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Veröffentlicht am 30.09.2017

zwei starke Frauen

Die spanische Tänzerin
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Die spanische Tänzerin“ von Alli Sinclair habe ich sehr gerne gelesen. Der Roman zeichnet sich besonders durch die feine Figurenzeichnung und die perfekte Verschränkung von zwei Erzähl – und Zeitebenen ...

Die spanische Tänzerin“ von Alli Sinclair habe ich sehr gerne gelesen. Der Roman zeichnet sich besonders durch die feine Figurenzeichnung und die perfekte Verschränkung von zwei Erzähl – und Zeitebenen aus.Es gibt einen historischen Teil, der 1936 beginnt und in Spanien spielt, zu Zeiten der Franco – Diktatur. Dann gibt es noch einen Teil, der in der Gegenwart angesiedelt ist. Als die spanischstämmige Großmutter Katarina erkrankt, begibt sich ihre
australische Enkelin Charlotte auf eine gefährliche Mission: es gilt, das Geheimnis eines Bildes zu entschlüsseln, welches Katarina einst vom Vater geschenkt bekam. Doch bevor der Vater die Signifikanz des Gemäldes enthüllen konnte, verstarb er. Jahre später muss Katarina wissen, was es mit dem Gemälde auf sich hat und so bittet sie ihre Enkelin Charlotte um Hilfe. Diese erfährt, dass Katarina einst eine gefeierte Falmencotänzerin war, und dass es der Flamencoszene das Herz brach, als die Spanierin abrupt die Flamencoschuhe an den Nagel hängte.Man erfährt als Leser viel von der zunächst heimlichen Leidenschaft Katarinas. Für eine höhere Tochter wie sie galt es nicht als schicklich, zu tanzen, und Katarinas erste große Liebe, ein Gitarrist, war absolut nicht standesgemäß…doch Katarina kämpfte für den Traum und die Liebe…Der Roman ist eine Familiengeschichte, ein (kultur)historischer Abriß, eine Erzählung über Musik und Tanz, eine Liebesgeschichte und eine Geschichte der Emanzipation. Da ich über den Flamenco vor der Lektüre eigentlich nicht viel wusste, konnte mich die von der Autorin entworfene Welt in Erstaunen versetzen, und das Vorhandensein von zwei Zeitebenen gefiel mir auch gut. Die Figuren waren liebevoll ausgearbeitet und sie agierten vor dramatischer Kulisse. Stil und Sprache passen gut zur Erzählung und Katarinas Lebensgeschichte ist schillernd und facettenreich. Die eher ängstliche Charlotte wächst während ihrer Reise nach Spanien über sich hinaus, sie fasst wieder neuen Mut. Charlotte folgt dem Beispiel ihrer Großmutter. Sie steht endlich zu ihrer wahren Leidenschaft! Was es mit dem geheimnisumwitterten Bild auf sich hat, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Ihr müsst den Roman selbst lesen!


Fazit:
„Die spanische Tänzerin“ ist ein schöner Schmöker, der vor allem Frauen begeistern wird. Eine interessante Handlung wird mit tollen Figuren kombiniert. Genau das richtige Lesefutter für trübe Herbsttage!

Veröffentlicht am 14.09.2017

Hinter jeder Tür lauert das Grauen

Palast der Finsternis
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Stefan Bachmann konnte bereits mit seinem Erstling „Die Seltsamen“ einen Überraschungserfolg landen. Der in den USA geborene Schriftsteller ist mittlerweile wieder im Land seiner Vorfahren angekommen ...


Stefan Bachmann konnte bereits mit seinem Erstling „Die Seltsamen“ einen Überraschungserfolg landen. Der in den USA geborene Schriftsteller ist mittlerweile wieder im Land seiner Vorfahren angekommen und lebt in der Schweiz. Für mich war klar, dass ich „Palast der Finsternis“ lesen möchte, auch das Fantasygenre mag ich gern.

Worum geht’s in „Palast der Finsternis“?

