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Veröffentlicht am 02.12.2020

Enmpfehlenswert

Die Bibliothekarin von Auschwitz
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Wenn wir auf die jüngsten Ereignisse im Tagesgeschehen blicken, ist es um so wichtiger, dass Bücher wie "Die Bibliothekarin von Auschwitz" den Weg an die Öffentlichkeit finden und all den Gepeinigten, ...

Wenn wir auf die jüngsten Ereignisse im Tagesgeschehen blicken, ist es um so wichtiger, dass Bücher wie "Die Bibliothekarin von Auschwitz" den Weg an die Öffentlichkeit finden und all den Gepeinigten, Gequälten und Getöteten eine Stimme geben, damit sie und das Leid, das man ihnen zugefügt hat, nie in Vergessenheit geraten.

Dass an einem Ort des Schreckens, dem man lebend nicht entkommen kann, eine heimliche Schule existiert und somit Hoffnung und Licht spendet, ist an und für sich schon ein kleines Wunder. Aber ein noch Größeres ist es, dass es Menschen wie Freddy Hirsch gibt, die diese Hoffnung verbreiten und somit das Elend ein wenig erträglicher machen.

Der Autor lässt das KZ Auschwitz mit all seinem Grauen und Schrecken wie ein drohendes Mahnmal aus den Seiten steigen und sofort nimmt die beklemmende Stimmung, die Todesangst von einem Besitz. Man wird automatisch zur Hauptfigur Dita, die eigentlich eine unbeschwerte Kindheit und Jugend erleben sollte, doch in einer Zeit, als Hass, Hetze und Antisemitismus die Atmosphäre vergiften, ist ihr das nicht vergönnt. Und trotzdem gibt es Momente, in denen sie glücklich ist - ein unglaublicher Widerspruch in sich, der hier vom Autor mit bemerkenswerter Feinfühligkeit geschildert wird.

Es gibt wahnsinnig viele Momente, in denen ich innehalten muss, weil mich die Emotionen fest im Griff haben. Ich habe gehofft und gebangt, geweint und vor Zorn und Wut die Hände zur Faust geballt. Die deutlichen Worte des Autors, der hier nichts beschönigt, kriechen unter die Haut und wirken lange nach. Es fällt schwer, hier die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion zu erkennen, denn der Schreibende hat sehr gut recherchiert und die historischen Ereignisse und Handlungsorte mit seinen schriftstellerischen Ideen verwebt, sodass ein sehr reales und authentisches Bild für den Leser entsteht.

Der Schluss wartet noch einmal mit allem auf, was es in der Gefühlsachterbahn zu durchleben gilt und man kann das Buch nicht eher aus der Hand legen, bis der letzte Buchstabe gelesen ist.

Ein emotionales, beeindruckendes Werk gegen das Vergessen


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Veröffentlicht am 02.12.2020

Wenn Träume platzen wie Seifenblasen

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen
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Mit der Märchenhochzeit im April 1956 scheint es sich zu bestätigen, dass Träume wahr werden können. Als Grace von Fürst Rainier zum Traualtar geführt wird, jubeln ihr die Monegassen zu. Sie sind stolz ...

Mit der Märchenhochzeit im April 1956 scheint es sich zu bestätigen, dass Träume wahr werden können. Als Grace von Fürst Rainier zum Traualtar geführt wird, jubeln ihr die Monegassen zu. Sie sind stolz auf ihre First Lady, die sie verehren und die Glanz und Glamour in das kleine Fürstentum bringt. Doch hinter den Palastmauern sieht die Welt ganz anders aus...

Wohl jeder kennt die Bilder der royalen Hochzeit, mit der aus der Schauspielerin Grace Kelly die Fürstin Gracia Patricia von Monace wird. Was nach aussen märchenhaft und romantisch wirkt, ist in Wahrheit ein abgekatertes Spiel und Kerri Maher zeigt hier die fiesen Spielregeln, an die sich die junge Schauspielerin halten muss.

