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kerstin_aus_obernbeck

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Veröffentlicht am 24.03.2024

ein großartiges Buch über eine bemerkenswerte Frau

Das verborgene Genie
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Das verborgene Genie / Marie Benedict

Mit ihrer Entdeckung hat Rosalind Franklin die Welt verändert.
Doch drei Männer bekamen dafür den Nobelpreis.

Februar 1947
Die 26jährige Rosalind Franklin zieht ...

Das verborgene Genie / Marie Benedict

Mit ihrer Entdeckung hat Rosalind Franklin die Welt verändert.
Doch drei Männer bekamen dafür den Nobelpreis.

Februar 1947
Die 26jährige Rosalind Franklin zieht von ihrer Heimatstadt London nach Paris, um dort eine Forschungsstelle im Laborataire Central des Services Chimiques anzutreten.
Sehr schnell fühlt sie sich heimisch, kommt gut mit dem Team im Labor klar, wird zu einer Spezialistin der Röntgenkristallograhpie und erzielt Erfolge auf ihrem Forschungsgebiet. Dadurch gewinnt sie nicht nur beruflich das Interesse ihres Vorgesetzten Jacques Mering. Die Romanze hat jedoch keine Zukunft, um der Situation zu entkommen, entschließt sich Rosalind, nach London zurückzugehen.

Dort tritt sie im Januar 1951 eine Stelle am King’s College an. Von ihrem Vorgesetzten Prof. Randall erhält sie die Aufgabe, die molekulare Struktur der DNA aufzuzeigen. Die Suche nach dem Geheimnis des Lebens ist ein hart umkämpfter Forschungsbereich.

Rosalind Franklin und ihr Assistenten Raymond Gosling forschen intensiv und gewinnen wichtige Erkenntnisse, jedoch gibt es mit Maurice Wilkins einen Widersacher in den eigenen Reihen.
Dieser steht darüber hinaus in engem Kontakt zu James Watson und Francis Crick der Universität Cambridge. Diese forschen ebenfalls auf dem Gebiet der DNA und verfügen immer wieder über Erkenntnisse, die nicht auf eigener Forschung basieren können.

Wilkins lässt nichts unversucht, Rosalind das Leben am King’s College schwerzumachen und sich ihre Forschung zu eigen zu machen. Dieses Arbeitsumfeld entspricht nicht Rosalinds Vorstellungen, im Frühjahr 1952 nimmt sie ein Angebot an, ab 1953 am Birkbeck Colleges zu forschen.

Die letzten Monate werden nun zu einem Wettlauf. Wird es ihr gelingen, als erste die DNA zu entschlüsseln und wissenschaftlich zu belegen? Oder hat das Team aus Cambridge die Nase vorn, sei es mit eigenen oder überlassenen Erkenntnissen?

„Das verborgene Genie“ ist ein fiktiver Roman, die Geschichte ist jedoch nicht frei erfunden.
Mit der Forschung am King’s College hat Rosalind Franklin eine wichtige Grundlage geschaffen, ohne die es James Watson und Francis Crick nicht gelungen wäre, die DNA-Struktur zu entdecken. 1962 erhielten Watson, Crick und Wilkins den Nobelpreis „für die Entdeckung der Molekularstruktur der Nukleinsäuren und ihre Bedeutung für die Weitergabe von Information in Lebewesen“. James Watson hat 1968 in seinem Buch „The Double Helix“ eingeräumt, dass er und Crick sich ohne Franklins Zustimmung, Zugang zu ihren Daten verschafft haben.

Mich hat das Buch fasziniert. Gut, Naturwissenschaften waren zu Schulzeiten nicht unbedingt meine Kernkompetenz, aber den wissenschaftlichen Schilderungen habe ich folgen können, sie sind verständlich beschrieben.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht eine Frau, die für die Wissenschaft lebt, dafür die Erwartungen der Familie missachtet, das eigene Glück zurückstellt und sich einen Platz in einer von Männern dominierten Welt erarbeiten möchte – und dabei immer wieder Vorbehalten begegnet, grobe Unhöflichkeit erlebt und es absolut nicht einfach hat.
Das Platzhirschgehabe von Maurice Wilkins war mitunter nicht einfach zu ertragen, umso mehr habe ich mich über jede Unterstützung gefreut, die Rosalind bekommen hat.

