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Veröffentlicht am 03.06.2024

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hesse)

Das Lied der Biene
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Marga ist die gute Seele in Paul Alprechts Haushalt und eigentlich liebt sie ihre Tätigkeit. Doch seit Pauls Verlobte in den Räumen umherwirbelt, ist die Stimmung frostig. Ein tragisches Unglück lässt ...

Marga ist die gute Seele in Paul Alprechts Haushalt und eigentlich liebt sie ihre Tätigkeit. Doch seit Pauls Verlobte in den Räumen umherwirbelt, ist die Stimmung frostig. Ein tragisches Unglück lässt nicht nur Marga, sondern auch Paul ihre Lebensweise neu betrachten. Marga möchte Paul so viel sagen, findet aber nur den Mut, ihre Gefühle und Worte in anonymen Email zum Ausdruck zu bringen. Paul fühlt sich getröstet und verstanden und über die Zeit baut sich eine Vertrautheit auf, die beiden gut tut. Bis Paul zufällig erfährt, wer die Verfasserin ist....


Wenn es ein Buch verdient hat, als absolutes Highlight bezeichnet zu werden, dann ist es "Das Lied der Biene" von Gabriela Groß. Der neue Roman aus ihrer Feder ist ein echtes Seelenpflaster, tröstet, gibt Mut und beweißt, dass es nie zu spät ist, um die eigenen Träume zu leben.

Marga ist Anfang vierzig, hat eine vernarbte Seele und während all die anderen um sie herum ein buntes, lautes und fröhliches Leben gelebt und sich weiterentwickelt haben, hat sie einfach vergessen, sich selbst mitzunehmen. Irgendwie ist alles an ihr vorbeigezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie von allen nur als selbstverständlich wahrgenommen und manchmal auch einfach nicht mehr gesehen wird.

Die Autorin schildert in ihrem seelenvollen Schreibstil die persönliche Wandlung von Marga und ermöglicht so ihren Leser:innen, die vielen Stufen das Lassens - nämlich Loslassen, Weglassen und Zulassen - zu durchleben. Auch geht es darum, Gefühle zuzulassen und dem Ruf des Herzens zu folgen, denn eine neue Liebe lässt es wieder aufblühen. Der Roman ist eine gefühlvolle und spannende Reise voller Chancen und Herausforderungen, gute Freundin und Achtsamkeitsübung und zugleich eine Ermutigung dazu, in sich selbst hineinzuhören, die eigenen Träume und Wünsche wieder etwas mehr in den Fokus zu rücken und mutig den ersten Schritt auf einem neue Weg zu gehen.

Die Schreibende hat die Gabe, ihre Figuren zum Leben zu erwecken und den Leser:innen das Gefühl zu geben, gemeinsam mit ihnen durch alle Höhen und Tiefen in den Kapiteln zu gehen. Es fließen Tränen - mal aus Trauer, mal aus Wut und auch vor Glück, ein glockenhelles Lachen perlt wie Champagner in den Gläsern und eine sanfte Röte überzieht die Wangen, wenn die Schmetterlinge wild im Bauch flattern, das Herz Kapriolen schlägt und der berühmte Kloß im Hals zu spüren ist.

"Das Lied der Biene" ist ein liebevoller , warmherziger Roman mit vielen kleinen Hinweisen, um die eigene Zufriedenheit zu finden, sich selbst zu spüren und sich neu zu verlieben. Ein Gänseblümchen im Alltag, das Balsam für Herz und Seele ist.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Die Wunden, die am langsamsten heilen, sind die, die man von außen nicht sieht

Alles, was wir fühlen
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Lisa lebt ihre großen Traum von der eigenen Familie und doch spürt sie, dass sie etwas vermisst. Was genau das ist, wird ihr erst so nach und nach klar, als sie die Begegnung mit Ben auf einer Party nicht ...

Lisa lebt ihre großen Traum von der eigenen Familie und doch spürt sie, dass sie etwas vermisst. Was genau das ist, wird ihr erst so nach und nach klar, als sie die Begegnung mit Ben auf einer Party nicht vergessen kann. Der sporadische Kontakt wird intensiver und Lisa fühlt sich immer mehr zu Ben hingezogen. Manchmal allerdings verhält sich der junge Mann etwas seltsam, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Nach und nach muss sich Lisa eingestehen, dass sie in ihrer Ehe mit Fabian nicht glücklich ist und dann kommt der Stein ins Rollen....


