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Veröffentlicht am 16.01.2024

„Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.“ (Eleanor Roosevelt)

Mauerträume
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Irgendwie sind die Dienstagsbesuche von Tante Gundula eine lästige Pflicht für alle. Doch das ändert sich, als Anni am Grenzübergang Tränenpalast ihr heißgeliebtes Notizbuch verliert. Aus der Suche nach ...

Irgendwie sind die Dienstagsbesuche von Tante Gundula eine lästige Pflicht für alle. Doch das ändert sich, als Anni am Grenzübergang Tränenpalast ihr heißgeliebtes Notizbuch verliert. Aus der Suche nach dem Notizbuch entwickelt sich nämlich etwas ganz Großes, von dem Anni gar nicht wusste, dass es in ihr geschlummert hat. Auch Annis Schwester Paula hat große Träume, aber die Stasi hat andere Pläne mit ihr. Wird es beiden jungen Frauen gelingen, ihre Träume in einem Staat zu verwirklichen, der seine Bürger:innen zu einem Leben hinter Mauern zwingt ?


Kati Stephan macht deutsch-deutsche Geschichte erlebbar für eine Generation, die komplett ohne Teilung durch die Mauer, Stacheldraht und Grenze aufgewachsen ist. Auch wenn das Sinnbild der Teilung, die Mauer, schon seit mehr als 30 Jahren verschwunden ist, sitzen manchen Mauern noch sehr fest in den Köpfen und genau gegen die geht Stephan mit ihrem Buch vor.

Sie zeigt ein sehr lebendiges Bild vom Leben in einem Staat, der seine Bürger:innen knechtet, sie klein hält und ihnen vorgaukelt, dass alles schön und gut ist, wie sich das die Einheitspartei vorgestellt hat. Zum Glück können die Mitarbeitenden der Stasi weder Gedanken noch Träume ihre Zwangsjacke anziehen und so formen sich nach und nach Wünsche von einem besseren Leben, auch ausserhalb des einengenden Korsetts.

Auch wenn die Charaktere sehr glaubhaft und lebensnah gestaltet sind, können sie manchmal nicht ganz so überzeugen. Mitunter wirkt es, als würden sie mit angezogener Handbremse durch ihre eigene Lebensgeschichte laufen, aus Angst, von der Stasi entdeckt zu werden. Dabei sind es gerade Anni und Paula, die als Hauptfiguren dem Roman eine Stütze sein sollen. Manchmal gelingt es der Scheiben nicht ganz, ihre Gefühls- & Gedankenwelt zugänglich zu machen und die Leser:innen in ihre Schuhe schlüpfen zu lassen.

Das Leben in der DDR mit ihren Nachteilen, aber auch den guten Seiten wird mit allen Höhen und Tiefen skizziert und so erhalten gerade die Generationen, die nach 1989 geboren sind, einen Einblick in die jüngste Zeitgeschichte. Große Träume, geheime Wünsche, fiese Intrigen und das Anziehen der Daumenschrauben finden ebenso einen Platz im Buch wie die Tatsache, dass familiäre Bande am Ende doch zusammenhalten und durch nichts zu erschüttern sind.

Gut zu lesen, gut recherchiert und daher gute 4 Sternchen

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Angespannte Mutter-Tochter-Verhältnisse über mehrere Generationen

Die Töchter des Münterhauses
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Nike hat es nicht leicht, sich gegen die Vorstellungen ihrer mehr als erfolgreichen und dominanten Mutter durchzusetzen. Doch die Renovierung des Amalienhäusls soll den ursprünglichen Charakter des Hauses ...

Nike hat es nicht leicht, sich gegen die Vorstellungen ihrer mehr als erfolgreichen und dominanten Mutter durchzusetzen. Doch die Renovierung des Amalienhäusls soll den ursprünglichen Charakter des Hauses unterstreichen und nicht, wie von Alissa gewünscht, Luxus und modernes Ambiente in den Vordergrund stellen. Nike ahnt nicht, dass hinter der abgewohnten Fassade eine ganz besondere Geschichte steckt. die mit dem Künstlerkolletiv Blauer Reiter verbunden ist...


Die Gegend rund um Murnau ist mir zwischenzeitlich zu einer zweiten Heimat geworden und so lese ich natürlich jeden Roman, jedes Buch, das es über diese Region zu finden gibt. Gerade was Gabriele Münter betrifft, die wie keine andere die Ortsgeschichte Murnaus geprägt hat, sauge ich alles an Informationen und fiktiven Erzählungen auf wie ein Schwamm.