Marie Benedict gliedert das Buch in drei Abschnitte. Teil 1 sind die Jahre in Paris, Teil 2 beschäftigt sich mit der Zeit am King’s College und Teil 3 mit der Forschung am Birkbeck College – und schließlich auch mit dem Tod von Wissenschaftlerin.

Es gelingt der Autorin hervorragend, Rosalind Franklins Leidenschaft für die Wissenschaft, ihren Wunsch nach Wissen und belegbaren Forschungsergebnissen zu vermitteln, sowie von einer reisefreudigen, geselligen und klugen Frau voller Energie zu erzählen. Das Ende von Teil 3 hat mich sehr berührt.

Marie Benedict erzählt spannend und sehr lesenswert aus dem Leben einer klugen und mutigen Frau.
Ein wunderbares Buch über eine besondere Frau.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

eine wunderbare Geschichte

Mühlensommer
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With your feet on the air
And your head on the ground
(Pixies - Where is my mind?)

Eines meiner Lieblingslieder. Sei es die Originalversion der Pixies oder das Cover von Placebo. Ein Buch MUSS einfach ...

With your feet on the air
And your head on the ground
(Pixies - Where is my mind?)

Eines meiner Lieblingslieder. Sei es die Originalversion der Pixies oder das Cover von Placebo. Ein Buch MUSS einfach gut sein, wenn sich ein Lieblingsliedtextstück auf den ersten Seiten befindet.
Ich warte ausnahmsweise nicht bis zum Ende des Beitrages mit dem Fazit:
absolute Leseempfehlung, #herzensbuch, eine wunderbare Geschichte!

Maria ist mit ihren Töchtern auf dem Weg in ein verlängertes Wochenende, als sie die Nachricht erhält, dass ihr Vater im Krankenhaus ist und sie nach Hause auf den Birkenhof kommen muss, um ihre Mutter zu unterstützen. Sie macht sich auf den Weg in das mittelfränkische Blumfeld, dem Dorf, aus dem sie einst unmittelbar nach dem Abitur weggezogen, beinahe geflohen war:

„Sobald ich mit der Schule fertig war, packte ich meine Sachen und verließ die Mühle, meine Familie und Heimat, ohne mich auch nur einmal umzudrehen. Ich wollte in einer Straße wohnen, in der es keinen einzigen Baum gab. (S.32)

In Abwesenheit des Vaters kann ihre Mutter den über 500 Jahre alten Hof nebst Mühle nicht allein bewirtschaften und die an Demenz erkrankte Großmutter betreuen. Auf dem Hof leben neben den Eltern und der Oma Marias älterer Bruder Thomas mit seiner Frau Christiane, sie befinden sich jedoch im Urlaub.

Geht es zunächst nur darum, der Mutter zu helfen, wird die Rückkehr zur Birkenmühle für Maria schnell zu einer Reise in die Vergangenheit. Sie erkennt, dass sie gern auf dem Hof ist und hinterfragt ihre damalige Flucht. Mit der Rückkehr des Bruders reißen jedoch alte Wunden wieder auf. Die Fortführung des Hofes wurde nie richtig geklärt, das Verhältnis zu der Schwägerin ist schwierig. Wann haben sie sich die Geschwister auseinandergelebt, die als Kinder unzertrennlich waren?
Findet die Familie wieder zusammen?

Martin Bogdahn erzählt mit viel Herz & Humor die Geschichte einer Familie; sie erzählt von Träumen & Hoffnungen, Erwartungen & Enttäuschungen, Verständnis & Akzeptanz.

Die aus Marias Landflucht resultierenden Konflikte in der Familie, die Distanz zu ihrem Bruder sind gut nachvollziehbar.

