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Veröffentlicht am 07.10.2019

Macht Lust auf Mee(h)r

Darf's ein bisschen Meer sein?
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Tilda hat sich den Gang von der Insel in die große weite Welt des Journalismus anders vorgestellt...glitzernder, schillernder, aufregender. Doch diese Beschreibung passt momentan so gar nicht auf das, ...

Tilda hat sich den Gang von der Insel in die große weite Welt des Journalismus anders vorgestellt...glitzernder, schillernder, aufregender. Doch diese Beschreibung passt momentan so gar nicht auf das, was sie in ihrer Vita vorzuweisen hat. Statt Promis, Titelseite und geniale Aufmacher heißt es bei Tilda einfach nur Anzeigenabteilung und Ödnis.
Doch ein angeblicher Skandal im Bio-Hotel ihres Onkels scheint das Sprungbrett für Tilda zu sein, denn ihr Chef schickt sie zu Recherchezwecken zurück auf ihre Insel. Ist wirklich alles so verfahren, wie es auf den ersten Blick scheint ? Als wäre das nicht genug, schlägt Tildas herz auf Langeoog plötzlich wieder für Justus, ihre Jugendliebe...
"Darf's ein bisschen Meer sein?" - diese Frage stellt die Autorin mit dem Buchtitel und meine Antwort lautet: Ja, es darf Meer und mehr sein Denn dieses inselroman verzubert nicht nur auf den ersten Blick mit demcover, sondern weiß auch den Leser mit einer wirlich süßen Geschichte zu begeistern.
Wenn man Tilda Gockel heißt, ist das Leben ja schon nicht einfach und das merkt man der Figur auch an. Sie ist ein wenig wankelmütig und neigt zur Chaos-Queen und ich habe so meine liebe Not, mit ihr warm zu werden. Aber wenn Tilda sich dann erst einmal einen Platz im Leserherzchen gesucht hat, nistet sie sich darin ein und man kann gut mit ihr zurecht kommen.
Die Geschichte liest sich recht flüssig und bietet viel Platz für Wellenglitzern, Inselromantik und kleine Aufreger. Langeoog darf mit seiner schönen Landschaft punkten und bietet hier den perfekten Rahmen für eine kleine Liebesgeschichte mit kleinen familiären Stolpersteinen. Somit ist für Abwechslung gesorgt und man kann mit Tilda auf Recherchetour gehen. Ein bisschen mehr Offenheit und Ehrlichkeit, gerade ihren Eltern gegenüber, hätte ich mir von Tilda schon gewünscht, aber diesen Faux-pas bügelt sie schnell wieder aus.
Ich mag die Figuren, die die Autorin hier auf die Insel pflanzt, denn sie sind sehr vielfältig gestaltet und sorgen für ein munteres Treiben auf dem Eiland. Sie dürfen sich alle sehr menschlich präsentieren und beweisen, dass man auch mit Ecken und Kanten in einem Roman seinen Platz findet.
Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch geben dem Ganzen dann och den richtigen Schliff und man kann sich so richtig vorstellen, wie Tilda zum einem über die Insel wirbelt, um Ungerechtigkeiten aufzudecken und zum anderen ihr Herz verliert.
Das Buch sorgt für kurzeiliges Lesevergnügen und man kann sich gut an den weißen Sandstrand der Nordseeinsel träumen. Ein leichter Sommerroman, der Lust auf Meer und mehr macht

Veröffentlicht am 07.10.2019

Der bisher beste Krimi aus der Reihe

Sterbekammer
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Fridas neuer Fall ist ganz schön verzwickt, denn es gilt nicht nur zu ermitteln, warum der kauzige Besitzer einer alten Mühle zu Tode gekommen ist. Unterhalb der Küche in der Mühle befindet sich eine gemauerte ...

