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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2017

Außergewöhnlich sensibel geschrieben

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
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Die krebskranke Hazel soll in eine Selbsthilfegruppe gehen, da ihre Mama denkt, sie habe Depressionen. Der Teenager hat überhaupt keine Lust auf Gespräche "im Herzen Jesu". Doch sie lernt dort den beinamputierten ...

Die krebskranke Hazel soll in eine Selbsthilfegruppe gehen, da ihre Mama denkt, sie habe Depressionen. Der Teenager hat überhaupt keine Lust auf Gespräche "im Herzen Jesu". Doch sie lernt dort den beinamputierten Gus kennen, in den sie sich verliebt. Der Ex-Sportler ist einfach witzig, gutaussehend und er holt das Mädchen aus der Isolation. Wo es vorher nur TV-Abende mit den Eltern gab, hat Hazel plötzlich Freunde (ausser der gesunden K.), die sie verstehen - Isaac wird sein Augenlicht verlieren, und so hat jeder ein hartes Los - Hazel ihre Nasenkanüle, z.B. Und trotzdem unternehmen Gus & Hazel eine Reise nach Holland, um Hazels Lieblingsautor van Houten zu treffen...

Der Roman ist aber kein Betroffenheitskitsch und streng genommen kein Jugendbuch, da recht viel Tiefgang vorhanden ist und die Helden fast altklug wirken. Besonders toll beschreibt Green die Facetten der Krankheit - Angst, den Liebsten weh zu tun, Mitleidsbonus und permanentes Anstarren. Nie gleitet er dabei ins Pathetische ab, und manche Beobachtungen sind einfach messerscharf, etwa, dass sich viele Menschen nicht trauen, einen Todkranken zu besuchen, als würde die Krankheit abfärben, nach dem Tod aber ihre Verbundenheit via Beileidsbekundungen beteuern....überhaupt traut sich der Autor was - in einer auf Jugendwahn getrimmten Welt den Tod zu thematisieren, von so unschönen menschlichen Dingen wie Inkontinenz und Erbrechen zu schreiben - chapeau!

Und weil der Autor so glaubwürdig schreibt, musste ich bei der Lektüre weinen, was mir sonst nie passiert.

Fazit: Eine ganz dicke Leseempfehlung! Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann, dass der Van Houten - Strang quasi überstrapaziert wird, ansonsten ein rundherum tolles Buch, das mir wider Erwarten gefallen hat.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Unheimlich lesenswerter Roman

Deutscher Meister
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Bewertet mit 5 Sternen

Ein präzise recherchierter und klasse geschriebener Roman, der sich sprachlich und kompositorisch vom Mainstream abhebt. Über die feine Ironie musste ich oft schmunzeln. Das Buch ...



Bewertet mit 5 Sternen

Ein präzise recherchierter und klasse geschriebener Roman, der sich sprachlich und kompositorisch vom Mainstream abhebt. Über die feine Ironie musste ich oft schmunzeln. Das Buch kann ich zur Lektüre absolut empfehlen!

Ersteindruck:

Es geht um einen Boxer, der in der ' Herrenmenschen' - Denke der NS -Zeit quasi seine Daseinsberechtigung verloren hat, denn er ist Sinto und nach damaliger perverser Denkart daher "nicht arisch". Es ist sehr wichtig, dass solche Bücher nach wie vor publiziert werden, und dass man nicht denkt - was geht mich das an, ist 50 Jahre her. So gestrig ist das Ganze leider nicht, man denke nur an den aktuellen NSU-Prozeß gegen B. Zschäpe.
Da die wenigsten Menschen Sachbücher lesen, ist dieser Roman besonders dazu angetan, einen Denkanstoß zu liefern und die Schicksale der Menschen, die plötzlich und grundlos zu "Untermenschen" gemacht wurden, im öffentlichen Bewusstsein zu halten.
Den realen und nicht nur den literarischen Wert von "Deutscher Meister" kann man nicht hoch genug ansetzen.

