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Veröffentlicht am 06.06.2023

Im ersten Teil zu langatmig, im zweiten zu hastig erzählt

Blankenese - Zwei Familien
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John muss mit Erschrecken feststellen, dass seine Verlobung nur eine Farce gewesen ist. Er kann und will nicht glauben, dass hinter den großen Gefühlen nur eiskalte Berechnung gesteckt hat. Er sieht nur ...

John muss mit Erschrecken feststellen, dass seine Verlobung nur eine Farce gewesen ist. Er kann und will nicht glauben, dass hinter den großen Gefühlen nur eiskalte Berechnung gesteckt hat. Er sieht nur noch einen Ausweg...den letzten, den endgültigen Schritt zu gehen. Dass sich aber in dieser dunklen Stunde sein Leben grundlegend verändern wird, hat er nicht auf dem Schirm. Die Begegnung mit Leni am Elbufer ist eine glückliche Fügung des Schicksals und John sieht wieder einer rosigen Zukunft entgegen. doch erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt....


Nach der "Heilgendamm-Trilogie", die mich regelrecht an die Seiten gekettet hat, war ich unglaublich neugierig, welche Schicksale Michaela Grünig aus ihrer Feder fließen lässt. Mit knapp 500 Seiten lockt das Buch und auch der Klappentext verspricht Spannung, Zeitgeschichte und Tragisches. Zu Beginn lese ich auch noch recht gerne die Entwicklungen, folge aufmerksam der Handlung und kann mich sogar mit John und Leni anfreunden. Aber schon bald merke ich, dass dieser Roman mich nicht wirklich zu begeistern weiß und für mich weit hinter der Heilgendamm- Erzählung zurück bleibt.

Die erste Hälfte des Buches ist nämlich recht langatmig und ausschweifend erzählt, verliert sich manchmal in Nebensächlichkeiten und wirkt dadurch unnötig aufgeplustert und künstlich in die Länge gezogen. Bis Kapitel 15 werden die Ereignisse der Jahre 1919 bis 1928 sehr intensiv geschildert und ich bekomme einen detaillierten Einblick in das Leben und Wirken der Figuren im Buch. Vom Zerfall des Kaiserreichs bis zum aufkommenden Antisemitismus gelingt es Grünig, ein sehr plastisches Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Die Steine, die man Leni und John in den Weg legt, sind mal mit größeren, mal mit kleineren Konsequenzen behaftet und werden fast problemlos aus dem Weg geschafft.

Ab Kapitel 16 galoppieren die Jahre im wie Flug vorbei und so ist jedes neue Kapitel auch eine kurze Abhandlung der Jahre 1933 bis 1939. Die charakterliche Veränderungen, die die Herrschaft der Nazis mit sich bringt, rückt so manche Figur in ein sehr dunkelbraunes Licht und es ist erschreckend, wie sehr sich das doch eigentlich friedliche Zusammenleben der Familien immer mehr auf des Messers Schneide bewegt. John und Leni stehen erneut vor schweren Entscheidungen, deren Ausgang ungewiss ist.

Auch wenn die Autorin den für sie typischen Schreibstil wählt, um über die die schicksalhaften Begegnungen zu erzählen, finde ich nicht wirklich Zugang zur Geschichte und fühle mich in machen Kapiteln fast schon gelangweilt. Die vielen positiven Leser:innenstimmen beweisen aber, das Geschmäcker und Empfindungen unterschiedlich sind und es eine große Fangemeinde gibt,die diesen Roman gerne gelesen hat.

Für mich reicht es leider nur für neutrale 3 Sternchen...auf das Lesen der Fortsetzung werde ich allerdings verzichten.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Tolles Setting, aber flache Handlung

Zeelandgeheimnis
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Vlissingen erlebt eine nahezu perfekte Kopie eines Doppelmordes, der in den 1930er Jahren begangen wurde. Doch wie hängen die aktuelle Ereignisse mit den Geschehnissen von damals zusammen ? Bokma steht ...

Vlissingen erlebt eine nahezu perfekte Kopie eines Doppelmordes, der in den 1930er Jahren begangen wurde. Doch wie hängen die aktuelle Ereignisse mit den Geschehnissen von damals zusammen ? Bokma steht gerade im Fokus der Polizei, denn sein Verhalten macht ihn mehr als verdächtig. Aber Bokma ist unschuldig und es gilt, diese Unschuld zu beweisen, auch wenn seine Weste nicht ganz so blütenrein ist. Seine eigenen Ermittlungen scheinen zunächst von Erfolg gekrönt, aber dann wendet sich das Blatt und Bokma muss erleben, was passiert, wenn sich dunkle Gestalten auf die Füße getreten fühlen...