Der Autor operiert mit zwei Zeitebenen - 1789, Frankreich, Revolution, terreur, und einer Adelsfamilie, die dem Untergang geweiht ist. Protagonistin Aurélie steht im Mittelpunkt.
Dann gibt es noch die Gegenwarts - Ebene mit Protagonistin Anouk. Mit vier anderen ist die verstockte Anouk nach Frankreich gekommen, um einen verschütteten Palast aus der Periode der Französischen Revolution zu erforschen. Da habe ich mich bereits gewundert, wieso ausgerechnet mehr oder weniger fachfremde Teenies mit der Aufgabe betraut wurden, und nicht versierte Archäologen und Historiker, so wie auch eine Figur aus dem Buch. Auf Betreiben eines Wissenschaftlers machen sich Anouk und die anderen Jugendlichen also ans Werk: Der unterirdische Palast, den ein französischer Aristokrat einst als Schutz vor den Revolutionswirren erbaute, will schließlich erforscht werden.
Doch schon bald wird den Teenagern klar, dass ein falsches Spiel mit ihnen gespielt wird, denn hinter jeder verschlossenen Tür lauert das Grauen und es ist unklar, ob es aus der Ruine ein Entkommen geben wird …

Stefan Bachmann erzählt eine spannende Fantasygeschichte mit Horrorelementen, die mir sehr gut gefallen hat, denn ich finde es innovativ, die Französische Revolution zum Ausgangspunkt eines modernen Fantasyromans zu machen. So wird Jugendlichen wenigstens in Ansätzen ein Stück Geschichte nahegebracht. Bachmann hat wirklich eine eigene Idee umgesetzt, und dies im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch. Er hat nicht den x- ten Abklatsch geschrieben. Keine Dystopie, die auf einer japanischen Vorlage basiert. Keine Vampirschmonzette, sondern einen gut durchdachten Roman. Seine Figuren hat der Autor liebevoll und facettenreich ausgearbeitet, dies ist aber nicht zu Lasten des plots geschehen, der durchweg spannend und auch gruselig ist. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und ich fand es schade, als ich es ausgelesen hatte. Zu Beginn der Lektüre habe ich jedenfalls nicht mit den kommenden Ereignissen gerechnet, auch wenn der Kniff „Hinter verschlossenen Türen lauert das Grauen“ in der Literaturgeschichte und insbesondere im Horrorgenre eigentlich nichts Neues ist. Bachmann ordnet seine Erzählelemente aber zu einem stimmigen Ganzen an und erschafft mit „Palast der Finsternis“ eine tolle Lektüre nicht nur für Genrefans. Ich finde auch, dass „Palast der Finsternis“ trotz des jugendlichen Alters der Protagonisten unter dem Label All – Age – Fantasy laufen kann. Man muss betonen, dass der Autor handwerklich vielen anderen Autoren überlegen ist. Die französischen Einsprengsel platziert er korrekt und fehlerfrei. Und erst die Beschreibungen! Präzise, liebevoll, blumig, poetisch, aber nie kitschig. Perfekt evoziert er die Atmosphäre des 18. Jahrhunderts in Frankreich, obwohl er buchstäblich seine Geschichte auf engstem Raum erzählt. Einfach nur klug! Und am Ende führt er alle Erzählfäden zusammen. Die Protagonisten durchlaufen eine Entwicklung: Die traurige Anouk entdeckt die heilende Kraft der Freundschaft.

Fazit:

Stefan Bachmanns Roman hat mich super unterhalten und mir viele fesselnde Lesestunden beschert. Besonders gut gefielen mir Stil und Sprache, vor allem der historische Teil. Außerdem fand ich die Geschichte durchweg spannend. Ich vergebe für „Palast der Finsternis“ 5 von insgesamt fünf möglichen Sternen und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 11.09.2017

Abgründe tun sich auf

Tausend kleine Lügen
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„Tausend kleine Lügen“ von Liane Moriarty hat mich super unterhalten. Ein hintergründiger Roman, mit einem tollen plot und fein gezeichneten Figuren. Die Handlung ist temporeich und es mangelt nicht an ...

„Tausend kleine Lügen“ von Liane Moriarty hat mich super unterhalten. Ein hintergründiger Roman, mit einem tollen plot und fein gezeichneten Figuren. Die Handlung ist temporeich und es mangelt nicht an Wendungen. Handwerklich also top gemacht. Stil und Sprache konnten mich also überzeugen.

Doch wovon handelt die Geschichte?

- Jane ist ein Neuzugang im pittoresken Küstenstädtchen Pirriwee, Australien. Im Schlepptau: Ihr Sohn Ziggy. Eigentlich tut Jane alles, um endlich die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen.

- Pirriwee scheint eine gute Wahl gewesen zu sein, denn Jane gelingt es, sich zu integrieren, und sie findet in Madeline und Celeste neue Freundinnen. Doch das Idyll trügt: Bei einem Schulfest kommt ein Mann zu Tode, und nicht alle glauben, dass es wirklich ein Unfall war.