Es gibt Liebesromane, die nach dem immer gleichen Muster ablaufen und dann veröffentlicht Nicole Fisher "Alles, was wir fühlen" und stellt damit die Welt ihrer Leser;innen komplett auf den Kopf. Dieses Buch ist so unglaublich intensiv, so wahnsinnig echt und authentisch und lässt das, was zwischen den Seiten passiert, nicht spurlos an einem vorüber ziehen. Die Autorin packt nämlich ein heißes Eisen an und bricht Tabus, in dem sie von Schicksalen erzählt, die unter die Haut gehen. Gewalt in der Beziehung, Alkoholismus und der verzweifelte Versuch, doch noch ein kleine bisschen Glück zu erhaschen sind die Themen, denen sich die Schreibende widmet und mit deren Auswirkungen sich die Leser;innen auseinandersetzen.

Wie kann ein Buch gleichzeitig körperlich und seelisch so weh und doch gut tun ? Die Frage stellt sich im Verlauf der Handlung immer wieder und es ist eine wilde Fahrt auf der Achterbahn der Gefühle, die mal zur direkten Eintrittskarte zur Hölle wird und gleichzeitig die Tore ins Paradies öffnet. Die Charaktere sind facettenreich gezeichnet und besitzen nicht nur Ecken und Kanten, sondern deutliche Narben und sichtbare Spuren auf ihrer Seele und in ihrem Herzen, sodass auch die dunkle, dramatische und zerstörerische Seite von Beziehungen ins Licht der Öffentlichkeit gelangen.

Nicole Fisher gibt all denjenigen eine Stimme, die durch Gewalt in der Beziehung, sei es körperlich, emotional, verbal oder sexuell, geknechtet und klein gehalten werden oder die keinen anderen Ausweg mehr finden und versuchen, ihr Martyrium im Alkohol zu ertränken. Auch wenn das Buch mit schweren Themen bestückt ist, so herrscht keine negative Grundstimmung. Im Gegenteil: die kleinen Kolibris sind nicht nur bunt und schillernd, sondern sie sorgen auch für jede Menge Herzbeben, positive Gefühle und machen die Welt wieder bunt.

Es gbt Wunden, die nur langsam heilen, weil man sie eben von außen nicht sieht und genau für diese Wunden braucht es Herzensmenschen, die bedingungslos eine helfende Hand reichen. Nicole Fishers Roman ist so eine helfende Hand, die Mut macht, genauer hinzusehen und den ersten Schritt zu gehen, um ein neues, selbstbestimmte Leben zu führen und die herzerwärmende Liebe zu erleben.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Dramolett im Scheinwerferlicht

Tod auf der Unterbühne
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Was passiert, wenn aus den Proben für den "Sommernachtstraum" plötzlich ein echter Alptraum wird ? Mit dieser Tatsache sehen sich die Darsteller;innen im Sommertheater konfrontiert, denn ihr Regisseur ...

Was passiert, wenn aus den Proben für den "Sommernachtstraum" plötzlich ein echter Alptraum wird ? Mit dieser Tatsache sehen sich die Darsteller;innen im Sommertheater konfrontiert, denn ihr Regisseur liegt tot auf der Unterbühne. Tragischer Unfall oder Mord ? Sein oder nicht sein...doch ganz so frei nach Shakespeare gestalten sich die Ermittlungen dann doch nicht. Die Bretter, die die Welt bedeuten, werden zur dramatischen Bühne des Lebens....


Sommertheater - das bedeutet, den charakteristischen Geruch nach Theaterschminke, Puder, Kostümen, Holz und Leder in der Nase zu haben und die leichte kühle Brise des Sommerabends auf der Haut zu spüren, wenn sich endlich der Vorhang hebt. Was nach einer wirklich guten Krimi-Unterhaltung aussieht, wird im Verlauf der Kapitel zu einem Dramolett, mit "Viel Lärm um Nichts", denn die Auflösung zur Tötungsart und den Beweggründen ist so typisch und daher schon unglaublich oft gelesen und verarbeitet worden.