Der vorliegenden Roman bindet den warmherzigen Charakter von Gabriele Münter wunderschön in die fiktive Rahmenhandlung ein und gibt ihm dadurch etwas Herzliches und Heimeliges, was aber allen anderen Figuren komplett fehlt. Auch wenn Grund-Thorpe von starken Frauencharakteren erzählen möchte, die gegen den Strom schwimmen, gelingt es ihr nicht, diese Figuren auch nahbar und greifbar zu machen. Vielmehr bleiben sie alle wie hinter einer dicken Glaswand eingeschlossen und genau diese imaginäre Kälte verströmen Amalie, Alexandra und Alissa. Ihnen scheint die chronische Gefühlskälte in die Wiege gelegt worden zu sein und das führt dazu, dass sich Ereignisse in der Familiengeschichte wiederholen.

Einzig Gabriele Münter weiß mit ihrer Herzenswärme die Leser;innen von sich einzunehmen und wie eine Lotsin durch die Handlung zu führen. Hier glückt der Autorin, was sie die anderen Romangestalten vermissen lassen - Mensch sein, Nähe, Empathie und Emotionen fließen aus ihr heraus wie die Farben aus ihren Pinseln und so belebt sie das Setting mit ihrer einzigartigen Präsenz.

Die Parts rund um Münter sind wirklich sehr lesenswert, aber die Familiengeschichte, die die Schreibende drumherum strickt, löst sich mehr oder weniger in Nichtigkeiten auf. Selbst Nike im Jahr 2023 kann mitunter die alten Fesseln nicht abstreifen, auch wenn ihr Grund-Thorpe versucht einen weltoffenen und vielfältigen Weg zu ebenen. Allerdings wirken die Themen in Bezug auf die angespannte Mutter-Tochter-Beziehung, gleichgeschlechtliche Liebe, Identitätssuche, Klimakrise und zu gewollt eingestreute kriminalistische Elemente zu aufgesetzt und in vielerlei Hinsicht unglaubwürdig.

Schade, denn mehr als 2,5 Sternchen sind nicht drin.

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Veröffentlicht am 13.01.2024

"Wenn du deine Identität verlierst, entdeckst du dich selbst" Byron Katie

Die Magd des Gutsherrn
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Manche Nächte sind geheimnisvoll und bergen die eine oder andere Überraschung. So staunt Lukas Bieber nicht schlecht, als er eine verletzte Frau auf seinem Grundstück findet, die scheinbar der eisige Wintersturm ...

Manche Nächte sind geheimnisvoll und bergen die eine oder andere Überraschung. So staunt Lukas Bieber nicht schlecht, als er eine verletzte Frau auf seinem Grundstück findet, die scheinbar der eisige Wintersturm direkt auf sein Grundstück geweht hat. Ihre Verletzung scheint zunächst nicht allzu tragisch zu sein, doch die junge Frau kann sich an nichts erinnern. Es ist, als habe der Sturm ihre Erinnerungen weggefegt und ihr somit auch die Identität genommen. Ihr neuer Rufname Theresa gefällt ihr auf Anhieb und auch das Leben auf dem Gutshof bereitet ihr Freude. Aber das Böse schläft nicht...


In der Welt der Bücher gibt es unendlich viele Möglichkeiten, in die Vergangenheit abzutauchen und aufregende Zeitreisen zu unternehmen. Gerade in der - vollkommen zu Unrecht - wenig beachteten Sparte der christlichen Romane finden sich wundervolle Erzählungen, die nicht nur gute Unterhaltung bieten, sondern auch Inspirationen und spirituelle Erkenntnisse zwischen den Seiten ermöglichen.

Und genau in diesem Genre gibt es eine Autorin, die es immer wieder schafft, lebendige Geschichten zu erzählen, ihre Leser:innen mit in die Handlung einzubinden und so ein Teil ihres Buches werden zu lassen - Elisabeth Büchle. In "Die Magd des Gutsherrn" entführt sie in in das Jahr 1866, das politisch brisant und herausfordernd ist. Mittendrin eine junge Frau , die durch eine unglückliche Verwechslung in den Fokus zweier Agenten gerät. Das Leben der jungen Frau wird vollkommen auf den Kopf gestellt und genau da setzt Elisabeth Büchle an, um ihre Leserschaft ins Boot zu holen.