- Nichts ist, wie es scheint. Ränkespiele,
Unwahrheiten und dunkle Geheimnisse legen sich wie Schatten auf das Leben der Freundinnen. Janes Sohn Ziggy wird bezichtigt, andere Schüler zu triezen, und damit nimmt das Drama seinen Lauf…


Moriarty präsentiert mit „Tausend kleine Lügen“ einen Roman, der das Absurde im Alltäglichen porträtiert. Die Autorin arbeitet mit Übertreibungen und Überspitzungen, blickt hinter die gutbürgerliche Fassade ihrer Figuren. Abgründe tun sich auf, das Leben in der Küstenstadt hat auch seine Schattenseiten. Das Ganze regte mich zum Nachdenken an, aber es war zum Glück nie deprimierend. Vielleicht ist der Roman auch ein Kommentar zum Zeitgeist. Auf den ersten Blick wirken die Protagonistinnen wie Typen, aber es verbirgt sich mehr hinter der Fassade. Madeline nimmt kein Blatt vor den Mund, sie tritt für ihre Überzeugungen ein. Celeste ist wunderschön, sie hat sich einen scheinbar tollen Mann geangelt. Viele in der Stadt beneiden sie heimlich. Die alleinerziehende Jane ist zurückhaltend und ruhig.
Die drei Frauen sind ganz unterschiedlich.

Schlachtfeld Kleinstadt: Moriarty hat ihren Roman klug geplottet und sie konnte mich mit ihrer story fesseln.
Schwarzhumorig, böse und vor allem überraschend: Das ist „Tausend kleine Lügen“.
Kein Wunder, dass der amerikanische Sender HBO bereits eine Serienfassung produziert hat, mit Nicole Kidman, Reese Witherspoon und Shailene Woodley in den Hauptrollen.

Die literarische Vorlage ist einfach zu gut!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 10.09.2017

4,5 Sterne

Totenstarre
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Patricia Cornwell schickt Kay Scarpetta mit „Totenstarre“ nun schon zum 24. Mal ins Rennen.

Worum geht’s?

Die Forensikerin muss ein Rendezvous mit ihrem Mann, einem FBI – Agenten verlassen, als ihre ...

Patricia Cornwell schickt Kay Scarpetta mit „Totenstarre“ nun schon zum 24. Mal ins Rennen.

Worum geht’s?

Die Forensikerin muss ein Rendezvous mit ihrem Mann, einem FBI – Agenten verlassen, als ihre Expertise gefragt wird. Beziehungsarbeit hin oder her, der Job geht vor (Man kennt das als Liebhaber der Reihe.) . Eine Radfahrerin ist am helllichten Tag vom Blitz getroffen worden. Nur – wie kann das sein, bei guten Witterungsverhältnissen? Ein Blitz aus buchstäblich heiterem Himmel?

Außerdem schlägt sich Scarpetta mit den verstörenden Nachrichten eines Stalkers herum. Auch der Leichenfund ist eigentlich eine perfide Botschaft an die Wissenschaftlerin. (Dieses Erzählelement ist im Thrillergenre überhaupt nicht neu; trotzdem gelingt es der Buchautorin, diesen eigentlich überstrapazierten Kniff geschickt zu variiieren.). Im Laufe ihrer Tätigkeit hat sich die Expertin leider viele Feinde gemacht. Den Anfang nimmt die Geschichte im neuenglischen Universitätsmilieu. Ich liebe das Bostoner setting einfach, genauso wie Cornwells präzise Figurenzeichnung. Scarpetta ist eine Protagonistin mit Ecken und Kanten, sie ist mit einem messerscharfen Verstand gesegnet und nicht jedermanns Liebling. Das Konkurrenzgerangel, persönliche Animositäten und die Intrigen am Arbeitsplatz beschreibt die Autorin sehr gut, zumal Kay in eine Männerdomäne vorgestoßen ist. Die Handlung und die Geschichte entwirft Cornwell indes eher gemächlich, richtig rasant wird es eigentlich erst im letzten Drittel des Thrillers. Man sollte also keinen Spannungskracher nach Art eines Sebastian Fitzek erwarten. Dafür kratzt Cornwell aber auch nicht so an der bloßen Oberfläche.

