaut. ...

„Alles über Messi“ ist der neuste Band einer Serie über Fussballstars. Wir haben schon „Alles über Ronaldo“ zuhause und nun eben auch seinen größten Konkurrenten. Beide Bücher sind sehr ähnlich aufgebaut. Alles über Messi begleitet Leo auf seinem Weg zum Fussballstar – angefangen in der Kindheit, über alle wichtigen Stationen bis zum Weltstar. Dazu gibt es viele Illustrationen im modernen Comicstil. Das Buch wechselt zwischen kurzen Texten, Tabellen, Zitaten und mehr und enthält viele Fakten rund um Messi. Diesen finde ich in der Comic Version auch sehr gut getroffen.

Während ich selbst das Buch zum Vorlesen eher langweilig finde, überzeugt es vor allem meine fussballverrückten Kinder. Der Aufbau im Comicstil mit vielen Illustrationen und nicht zu hohem Textanteil, motiviert hier sehr zum selbst lesen. Die Sätze sind relativ kurz und einfach gehalten und bis auf die Eigennamen der Fussballvereine, Wettwerbe und Spieler kommen keine schwierigen Wörter vor. Außerdem lassen sich relevante Statistiken einfach wiederfinden, sodass das Buch hier immer mal wieder durchgeblättert wird. Am Ende gibt es noch ein kleines Quiz – damit kann auch getestet werden, wie aufmerksam gelesen wurde.

Insgesamt daher eine schöne Lesemotivation und ein tolles Geschenk für fußballbegeisterte Erstleser!

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Veröffentlicht am 20.05.2025

Spannende Urlaubslektüre mit dunklen Familiengeheimnissen

Die unsichtbare Hand
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"Ich weiß, was dein Vater getan hat!" – Gleich der erste Satz in Julie Clarks neuem Roman „Die unsichtbare Hand“ präsentiert auch den größten Konflikt und alle ungeklärten Fragen des Buches: Hat Olivias ...

"Ich weiß, was dein Vater getan hat!" – Gleich der erste Satz in Julie Clarks neuem Roman „Die unsichtbare Hand“ präsentiert auch den größten Konflikt und alle ungeklärten Fragen des Buches: Hat Olivias Vater in den 70ern seine beiden Geschwister getötet oder nicht?

Dieser Frage muss Olivia (unfreiwillig) nachgehen, als ihr entfremdeter Vater sie als Ghostwriterin für seinen neuen (autobiografischen) Roman beauftragt. Olivia, deren berufliche Laufbahn kurz vor dem Aus steht, fühlt sich gezwungen den Auftrag anzunehmen und nähert sich in vielen Rückblenden der Wahrheit.

Ehrlich gesagt habe ich das gesamte Szenario rund um die Beauftragung Olivias als Ghostwriterin als ziemlich unrealistisch und nicht plausibel empfunden. Trotzdem habe ich die Geschichte dann aber in einem Rutsch durchgelesen.

Wenn man darüber hinwegsieht, wie die Konstellation im Buch überhaupt zustande kommt, folgt nämlich ein spannender Thriller mit vielen Wendungen und Familiengeheimnissen. Welchen Erinnerungen kann man trauen? Sind die Beziehungen so wie sie scheinen?

Auch das Setting fand ich sehr gelungen. Julie Clark hat das Leben von Jugendlichen in den 70ern gut getroffen. Die vielen Freiheiten und der Kontrast zur heutigen Zeit werden gut deutlich. Auch die Einblicke in die Arbeit einer Autorin und Ghostwriterin haben mir gut gefallen. In den vielen Hinweisen zu dem Aufbau von Kapiteln habe ich nach geheimen Botschaften, die das Rätsel lösen gesucht.

Wie auch schon „Der Tausch“ hat mich „Die unsichtbare Hand“ einen entspannten Tag im Garten wunderbar unterhalten und ich kann es allen empfehlen, die vielleicht noch eine spannende Urlaublektüre mit Familiengeheimnissen und vielen Wendungen suchen.

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Veröffentlicht am 23.04.2025

Tiefe Wasser – flacher Plot

Die Bucht
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„Die Bucht“ von Liz Webb klangt für mich vielversprechend: Das Setting auf einer düsteren schottischen Insel, ein Ehemann, der nach einem Nahtoderlebnis plötzlich verändert ist, dunkle Geheimnisse, tiefe ...