Verlagsinfo:

' Berlin, 9. Juni 1933: Johann Rukelie Trollmann ist ein talentierter, unkonventionell kämpfender Boxer und charismatischer Publikumsliebling. Er steht im Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Seinem Gegner ist er überlegen. Doch Trollmann ist Sinto. SA steht am Ring. Funktionäre und Presse tun alles, um seine Karriere zu zerstören und ihn endgültig auf die Bretter zu schicken.

Stephanie Barts Roman Deutscher Meister führt ins Innerste der nationalsozialistischen Machtentfaltung und an ihre Grenzen.'

Mein Fazit:

Meine Leseerwartung wurde erfüllt.

Den Stil der Autorin fand ich flüssig & mitreißend, gar nicht kompliziert oder "einseitig".
Die Lektüre an sich war jedoch eine bedrückende, da ich immmer im Hinterkopf hatte, dass es sich eben nicht um eine fiktive, sondern um eine reale Geschichte handelt. Was andererseits für "Deutscher Meister" spricht, denn der Roman hat mich wirklich berührt, wenn auch auf traurige Art und Weise. Obwohl ich mit den Finessen des Boxsportes nicht vertraut bin, konnte ich der Erzählung folgen, das Buch ist also auch etwas für Sportmuffel.
Man sieht, wieviel Vorarbeit zur Erstellung des Buches nötig war, und dass die Autorin den Roman nicht en passant verfasst hat, dafür meinen Respekt.
Die Thematik ist keine leichte Kost, aber gerade deshalb ist es ein wertvoller Roman, der es absolut verdient, gelesen zu werden.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Gute Unterhaltung

Wie zwei Inseln im Meer
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Cover:

Die Umschlaggestaltung ist einfach wunderschön. Ich liebe die Farbgebung und die maritimen Motive. Nichts wirkt überladen. Das Layout ist schlicht, aber schön und lädt zum Lesen ein!

Inhalt: ...

Cover:

Die Umschlaggestaltung ist einfach wunderschön. Ich liebe die Farbgebung und die maritimen Motive. Nichts wirkt überladen. Das Layout ist schlicht, aber schön und lädt zum Lesen ein!

Inhalt:

" Sie waren die besten Freundinnen, bis ein Verrat sie auseinanderriss. Michelle verließ die idyllische Heimatinsel, Carly blieb – mit dem Mann, den eigentlich Michelle liebte. Nach zehn Jahren führt ein Erbe Michelle zurück. Als sie das in Schwierigkeit steckende Hotel Blackberry Island Inn betritt, das ihr Vater ihr vermacht hat, steht sie unerwartet Carly gegenüber. Nur mit Carlys Hilfe, deren Leben inzwischen eng mit dem Inn verwoben ist, kann Michelle den Familienbetrieb retten. Aber können die beiden Frauen nach all den tiefen Wunden an einem Strang ziehen? "

Meine Meinung:

Der Roman lässt sich einigermassen flott lesen. Stil und Sprache sind sehr angenehm, formal gibt es eigentlich nichts zu bemängeln.

"Wie zwei Inseln im Meer" ist ein toller Schmöker, der sich mit dem Thema Freundschaft beschäftigt.
Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen. Eine der beiden Protagonistinnen hat arg zu kämpfen, denn eine posstraumatische Belastungsstörung macht ihr das Leben schwer. Auch die andere hat Sorgen und Nöte.

Es entspinnt sich eine dramatische Geschichte vor wunderschöner Kulisse; die ganz großen Gefühle werden herausgefordert, es gibt ein Auf und Ab und große Veränderungen werfen ihre Schatten voraus. Manchmal schrammte das Ganze haarscharf am Pathos vorbei. Aber das happy ending passt gut zur Erzählung!

Ich habe "Wie zwei Inseln im Meer" gerne gelesen.

Perfekte Unterhaltung!


Veröffentlicht am 21.03.2017

Top!

Barrakuda
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Unglaublich vielschichtig: Sprachlich, stilistisch, thematisch.