„Alles, was mich in meinen Augen ausmacht, ist in seinen nichts wert.“ (S.220)

Die Lebenswege sind zu verschieden.
Maria, die sich in der Stadt ein Leben aufgebaut hat, ihren Weg gegangen ist.
Der Bruder, der eigene Pläne verworfen, den Hof übernommen und damit elterliche Erwartungen erfüllt hat.
Was für Maria gelegentlich romantische Wochenendausflüge in das Heimatdorf sind, bedeutet für den Rest der Familie Alltag und viel Arbeit.

Mittels Rückblenden in die Kindheit erzählt die Autorin die Geschichte von Maria. Es ist eine berührende Geschichte über das Ankommen.

„Mama nimmt meine Hand. … „Ist es nicht so, Maria, dass man im Leben oft nicht weiß, wo es hingeht?“ Ich nicke, drücke ihre Hand. „Aber ich weiß genau, wo ich herkomme.“ Dabei lege ich meinen Kopf an ihre Schulter und so bleiben wir einfach sitzen. Für eine halbe Ewigkeit.“ (S.225)

Ein wunderbares, absolut lesenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Ein Geschichte, die nachdenklich macht und mich absolut begeistert hat!

Wir werden jung sein
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Sommer 2024
Für den 16-jährigen Jakob, der aufgrund einer angeborenen Krankheit schon immer nur dabei statt mittendrin war, beginnt eine neue Zeit, denn Marie beginnt sich für ihn zu interessieren.
Wenger ...

Sommer 2024
Für den 16-jährigen Jakob, der aufgrund einer angeborenen Krankheit schon immer nur dabei statt mittendrin war, beginnt eine neue Zeit, denn Marie beginnt sich für ihn zu interessieren.
Wenger zieht auf seinem 80. Geburtstag ebenfalls Interesse auf sich, und zwar das seiner Familie, als er ihnen mitteilt, dass bei ihm eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wurde und seine Tage gezählt sind.
Anders geht es den jungen Frauen Jenny, die nach unzähligen Versuchen und Behandlungen nun doch endlich schwanger wird und der ehemaligen Leistungsschwimmerin Verena, die mit Mitte 30 bei einem Show-Wettkampf plötzlich einen neuen Rekord aufstellt.

Sie alle sind Probanden einer Studie für ein Herzmedikament von Professor Martin Mosländer an der Charité.

Der Rekord einer ehemaligen Olympionikin sorgt für Unruhe. Es gilt den Verdacht des Dopings zu entkräften und so werden zahlreiche Untersuchungen vorgenommen. Diese ergeben, dass das Medikament der Studie als Nebenwirkung eine Verjüngung zur Folge hat. Und diese Verjüngung ist nicht nur bei Verena festzustellen, auch Jakob, Wenger und Jenny sind durch das Medikament biologisch um acht Jahre jünger geworden.

Es ist der Beginn vieler Diskussionen, der Austausch unterschiedlichster Meinungen und das Aufeinandertreffen gegensätzlicher Interessensgruppen, als die Öffentlichkeit von dem Medikament zur Verjüngung erfährt.

„Ich meine, es ist vermutlich eine der komplextesten Fragen, die es gibt. Das ewige Leben!“ (S. 214)

Jung, leistungsfähig und quasi alterslos zu sein, wird oft als erstrebenswertes Ziel vermittelt und ein Medikament, dass dies ermöglicht, scheint zum Greifen nah.
Aber welche Konsequenzen hat es, wenn niemand mehr stirbt?

Was bedeutet es für die Gesellschaft, die Umwelt, wenn das Alter selbst bestimmt werden kann?

„Mit anderen Worten: Wenn wir keinen tödlichen Unfall haben, nicht ermordet werden oder uns selbst umbringen, werden wir ewig leben.“ (S. 105)

Und wer sollte darüber entscheiden, ob so ein Medikament verfügbar sein darf?
Die Politik, Glaubensgemeinschaften, Ethikkommissionen, Lobbyisten?
Wer gewinnt und wer verliert – und was ist mit den Menschen, die keinen Zugriff auf das ewige Leben haben?