„Die Bucht“ von Liz Webb klangt für mich vielversprechend: Das Setting auf einer düsteren schottischen Insel, ein Ehemann, der nach einem Nahtoderlebnis plötzlich verändert ist, dunkle Geheimnisse, tiefe Wasser – hier habe ich einen atmosphärischen, psychologisch tiefgehenden Pageturner erwartet.

Leider habe ich dann die gesamte Handlung als eher flach empfunden und war das Buch insgesamt für mich eher eine Enttäuschung. Zunächst einmal ist das Buch schon fast vorbei, wenn alles passiert ist, was auf dem Klappentext schon verraten wird. Das wäre an sich noch nicht schlimm, allerdings konnte ich gar keine Verbindung zu den Protagonist*innen Calder und Nancy aufbauen. Nancy wirkte auf mich die ganze Zeit eher wie Anfang 20 als Ende 30 und ihre Handlungen konnte ich an vielen Stellen absolut nicht nachvollziehen. Dass diese dauernd in Endlosschleifen erklärt werden, macht es nicht besser.

Das Potential rund um Calders Veränderung nach seinem Unfall wurde meiner Meinung nach verschenkt. Hier möchte ich nicht zu viel von der Geschichte verraten, finde jedoch dass die Veränderung sehr platt dargestellt wurde, sodass wenig echte Spannung aufkommen konnte.

Im letzten Drittel des Buches folgt dann plötzlich eine große Menge an Twists und Irrungen und Wirrungen – für mich dann einfach eine unnötige Wendung zu viel, da sie vielfach auch vorhersehbar waren.

Die düstere Stimmung auf der Insel und die karge Landschaft einzufangen, ist Liz Webb allerdings gelungen. Ebenso war das Buch schnell und einfach als Lektüre zwischendurch zu sehen. Daher vergebe ich noch 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.03.2025

Einsamkeit – zwei Frauen auf der Suche nach dem Glück

Die Anatomie der Einsamkeit
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Einsamkeit ist nicht das erste Thema, das man einem unterhaltsamen Roman zuschreiben würde, aber doch ist es hier das verbindende Element in den Geschichten der zwei Protagonistinnen Claire und Olive in ...

Einsamkeit ist nicht das erste Thema, das man einem unterhaltsamen Roman zuschreiben würde, aber doch ist es hier das verbindende Element in den Geschichten der zwei Protagonistinnen Claire und Olive in Louise Pelts Roman.

Die beiden starten sehr unterschiedlich – Claire 2000 als erfolgreiche Anwältin in New York, Olive eher gescheiterte Journalistin 2022 in London. Claires Geschichte hat mich besonders am Anfang an Anwaltsserien a la „the good wife“ erinnert, während ich bei Olive eher an eine etwas tollpatschige Cameron Diaz in Liebeskomödien denken musste.

Beide verbindet jedoch das Gefühl nicht vollständig zu sein, nicht dazu zugehören, einsam zu sein. In beiden Geschichten taucht ein mysteriöser Kompass auf und lässt uns noch auf eine dritte Zeitebene eintauchen. Über den ganzen Roman zieht sich auch das Rätsel, ob Claire und Olive auch im wahren Leben miteinander verbunden sind.

Louise Pelts Stil hat mir sehr gut gefallen – nach wenigen Seiten konnte ich in der Geschichte abtauchen und mir alles bildlich vorstellen. Ein wenig erinnert mich der Aufbau an Bücher von Lucinda Riley, bei der sich Mystery und Lovestory bzw. Suche nach persönlichem Glück auch oft miteinander verbinden. Während des Lesens tauchten für mich schon ein, zwei Unstimmigkeiten auf, z.B. erschien mir die ganze Geschichte rund um den Kompass schon ein bisschen konstruiert. Aber wie in einem guten Film habe ich mich einfach in die Geschichte ziehen lassen und mich unterhalten lassen. Viele der Twists im Buch sind ein wenig vorhersehbar, wenn man aufmerksam liest.

Positiv hervorheben möchte ich die Gestaltung des Buches. Das Cover ist wunderschön und passend zur Geschichte gewählt. Der Einband hat eine besondere Haptik, die an Leinen oder an eine Leinwand erinnert.

Insgesamt kommt es bei der Bewertung ja auch immer darauf an, was man eigentlich erwartet: Die Anatomie der Einsamkeit ist eine unterhaltsame Geschichte zum Miträtseln und begleitet die zwei Hauptprotagonistinnen mit viel Gefühl auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück. Für mich ein perfektes Buch für ein verregnetes Wochenende zum Abtauchen und Entspannen.

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