Grace Kelly hat es schon von jeher nicht einfach gehabt, sich in ihrem Leben zu behaupten - aus streng katholischem Haus, wachen die Eltern mit Argusaugen über ihren Kinder und Grace muss immer wieder die Ellenbogen ausfahren, um ihren Traum von der 'Schauspielerei zu verwirklichen. Das schürt Selbstzweifel in ihr, die nie so ganz verblassen und sie im Verlauf der Jahre unsicher wirken lassen. Zwar weiß sie sich immer wieder zu behaupten und auch gegen Regiegrößen wie Alfred Hitchcock aufzulehnen, aber der Leser bekommt einen sehr genauen Einblick in das Leben der jungen Frau, das immer irgendwie fremdbestimmt scheint. Grace wirkt wie ein "Bauer" auf dem Schachbrett des Lebens und wird fleißig hin und her gezogen, wie es anderen gerade passt.

Ihrer Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und einer eigenen Familie lässt sie in unzähligen Affären freien Lauf und das lässt sie sehr wankelmütig erscheinen. Auch der Drang, die eigentlich benötigte Sehhilfe zu verheimlichen, lässt eher auf ein geknicktes Ego und übergroße Eitelkeit schließen, als auf ein gesundes Selbstwertgefühl. Ihre manchmal vorhandene Willensstärke müsste sie nur öfter einsetzen, damit sie nicht so unterdrückt wird....doch sie fügt sich.

Erst mit dem Kennenlernen von Fürst Rainier scheint sich das Blatt zu wenden und man merkt, wie die junge Frau regelrecht aufblüht und das Gefühl hat, endlich angekommen zu sein. Nicht nur in der Liebe, sondern auch bei sich selbst. Die von der Autorin erfundenen Liebesbriefe zeugen von einer unglaublichen Zärtlichkeit, öffnen Herz und Seele der Liebenden und sind eine echte Wohltat für den Leser. Feinfühlig und behutsam spinnt sich hier das Band der Liebe und man merkt, wie sehr sich die beiden zueinander hingezogen fühlen.

Doch nach dem Anstecken des Verlobungsringes zeigt Rainier sein wahres Gesicht - hinter all den liebenswerten Worten steht Kalkül und Berechnung und ich hätte nie gedacht, dass sich hinter der schillernden Fassade so eine unterkühlte Beziehung verbirgt.Manchmal möchte man Grace einfach nur zur Seite stehen und sie trösten....

Mit dem Kennenlernen von Diana Spencer 1981 zeigen sich erschreckend viele Paralellen zwischen dem Leben von Gracia Patrica und Lady Di. Wie beide Leben geendet haben, ist bekannt...

Ich habe mir von diesem Buch ein wenig mehr Glitzer und Glamour erhofft, ein bisschen mehr Zugang zur Person Grace Kelly, doch sie bleibt in weiten Teilen fremd und unnahbar. Vielmehr habe ich jetzt das Gefühl, dass das Bild der Fürstin in der Öffentlichkeit ein ganz anderes ist, als das, was sie laut diesem Buch tatsächlich war - hier erscheint sie flatterhaft, in manchen Dingen egoistisch, lässt sich aber gleichzeitig unterdrücken und gibt sich fast kampflos ihrem Schicksal hin. Ich weiß nicht wirklich, was ich von diesem Roman halten soll, da ich manchmal wirklich Mühe hatte, all dem zu folgen, was auf 500 Seiten geschrieben steht...

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Die Thematik geht an die Nieren

Interlaken
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Max bekommt einen neuen, sehr mysteriösen Fall - er soll zwei chinesische Touristinnen suchen, die während eines Aufenthaltes im Berner Oberland plötzlich spurlos verschwinden. Die Ehemänner machen mit ...

Max bekommt einen neuen, sehr mysteriösen Fall - er soll zwei chinesische Touristinnen suchen, die während eines Aufenthaltes im Berner Oberland plötzlich spurlos verschwinden. Die Ehemänner machen mit Nachdruck deutlich, dass auf keinen Fall die Polizei bei der Suche nach den Vermissten eingeschaltet werden soll. Doch wie sucht man nach zwei jungen Frauen, die anscheinend nicht gefunden werden wollen ? Max und Fede verfolgen erste Hinweise und diese führen sie in die Jungfrauenregion, nicht ahnend, dass sie schon bald in ein böses Spiel auf Leben und Tod verwickelt sind...