Ersteindruck:

Seit "Nur eine Ohrfeige" fesseln mich die Bücher des Autors. In "Barrakuda" nimmt er sich eines Themas an, das gerne tot ...

Unglaublich vielschichtig: Sprachlich, stilistisch, thematisch.

Ersteindruck:

Seit "Nur eine Ohrfeige" fesseln mich die Bücher des Autors. In "Barrakuda" nimmt er sich eines Themas an, das gerne tot geschwiegen wird - wir steht es um die soziale Aufwärtsmobilität und ist es wirklich so leicht, als Kind aus einfachen Verhältnissen in die upper class aufzusteigen?

Mein Fazit nach der Lektüre:

Mit grosser Virtuosität nimmt sich der Autor eines sozialen Mißstandes an - was macht es mit "kleinen Leuten", wenn sie die Chance zum Aufstieg haben, und ist diese Chance Segen oder Fluch?

Der Protagonist Danny wäre ohne seine Schwimmbegabung vermutlich in seinem Milieu geblieben, er hätte einen handwerklichen Beruf wie seine Eltern - die Mutter ist Friseurin, der Vater Fernfahrer - ergriffen. Er wäre im Kreis seiner Freunde geblieben, er hätte Demet jeden Tag gesehen.
So aber ist er einem unglaublichen Druck ausgesetzt, dem er anfänglich noch standzuhalten scheint.

Die Hänseleien an der Eliteschule, die finanziellen Unterschiede - geschenkt! Doch das Stipendium ist eher ein Makel, Danny wird zur stetigen Scham gedrängt, für seine Herkunft, und eigentlich will man ihn, das working class Kind, nicht haben. So wird er zum "Psycho" gemacht. Seine Eltern sind aber nicht überehrgeizig, sein Vater sieht es kritisch, dass "nur Sport" gefördert wird, für Bildung aber wenig Geld da ist. Ausserdem sieht er den wachsenden "Egoismus" seines Sohnes sehr ungern.

Der Autor tappt hier nicht in die Klischeefalle und entlarvt auch das Märchen vom Zusammenhalt von Sportkameraden als solches. Seine zwischen den Zeilen durchscheinende Sozialkritik wirkt aber nie platt.

Denn Danny schwimmt der Konkurrenz buchstaeblich davon, und sein Talent ist das (einzige) As im Ärmel, dass er besitzt. Sein elitäres neues Umfeld platzt vor Neid, denn der Junge hat ein Stipendium ergattert, und er ist schnell, stark. Immer wieder wird ihm "Du gehörst nicht dazu" signalisiert, sogar vor einem entscheidenen Wettkampf. Doch als er einmal versagt (nota bene: er wird 'nur' Fünfter) , kommt es zur Katastrophe...

Besonders gefallen hat mir, dass der Autor hohe literarische Standards setzt, und mit einer nicht - linearen Erzählweise unter Beweis stellt, dass "Barrakuda" mehr als ein schnöder Unterhaltungsroman ist. Zur formalen Hochwertigkeit steht der etwas schnodderige, unverblümte Sprachgebrauch in Kontrast, der an einen Bukowski erinnert und nicht jedermanns Sache ist.
Aber diese Derbheit suggeriert Authentizität.

Zu Beginn der Erzählung ist der Protagonist mit seinem Partner in Europa unterwegs - die verschiedenen Erzähleben werden auch durch alternierende Perspektiven (1.Person versus 3. Person) gekennzeichnet, was Distanz und Nähe aufzeigt, die schiere 'Schizophrenie' einer gleich mehrfach hybriden Identität (sexuelle Orientierung, Herkunft, Arbeiterklassenzugehörigkeit.). Danny ist einem doppelten Druck ausgesetzt - nicht nur wird er von seinen WASP-Mitschülern verachtet, er wird auch von seinem Vater nahezu an seine Arbeiterklassenzugehörigkeit "gekettet" , und immer steht er unter Verdacht, etwas nicht zu "verdienen". Der Autor fängt unglaublich glaubhaft das Spannungsfeld ein, in dem sich ein Mensch mit Migrationshintergrund befindet, ohne jemals ins Phrasendreschen abzugleiten.
Einen derart kraftvollen, "wahren" Roman habe ich noch von keinem auf Deutsch schreibenden Schriftsteller gelesen, da können sich viele im deutschen Literaturbetrieb eine Scheibe von Tsiolkas abschneiden.