Die Provinz Zeeland in den Niederlanden wird zum Schauplatz für Verbrechen. Zwischen Dünengras, Miesmuscheln, Klompen und ganz viel niederländischem Küstencharme pflanzt Martin Roos seine Hauptfigur Jakob Bokma ein, der zwar kein glatt geschliffener Kiesel ist, aber seine Ecken und Kanten wirken mir zu gewollt. Anderes seine Tochter Mayla, die mit beiden Beinen fest im Leben steht und ihre Ziele verfolgt, komme was wolle.

Die Handlung beginnt zunächst geheimnisvoll und spannend, flacht aber bis zum Mittelteil deutlich ab, sodass Bokmas Anstrengungen, die Parallelen zwischen dem Doppelmord heute und dem Verbrechen von einst nicht wirklich fesselnd geschildert sind. Einzig die Bedrohung von aussen, die seine eigene Familie betrifft, bringt Schwung in die Seiten.

Auch Edna Dingemanes, die mit ihrem Gemischtwarenladen einen Hauch Nostalige lebendig werden lässt, hat zwei Gesichter. So unscheinbar die betagte Einzelhändlerin auf den ersten Blick ist, hat sie es faustdick hinter den Ohren. Und wer hätte gedacht, dass ein von ihr großzügig an Bokma verschenktes Einwegfeuerzug nochmal für den Verlauf des Schicksals zuständig sein wird.

Der Fall an und für sich ist gut angedacht, aber mir fehlen Spannung, Nervenkitzel und die Möglichkeit, eigene Ermittlungen anzustellen. Die leichte Prise Humor peppt zwar das Ganze auf, kann aber die insgesamt flache Handlung nicht retten. Es gibt manchmal einfach zu eindeutige Hinweise, wie sich die Puzzlestückchen zusammensetzen lassen und auch der Schluss ist nicht wirklich überraschend.

Für das Setting und die ein oder andere Figur kann ich mich erwärmen, aber unter einem spannenden Krimi stelle ich mir etwas mehr vor. Nette Strandlektüre, die schnell gelesen und schnell wieder vergessen ist. Neutrale 3 Sternchen

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Handy aus -- Abenteuer an

KOMPASS Offline, 50 Legendäre Outdoor-Erlebnisse, Deutschland
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Insta, Youtube, TikTok und andere neuen Medien zeigen uns heute quasi in Dauerschleife die Places to be. Jede/r kennt sie virtuell, aber wie sieht es mit dem echten Erleben aus ? Da hilft nur eines: Handys ...

Insta, Youtube, TikTok und andere neuen Medien zeigen uns heute quasi in Dauerschleife die Places to be. Jede/r kennt sie virtuell, aber wie sieht es mit dem echten Erleben aus ? Da hilft nur eines: Handys aus und raus in die Natur, zu den Bildern, die schon so oft ein Daumen hoch von uns bekommen haben.

Zu Fuß, mit dem Rad oder auf dem Wasser mit Kanu oder SUP die hier vorgestellten Reise/Wanderziele zeigen, dass es sich wirklich lohnt, einmal die virtuelle Welt zu verlassen und die Natur offline zu genießen. Denn alle Videos und Kurzclips dieser Welt können den Klang der Windharfe, das mulmige Gefühl im Bauch beim Spaziergang durch den Gespensterwald, das vom Fahrtwind zerzauselte Haar oder das Gefühl von Freiheit auf den Bergen nicht ersetzen, geschweige denn erlebbar machen.

Gegliedert in vier Themenbereiche (Dein Moment, Wild & Frei, Fahrtwind spüren, Hitzefrei) finden die Leser;innen schnell den für sie passenden Vorschlag, um das nächste freie Wochenende oder den Urlaub wirklich mit allen Sinnen und einem Hauch Abenteuer zu genießen. Die Beschreibungen der Touren sind zwar recht schön zu lesen, mir fehlen aber ein paar wesentliche Dinge, die normalerweise bei einem guten Reise-/Outdoorführer auf den ersten Blick erkennbar sein müssen. Angaben zur Dauer und zu bewältigen Streckendistanz sowie der Charakter der Tour sind gut zu erfassen, allerdings kommen erst im Text die Hinweise auf Höhenmeter, körperliche Fitness und sonstige Besonderheiten, die zu beachten sind. Das Kartenmaterial ermöglicht eine grobe Planung, ersetzt aber nicht die ausführliche Wanderkarte. Hier hätte ich mir eine übersichtliche Infobox gewünscht, die alles Wichtige in Kürze zusammenfasst und sich optisch vom Begleittext abhebt. GPX-Daten oder ein QR-Code zum Downloaden fehlen leider auch, sodass ich mir aus diesem Buch wirklich nur Inspirationen holen kann.