Fridas neuer Fall ist ganz schön verzwickt, denn es gilt nicht nur zu ermitteln, warum der kauzige Besitzer einer alten Mühle zu Tode gekommen ist. Unterhalb der Küche in der Mühle befindet sich eine gemauerte Kammer, die wohl als Gefängnis diente.
Nur gut, dass Bjarne Haverkorn sich an einen ungelösten Fall erinnern kann, der die Polizei vor 10 Jahren auf Trab gehalten hat. Doch was hat dieser alte Fall mit dem Neuen zu tun ? Lebt die junge Frau, die damals spurlos verschwunden ist, noch ? Frida und Bjarne müssen jeden noch so kleinen Hinweis wie ein Puzzle zusammensetzen...

Wow, was für ein Krimi !
Romy Fölck hat mit "Sterbekammer" den bisher besten Fall in ihrer Frida-Paulsen-Reihe konstruiert und mich mit atemloser Spannung regelrecht an die Seiten gekettet.
Die Rekonstruktion der Tat und die Ermittlungen sind mit ganz viel Einfallsreichtum versehen, für den Leser sehr anschaulich und nachvollziehbar erzählt und man folgt bereitwillig allen Hinweisen, die sich im Verlauf des Bucher ergeben.
Die Autorin spielt mit der Angst und der Hoffnungslosigkeit des Opfers, in dem sie ihre Aufzeichnungen in der Ich-Erzählweise in den eigentlichen Roman einfließen lässt. Das sorgt dafür, dass eben jene Angst und Lethargie auf den Leser überspringt und beklemmende Gefühle, die fast schon Todesangst grenzen, beim Lesen auslöst. Das Martyrium, dass das Opfer erlebt, ist wirklich kaum auszuhalten und es zeugt davon, wie sehr der Täter in seinen kranken , abstrusen Gedankengängen aufgeht, um einem Menschen so etwas anzutun.
Die Suche nach dem Täter gestaltet Romy Fölck aufregend, abwechslungsreich und mit ganz viel Gespür für Details. Jeder noch so leine Hinweis wird akribisch aufgearbeitet, genauer durchleuchtet und hinterfragt, fließt auch in die Nebenstränge ein und sorgt dafür, dass der Leser einen atmosphärisch dichten und dramaturgisch perfekt gestalteten Krimi in den Händen hält.
Die Figuren aus den Vorgängerbänden haben sich gut weiterentwickelt, neue Charaktere sind dazu gekommen und haben, trotz Startschwierigkeiten in ihrer Sympathie, ihren Platz in diesem großartigen Werk gefunden.
Romy Fölck zeigt auf, was passiert, wenn man falschen Idealen hinterherrennt und gibt dem Bösen ein harmloses Gesicht, das sich nach dem Zusammenknüpfen der einzelnen Fäden zu einer niederträchtigen Fratze entwickelt.
Der Fall ist nervenaufreibend angelegt, lässt viel Raum für eigene Ideen, um den Täter zu entlarven, die Spannung ist ständig greifbar und wartet mit einer ganz großen Überraschung am Schluss auf.
Für mich mein Krimihighlight im Leseherbst 2019 !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 28.09.2019

Leichte Lektüre mit Wacklern

Das Haus der Schmetterlinge
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Anita hat die Brücken in Köln hinter sich abgebrochen und versucht nun am Comer See wieder zu sich selbst zu finden. Ihr Zuhause ist die "Schmetterlingsvilla" die zum Familienbesitz ihrer Großmutter zählt. ...

Anita hat die Brücken in Köln hinter sich abgebrochen und versucht nun am Comer See wieder zu sich selbst zu finden. Ihr Zuhause ist die "Schmetterlingsvilla" die zum Familienbesitz ihrer Großmutter zählt.
Ein altes Foto weckt Anitas Neugier und sie möchte von ihrer Mutter wissen, wer das Mädchen ist, das man auf dem Bild erkennen kann, aber ihre Mutter hüllt sich in Schweigen. Doch dieses Schweigen stachelt nur noch mehr Anitas Neugier an und sie beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen…