„Na, …, dass man sein Alter kaufen kann, dass alles zur Ware wird.“ (S. 120)

Maxim Leo stellt alle diese Fragen und noch viele mehr. Er beschreibt eindringlich und nachvollziehbar, welche Auswirkungen es haben könnte, wenn jeder Mensch sein Alter selbst bestimmen kann. Das Buch ist mich fachlicher Unterstützung aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen entstanden. Die medizinischen Prozesse, die beschrieben werden, verwirren nicht, sondern lesen sich sehr schlüssig.

Mir haben die Protagonist*innen gut gefallen. Jede einzelne Geschichte scheint aus dem Leben zu sein, die Charaktere sind gut beschrieben, ihr Handeln erklärbar – und Maxim Leo gelingt es vortrefflich, am Ende des Buches für jede Schlüsselfigur eine passende Situation zu schaffen.

„Was meinst du“, fragte Verena, „wovon träumen die meisten Menschen?“ (S. 268)

Maxim Leo hat eine großartige, gut lesbare und kluge Geschichte geschrieben, die mich begeistert und nachdenklich gemacht hat.

Ganz große Leseempfehlung!


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Veröffentlicht am 18.02.2024

Ein Buch für unbeschwerte Lesestunden

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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Frühling lässt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte


Der erste Teil der Season Sisters-Reihe erzählt von Spring. Als Kind lebt sie zusammen mit ihren Schwestern auf dem Bio-Bauernhof ihrer ...

Frühling lässt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte


Der erste Teil der Season Sisters-Reihe erzählt von Spring. Als Kind lebt sie zusammen mit ihren Schwestern auf dem Bio-Bauernhof ihrer Eltern in Wales. Die Kinder wachsen in schwierigen Verhältnissen auf, so dass Spring beizeiten nach London abhaut. Sie schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, leider klappt’s nicht ganz mit dem legalen Leben und sie wird zu Sozialstunden verdonnert.
Diese muss sie bei Sophia Fowler ableisten, einer älteren Dame, die ungewollt von einst prachtvollen in nun recht prekäre Lebensumstände gekommen ist.

Die Beiden freunden sich an und es stellt sich heraus, dass Sophia und Spring aus demselben walisischen Dorf kommen – und beide es nicht freiwillig verlassen haben. Um Licht in die Schatten der Vergangenheit zu bringen, machen sie sich auf den Weg nach Wales.
Ihr erster Besuch auf Daffodil Castle, Sophias ursprünglichem Zuhause, endet unerfreulich, sie werden von Sophias Sohn und seiner Frau herausgeworden. Aber sie begegnen Ethan, der nicht wusste, dass er eine Großmutter hat, sich aber gut an Spring, seine erste große Liebe erinnern kann. Ethan widersetzt sich seinen Eltern, gemeinsam mit Spring will er herausfinden, was zu dem Bruch zwischen Mutter und Sohn geführt hat und welches dunkle Geheimnis auf der Familie liegt.

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land

Süß ist der Roman von Anna Helford auf jeden Fall, ein netter Roman über die Irrungen und Wirrungen des Lebens und der Liebe.

Die Geschichte von Sophias Familie führt auf die Isle of Wight in das Jahr 1869. Die Autorin hat diese Rückblenden gut in die Erzählung eingebunden und die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist nachvollziehbar.
Mit viel Idealismus erzählt Anna Helford eine Geschichte, die flott lesbar ist und leichte Unterhaltung bietet, mitunter jedoch durch irritierende Verhaltensweisen der Charaktere irritiert. Es wurde oft und zu jeder sich bietenden Gelegenheit hart die Luft eingesogen, was irgendwann etwas nervig ist. Scheint eine Art Volkssport bei walisischen Frauen zu sein und ich hoffe, im 2. Teil setzt sich das nicht fort.

Ein Buch für nette Lesestunden.