In ihrem neuen Roman "Interlaken" packt Silvia Götschi ein ganz heißes Eisen und ein absolutes Tabu-Thema an - Kindesmisshandlung und sexueller Missbrauch. Sie geht dabei äußert sensibel vor und trotzdem lassen die geschilderten Szenen den Leser lange nicht zur Ruhe kommen, denn die Bilder brennen sich tief ins Herz ein und sorgen für innere Aufruhr. Manchmal muss ich tatsächlich das Buch zur Seite legen und innehalten, da ich das Gelesene erst verarbeiten muss, um dann im Kapitel fortzufahren. Es sind Szenen, die mich fassungslos und ohnmächtig das Schicksal der Geschändeten erleben lassen, mich aber auch wütend und zornig machen, weil das alles unter dem Deckmäntelchen der Verschwiegenheit passiert. Es fällt schwer, hier die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion zu ziehen, da die Schreibende wirklich alle Register ihres Könnens zieht. Hut ab, dass sich die Autorin an dieses heikle Thema heranwagt und daraus einen spannenden Krimi strikt.

Die Jungfrauenregion ist sonst eher ein Ort der Erholung, der die Seele frei und das Herz weit macht, doch in diesem Krimi schlägt die Grausamkeit mit all ihren Facetten zu und und raubt der idyllischen Bergwelt die Unschuld.

Die Schreibende nutzt die lange in China vorherrschende Ein-Kind-Politik und den Geheimbund der Freimaurer als Grundgerüst für ihre Erzählung, um daraus einen sehr spannenden und komplexen Fall entstehen zu lassen, bei dem nicht nur der Ermittler Max von Wirth, sondern auch der Leser bald nicht mehr weiß, wem man noch trauen kann.

Geniesst man mit Max noch den Augenblick des Schwebens während dem Paragliding, zieht Götschi auch in diesem himmlischen Moment den Schwarzen Peter aus der Tasche und beendet mit einem lauten Knall - im wahrsten Sinne des Wortes - das gemütliche Dahingleiten.

Es geht Schlag auf Schlag und der Leser wird von einem Ereignis zum Nächsten getrieben, ermittelt aufgeregt mit und versucht die Mosaiksteinchen zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen, das eine grausame Wahrheit offenbart.

Mir sind manche Details einfach zu qualvoll und zu ausführlich dargestellt, sodass ich die grausamen Bilder lange nicht aus dem Kopf bekommen habe - ich ziehe daher für mich persönlich einen Stern ab. Ich finde es aber wichtig und richtig, dass Silvia Götschi hier den Geschändeten eine Stimme gibt, um von ihrem Leid zu erzählen, damit wir nicht wegschauen, sondern genauer hinsehen.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Intime Momente in der geheimnisvollen Welt des Theaters

Time to Act
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Simon Annand hat über Jahrzehnte hinweg das Allerheiligste betreten dürfen, was es für einen Schauspieler am Theater gibt - die Garderobe. In diesen intimen Momenten der intensiven Vorbereitung auf den ...

Simon Annand hat über Jahrzehnte hinweg das Allerheiligste betreten dürfen, was es für einen Schauspieler am Theater gibt - die Garderobe. In diesen intimen Momenten der intensiven Vorbereitung auf den Auftritt hat er Stars und weniger bekannte Schauspieler begleiten dürfen, um ihnen ganz nahe zu sein, wenn sie sich in in den letzten 30 Minuten vor ihrem großen Auftritt auf die Rolle vorbereiten. Dabei sind unglaublich faszinierende Fotos entstanden, die die Darsteller in dem Augenblick zeigen, wenn sie am verletzlichsten sind.

Voller Hingabe, in absoluter Konzentration oder beim relaxten Plausch mit den Kollegen - jeder Akteur geht anders mit diesen 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung um und die Ergebnisse sind in diesem monumentalen Bildband festgehalten. Dabei ist es Annand wichtig, den Künstler an sich nicht als solchen darzustellen, sondern den Menschen zu zeigen, der mit all seinem Können und Herzblut für die nächste Vorstellung in die Rolle schlüpft, um dem Zuschauer im Theater eine faszinierende und mitreißende Vorstellung zu bieten.

