Band 1 war besser!
Kalter ZornEs handelt sich hier um den 2. Teil einer Reihe. Band 1, "Sibirischer Wind" las sich richtig gut und machte mich mit dem Profiler Kiran Mendelsohn vertraut. Ihm zur Seite stand Bolko Blohm und ein eigentlich ...
Es handelt sich hier um den 2. Teil einer Reihe. Band 1, "Sibirischer Wind" las sich richtig gut und machte mich mit dem Profiler Kiran Mendelsohn vertraut. Ihm zur Seite stand Bolko Blohm und ein eigentlich sympathisches Ermittlerteam. Kiran und
Bolko funktionierten nach dem Motto "der Harte und der Zarte" - Bolko der Haudegen, der kein Blatt vor den Mund nahm, Kiran der Besonnene, Kultivierte.
Umso erstaunter war ich über die plötzliche Wandlung Kirans in "Kalter Zorn" . Plötzlich sprach auch er frei Schnauze : "Denen da", "Habt ihr was finden können"...vom distinguierten Wunderkind zum lässigen Superstar , den alle toll finden. War mir too much.
Der Fall an sich war mir leider auch zu konstruiert. In Xanten wird eine amerikanische Austauschschülerin tot aufgefunden, und bald darauf gibt es auch in Amerika Morde nach dem selben Muster. Kiran muss also in die USA. wo er ein Trauma aus Ausbildungszeiten zu verarbeiten hat (wurde das in Bd . 1 eigentlich erwähnt?). Deutsch - amerikanische Zusammenarbeit! Gut gefiel mir die Beschreibung von Kulinarischem,der amerikanischen Freundlichkeit, weniger gut das rabenschwarze Bild von Tea Party und Republikanern, das Albrecht malt. In Deutschland gibt es schliesslich die NSU-Morde, Pegida und AfD, da sind für mich die Republikaner gerade das kleinere Problem, obschon man ihre Haltung kritisieren kann. Aber bitte nicht so platt wie im Buch.
Das Tatmotiv hatte ich schon zu Anfang erahnt, auf den Täter bin ich jedoch bis zum Schluss nicht gekommen. Großer Pluspunkt!
Band 1 der Reihe weckte große Leseerwartungen in mir, die in Band 2 leider nicht erfüllt wurden: keine großartige Figurenentwicklung, kaum Tiefgang. Ein Rückschritt, leider ! Dabei hat die Reihe wirklich Potential : Der Fokus liegt auf dem Kriminalfall, Ilja Albrecht langweilt den Leser wirklich nie mit seichten Liebesgeschichten oder endlosen privaten Problemen des Teams, was ein großer Pluspunkt ist.
Sprachlich war mir das Ganze leider oft zu flapsig, und die ersten zwei Drittel des Romans lasen sich für mich sehr zäh, mit mäßiger Spannung, obwohl eigentlich alles verständlich geschrieben ist. Dabei werden leider auch oft Alltagsphänomene erklärt, die an sich schon glasklar sind. Wie in meiner Rezension zu Band eins sage ich erneut: Der aufmerksame Leser denkt doch mit.
Fazit: Leider eine Enttäuschung, Albrecht kann es eigentlich besser. Ich hoffe auf einen tollen Band drei!