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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2022

Zimmer 128

Das Glück auf der letzten Seite
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Cathy Bonidans “Das Glück auf der letzten Seite“ (Originaltitel „Chambre 128“ ) ist ein Briefroman, in dem es um ein lange verschollenes und wiedergefundenes Manuskript geht. Anne-Lise macht einige Tage ...

Cathy Bonidans “Das Glück auf der letzten Seite“ (Originaltitel „Chambre 128“ ) ist ein Briefroman, in dem es um ein lange verschollenes und wiedergefundenes Manuskript geht. Anne-Lise macht einige Tage Urlaub in der Bretagne und findet im Nachtisch von Zimmer 128 im Hotel Beau Rivage ein altes Manuskript und irgendwo zwischen den Seiten eine Adresse. Sie nimmt Kontakt zu dem unbekannten Sylvestre auf und schickt ihm den Text, der ihr sehr gut gefällt. Ihr ist allerdings aufgefallen, dass jemand anderes den Schluss geschrieben hat. Schrift und Stil sind völlig anders. Anne-Lise, Sylvestre und eine wachsende Zahl von Personen versuchen nun herauszufinden, durch welche Hände das Manuskript gegangen ist, das der Autor vor etwa 30 Jahren bei einem Flug nach Montreal verloren hat. Auch Sylvestre will unbedingt herausfinden, wer den Schluss verfasst hat. Die Menschen, die irgendwann Kontakt mit dem Manuskript hatten, korrespondieren miteinander, begegnen sich zum Teil, und es entstehen Freundschaften und sogar Liebesbeziehungen. Es kommen intime Details aus der Vergangenheit ans Licht, und am Ende ist das Geheimnis um das rätselhafte Manuskript gelüftet. Das Leben all derer, die mit ihm in Berührung gekommen sind, ist von diesem Moment an verändert. Den Text selbst bekommen wir nicht zu sehen, aber uns wird einmal mehr die magische Kraft von Büchern vor Augen geführt, die Leben grundlegend verändern und verschönern können. Ein sehr schöner Roman, den ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 03.09.2022

Mädchenmorde in Louisiana

Das siebte Mädchen
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Der Schauplatz von Stacy Willinghams Roman "Das siebte Mädchen" sind mehrere Kleinstädte in Louisiana. Chloe Davis, 32, arbeitet als Psychologin in ihrer eigenen Praxis. Sie hat selbst psychische Störungen, ...

Der Schauplatz von Stacy Willinghams Roman "Das siebte Mädchen" sind mehrere Kleinstädte in Louisiana. Chloe Davis, 32, arbeitet als Psychologin in ihrer eigenen Praxis. Sie hat selbst psychische Störungen, seit 20 Jahre zuvor in ihrem Ort sechs junge Mädchen spurlos verschwanden. Sie selbst hat der Polizei damals Beweismaterial übergeben und ihren Vater mit ihren Aussagen belastet. Ihr Vater hat damals die Taten gestanden und sitzt seitdem im Gefängnis. Das war das Ende ihrer Familie. Zu ihrem Vater hatte sie nie mehr Kontakt, und ihre Mutter lebt nach einem Selbstmordversuch im Pflegeheim. Jetzt nähert sich nicht nur ihr Hochzeitstag mit Daniel Briggs, sondern auch der Jahrestag der Tragödie, und genau zu diesem Zeitpunkt verschwinden wieder zwei Mädchen und werden tot aufgefunden. Entweder es gibt einen Nachahmungstäter, oder ein Unschuldiger sitzt im Gefängnis. Chloe leidet noch mehr als sonst unter Albträumen und Angststörungen und versucht herauszufinden, was gerade geschieht und was damals wirklich passiert ist. Sie geht entgegen der ausdrücklichen Anweisung der Polizei verschiedenen Verdachtsmomenten nach und begibt sich dabei in Gefahr, weil der Täter sie offensichtlich genau im Blick hat.
Mir hat der Roman nicht besonders gefallen, vor allem nicht die handlungsarme erste Hälfte. Dann nimmt die Zahl der Handlungsumschwünge zu, aber das reicht nicht aus. Ich hatte mir mehr von dem Buch versprochen.