Auf der Suche nach der eigenen Identität weht der Wind die schöne Unbekannte in den Schwarzwald. Die landschaftlich schöne Kulisse bietet den perfekten Rahmen für die fesselnde Handlung, die eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Krimi, Romanze und christlichem Historienroman ist. Das Leben auf dem Gutshof wird von Büchle in sehr plakativen Worten geschildert, sodass es ein Leichtes ist, sich als Bewohner:in ebenda zu fühlen und die herrlichen Kabbeleien zwischen Tierarzt Lukas und seiner neuen Magd mitzuerleben. Die Schlagabtausche sind wie das Salz in der Suppe und lassen mitunter den Schalk im Nacken aufblitzen und lassen die Leserinnen schmunzeln.

Was diesen christlichen Roman aber von anderen Büchern in dieser Sparte unterscheidet, ist die Art und Weise, wie der Glauben von der Sschreibenden in die Geschichte integriert wird. Anstatt die religiöse Botschaft mit einem Füllhorn über den Leser:innen auszuschütten, werden die Themen Glauben, Hoffnung und Vergebung sehr einfühlsam behandelt und durch eine achtsame Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und sich selbst zum Ausdruck gebracht. Die Leser:innen werden angeregt, über das eigene Handeln nachzudenken. Stehen wir Fremden tatsächlich immer wertungsfrei gegenüber ? Wie oft verurteilen wir Menschen anhand ihres Aussehens oder Wirkens, stecken sie in eine Schublade und geben ihnen keine Chance, sich wirklich zu beweisen ?!

Bis zum glücklichen Ende gibt es aufregende und manchmal auch aufwühlende Szenen, sowie tiefgründige Charaktere, die bereitwillig ihre Gefühle und Gedanken, Sorgen und Ängste und ihren Halt im christlichen Glauben mit den Leser:innen teilen. Eine historische Entdeckungsreise in mehrfacher Hinsicht, die nicht nur gut unterhält, sondern auch durch ihre Botschaften noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 11.01.2024

Tu das, was du für richtig hältst. Es wird immer jemanden geben, der anders denkt (Michelle Obama)

Morgen ist ein neuer Tag
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Die Fernsehwelt verändert sich nachhaltig und Lilly startet so richtig durch. Auch Franka fasst endlich Fuß als Journalsitin und nutzt das neue Medium, um in ihrem Reportagen auf Ereignisse aufmerksam ...

Die Fernsehwelt verändert sich nachhaltig und Lilly startet so richtig durch. Auch Franka fasst endlich Fuß als Journalsitin und nutzt das neue Medium, um in ihrem Reportagen auf Ereignisse aufmerksam zu machen, die bewegen. Eva jettet immer noch um die Welt und kreiert wunderschönen Bühnenkostüme. Und Annemie begreift, dass sie endlich den letzten entscheidenden Schritt gehen muss, um endlich wieder die Frau zu sein, die sie einmal war. Mittendrin Axel, der als egoistischer Vater und Ehemann meint, seine Sperenzchen treiben zu können, um sich in seinem verdient Erfolg zu sonnen. Aber er hat die Rechnung ohne seine Frau und Töchter gemacht...


Mit dem zweiten Teil ihrer Fernsehtöchter-Saga lässt uns Beate Sauer wieder an der faszinierenden Welt des Fernsehens teilhaben und entführt die Leser:innen auf ihrer Zeitreise in das Jahr 1968. Studentenrevolte, gesellschaftliche Ketten und der Einblick in Glanz und Glamour des Fernsehens werden von ihr äusserst lebendig und mitreißend erzählt.

Mit jedem Kapitel erkunden die Leser:innen gemeinsam mit den Protas die Schauplätze und werden ein Teil der Ereignisse, die noch emotionaler, tiefgehender und aufwühlender sind, als im Vorgängerband. Die Leserschaft spürt förmlich die Anspannung in der Luft, die mal von politischer Brisanz, mal vor Gefühlen knistert und genau diese Mischung erzeugt eine ganz besondere Atmosphäre, regt zum Nachdenken an und sorgt für einen manchmal doch sehr intimem Einblick in die Gefühls- & Gedankenwelt der Figuren.