Die Figuren sind sehr stereotyp angelegt und so findet sich der tyrannische Regisseur neben der divenhaften Hauptdarstellerin wieder, blütenweiße Westen verleihen schwarzen Seelen ein doch eher bekanntes Aussehen und auch eine Ehefrau, die scheinbar alles sang- & klanglos erduldet, bekommt hier ihren großen Auftritt.

"Sein oder nicht sein"...diese Frage stellt sich immer wieder, und das Treiben auf und hinter der Bühne wird fast schon zur "Komödie der Irrungen" und irgendwie entsteht das Gefühl, dass Figuren und Leser:innen durch die Ereignisse gehetzt werden. Es geht Schlag auf Schlag, Einzelschicksale geben sich quasi im Dauerlauf die Klinke in die Hand und auch #metoo findet seinen Weg zwischen die Seiten. "Wie es Euch gefällt"...die Antwort fällt bei mir eher durchwachsen aus, denn leider trifft hier "Ende gut, alles gut " nicht zu.

Die Krimi-Inszenierung zeigt, dass es möglich ist, Klassiker modern in Szene zu setzen und der Perspektivenwechsel erlaubt einen Blick hinter die Kulissen, aber die Magie des Theaters bleibt relativ oft aussen vor und das Interesse an der Handlung flacht zusehends ab.Neutrale 3 Sternchen

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Geht unter die Haut

Mord auf dem Königssee
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Es ist der Höhepunkt einer jeden Schifffahrt auf dem Königssee, wenn das berühmte Echo erklingt. Doch auf dieser Tour ist alles anders, denn statt wohlklingender Töne aus dem Flügelhorn wirft die Ostwand ...

Es ist der Höhepunkt einer jeden Schifffahrt auf dem Königssee, wenn das berühmte Echo erklingt. Doch auf dieser Tour ist alles anders, denn statt wohlklingender Töne aus dem Flügelhorn wirft die Ostwand einen Aufschrei des Entsetzens als Echo zurück. Ein grausamer Fund im Instrumentenkoffer des Schiffsbegleiters sorgt für Aufruhr und dann geht alles Schlag auf Schlag. Simon Perlinger sieht sich einem Rätsel gegenüber, dass ihn weit zurück in die Vergangenheit führt....


Felix Leibrock schlägt die Geschichts- & Kirchenbücher auf und setzt schon mit den ersten Seiten echte Schockmomente frei. Folter, Misshandlungen und und Hexenverfolgung werden in brutalen Szenen akribisch geschildert und sind nichts für zarte Gemüter. Der Bogen aus der Vergangenheit hin zu den Ritualmorden in der Gegenwart wird perfekt geschlagen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn hier werden tote Priester regelrecht hingerichtet und auf den Schiffsplanken gekreuzigt und genau das wirft unendlich viele Fragen auf.

Die malerische Kulisse steht dabei im krassen Gegensatz zu den Ereignissen, denn die mysteriösen Todesfälle sind der Schlüssel zu menschlichen Abgründen, düsteren Geheimnissen und einem dichten Netz aus Lügen. Der Erzählstil ist atmosphärisch dicht und sehr plakativ, sodass sich die Bilder im Kopfkino einfach nicht mehr aufhalten lassen und sich wie ein Gruselfilm vor dem inneren Augen abspulen. Unvorhergesehene Wendungen halten zu jederzeit den Spannungsbogen straff gespannt und jagen die Leser:innen nur so durch die Seiten.

Die eigenen Ermittlungen kommen nicht zu kurz und es ist gar nicht so einfach, die kleinen Puzzleteilchen aus einem sehr dicht gewebten Netz aus Lügen, Intrigen und Halbwahrheiten herauszufinden und zusammenzusetzen. Die Figuren sind alle sehr authentisch und glaubwürdig gezeichnet, sodass es unglaublich leicht fällt, sich in den jeweiligen Charakter hineinzuversetzen. Das Wechselspiel aus Gut und Böse, sowie der Einblick in die Rolle der katholischen Kirche, die insgesamt in keinem guten Licht erscheint, gelingt nahezu perfekt.