Veröffentlicht am 12.08.2022

Neues von der Brotbackfront

No-Knead-Brote
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Ich besitze eine Reihe von Brotbackbüchern und habe über die Jahre schon sehr viele Brote gebacken. Das Backbuch „No-Knead-Brote“ von Valesa Schell hat mir gezeigt, dass ich noch immer dazulernen kann. ...

Ich besitze eine Reihe von Brotbackbüchern und habe über die Jahre schon sehr viele Brote gebacken. Das Backbuch „No-Knead-Brote“ von Valesa Schell hat mir gezeigt, dass ich noch immer dazulernen kann. Die ausführlichen, gut verständlichen Erklärungen haben mich genauso überzeugt wie die attraktive Bebilderung. Das Buch enthält über 60 Rezepte für Brot, Brötchen, Herzhaftes und Süßes. Es ist aufgeteilt in verschiedene Rubriken. Unter Wissenswertes erfährt der Hobbybäcker, was No-Knead-Backen bedeutet. In einem weiteren Abschnitt geht es um Backen beim Campen und im Urlaub. Wer hätte gedacht, dass auch da die No-Knead-Methode funktioniert. Empfehlenswert ist der Abschnitt Zutaten und Zubereitungsschritte. Hier werden die einzelnen Schritte nicht nur genau beschrieben, sie sind auch bebildert. Das erleichtert die Arbeit am Teig ungemein. Wer sich bisher nicht getraut hat, Brote mit Sauerteig zu backen, dem lege ich den Abschnitt Ansetzen und Weiterführen von Sauerteig ans Herz. Wer sich genau an die ausführliche Anleitung hält, erhält einen Sauerteig der auch nach Jahren noch verwendet werden kann.

Es gibt nichts Schöneres, als den Backofen zu öffnen und ein duftendes Brot herauszunehmen. Mit der No-Knead-Methode ist Brot backen einfach und mit den wunderbaren Rezepten aus dem Brotbackbuch, gelingen sie auch. Egal ob Brote und Brötchen mit Hefe, mit Sauerteig oder mit Lievito Madre. Ich habe viele Rezepte ausprobiert und werde das Buch noch oft zur Hand nehmen. Ich kann es sowohl fortgeschrittenen Bäckern als auch Anfänger sehr ans Herz legen.

Veröffentlicht am 06.08.2022

Eine fast vergessene Malerin

Susanna
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In seinem neuen Roman erzählt Alex Capus Episoden aus dem Leben der bis vor kurzem fast vergessenen Porträtmalerin Susanna Faesch. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Susanna ...