Alles in allem eine unglaublich stimmige Erzählung, die den Leser fordert und zum Nachdenken anregt. Von Sozialromantik keine Spur, der Autor zeigt auf, dass Klassenunterschiede keineswegs nur in den Feudalgesellschaften des Mittelalters existierten. Danny wird sein ganzes Leben lang von einem Standesdünkel verfolgt, aber was hätte er tun sollen, Fernfahrer wie sein Vater werden ?!

Toll fand ich, wie unangestrengt der Autor auch ein multikulturelles "Personal" einflicht, ohne in Migrantenkitsch zu verfallen - Türken, Griechen, Vietnamesen...

Ein wenig hatte ich bei der Lektüre das Gefühl, dass der Autor (natürlich leicht verfremdet) auch seine eigene Geschichte erzählt, denn er ist das Kind griechischer Einwanderer und er hat einen Partner.

Vielleicht rührt es daher, dass "Barrakuda" nicht immer leicht zu 'verdauen', aber stets glaubwürdig ist.

"Barrakuda" ist einer der besten Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe, da er unglaublich vielschichtig ist: Sprachlich, stilistisch, thematisch.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen und spreche eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Roe ermittelt

Echte Morde
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Inhalt:

'Eine wendungsreiche Handlung und ausreichend Blutvergießen machen diesen ersten Roman um die Bibliothekarin Aurora „Roe“ Teagarden aus der Feder Charlaine Harris’, der „Mutter“ von Sookie Stackhouse, ...

Inhalt:

'Eine wendungsreiche Handlung und ausreichend Blutvergießen machen diesen ersten Roman um die Bibliothekarin Aurora „Roe“ Teagarden aus der Feder Charlaine Harris’, der „Mutter“ von Sookie Stackhouse, zu einem echten Lesevergnügen. Eine Mordserie nach dem Vorbild berühmter Tötungsdelikte erschüttert die kleine Gemeinde Lawrenceton im US-Bundesstaat Georgia. Die achtundzwanzigjährige Hobbydetektivin gehört zu dem Club „Echte Morde“, einer Gruppe von 12 Krimifans, die sich einmal im Monat treffen, um sich mit berühmten oder ungelösten Verbrechen zu befassen. Zu Beginn eines dieser Treffen findet Roe die Leiche eines Clubmitglieds. Sie erkennt den Modus Operandi als genau den wieder, um den sich das Treffen drehen sollte – und muss plötzlich tatsächlich ermitteln. Der Mörder findet derweil weitere Opfer, jeweils im Stil eines anderen historischen Verbrechens. Roe wird selbst zur Zielscheibe und findet zudem zwei Verehrer, einen jüngst nach Lawrenceton gezogenen berühmten Krimiautor namens Robin Crusoe und den Kriminalbeamten Arthur Smith, der ebenfalls dem Club angehört. Der Tod scheint ihr dahinsiechendes Sozialleben wiederbelebt zu haben, eine Ironie, die der nachdenklichen Heldin nicht entgeht...'



Mir hat das Buch echt gut gefallen, da es sich so schön flüssig liest. Einige Elemente wirken aber wirklich altmodisch , wie die Karteikarten in der Bibliothek. Heute ist alles digital! Auch wunderte ich mich darüber, dass die eher unscheinbare Roe gleich zwei Verehrer hat, das kam ein bisschen aus dem Nichts, wie in einem Bollywoodfilm. Es gibt auch skurrile Figuren, ich habe den Krimi gern gelesen und werde wohl die Reihe im Auge behalten!