Lediglich die letzten beiden Kapitel und der Epilog fallen komplett aus dem Raster und driften in eine Art Heimatroman ab. Hier werden große Gefühle richtig dick aufgetragen und der weiß-blaue Himmel hängt voller Geigen. Der Schluss ist daher nicht ganz passend für einen Krimi, der unter die Haut geht - 4 Sternchen ist der Roman aber trotzdem wert.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Humorvolle Spannung und jede Menge Urlaubsflair

Mord und Espresso
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Eine gemütliche Auszeit mit dem Boot wird für Carlotta und Commissario Angelotti im Handumdrehen zu einem neuen Fall, denn ausgerechnet die Leiche eines zwielichtigen Anwalts schwappt ihnen am Bug ihres ...

Eine gemütliche Auszeit mit dem Boot wird für Carlotta und Commissario Angelotti im Handumdrehen zu einem neuen Fall, denn ausgerechnet die Leiche eines zwielichtigen Anwalts schwappt ihnen am Bug ihres Bootes entgegen. Als sich auch noch die mysteriösen Vorfälle im Palazzo Bianchi häufen, tauchen noch mehr Fragen auf, die das verliebte Ermittler-Duo auf den Plan rufen. Aber Carlotta wäre nicht Carlotta, denn solche Stolpersteine stacheln ihren Ermittlerinneninstikt einfach noch mehr an....


Elisabeth Horn entführt ihre Leser;innen wieder an den schönen Gardasee und zeigt mit ihrem dritten Roman die düstere, dunkle Seite, die sich fernab von Tourismus, Gelato und Limoncello abspielt. Auch in diesem Buch passt wieder alles hervorragend zusammen und die liebevolle, detailreiche Gestaltung lässt keine Wünsche offen. Vom ansprechenden Cover, den gezeichneten Zitronen auf den Buchseiten bis hin zum knallgelben Buchschnitt ist alles perfekt aufeinander abgestimmt und bildet somit einen passenden Rahmen für das charmante Ermittler-Duo.

Wie alle Vorgängerbände ist auch diese Verbrecherjagd in der Sprate Cosy-Crime angesiedelt, zeigt auf amüsante Weise, dass es eben nicht immer literweise Blut braucht, um spannende, abwechslungsreiche und gute Krimiunterhaltung zwischen den Buchdeckeln zu finden. Verbrechen und Dolce Vita sind eine mörderisch gute Kombination und genau diese findet in den guten Ideen von Elisabeth Horn ihre Umsetzung

Auch hier gilt, je schillernder die Fassade, desto schwärzer die menschliche Seele und so ist es kein Wunder, dass nach einigen Seiten das Hier und Jetzt vollkommen in den Hintergrund rückt und die Leserschaft sich vor Ort einfindet, um zwischen wunderschönen Ballkleidern, exquisiten Hotelzimmern und skurrilen Figuren eigene Ermittlungen zu betreiben.

Ein Tänzchen auf dem Zitronenball gleicht schon fast dem Tanz auf dem Vulkan, denn die Situation wird immer brenzliger. Doch Carlotta schafft es mit ihrem unvergleichlichen Charme immer wieder, die Schärfe aus allem herauszunehmen und die Wogen zu glätten. Zugegeben, ihre Ermittlungsmethoden sind mehr als unkonventionell und ab und an mit einer großen Portion Augenzwinkern versehen, aber genau diese humorige Herangehensweise bringt frischen Wind in die Krimi-Landschaft. Es geht nicht bierernst und verbissen zu , sondern die italienische Lebensart und ein gewisses Flair sorgen dafür, dass eine Wohlfühlatmosphäre entsteht, die immer wieder durch spannende Momente und unvorhergesehen Ereignisse unterbrochen wird .

Es macht einfach unglaublich viel Spaß, gemeinsam mit Carlotta und Fabio durch die Gässchen von Limone zu streifen, ihrem Liebesgesäusel zuzuhören und die einzelnen Puzzelteilchen an den richtigen Platz fallen zu lassen. Die Krimi-Reihe ist nicht nur die perfekte Urlaubslektüre, sondern stillt auch ein bisschen das Fernweh.


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