Die Entwicklung der Charaktere ist sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert und gerade Annemie macht eine Wandlung durch, die ich ihr nicht zugetraut hätte. Sie lernt das Leben und sich selbst wieder zu lieben und schwimmt sich frei. Auch Franka durchläuft einen Prozess, der sie von Wolke sieben auf den harten Boden der Tatschen holt, aber doch innerlich stärkt.

Was Axel betrifft, so, kann ich nur sprach- & fassungslos mitansehen, wie er über die sprichwörtlichen Leichen geht. Sein übertriebenes Geltungsbedürfnis, sein Machthunger, sein egozentrisches Gehabe und seine infamen Machenschaften bringen bei mir das Fass zum Überlaufen und meine ganze Abneigung und Antipathie schlägt ihm entgegen. Kann denn bitte mal jemand vorbeikommen und diesem Mann Einhalt gebieten ? Was dieser K..brocken sich leistet, geht auf keine Kuhhaut.

Sauer kitzelt die ganze Bandbreite an Emotionen aus ihren Leser:innen heraus, spielt vorzüglich die Klaviatur des Lebens und lädt dazu ein, die neue, jetzt bunte Welt des Fernsehens zu entdecken und sich mit ihren Protas zu identifizieren bzw. sie dahin zu schicken, wo der Pfeffer wächst.

Der Start ins Buchjahr 2024 ist mit diesem Pageturner extrem gut gelungen und die Leser:innen dürfen sich auf ein echtes Highlight freuen. Jetzt nur noch die Kuscheldecke schnappen, eine gemütliche Position im Lesesessel einnehmen und Zeitreise genießen!

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Veröffentlicht am 09.01.2024

Auch der zweite Band ist leider kein Thriller, aber ein guter Krimi

Goldmädchenmord
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Wer hat Interesse daran, einer reiche alte Dame vorzeitig das Lebenslicht auszuhauchen ? War es ein tragischen Zufall oder doch eine geplante Tat, die mit Heimtücke ausgeführt worden ist ? Die ersten Vermutungen ...

Wer hat Interesse daran, einer reiche alte Dame vorzeitig das Lebenslicht auszuhauchen ? War es ein tragischen Zufall oder doch eine geplante Tat, die mit Heimtücke ausgeführt worden ist ? Die ersten Vermutungen legen nahe, dass ein Einbrecher wohl für die Unglück verantwortlich sein muss, denn eine sehr wertvolle Halskette fehlt aus dem Schmuckbestand des Opfers. Jungersen ermittelt, steht aber mit der Tochter der Tote eher auf Kriegsfuß. Diese hat nämlich nichts anders zu tun, als Jensen zu beauftragen, ihre Nase in die brisante Angelegenheit zu stecken und Licht ins Dunkel zu bringen. Ein analoges Foto aus den späten 1990ern gibt zudem Rätsel auf. Erst recht, als zwei weitere Opfer zu beklagen sind und weitere Fotos auftauchen...


Scandi-Thirller stehen bei mir normalerweise ganz hoch im Kurs, sind sie doch mit Gänsehautgarantie und Nervenkitzel versehen. Aber wie schon im Vorgängerband kann Heidi Amsick hier nicht die Thrill-Rakete zünden und verwandelt ihr Buch eher in einen handwerklich guten Krimi. Mir fehlen die psychologischen Spielchen, die zwischen Leser:innen, Autorin und Handlung für einen dauerhaft straffen Spannungsbogen verantwortlich sind. Auch empfinde ich die Bedrohungssituationen als vorhersehbar und daher weniger überraschend, sodass die Neugier auf die nächsten Kapitel immer mehr abflaut.

Zwischen Jensen und Jungersen spinnt sich der übliche Schlagabtausch zusammen, während Jungersen doch manchmal recht kopflos wirkt, da ihm die privat Fehde mit seiner Frau doch sehr zu schaffen macht. Einerseits wirkt das Drumherum erfrischend, weil es ein wenig Ablenkung und Zerstreuung bietet, andererseits zieht es das Buch etwas künstlich in die Länge, da viele Wiederholungen zu finden sind.

Lügen, Intrigen, menschliche Abgründe - alles normalerweise Zutaten für eine spannende und mitreißende Handlung. Aber hier versäumt es Amsinck, einen gelungenen Mix aus Anspannung und Entspannung in ihre Story zu packen, um die Rätsel zu lösen und die Zusammenhänge geschickt zu kombinieren. Als Krimi gut zu lesen, aber als Thriller leider ein Fehlgriff.

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