Whispers of Destiny
Whispers of DestinyDas Cover:
Ein düsteres, fast schon bedrückendes Cover, das sofort vermittelt: Es geht um Leben und Tod — und nicht um einfache Entscheidungen. Die Farben und das Design passen perfekt zur Geschichte und ...
Das Cover:
Ein düsteres, fast schon bedrückendes Cover, das sofort vermittelt: Es geht um Leben und Tod — und nicht um einfache Entscheidungen. Die Farben und das Design passen perfekt zur Geschichte und ihrer Schwere.
Meine Meinung:
Die Hauptpersonen sind Blue und Creek und ihre Geschichte zieht mich bis zur letzten Seite mit.
Blue erfährt mit 21, dass ihre Lebenszeit abläuft. In einer Welt, die von Überbevölkerung geprägt ist, gibt es keine natürlichen Schicksalswege mehr. Das „Wann“ wird nicht mehr allein dem Leben überlassen, sondern von einem institutionalisierten System reguliert. Blue bekommt eine Möglichkeit, ihre Zeit zu verlängern, und landet dadurch bei Death Call, wo auch Creek arbeitet.
Was ich während des Lesens sehr stark gemerkt habe: Man weiß lange nicht so richtig, wohin die Geschichte überhaupt steuern will. Soll das System gestürzt werden? Soll Blue lernen, sich einzufügen? Geht es darum, versteckte Missstände aufzudecken? Diese diffuse Richtungslosigkeit gehört irgendwie zur Stimmung des Buchs, hat mich aber gleichzeitig öfter ratlos zurückgelassen. Es bleibt lange offen, welche Art von Geschichte das eigentlich werden will.
Dazu kommt: Anders als es anfangs wirkt, entscheidet nicht Death Call selbst über Leben und Tod. Es gibt Grenzen, Richtlinien, verschiedene Zuständigkeiten, aber vieles davon bleibt schwammig erklärt, als würde das System selbst aus Nebel bestehen. Gerade, wenn man versucht, die Strukturen hinter Death Call zu begreifen, merkt man schnell, dass vieles bewusst unklar gehalten wird. Das passt zwar zum dystopischen Gefühl, wirkt aber manchmal, als hätte man gern etwas mehr Durchblick.
Sehr prägnant fand ich die sogenannten Magenta Moms. Sie bilden eine Art Protestbewegung gegen die Firma des Todes. Sie fungieren als eine Art Leihmütter für die höheren Ränge. Auch hier wird weniger erklärt wie sie datu kommen, nur, dass es nicht immer freiwillig ist. Dieses Konzept ist verstörend, gesellschaftskritisch und bringt eine sehr unangenehme, aber wirkungsvolle Komponente in die Welt. Es macht die moralische Verkommenheit dieses Systems greifbar und zeigt, wie tief das alles schon in die Gesellschaft eingesickert ist.
Blue bleibt dabei eine Figur, die sich mit jeder Information schwertut, weil nichts klar, nichts eindeutig und nichts zuverlässig ist. Genau das macht ihren Weg so roh und emotional. Creek dagegen bleibt die graue Zone, jemand, der zwischen Mitgefühl, Pflicht und Schuld gefangen ist und den inneren Konflikt des gesamten Systems spiegelt.
Die Welt ist bedrückend, dicht und ohne Ausweichmöglichkeiten. Aber sie bleibt auch vage, manchmal absichtlich, manchmal vielleicht ein bisschen zu sehr. Trotzdem entfaltet sie eine starke Wirkung, sowohl emotional als auch moralisch.
Mein Fazit:
Whispers of Destiny ist dystopische Fantasy, die viel wagt und moralisch tief greift. Blue und Creek sind keine typischen Helden, sondern zwei Menschen, die in einem undurchsichtigen, gnadenlosen System überleben müssen. Die Richtung der Handlung bleibt lange unklar, manche Strukturen verschwimmen, aber genau diese Unsicherheit trägt zur Verstörung und Intensität des Romans bei.
Ich vergebe vier Sterne: für die Atmosphäre, die moralischen Fragen, die starke Idee und dafür, dass die Geschichte lange nachhallt, selbst wenn nicht alles klar definiert ist.