In seinem neuen Roman erzählt Alex Capus Episoden aus dem Leben der bis vor kurzem fast vergessenen Porträtmalerin Susanna Faesch. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Susanna lebt mit ihrer Familie zunächst in Basel. Nach der Scheidung der Eltern emigriert ihre Mutter Maria mit der kleinen Tochter Susanna in die USA, wo sie später den deutschen Arzt Karl Valentiny heiratet. Valentiny war ein Freund ihres Ex-Mannes Lukas aus der Zeit in der Fremdenlegion und hatte einige Monate bei Familie Faesch Zuflucht gefunden. Die Familie lebt in Brooklyn. Schon als junges Mädchen ist Susanna eine begabte Porträtmalerin und wird viele Jahre von den Einkünften aus der Malerei leben. Später wird die Nachfrage gemalten Porträts wegen der Fortentwicklung der Fotografie nachlassen. Susanna heiratet früh einen Bekannten ihres Stiefvaters. Die kinderlose Ehe scheitert, als Susanna eine Beziehung mit einem anderen Mann eingeht und den Sohn Christopher bekommt. Mutter Maria hilft ihr, den heiß geliebten Enkel Christie aufzuziehen. Christie interessiert sich als Heranwachsender sehr für die Geschichte und Kultur der Ureinwohner. Auf seinen Wunsch reisen Mutter und Sohn in die Reservate im Westen. Es ist die Zeit der Indianerkriege, als die indigenen Stämme durch Massaker dezimiert und die Bisons von den Weißen ausgerottet werden. Susanna und ihr Sohn treffen Sitting Bull, und sie malt ein Porträt, das heute noch in einem Museum zu besichtigen ist. Susanna warnt den Indianerhäuptling vor der drohenden Gefahr durch weiße Soldaten, aber sie wird ihn nicht retten können, wie die Geschichte zeigt, nicht aber der Roman selbst. Dieser endet ziemlich abrupt und berichtet nicht über Susannas Zeit als Aktivistin im Kampf für die Rechte der Ureinwohner.
Der Roman erzählt aus wechselnden Perspektiven Phasen aus Susannas Leben vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund. Dabei kommen Schweizer Brauchtum – der Auftritt des „Wilden Mannes“ in Basel – ebenso zur Sprache wie wichtige Erfindungen der Zeit: die Glühbirne, die Nutzung von Elektrizität und außerdem der sensationelle Bau der Brooklyn Bridge, die Brooklyn mit Manhattan verbindet. Das Buch liest sich nicht schlecht, aber es hat mich nicht wirklich begeistert.

Veröffentlicht am 17.07.2022

Wer hat Poppy entführt und warum?

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
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Der Debütroman der gebürtigen Norwegerin Kristine Getz, die in Colorado lebt, spielt in Oslo. Es geht um den Fall eines kleinen Mädchens, das spurlos aus dem Haus der Großeltern verschwunden ist. Das Besondere ...

Der Debütroman der gebürtigen Norwegerin Kristine Getz, die in Colorado lebt, spielt in Oslo. Es geht um den Fall eines kleinen Mädchens, das spurlos aus dem Haus der Großeltern verschwunden ist. Das Besondere daran ist, dass die niedliche Zweijährige dem ganzen Land bekannt ist, weil ihre Eltern Jens und Lotte Wiig im Netz ihren Lebensunterhalt mit ihr verdienen. Sie haben das Kind durch dessen ständige Präsenz in große Gefahr gebracht. Es könnte also sein, dass ein Pädophiler Poppy entführt hat. Als die Ermittlerin Emer Murphy von diesem Fall hört, setzt sie die nach einem psychischen Zusammenbruch sechs Wochen zuvor verordneten Psychopharmaka ab und beginnt mit den Ermittlungen, obwohl sie viel zu labil ist, um schon wieder zu arbeiten. Es dauert sehr lang, bis Murphy durchschaut, was wirklich passiert ist, denn nichts ist so, wie es scheint, und in der Familie gibt es tiefgreifende Konflikte. Keiner ist hier ehrlich, auch Lotte nicht, die ihrem Mann ihre problematische Vergangenheit bis jetzt verheimlicht hat. Sie wurde nicht nur vergewaltigt, sondern hat auch mit Hilfe ihrer Schwester Alex als Cam-Girl Charlie im Netz perversen Männern ihre Dienste für viel Geld angeboten.
Die aus verschiedenen Perspektiven erzählte Geschichte ist sehr kompliziert und undurchschaubar. Ich habe die Auflösung nicht erraten und fand den Roman sehr spannend und auch sprachlich gelungen. Mir gefiel vor allem, wie die Autorin sich mit der Vermarktung von Kindern in den sozialen Medien auseinandersetzt und die Komplexität von familiären Beziehungen darstellt. Ich werde die Fortsetzung der Emer Murphy-Reihe auf jeden Fall im Auge behalten.