Patricia Cornwell lässt sich für den Entwurf der Geschichte, die sich in das Gesamtkonzept einer Krimireihe einfügen muss, Zeit. Daher könnte man beim Lesen Längen im plot feststellen, dies hat aber auch etwas mit der eigenen Leseerwartung zu tun. In der Gesamtschau fügt sich „Totenstarre“ wie gesagt gut in die Thrillerserie ein. Ein solches Buch schreibt man als Autor sicherlich anders als ein stand – alone. Cornwell räumt zwischenmenschlichen Aspekten in diesem Band mehr Raum ein als in den vorangegangenen, die Ereignisse fügen sich, wie bereits erwähnt, in die Reihe ein. Daher ist es fraglich, ob man „Totenstarre“ als Einstieg in das Scarpetta – Universum nutzen sollte. Doch zurück zum Roman – ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die Lektüre trotz kleiner Längen genossen. Als Fan der Reihe bin ich nicht enttäuscht worden. Patricia Cornwell hat es geschafft, mich „bei der Stange zu halten“, anders als etwa Elizabeth George, deren Reihe rund um einen adeligen Ermittler und seine working class Kollegin leider mit jedem Fall schlechter wurde, imho.

Fazit:

Für Scarpetta – Fans ist „Totenstarre“ ein Muss. Ich fand den Roman klug komponiert und lesenswert.

Daher vergebe ich für Teil 24 der Reihe 4,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen!

Veröffentlicht am 30.08.2017

Krimileckerbissen vor historischem Hintergrund

Ein angesehener Mann
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Anmerkung vorab: Ich habe den Roman im Original gelesen und beziehe mich hier auf die englische Ausgabe.


Abir Mukherjee hat mit „A Rising Man“ einen historischen Kriminalroman ganz nach meinem Geschmack ...

Anmerkung vorab: Ich habe den Roman im Original gelesen und beziehe mich hier auf die englische Ausgabe.


Abir Mukherjee hat mit „A Rising Man“ einen historischen Kriminalroman ganz nach meinem Geschmack vorgelegt. Die Kriminalgeschichte vor südasiatischem Hintergrund kommt zum Glück völlig ohne Histokitsch und Verklärung der Kolonialzeit aus.

Wir schreiben das Jahr 1919. Der Erste Weltkrieg ist bereits zu Ende, aber für Captain Sam Wyndham ist er ein mehr als prägendes Ereignis, denn er war 1918 im Krieg verwundet worden. Zurück im Empire erfuhr er vom Tod seiner Frau. Traurig und traumatisiert macht sich Wyndham auf nach Kalkutta, da er von Commissioner Taggart nach Indien, welches von der Korruption arg gebeutelt wird, berufen wird. Wyndham ermittelt in einem Mordfall, der in Bengalen weite Kreise zu ziehen scheint. Ein hochrangiger Beamter des Britischen Weltreiches wird tot in der Nähe eines Freudenhauses aufgefunden. In seinem Mund steckt ein Zettel, der den britischen Usurpatoren den Rückzug nahelegt Doch schnell werden Wyndham und sein Team, bestehend aus Sub – Inspector John Digby und Sergeant „Surrender – Not“ Banerjee, vom Fall abgezogen und vom Militärgeheimdienst ersetzt. Das Trio soll den Überfall auf einen Zug aufklären, und eine heiße Spur führt rasch zu einem indischen Volkshelden und Revolutionär…

Mit „A Rising Man“ lässt der Autor Geschichte lebendig werden. Man hat als Leser das Gefühl, mittendrin zu sein, beim Lesen spürt man förmlich die Hitze des indischen Subkontinents.

Die britische Kolonialherrschaft, den Rassismus der Briten und die ungleichen Größenverhältnisse arbeitet Mukherjee gut heraus: Zwar sind die Besatzer zahlenmäßig in der Minderheit, dies hindert sie jedoch nicht daran, die indigene Bevölkerung zu terrorisieren. Perfides Albion?

Die historischen Fakten stellt Mukherjee korrekt dar. Dabei bleibt aber nicht die Spannung auf der Strecke; auch mangelt es nicht an erzählerischer Raffinesse. Aufgelockert wird die Geschichte durch einen feinen Humor. Die Lektüre hat mir großen Spaß gemacht, denn die Erzählung wird nie langweilig und kann mit unerwarteten Wendungen und einem überraschenden Ende punkten.

Die Figuren sind perfekt ausgearbeitet, das indische setting ist natürlich ein Schmankerl. Auch das code – switching fand ich so klasse, dass ich die nicht – englischen Begriffe gleich nachgeschlagen habe ?. Man muss betonen, dass „A Rising Man“ ein mehr als ordentliches Debut ist. Es ist zugleich der Auftaktband einer Reihe, die ich mit Sicherheit lesen werde.

Selten habe ich eine Lektüre so genossen, daher vergebe ich die volle Punktzahl und ich spreche für das englische Original eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.