So leid es mir tut, aber in Anbetracht meiner aufgeführten Kritikpunkte kann ich hier schweren Herzens nur 3 Sternchen vergeben.

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Veröffentlicht am 06.05.2023

Leider nicht wirklich gruselig

Lost & Dark Places Allgäu & Oberschwaben
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Es gibt zwei Wörter, die für Gänsehautgarantie, Gruselfaktor und unheimliche Vergangenheit stehen - Lost Places. Und warum in die Ferne reisen, wenn der Nervenkitzel so nahe ist ? Benedikt Grimmler stellt ...

Es gibt zwei Wörter, die für Gänsehautgarantie, Gruselfaktor und unheimliche Vergangenheit stehen - Lost Places. Und warum in die Ferne reisen, wenn der Nervenkitzel so nahe ist ? Benedikt Grimmler stellt in seinem Reiseführer "Lost & Dark Places Allgäu und Oberschwaben" 33 Lost Places vor, die mit ihrem morbiden Charme und einer bewegten Vergangenheit das Pendant zur weiß-blauen Postkartenidylle bilden.

Doch anders wie in den bereits veröffentlichten Dark-Tourism-Guides packt mich hier nur bedingt die Neugier und die Abenteuerlust schwelt eher verhalten. Die unheimliche Kulisse wirkt leider nicht ganz so dramatisch und faszinierend, wie ich das aus den anderen Reiseführern kenne. Die verlassenen Häuser, Klöster und Bahnhöfe erzählen zwar durch den Autor ihre Geschichte, aber weder Text noch Fotos können mich komplett vereinnahmen und begeistern. Alles wirkt irgendwie gestellt und inszeniert, sodass das schaurig Schöne komplett verloren geht. Die Fotos sind meist bei gutem Wetter aufgenommen worden, sodass der Sonnenschein noch zusätzlich wie ein Weichzeichner wirkt. Mit fehlt das Knarzen der Treppen, das Quietschen der rostigen Türzargen und das Gefühl, von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden.

Die Anfahrtsbeschreibungen sind ausführlich und für das leichtere Auffinden der Lost-Places sind sogar die GPS-Koordinaten beigefügt. Vielleicht stellt sich bei einem Besuch vor Ort ja dann doch der ein oder andere kalte Schauer ein, der das typische Urbexerfeeling wach küsst.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Vom Aufstieg und Fall einst prunkvoller Gebäude

Lost Places in Kroatien
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Vergessen verlassen und gezeichnet vom Krieg - die Lost Places in Kroatien zeigen eindrucksvoll die Geschichte ihres Landes. Wo einst prunkvolle Lüster die Decke zierten, leicht bekleidete Damen für das ...

Vergessen verlassen und gezeichnet vom Krieg - die Lost Places in Kroatien zeigen eindrucksvoll die Geschichte ihres Landes. Wo einst prunkvolle Lüster die Decke zierten, leicht bekleidete Damen für das leibliche Wohl zuständig waren, weiche Kissen und Decken die Tourist:innen in einen ruhigen Schlaf gebettet haben oder leckerer Likör für den sprichwörtlich guten Geschmack ein Markenzeichen war, ragen Ruinen, Bunkeranlagen und Festungen wie Mahnmale in den blauen Himmel.

Sie alle erzählen die wechselvolle Geschichte eines Landes, das sich immer wieder neu erfinden musste, um zum Urlaubsparadies zu werden. Eindrucksvolle Bilder liefern einen mehr als nachhaltigen Blick in das Geschichtsbuch Kroatiens und lassen schon die ein oder andere Gänsehaut über die Arme kriechen. Die schaurig schöne Umgebung ist Heimat von verlassenen Dörfern und Städten, in denen schon lange kein Leben mehr pulsiert. Gerippe von Vergnügungstempel und Hotels recken sich mahnend in den Himmel und erzählen leise ächzend von Misswirtschaft und anderen Geheimnissen. Mächtige Festungsmauern, gebogene Schienen und andere verfallene Zeugen vergangener Epochen sind Mahnmale glückloser Zeiten und bieten Nervenkitzel pur.

Ich habe mit großem Interesse das Buch gelesen und mir die einzelnen verlassenen Orte angeschaut. Dabei habe ich aber leider feststellen müssen, dass ich einige der im Buch befindlichen Lost Places bereits aus dem Buch ""Lost Places in der Alpen-Adria-Region" kenne. Die Bilder sind die gleichen, die Texte wurde etwas angepasst, aber trotzdem finde ich es ein wenig ärgerlich, dass sich hier bereits Bekanntes zwischen neue Empfehlungen mit morbiden Charme "schleicht".

Das trübt für mich den Lesepsaß und ich vergebe daher neutrale 3 Sternchen

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