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Veröffentlicht am 26.12.2023

eine genial schräge Geschichte

Klabauternächte
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27. November (okay, im Buch ein Samstag, aber das geht nun mal nicht immer):
Nico (28) nimmt uns mit in sein Leben. Den Kontakt zu seinen Eltern hat er auf Eis gelegt, sein auf Leistung fixierter Vater ...

27. November (okay, im Buch ein Samstag, aber das geht nun mal nicht immer):
Nico (28) nimmt uns mit in sein Leben. Den Kontakt zu seinen Eltern hat er auf Eis gelegt, sein auf Leistung fixierter Vater kommt mit dem eher chilligen Leben seines Sohnes nicht klar, seine Mutter bedauert, bemüht und betäubt die Situation und hat sich mit ihrem Dasein arrangiert.

„Ich habe mich ausgeklinkt aus dem gesellschaftlichen Weltbild und dessen Sichtweisen, wie etwas sein sollte und wie man zu leben hat. Wenn man nicht akzeptiert wird, wie man ist, dann eben nicht.“ (S. 8)

Nun lebt Nico irgendwo in einer netten Dachwohnung und verdient seinen Lebensunterhalt mit Grafikkram und Mediengedöns. Wenn er damit nicht beschäftigt ist, zieht es ihn zum KCK, dem Kulturcafé Klabautermann. Inhaber Eddy, die Bedienung Dani und Zapfer Floyd sind Freunde und Ersatzfamilie (im Fall von Dani vielleicht auch ein bisschen mehr).

Eigentlich ist alles okay, wobei … auch wenn Nico es noch nicht so 100% zugeben will, ist das mit der familiären Situation für ihn nur so halboptimal; zurückliegender und gegenwärtiger Substanzenkonsum in fester und/oder flüssiger Art sind auch nicht völlig spurlos an ihm vorübergezogen – und genau in diesem Moment erhält er einen anonymen Brief, mit einem Hinweis auf seine Vergangenheit.

Zunächst glaubt Nico an einen Scherz, aber Floyd, ebenfalls kein Kostverächter für allerlei Bewusstseinserweiterungssubstanzen, bekommt ebenfalls Post. Kurz danach begegnen ihnen eine Frau mit Beehive-Frisur, ein Typ mit Kavalleriehut und ein anderer mit Lederjacke und in Nicos leerstehende Nachbarwohnung zieht ein Typ mit strähnigen Haaren und Strickjacke ein. Die Vier haben eine Mission und das Leben von Nico Rawencke wird weird und spooky.
Er muss sich den Geistern der Vergangenheit stellen, um die Geister der Gegenwart loszuwerden.

Die Geschichte hat mich begeistert. In dem überschaubaren Zeitraum vom 27.11. bis 23.12. passiert eine Menge im Leben vom Nico und seinem Umfeld und die knapp 200 Seiten lesen sich ruckzuck.
Dirk Karl beschreibt die Charaktere fabelhaft - und auch wenn der Lebenswandel von Floyd sicher fragwürdig ist, ist mir dieser Freak doch irgendwie sympathisch. Ich liebe die Stelle, in der er in der Nacht bei Nico anruft, weil er sich auf eine freie Wohnung in der Lindenstraße bewerben will.
Aber das Buch erzählt nicht nur lirumlarum von ein paar Tagen einer leicht gestrandeten, von der Vergangenheit heimgesuchten Seele, es ist ein Buch über Freundschaft und eine Geschichte mit Aussagen, die ich absolut teile.

„Urteile nie über jemanden, deren oder dessen Geschichte du nicht kennst.“ (S. 183)

Musik ist für mich ein großes Thema. Davon hat das Buch eine ganze Menge.
Und Popkultur, von einem aus der Kanalisation grinsenden Clown über die Allwissende Müllhalde bis hin zu Bewohnern aus Springfield. Ich mag diese vielen kleinen Hinweise.

„Klabauternächte“ ist weird, speziell und anders im allerbesten Sinne. Ein tolles Buch und absolut lesenswert, wenn man etwas abgedreht und schräg man.

Große Leseempfehlung!

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