"Das Haus der Schmetterlinge" ist ein recht schnell zu lesendes Buch über lang gehütete Familiengeheimnisse, die doch irgendwann den Weg ans Licht suchen und sich offenbaren.
Die Autorin hat es dem Leser einfach gemacht, sich in die Geschichte hineinzufinden, denn zu Beginn eines jeden Kapitels "begrüßt" uns ein Schmetterling, der kurz vorgestellt wird. Für mich fließt somit die Thematik des Buches wunderschön mit in die fiktive Geschichte ein und lässt mich so in die Ereignisse von damals wie mit einem Flügelschlag eintauchen.
Die Handlung von heute bekommt erst mit dem Entdecken der Geschehnisse von damals so richtig Bedeutung und es gefällt mir, wie Anita sich durch die Vergangenheit arbeitet, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen.
Der Erzählstrang in der Vergangenheit fesselt mich dabei etwas mehr an die Seiten als Anitas Geschichte in der Gegenwart, was vielleicht auch daran liegt, dass die Ereignisse einfach glaubwürdiger geschildert sind. Anitas Verhalten ist in meinen Augen nicht ganz so überzeugend und plausibel dargestellt, sodass sich hier einige Wackler in der Logik ergeben.
Für den Leser ist es relativ einfach, sich im Buch zurecht zu finden, denn große Erzählkunst ist hier nicht an der Tagesordnung. Die Schreibweise ist recht schlicht gehalten, wirkt an manchen Stellen noch ausbaufähig, aber nicht langweilig.
Die Landschaftsbilder des Comer Sees und die Informationen rund um das Thema Schmetterlinge werten das Buch inhaltlich auf und sind eine Bereicherung für die Geschichte. Ansonsten leichte Lektüre, die man schnell gelesen hat, aber auch ebenso schnell wieder vergisst.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Wien, Wien nur du allein... (Peter Alexander)

Wien abseits der Pfade (Jumboband)
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Wien, Wien, nur du allein
sollst stets die Stadt meiner Träume sein!
Dort, wo die alten Häuser stehn,
dort, wo die lieblichen Mädchen gehn!
Wien, Wien, nur du allein
sollst stets die Stadt meiner Träume ...

Wien, Wien, nur du allein
sollst stets die Stadt meiner Träume sein!
Dort, wo die alten Häuser stehn,
dort, wo die lieblichen Mädchen gehn!
Wien, Wien, nur du allein
sollst stets die Stadt meiner Träume sein!
Dort, wo ich glücklich und selig bin,
ist Wien, ist Wien, mein Wien! (Peter Alexander)

Treffender kann man eine Buchbesprechung glaube ich gar nicht einleiten, denn Georg Renöckl hat in seinem neuen Buch "Wien abseits der Pfade" genau diese Liebe zu Wien für den Leser erlebbar gemacht und sich tatsächlich abseits der Touristen-Pfade auf Entdeckungstour begeben.
Egal ob Durchhaus, Schönbrunn oder der Nasenweg - es gibt so vielen zu entdecken, das man in einem "normalen "Reiseführer eben nicht findet und das wirft ein ganz andres Licht auf die Sehnsuchtsstadt Wien.
Fernab von Donauwalzer, Sisi-Kitsch und Deutschmeister-Romantik lernt man bei den Streifzügen durch das andere Wien eine Stadt kennen, die so viel mehr zu bieten hat als blank polierte Touristenfassaden und klingelnde Mitbringselkassen.
Wien ist ein Genuss für Augen, Ohren und Gaumen und diese Genüsse lernt der Leser hier in diesem Buch kennen und schätzen. Die Tipps zur Einkehr und zum Verweilen sind für den Wienentdecker echte Schmankerl und bieten dem Leser bei der Lektüre eine kleine Auszeit, um das soeben beendete Kapitel - zumindest literarisch- genußvoll ausklingen zu lassen.
Natürlich gibt auch Hinweise auf die nicht so schönen Ecken der Stadt, aber auch die muss es geben, denn eine Stadt hat eben viele Gesichter und nur durch diese bekommt sie Authentizität und Würde. Kann man bei einer Stadt von Würde sprechen ? Ich finde ja, denn der Autor gibt mit diesem Buch respekt- & würdevoll die Eindrücke seiner Entdeckungstouren an den Leser weiter und das formt in meine Augen auch die Sichtweise , die man bei seinem nächsten Wienbesuch unbedingt berücksichtigen sollte.
Es gibt leider ein Manko - die Bilder und Stadtpläne im Buch haben leider Minderqualität und verleiden mit beim Betrachten ein wenig den Spaß an der Lektüre. Ansonsten ist dieses Buch ein echter Volltreffer! Ich bin jetzt ganz traurig, dass das Buch zu Ende gelesen ist und ich meinen Koffer wieder auspacken muss, denn mit der letzten Seite ist die - zumindest literarische- Reisen nach Wien auch beendet. Aber nach dem Buch ist vor der echten Reise und ich hoffe, dass ich möglichst bald Gelegenheit bekommen werde, Wien mit neuen Sichtweisen und abseits der Pfade zu entdecken.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Jede Wahrheit hat zwei Seiten...