Gerade noch blickt Olivia Willams in den Spiegel, doch schon wenige Sekunden später beginnen Teile ihres fiktiven Charakters, von ihr Besitz zu ergreifen und sie wird eins mit ihrer Rolle.

Mit dem Überstreifen des Gewandes der Kleopatra und dem letzten Blick in den Spiegel scheint es, als würden die Fasern des Stoffes die Charakterzüge freigeben, um sich wie eine zweite Haut über die Schauspielerin Josette Simon zu legen und ihr so die Gefühls- & Gedankenwelt zugänglich zu machen.

Cate Blanchett zeigt eine unglaubliche Verletzlichkeit, die von Annand mit ganz viel Feingefühl aufs Bild gebannt wird.

Es ist erstaunlich , wie viele Stationen ein Schauspieler durchläuft, wenn er das Theater betritt, sich die Alltagsbekleidung abstreift und in das Kostüm schlüpft, das seine vollkommene Verwandlung vollenden wird.

Dieser Bildband ist ein echtes Buchschätzchen und dementsprechend werden die Fotos auch exquisit präsentiert. Seidig-glänzend und mit einer unglaublichen Farbbrillanz schimmern die Aufnahmen dem Betrachter entgegen und werden so zu einem Dokument perfekter Fotografie, die im schnelllebigen Zeitalter von Handyfotos fast schon in Vergessenheit geraten ist.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen, es das ganze Jahr hindurch aufzuheben. Charles Dickens

New York Christmas
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Es gibt eine Zeit im Jahr, da wird selbst das laute, hektische New York ganz still und leise - Weihnachten.

Mit "New York Christmas" haben Lisa Nieschlag und Lars Wentrup ein unglaublich inspirierendes ...

Es gibt eine Zeit im Jahr, da wird selbst das laute, hektische New York ganz still und leise - Weihnachten.

Mit "New York Christmas" haben Lisa Nieschlag und Lars Wentrup ein unglaublich inspirierendes Koch- & Backbuch herausgebracht, das für Liebhaber dieser faszinierenden Stadt ein absolutes Muss ist.

Die verschneite Skyline von New York bildet die perfekt Hintergrundkulisse für das ansprechende Cover, die goldgeprägten Letter lassen keinen Zweifel dran, dass New York zu Weihnachten etwas ganz Besonderes ist.

Wer eine typisch amerikanische Vorweihnachtszeit genießen und an Heilig Abend dazu passende Gerichte seinen Lieben servieren möchte, der ist hier genau richtig, um sich Inspirationen und Anregungen zu holen.

Für die Umsetzung der Rezepte in der heimischen Küche sorgen die leicht verständlichen Texte und lassen die Zubereitung der Schlemmereien leicht von der Hand gehen. Die eindrucksvollen Fotos der kleinen und großen Gaumenfreuden lassen dem Betrachter schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wer kann schon widerstehen, wenn die Aromen und Düfte eines noch warmem Apple-Pie mit Walnüssen und Cranberry, glasierter Schweinebraten oder eine scharfe Kürbissuppe mit Ingwercreme weihnachtliche Hochgenüsse versprechen.

Gekrönt wird das Buch durch die für New York typischen Weihnachtsszenen:

- Schlittschuhlaufen vorm Rockefeller Center, wenn der üppig geschmückte Christbaum von abertausend Lichtern erleuchtet wird

- eine romantische Kutschfahrt durch den verschneiten Central Park

- der Blick auf die mit Schnee bedeckte Skyline von New York

Dazu wunderschöne Geschichten und Gedichte, die noch noch einmal zusätzlich die Vorfreude auf das Fest der Feste schüren. Irgendwie hört man , während man das Buch durchblättert, leise im Hintergrund die Schellen einer Pferdekutsche läuten und man summt die Melodie von "Jingle Bells", dessen Originaltext ebenfalls im Buch zu finden ist.

Merry Christmas

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