Der andere Himmel
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Irina wollte einst aus dem Osten fliehen, doch ihre Flucht ist missglückt. Die Haft hat bis heute Spuren in ihrem Leben hinterlassen, die sie tief geprägt haben. Keiner weiß, was damals wirklich passiert ...

Irina wollte einst aus dem Osten fliehen, doch ihre Flucht ist missglückt. Die Haft hat bis heute Spuren in ihrem Leben hinterlassen, die sie tief geprägt haben. Keiner weiß, was damals wirklich passiert ist.
Da entdeckt sie die Autobiografie von Frank Hollmann, dem Mann, der mit ihr die Flucht wagte. Doch seine Schilderungen sind nicht die Geschichte, die Irina erlebt hat. wie kann es sein, dass zwei Menschen, die das gleiche getan haben, zwei völlig unterschiedliche Geschichten daraus entwickeln ?
Irina bleibt nur eine Möglichkeit - sie muss herausfinden, was damals wirklich passiert ist...

"Der andere Himmel" erzählt die Lebensgeschichte von Irina, die nach einer missglückten Flucht aus dem Osten im Gefängnis Hohenschönhausen gebrochen wurde und diese Narben ein Leben lang behält. Gezeichnet von den Ereignissen hat sie es nie geschafft, ihrem Mann und ihrer Tochter zu erzählen, was damals wirklich geschehen ist.
Die Autobiografie ihres damaligen Freundes wirft sie noch mehr aus der Bahn und ihre heimliche Reise zu ihm nach Italien soll endlich Klärung verschaffen.
Die Autorin erzählt relativ unaufgeregt und mit manchmal recht knappen Sätzen, wie sich der Blickwinkel auf die Ereignisse verändert und lässt den Leser die zwei Seiten der Wahrheit erkennen.
Es fehlt mir an Leidenschaft und Gefühl, die das Geschehene dem Leser nahe bringen, denn so, wie es Renate Ahrens hier rüberbringt, wirkt es fast nüchtern und rational erzählt. Irina und auch Frank können den Leser nicht emotional abholen und deswegen bleibt man leider außen vor, betrachtet die Geschichte wie durch eine Art Glaswand, die einen von den eigentlich ergreifenden und aufwühlenden Ereignissen fern hält.
Die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind leider nicht immer deutlich für den Leser erkennbar und so muss man immer sehr genau aufpassen, in welcher Zeitform man sich gerade befindet, um der Handlung folgen zu können.
Nach und nach klärt sich auf, was damals wirklich geschehen ist und es ist deutlich zu spüren, dass die Arme der Stasi sehr langgewesen sind und auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch Schaden anrichten können, obwohl es diese Institution gar nicht mehr gibt....
Das offene Ende versöhnt leider auch nicht mit dem Buch, denn es lässt einfach zu viele Fragen ungeklärt im Raum stehen.
Die Idee zum Roman ist richtig gut, bietet viel Potential für eine mitreißende Geschichte. Die Umsetzung scheitert aber an der sachlichen und nüchternen Erzählweise, die dem Buch den Wind aus den Segeln nimmt.